Eine der interessantesten Filmproduktionen des Jahres dürfte „Fantastic Four“ sein, aber (leider) nicht aufgrund seiner inszenatorischen oder erzählerischen Qualitäten. Ganz im Gegenteil.
Der Film ist beim Publikum und den Kritikern ein Flop. Die User der IMDb geben den Streifen eine 3.9, bei Rotten Tomatos erhielt er gerade einmal 8%. In Worten: acht Prozent. Das ist „Paul Blart“-Niveau. Kurz bevor der Film in die US-amerikanischen Kinos kam, twitterte Regisseur Josh Trank, dass er „vor einem Jahr einen fantastischen Film plante, den wohl niemals jemand sehen wird“. Der Tweet wurde kurze Zeit später gelöscht. Seit Monaten ranken sich die wildesten Gerüchte um die chaotische Produktion. So soll „Fantastic Four“ ohne fertiges Drehbuch in Produktion gegangen sein. Angeblich merkt man es dem Streifen auch an, das letzte Drittel soll „grausam“ und „amateurhaft“ sein und sich vollkommen vom ersten Teil abheben (ich habe den Film noch nicht gesehen). Josh Trank wurde wohl vom Set entfernt und das Ende hat angeblich Produzent Simon Kinberg inszeniert. Eigentlich sollte Trank ebenfalls einen Star Wars-Film inszenieren, aber auch hier wurde er im Mai „gefeuert“ (offiziell ging man getrennte Wege, da sich die kreative Vision zu sehr unterschied). Kinberg produziert hier ebenfalls. Tranks Karriere steht zumindest derzeit vor dem Ruin. Daran ist Fox sicherlich nicht ganz unschuldig, die den Film bereits angekündigt hatten, ohne eine fertiges Konzept zu besitzen. Aber Tranks Verhalten soll die Produktion ebenfalls massiv belastet haben. So hätte er sich am Set fast mit Hauptdarsteller Miles Teller geprügelt, Darstellerin Kate Mara soll er missachtet haben, weil er sie ursprünglich nicht casten wollten. Das Haus, welches Fox ihn zur Verfügung stellte, soll komplett demoliert wurden sein. Tranks Hunde haben angeblich auf die Familienfotos des Vermieters geschissen (tjahahaha … mit dem Satz habt ihr jetzt nicht gerechnet! 😀 ), wozu sie natürlich von Trank angestiftet wurden. Fox hat sich außergerichtlich mit dem Vermieter geeinigt und über 100.000 US-Dollar Entschädigung gezahlt (was hat denn der Trank mit der Bude angestellt?). Des Weiteren soll Trank sich während des Drehs mehrmals vom Set entfernt und sich geweigert haben mit seiner Crew zu kommunizieren. In dieser sah er wohl eher Rivalen, die seine Vision korrumpieren würden, anstatt Mitstreiter. Auch wurde der Verdacht geäußert, dass er während des Drehs bekifft gewesen sein soll. Ist sicherlich lustig, aber eben nicht, wenn man für 120 Millionen Dollar-Budget verantwortlich ist. Der Rohschnitt, der abgeliefert wurde, soll ein Desaster gewesen sein. Es soll Szenen geben, die nicht einmal inhaltlich wirklich miteinander verknüpft sind. Nachdrehs folgten (wie erwähnt: das KOMPLETTE Ende), teilweise vor Green Screen, um einfache Sätze neu aufzunehmen und den Szenen einen Sinn zu geben. Dies soll im fertigen Film relativ sichtbar sein. Amgeblich sollen auch sehr viele Szenen aus dem Trailer im Film gar nicht vorkommen. Ein weiterer Hinweis auf eine vollkommen zerschossene Produktion.
Dies sind alles nur Gerüchte, aber sie verdichten sich immer mehr (und halten seit Monaten an). Am Ende ist es wohl einfach so, dass ein Jungregisseur mit einer 120 Millionen Dollar-Produktion vollkommen überfordert gewesen ist und die Produktionsabläufe einer Großproduktion nicht richtig verstand. Denn Fox hat bspw. kurz vor Drehbeginn drei bedeutsame Action-Setpieces aus dem Drehbuch entfernen lassen (angeblich zu teuer), ohne Einwilligung von Trank. Dies ist schon ein derber Eingriff in die kreative Arbeit des Regisseurs, da der Film, auf den sich Studio und Regisseur eben vorab einigten, gar nicht mehr entstehen konnte. Auf der anderen Seite: so funktioniert Hollywood. Tranks Verhalten, wenn die Gerüchte stimmen, ist demnach höchst unprofessionell. Er hätte das Handtuch einfach vorher werfen sollen und hätte dies auch sehr gut begründen können (sicherlich auch mit Schützenhilfe der allmächtigen DGA, der Gewerkschaft der Regisseure). Den Film dann trotzdem unmotiviert und lustlos, teilweise zerstörerisch in Angriff zu nehmen, war definitiv der falsche Weg. Seinen Regieposten bei „Star Wars“ hat er verloren. Ob es seine ganze Karriere kosten wird, ist noch nicht abzusehen. Mittlerweile hat Trank einen Medienanwalt engagiert, um den Schaden in Grenzen zu halten.
Es gibt zu dieser Misere soviel mehr zu schreiben (der Hollywood Reporter hat dies getan: http://www.hollywoodreporter.com/news/fantastic-four-blame-game-fox-814764). Am Ende bin ich eigentlich auf diesen Totalausfall, auf diese angebliche filmische Katastrophe noch mehr gespannt. Das wäre jetzt der Grund sich den Streifen doch im Kino anzuschauen.
‐ Markus Haage