Ein kleiner Rant am Morgen (achso, Ausgabe 4 und 5 kommen zusammen Anfang Februar, morgen mehr): die perverse Nachbearbeitung von Filmen, die das ursprüngliche Filmerlebnis verfremden, ist für mich mittlerweile ebenfalls ein Grund bei fast jedem Blu-ray-Kauf mich vorab zu informieren. Ich weiß nicht warum, aber bei vielen alten Filmen scheint es mittlerweile Sitte zu sein, diese optisch aufzupolieren und damit den eigentlichen Originalfilm zu verfälschen. Und ich rede hier nicht von verbesserten Effekten (-> STAR WARS Special Editions), sondern von vermeintlichen visuellen Änderungen, die die Filme für ein (wohl) jüngeres Publikum attraktiver machen sollen. Der Haken: viele wissen gar nicht mehr wie Film eigentlich aussieht. Sie denken, dass Filme sauber sind. In Full HD mit starken Farben und scharf gezeichnet. Releases, die den ursprünglichen Film verfälschen, werden mittlerweile schon als das Original oder die bessere Version bezeichnet. Ein schönes Beispiel ist die Blu-ray-VÖ von GHOSTBUSTERS. In Vielen Foren beklagten sich die Fans über die „schlechte“ Veröffentlichung, obwohl diese unter Aufsicht des Kameramanns geschah. Die Leute beklagten die blassen Farben und den extremen Filmkorn. Es stellte sich heraus, dass der Film, so wie er auf Blu-ray veröffentlicht wurde, eben auch im Kino veröffentlicht wurde. Das ist quasi die Original-Version. So kam der Film ins Kino.
Die alten DVD-Releases wurden farblich aufpoliert, damit sie attraktiver wirken. Damit wurde aber natürlich der eigentliche Film verändert. Das Filmkorn, welches zugegebenermaßen bei GHOSTBUSTERS in einigen Szenen wirklich über der Norm liegt, war natürlich auch immer vorhanden (so wie bei 99% aller Filme vor 2000). Bei geringen Auflösungen und kleineren Fernsehern nahm man dieses aber nie sonderlich wahr, bzw. es wurde bereits aufgrund der geringen Auflösung stark abgeschwächt (deswegen wirken VHS-Filme oftmals auch „matschiger“). Wenn man aber die Mega-Auflösung in 4k und auf einem Full-HD-TV haben will, dann wird natürlich das Filmkorn mitabgebildet. 20th Century Fox hat deswegen die PREDATOR-VÖ auf Blu-ray massiv nachgearbeitet. Das Filmkorn per Weichzeichner (?) rausgefiltert und dann hinterher das Bild künstlich scharf gezeichnet. Das Ergebnis ist grauenhaft. Auch Peter Jackson hat die Kinofassungen der HERR DER RINGE-Filme nachpolieren und farblich verändern lassen. Wohl damit sie optisch besser zu den HOBBIT-Filmen passen (EDIT: ein User wies mich darauf hin, dass die optischen Veränderungen wohl nur DIE GEFÄHRTEN betrifft, um diesen gegenüber Teil 2 und 3, für die man wohl einen ähnlichen Filter nutzte, harmonischer wirken zu lassen). Bei GHOSTBUSTERS ist das ZWEITE Bild die korrekte Version (über die sich viele aufregen). Bei HERR DER RINGE ist die obere Version die eigentlich richtige Fassung. Bei PREDATOR ist das RECHTE Bild die korrekte Version mit Filmkorn. Das linke Bild ist die nachbearbeitete Fassung, um den Film frischer und moderner wirken zu lassen. Ein drastischer Vergleich vieler Szenen findet sich hier.
Liebe Verleiher, bitte lasst Film Film sein. So wie er immer wahr. Filme dürfen altern. Sie sollen altern. Ein Film aus den 80er Jahren muss nicht wie ein Film von 2010 wirken. Ganz im Gegenteil. Man muss nicht alles den aktuellen Sehgewohnheiten anpassen. Irgendwann wird man den Werdegang des Mediums Films nicht mehr vollends nachvollziehen können. Gewissermaßen ist dies Film-Geschichtsfälschung.
‐ Markus Haage
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