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Ist „Das Schweigen der Lämmer“ ein Horrorfilm?

verfasst am 26.März 2018 von Markus Haage

„Das Schweigen der Lämmer“ gilt gemeinhin als erster Horrorfilm, der bei den Academy Awards in der Kategorie „Bester Film“ gewonnen hat. Der Streifen galt auch schon vorab unter vielen Kulturkritikern als Horror. So z.B. für Roger Ebert, der in in seiner Kritik von 1991 den Film als „horror masterpiece“ bezeichnete, der in einer Reihe mit „Psycho“, „Halloween“ oder „Nosferatu“ stehen würde. Gerade im Zuge von „Get out“ wiesen zahlreiche seriöse Publikationen, wie Newsweek oder Rolling Stone, darauf hin, dass dieser Film lediglich der fünfte Horror sei, der für die Kategorie „Bester Film“ nominiert gewesen ist und bisher eben nur ein Horrorfilm diese Königskategorie gewinnen konnte (eben „Das Schweigen der Lämmer“). Für mich persönlich stand nie zur Debatte, dass „Das Schweigen der Lämmer“ kein Horrorfilm sei. Natürlich sind die Grenzen immer fließend. Horror-Thriller oder Psycho-Horror wären sicherlich genauso richtig, aber ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich ein Film aufgenommen werden kann. Ähnliches gilt übrigens auch für andere Werke, wie etwa „Alien“ (1979) von Ridley Scott, der eigentlich auch als Horrorfilm gilt, wobei Sci-Fi-Horror natürlich genauso legitim ist (aber die Science-Fiction bedient eben „nur“ das Setting und weniger die Handlung oder gar die Inszenierung).

Ist das noch ein Thriller ..?
(© 20th Century Fox Film Corp.)

So oder so, wie seht ihr es? Ist „Das Schweigen der Lämmer“ eher Horror oder Thriller, düsterer Krimi oder Psycho-Drama? Interessant ist es bei diesem Fall, weil der Film sich keiner „übernatürlichen“ Elemente im klassischen Sinn bedient. Es geht weniger um eine genaue Definition, sondern wie ihr den Film seht und wie dieser auf euch wirkt. Würde man übrigens einen Laughtrack wie in einer Sitcom unterlegen, könnt ihr auch argumentieren, es sei eine Komödie…

…und damit wären für mich persönlich viele Merkmale des Horrors wiederum (unabsichtlich) stark herausgearbeitet. Siehe das Bild. Beispielsweise die absichtlich überzogene grafische Gewalt, die im totalen Kontrast zur hyperrealistisch wirkenden Handlung steht und Lector fast schon übernatürliche Kräfte zu verleihen scheint (diese besitzt er natürlich nicht, und dies wird auch nicht impliziert). Oder die teils überzogene Inszenierung, die fast schon wie eine düstere Karikatur der realen Welt wirkt. Man denke nur an das Keller-Verlies der Psychiatrie, welches auch genauso gut aus „Nightmare 5: Das Trauma“ (1989) stammen könnte („Freddy Krueger! Der Sohn von eintausend Irren!“). Die vielen, in ihrer Eigenart überzogen dargestellten Charaktere, die eine künstliche düstere (surreale) Welt repräsentieren. Auch finden sich viele inszenatorische Merkmale des Horrors in dem Film wieder. Man denke nur an das Finale des Films, die Point-of-View-Jagd auf Buffalo Bill. Damit es nicht zu lang wird, ein Zitat aus der Wikipedia zu den Merkmalen des Horrorfilms: „[…] der Horrorfilm [ist] darauf angewiesen, dass der Zuschauer das Filmgeschehen mit den Augen der Filmpersonen betrachtet. Dies kann […] sich […] in entsprechender Kameraführung – etwa in Form von Point-of-View-Shots – widerspiegeln.“ Dies war nur EIN Beispiel. Ein weiteres „Zwar kann es auch bei anderen Filmen zu Reaktionen wie Angst, Schrecken oder Verstörung kommen […] Doch erst, wenn die Erzeugung derartiger Affekte zum eigentlichen Ziel des Films wird, handelt es sich um einen Horrorfilm.“ Dies sehe ich als Merkmal bei „Das Schweigen der Lämmer“ klar vorliegen (siehe Bild und der Verweis auf die überzogenen grafischen Gewaltdarstellungen). Es ließen sich inszenatorisch unzählige weitere Beispiele finden. Aber wie erwähnt, kategorisiere ich den Film auch klar als Horror oder eben Horrorthriller als Subgenre.

Ich will aber gar nicht soviel tippen und von meiner Ansicht zuviel preisgeben, aber ich finde es eben interessant zu erleben, wie unterschiedlich Filme wirken können…

In diesem Sinne: Was denkt ihr? Hier und hier sind die Links zur Facebook-Debatte.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!