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Walking Dead, The – Staffel 1 (USA, 2010)

verfasst am 10.November 2010 von Markus Haage

„Bisse töten einen. Das Fieber verbrennt einen! Aber nach einer Weile... kommt man zurück.“

Oktober 2003: Was eigentlich nur als ein kurzweiliger Graphic-Novel-Horror gedacht war, entpuppte sich rasend schnell zu einer der populärsten Comic-Serien der Geschichte und das obwohl hier keine übernatürlichen Heroen gegen finstere Übeltäter ins Felde zogen. Weder fliegende Superhelden, noch mutierte Wissenschaftler tauchen auf, auch wird die Erde nicht von extraterrestrischen Weltenfressern oder größenwahnsinnigen Industrie-Magnaten bedroht. Im Grunde geht es dem Planeten gut. Vielleicht sogar besser denn je, denn im vorliegenden Comic ist der Erdes größter Feind auf ein Minimum reduziert wurden. Nicht durch die zerstörerische Kraft der Natur oder dem simplen Drücken eines roten Knopfes, sondern durch die lebenden Toten…

(© AMC Network Entertainment LLC.)

Man weiß nicht, wie es passierte. Es kam über Nacht und veränderte die Welt grundlegend. Die Toten erwachen wieder zum Leben und ihr einziger Antrieb ist ihre Gier nach Menschenfleisch. Es dauert nicht lange und die ganze Welt scheint von den lebenden Toten überrannt zu sein. Nur wenige Menschen haben den Terror der Toten überlebt. In kleinen Gruppen versuchen sie sich durchzuschlagen und zu überleben…

Einer von ihnen ist der Hilfssheriff Rick. Nach einer wilden Verfolgungsjagd fiel er aufgrund einer Schussverletzung ins Koma. Als er im Krankenhaus wieder aufwacht, ist nichts mehr so wie es einmal war. Das Hospital ist verlassen und vollkommen verwüstet, draußen türmen sich die Leichenberge und zurückgelassenes Militärequipment. Nur mühsam schleppt er sich nach Hause. Doch seine Familie hat das Haus längst verlassen – so hofft er zumindest. Denn das bedeutet, dass sie noch leben könnten. Auf der Suche nach Überlebenden und Antworten, entscheidet er sich in die nächstgelegene Großstadt zu reiten, doch dies stellt sich sehr schnell als ein ein sehr großer Fehler heraus…

(© AMC Network Entertainment LLC.)
(© AMC Network Entertainment LLC.)

Seit mehr als sieben Jahren wüten die Walking Dead nun über den Planeten. 78 einzelne Ausgaben und 13 Sammelbänder sind bisher erschienen und die Comics finden weiterhin reißenden Absatz. Ursprünglich plante Creator Robert Kirkman nur eine sechsteilige Serie, doch nach dem phänomenalen Anfangserfolg, setzte man die Miniserie fort. Neue Geschichten wurden entwickelt und weitergeführt und dies ist wohl eine der Stärken von „The Walking Dead“. Es gibt keine festen Hauptcharaktere, niemand ist sicher. Es werden unterschiedliche Geschichte über unterschiedliche Personen erzählt, die nur eines gemeinsam haben: sie müssen in den post-apokalyptischen US of undead A überleben. Hierbei werden die Handlungen durch teils sehr klassische Elemente der Horrorliteratur und des modernen Horrorkinos vermischt. Ob abgeschottete Gemeinschaften, kannibalistische Horden oder tyrannische Kleinstadt-Despoten, nicht nur die lebenden Toten stellen eine Gefahr für unsere Hauptcharaktere dar, auch die verbliebenen Menschen und natürlich der Wegfall aller zivilisatorischen Errungenschaften.

(© AMC Network Entertainment LLC.)
(© AMC Network Entertainment LLC.)

