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Predators (USA, 2010)

verfasst am 13.November 2010 von Markus Haage

„Wie töten wir sie?“
- „Egal, hauptsache tot.“

Da stehen sie nun und wissen nicht weiter…
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Anderer Forst, gleiches Problem. Mitten in einem dicht bewachsenen Dschungel wacht ein zusammengewürfelter Haufen von Einzelkämpfern auf. Sie wissen nicht wie sie dorthin gekommen sind, sie wissen nicht wo sie überhaupt sind – alles was sie wissen ist, dass sie aus diesem Dschungel so schnell wie möglich wieder raus müssen. Denn wer immer sie dorthin gebracht hat, wird dies sicherlich nicht getan haben, um ihnen einen Gefallen zu tun. Doch bereits nach ein paar hundert Meter wird ihnen klar, dass es nicht so einfach sein wird, den Dschungel zu verlassen, denn dieser befindet sich wohl auf einen anderen Planeten. Die erste Option, schnellstmöglich aus dem Dickicht zu entfliehen, ist damit gestorben. Was leider auch für einzelne Mitglieder unseres Trupps gilt – denn nach und nach muss einer von ihnen auf teils grausame Art und Weise sein Leben lassen. Die Gruppe ist sich sicher: sie sind hier auf diesen Planeten geholt wurden, um als ultimative Jagdbeute herhalten zu müssen…

Auch ein Predator macht sich Feinde…
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Nach zwei eher missglückten Fortsetzungen des Predator-Franchises – zumindest wenn man den Reaktionen der Fans glauben möchte -, kommt nun unter der Federführung von Nimród Antal ein direktes Sequel auf den Zuschauer zu. Das ansonsten so populäre Crossover ließ man fallen, die Aliens haben hier nichts zu suchen. Und damit man dem Franchise wieder neues cineastisches Leben einhauchen kann, geht es knallhart back to the roots. Ein sehr wild zusammengewürfelter Haufen aus taffen Typen muss sich im dichten Dickicht des Dschungels gegen die Predatoren zur Wehr setzen. Sie sind die Beute, die Predatoren die Jäger. Simple Regeln, simpler Film. Fast. Ganz so einfach macht es Antal dem Zuschauer dann doch nicht – klar, er geht keinerlei Risiken ein und möchte aus der eigentlichen Storyline nicht mehr machen, als sie eigentlich ist (eine simple Hunter-and-Prey-Geschichte), dennoch reizt er das Thema aus und verziert es mit interessanten Charakteren. Vielleicht sogar zuvielen Charakteren. Ein teils sehr kunterbunter Trupp an harten Schweinen wird auf dem Planten abgeseilt, um vollkommen ahnungslos zur Jagdbeute zu mutieren. Eine israelische Soldatin, ein amerikanischer Söldner, ein russischer Elite-Soldat, ein mexikanischer Kartell-Kämpfer, ein Serienmörder, ein Yakuza, ein afrikanischer Todesengel, ein hochbegabter Killer – herrje. Nicht nur das sie alle aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen, es sind auch noch so viele, dass es dem Zuschauer sehr schwer fällt, sich mit ihnen zu identifizieren. Im ersten Teil war es eine Einheit, ein Trupp, aus einem Kulturkreis, der sich durch den Dschungel schlagen musste. Der Zuschauer konnte sich nicht nur an die Charaktere gewöhnen, sie wurden damit für ihn auch fassbar. Trotz ihres extra-ordinären Berufs. Hier fällt es nun wirklich sehr, sehr schwer mit einem der Beteiligten eine Beziehung aufzubauen. Die Frage, ob der Zuschauer dazu überhaupt gewillt ist, stellt sich als nächstes, denn man weiß von Vornherein, durchkommen werden nur die wenigsten…

Einzelkämpfer müssen zusammen arbeiten.
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Eine ähnlich multikulturellen Cast hatte auch die Serie „Lost“ vorzuweisen – und wer nun glaubt, dass man „Lost“ nicht mit „Predators“ vergleichen kann, der irrt sich. Im Grunde ist die Ausgangslage gar irgendwie dieselbe. Ein kunterbunter Trupp an unterschiedlichen Charakteren aus unterschiedlichen Kulturkreisen wird aus ihrem Leben gerissen und in einem Dschungel abgeseilt. Ein amerikanischer Arzt, ein irakischer Elite-Soldat, ein koreanischer Auftragskiller, ein schottischer Weltumsegler…unterschiedliche Charaktere aus unterschiedlichen Kulturkreisen mit unterschiedlichen Hintergrundgeschichten vereint mit demselben Problem. „Lost“ hatte für die Ausarbeitung seiner Geschichte natürlich massig Zeit, die gezielt in die Entwicklung der Charaktere investiert werden konnte. Ein Kinofilm wie „Predators“ hat dies nicht, weswegen es vielleicht ratsamer gewesen wäre, den ein oder anderen Charakter zu streichen. Sei es der Yakuza oder der afrikanische Todesengel. Vielleicht hätte es auch schon gereicht, die Rolle des verurteilten Todeskandidaten mit der des hochbegabten Wahnsinnigen Edwin zu vermischen, denn im Grunde stellen sie beide den gleichen Typus dar. Der einzige Unterschied, scheint der Grad ihrer Intelligenz zu sein. Vielleicht wäre es einfach besser gewesen, eine weitaus homogenere Truppe auf den Planeten zu schicken – auch zwei konkurrierende Gruppen, die sich zusammenschließen müssen, um zu überleben (was wiederum ein interessantes Gegengewicht zu den zwei konkurrierenden Predator-Clans gewesen wäre). Wäre es nicht fantastisch gewesen, eine internationale NATO- oder UN-Truppe zu sehen, die zusammen mit einer Horde Somalier auf dem Planeten geschossen wird („Black Hawk Down“, anyone)? Das hätte Konfliktpotential gehabt. Oder vielleicht auch eine US-amerikanische und sowjetische Eliteeinheit? Aber so rast der Film mit seinen Charakteren voran und scheut sich nicht einmal davor, weitere einzubauen – ohne ihnen die nötige Zeit zur Entfaltung zu geben. Was in diesem Fall sehr schade ist, denn die Rolle von Laurence Fishburne, die IMHO fantastisch gespielt wird und sehr viele interessante Eigenheiten besitzt, kommt viel zu kurz. Nach fünfzehn Minuten Leinwandzeit darf er sich wieder verabschieden – und das obwohl er eigentlich der interessanteste Charakter von allen ist. Gleiches gilt auch für den gefangen genommenen Predator, der sich auf die Seite der Menschen schlägt. Auch hier hätte man mehr draus machen können…

