„Die Zukunft... Keine Gesetze. Keine Regeln. Keine Gnade.“
Mit Baseballcap und Sidekicks gegen atomare MakeUp-Monster! Endzeit as usual: Die Welt wie wir sie kennen ist untergegangen. Die Zivilisationen der Erde existieren nicht mehr, die Gesellschaft ist degeneriert, die einst so prächtigen Großstädte haben sich in verlassene Industrieanlagen verwandelt, die Menschen rennen in Lumpen umher, Gangs regieren die Straßen, Mutanten poltern über’n Bordstein – und nur einer kann das ganze Elend stoppen. Sein Name: Karate-Cop. Seine Waffe: Sein Bein. Sein Ziel: Gerechtigkeit. Ein harter Einzelkämpfer (Marke: Potenzdealer), der so ziemlich alle Martial-Arts-Tricks drauf hat, die man in „Karate Tiger 1 – 9“ bestaunen durfte – hier aber komprimiert auf weniger als 80 Minuten.
Als einsamer Held wird man immer in Konflikte hineingezogen, mit denen man eigentlich gar nichts zu tun haben will. War bereits im Wilden Westen so, warum sollte es in den ausgedienten Werkshallen General Motors in der Endzeit anders sein…? Und so kann der Karate-Cop nicht einfach wegsehen, wenn eine Horde Fieslinge einer holden Maid an den Unterrock wollen. Wie sich schnell herausstellt ist sie aber keine einfache Dame – sondern trägt eine Brille. Anzeichen für Intelligenz in der einfachen und maskulinen Welt des Trashfilms. Somit ist sie hier eine hyperintelligente Wissenschaftlerin und wer Frauen kennt, der weiß, das wenn man eines ihrer Probleme gelöst hat, bereits ein ganzer Rattenschwanz weiterer an der Backe kleben hat. Und so wird der Karate-Cop darum gebeten einen mysteriösen Kristall (is’ Plastik) aus den Fängen des fiesen Mutanten-Bandenchefs Lincoln zurückzuholen. Dieser wird benötigt um eine Horde Kinder, genannt die Freebies, aus dem Endzeit-Ghetto herauszuteleportieren (Tür, anyone?). Natürlich geht dies einher mit minutenlangen Raufereien in denen den Mutanten die Latexteile aus dem Gesicht fliegen könnten – wenn sie welche hätten (Mutanten sind hier blaugeschminkt mit Lumpen umme Omme gewickelt). Keine Frage, als Einzelkämpfer kommt der Karate-Cop hier mehrmals mächtig in die Bredouille, so muss ein Sidekick her – und was wäre ein echter 90er-Jahre-Direct-to-Video-Endzeit-Trasher ohne David Carradine (Gott hab’ ihn selig)? Richtig: nicht viel wert. Also darf er auch noch einmal kurz in die Kamera lächeln. Seine Existenzberechtigung: als Retter in der Not muss er den Helden supporten, damit dieser sein Snatch- Love-Interest (die Dame mit Brille) aus den Fängen Lincolns retten kann (wurde inzwischen entführt, irgendwie muss der Plot ja auf eine abendfüllende Länge gestreckt werden)…
„Karate Cop“ ist eines dieser merkwürdigen Filmexemplare, wie sie nur Anfang der 90er produziert – und vor allem – in Deutschland vermarktet werden konnte. Denn mit viel Trara schmissen hiesige Videofirmen den Kram auf den boomenden Videomarkt – in der Hoffnung, das 14-Jährige – oder Erwachsene mit den Verstand von 14-Jährigen – diesen zwischen den Martial-Arts-Krachern der Wendezeit ausfindig machten. Und glaubt mir, zum damaligen Zeitpunkt bestand das Actionregal gut sortierter Videotheken hauptsächlich aus schnittigen B-Actionern, die mit muskulösen No-Names auf den Covern versuchten den Kunden zum Auseihen zu überreden. In der Regel hat’s geklappt. So wundert es auch nicht, das „Karate Cop“ kein eigenständiger Film ist, sondern genaugenommen eine Fortsetzung darstellt. Vorgänger war „Omega Cop“ – ebenfalls Endzeit, ebenfalls Gekloppe, ebenfalls Mutanten. Natürlich muss man den ersten Teil der Duologie nicht gesehen haben, um die raffinierte Storyline des zweiten Teils zu verstehen…
Wer glaubt, dass „Karate Cop“ der Höhepunkt in Ronald L. Marchinis (Hauptdarsteller, Drehbuchautor, Produzent, Kaffetante) Karriere war, der irrt sich. Seine Filmographie umfasst noch weitere heitere Klopper-Streifen – als da wären „Karate Raider“, „Karate Commando“, „Jungle Wolf“, „Ninja Warriors“ oder auch „Death Machines“. Aber keiner seiner Filme sorgt für soviel Heiterkeit vor dem Bildschirm wie „Karate Cop“. Ein Pflichtfilm? Nein. Ein Amusement für regnerische Sonntagnachmittage? Auf jeden Fall.
‐ Markus Haage
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