Vielleicht ist auch dies der Grund, warum die Comic-Serie so erfolgreich ist und im Jahre 2010 als TV-Serie umgesetzt wurde. „The Walking Dead“ bedient sich kaum reißerischer Elemente. Horror ist hier noch Horror und findet sich meistens im Kleinen wieder. Der Schauplatz der Geschichte ist oftmals nicht die Großstadt, Hort des Verbrechens der modernen Gesellschaft, sondern das Hinterland. Suburbia und Smalltown America. Die Großstädte sind von Zombies überrant. Es wäre glatter Selbstmord diese zu betreten. Die wenigen Überlebenden müssen sich dahin zurückziehen, wo es einst als sicher galt, eben das idyllische Hinterland. Und für dieses idyllischen Hinterland wählte Kirkwood natürlich auch seine Bewohner als Hauptcharaktere aus – Kleinstadtsheriffs, Hausfrauen, Lokalpolitiker. Eben den Mittelstand, das Rückgrat jeder Nation.

(© Image Comics)
(© Image Comics)

Frank Darabont, Regisseur des Pilotfilms, fängt dieses perfekt ein. Er gibt sich keinen exzessiven Gewaltdarstellungen, schnellen Schnitten oder experimentellen Einstellungen hin. Er inszeniert den Pilotfilm gekonnt ruhig und lässt seinen Charakteren Raum für die eigene Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei ihnen. Dies ringt der mittlerweile sehr breitgetretenen Zombie-Thematik erfrischend neue Aspekte ab, obwohl Darabont sich dabei nur auf altehrwürdige erzählerische Stilmittel bezieht. Dies wussten selbst die konservativsten Filmkritiker zu schätzen. „The Walking Dead“ erfreut sich mit Rekord-Einschaltquoten nicht nur beim Publikum größter Beliebtheit, sondern auch bei den Kritikern. So sehr, dass bereits nach der Ausstrahlung der ersten beiden Folgen eine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde.

Darabonts ruhige Erzählweise zieht sich durch die gesamte Serie. Als Creative Consultant ist dies natürlich auch seine wichtigste Aufgabe, denn schließlich soll jede Episode nahtlos an die vorangegangene oder folgende anschließen. Und bei einem solch großen Projekt, lässt es sich kaum vermeiden die Arbeit auf verschiedene Crews zu verteile, auch wenn es letztlich nur sechs Episoden sind, eben eine Mini-Serie. AMC scheute aber keinerlei Kosten und Mühen, um das Projekt in der angemessenen Qualität umzusetzen. Für den Cast setzte man auf etablierte Charakterdarsteller. Viele Nebenhandlungen werden von bekannten Mimen wie etwa Michael Rooker, Norman Reedus, Laurie Holden oder Lennie James getragen. Größtes Highlight stellen aber natürlich die lebenden Toten dar. Hier braucht es zwar keine Charaktermimen, um diese zu porträtieren, aber deren rein visuelle Umsetzung stellt für eine TV-Serie ohne Frage ein absolutes Novum dar, das sich auch vor großen Film-Produktionen nicht verstecken braucht. Verantwortlich dafür ist SFX-Legende Gregory Nicotero, dessen Vita sich wie die Bibel des phantastischen Kinos liest. Zukünftige Zombie-Serien werden sich daran messen lassen müssen. Ob sie wollen oder nicht.

Fatality:
„The Walking Dead“ erfindet das Genre nicht neu. Ganz im Gegenteil. Die Comic-Reihe als auch die TV-Adaption bedient sich zahlreicher altbekannter Elemente. Ob visuell oder narrativ. Dennoch geht die Serie für eine moderne Zombie-Produktion ungewohnte Wege. Die Zombies sind lediglich das bestimmende und wegweisende Element des Horrors und geben die Rahmenbedingungen für das Handeln unserer Charaktere vor. Die ruhige Inszenierung verstärkt dies. Es ist erfrischend einen echten Zombie-Horror zu sehen, der den Anspruch hat all seine erzählerische Kraft nicht nur aus den Toten als reinen Schauwert zu ziehen.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!