Neue Mythologie: Predator-Clans, die gegeneinander kämpfen.
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Glücklicherweise hat man damit den einzigen negativen Punkt bereits überwunden. Denn im Gegensatz zu anscheinend sehr vielen anderen Kritikern, mag ich die ansonsten sehr geradlinige, action-lastige Storyline. Antal hat nicht versucht dem Franchise zuviele neue Aspekte abzugewinnen, sondern zelebriert eher die Gründe, für die wir zumindest den ersten Teil so lieben. Dies macht er teilweise sehr geschickt, oft aber brachial offensichtlich. Ich finde es überhaupt nicht schlimm oder gar unkreativ, ganz im Gegenteil. Nach Jahren der schnellen Schnitte und wackeligen Kameras, kommt „Predators“ erfrischend altmodisch daher. Der Trilogie als Gesamtwerk tut dies nur gut. „Predators“ sticht damit nicht unnötig heraus und lässt Fans des alten SciFi-Action-Kinos in der Nostalgie-Pfanne wie ein Stück Butter dahinbrutzeln. Nicht nur, dass Antal zwar den simplen, aber sehr effektiven Score von Alan Silvestri aus dem ersten Teil übernommen hat, auch das Lied „Long Tall Sally“ von Little Richard wurde für den Abspann wiederverwendet (was wohl bei dem ein oder anderen Kinozuschauer für ein verdutztes Gesicht gesorgt haben muss). Selbst die gute, alte M134 Minigun hat es in den Film geschafft, sowie eine namentliche Erwähnung von Dutch Schaefer. Und ja, auch Skorpione kommen hier wieder nicht gut weg. Für Fans des Originals gibt es also zahlreiche liebevolle Anleihen, die glücklicherweise dem Zuschauer nicht zu sehr ins Gesicht gedrückt werden. Natürlich kann und sollte der Film davon nicht alleine leben – und dies tut er auch nicht. Er entwickelt die Predator-Mythologie vorsichtig weiter und etabliert nun mehrere Jäger-Clans, die in direkter Rivalität zueinander stehen. Auch führt er unterschiedliche Predator-Typen ein, die sich vom Jagdstil und Aussehen unterscheiden. Bei Antal funktioniert dies wunderbar. Er entfernt sich nicht von der ursprünglichen Idee, sondern erweitert und bereichert diese. Auffällig wird dies bei den Beuteopfern der Predators. Im Originalfilm, sowie der Fortsetzung, hingen noch gehäutete Leichen von den Bäumen. Jeder, der den Film als Jugendlicher gesehen hat, wird dies als eine Schlüsselszene im Kopf behalten haben. Ab diesem Punkt nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf – aus dem reinen Söldner- (oder im zweiten Teil Cop-)-Film, wird eine SciFi-lastige Tour-de Force. Abgesehen von der Tatsache, dass die Darstellung der gehäuteten Menschen ohnehin – insbesondere für damalige Verhältnisse – einen drastischen Einschnitt bedeutete. Im nun dritten Teil werden zwar keine Menschen mehr gehäutet, dafür hängen auch weiterhin die Beuteopfer von den Bäumen. Diesmal sind es bloß andere Aliens, die, die Predators auf ihren Planeten geholt haben. Nicht nur eine schöne weitere Reminiszenz an das Original, sondern auch an die Produktion selber. Denn ursprünglich war der Predator ein großes, insektenähnliches Alien (übrigens dargestellt von Jean-Claude Van Damme!). Erst als man realisierte, dass der Dreh physisch mit einem solchen Modell kaum zu bewältigen sei, beauftragte man Stan Winston mit einem kompletten Re-Design. Das Ergebnis ist der Predator, wie wir ihn alle kennen und lieben. Und das ursprüngliche Design hängt nun bei „Predators“ wiederum gehäutet im Dschungel rum…

Fatality:
Man kann die negativen Stimmen dahingegen verstehen, dass der Film sich zu sehr aufbläht. Es braucht keine sieben oder acht unterschiedliche Charaktere, die durch den Dschungel rennen und sich mit ihren kulturellen Eigenarten verteidigen. Weniger wäre hier weitaus mehr gewesen. Dennoch erfüllt der Film seinen Zweck. Er haucht dem Franchise neues Leben ein, bedient uns mit Altbewährtem unterhaltsam inszeniert und gewinnt der Mythologie neue, teils sehr interessante Aspekte ab. Es ist keine Offenbarung, sondern ein einfach nur verdammt gutes und unterhaltsam inszeniertes Stück Sci-Fi-Action-Kino. Mehr davon, bitte.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!