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„Alien: Covenant“ – Ein paar Gedanken zur Bewertung

verfasst am 29.Mai 2017 von Markus Haage

„Alien: Covenant“ gesehen. Ein paar Gedanken …

(© 20th Century Fox Film Corp.)

Ich bin über die teils harschen und vernichtenden Meinungen überrascht. Ob sie tatsächlich die Mehrheit darstellen, sei einmal dahingestellt. Auch der Vorgänger „Prometheus – Dunkle Zeichen“ (2012) wurde teils hart zerrissen. Schaut man sich aber die Wertungen im Netz an, (RottenTomatoes: 72%, IMDB: 7/10, Metacritic: 65%, Kino.de: 4,3/5) so fällt schnell auf, dass dies nicht zwingend Konsens ist. Und so kann schnell der Eindruck entstehen, dass Regisseur Ridley Scott vollkommen gescheitert sei. Im Vorfeld zur Premiere von „Alien: Covenant“ war ich aber selber überrascht, wie viele Zuschauer „Prometheus“ nicht nur mochten, sondern sich auch eine Fortsetzung zum Film erhofften. Das ist natürlich zu 100% ein rein subjektiver Eindruck. Ich fand es angesichts der überraschend positiven Bewertungen zu „Prometheus“ jedoch erwähnenswert, weil durch Kommentare eben schnell der Eindruck entstehen kann, dass es sich bei den Filmen um übelste Machwerke handeln würde.

Die Kritik an „Prometheus“ und auch „Covenant“ kann ich in bestimmten Punkten dennoch nachvollziehen. Beides sind keine perfekten Filme. In den Deleted Scenes von „Prometheus“ steckt ein weitaus besserer Film (und ich kann es bis heute nicht nachvollziehen, dass kein Extended Cut erschienen ist). „Covenant“ empfand ich tatsächlich als einen teils sehr faszinierenden und mutigen Film, der „Prometheus“ konsequent weiterführt. Meines Erachtens hätte es aber mehr „Prometheus“ gebraucht und weniger „Alien“. Vielleicht gar kein „Alien“. Denn der Xenomorph im letzten Viertel des Films wirkt erzwungen, seine Entwicklung zu rasant. Das letzte Viertel des Films wirkt angehängt. So als ob man Scott dazu zwingen wollte auf Teufel komm raus das Alien zu Marketing-Zwecken einzubauen. Dies hätte aber vielleicht erst am Ende der Prometheus-Geschichte, als Höhepunkt der Prequel-Saga, in Erscheinung treten sollen. Scott selber sagte mehrmals, dass er kein Interesse daran hätte, das Alien schon wieder zu zeigen. Der Film sollte ursprünglich den Titel „Paradise“ tragen. Es gibt viele Szene mit Elizabeth Shaw aus „Prometheus“, die abgedreht wurden, aber keinerlei Verwendung mehr fanden. Der Prolog mit Shaw wurde ja erst kürzlich veröffentlicht (hier). Scott selber hat ein Prequel zu „Covenant“ unter dem Titel „Alien: Awakening“ angekündigt. Und das gesamte Marketing stütze sich fast nur auf das letzte Viertel des Films (die Alien-Action). Das wirkt auf mich fast so, als ob Fox tatsächlich als großen Kompromiss den Film nur frei gab, wenn Scott auf Biegen und Brechen das beliebte Movie-Monster Alien mit einbaut, was inhaltlich natürlich die gesamte ursprüngliche Idee der Prometheus-Trilogie torpedierte.

Kritik von Fanseite muss der Film natürlich aushalten können. Man hat das Alien, dessen Herkunft und Entwicklung, mit den Prequel-Filmen entmystifiziert. Dass dies nicht jedem Fan gefallen wird, war von Anfang an klar. Und ich halte es für absolut legitim, dies grundsätzlich in Frage zu stellen. „Alien“ (1979) war diesbezüglich perfekt. Der Film eröffnete eine komplett neue, mystische Welt, die aber im Schatten verborgen blieb. Wir wussten nicht, was an Bord des Raumschiffes der Engineers passiert ist. Genauso wenig wie die Crewmitglieder der Nostromo. Dies wird (wenn es eine Fortsetzung gibt) definitiv geklärt werden, wie so vieles anderes auch. Wenn man dies dann zeigt, raubt man dem Zuschauer gewissermaßen auch die eigene Fantasie. Man kann es gut mit den Star Wars-Prequels vergleichen. Obi-Wans knappe Erzählung über die Klonkriege in „Krieg der Sterne“ (1977) war perfekt. Der Zuschauer dachte sich seinen Teil, stellte es sich selber vor. Zeigt man dieses dann aber alles wirklich, raubt man dem ganzen gewissermaßen die Magie. Es bedarf keiner eigenen Vorstellungskraft mehr, weil man es vorgesetzt bekommt. Ich kann jeden Fan von daher verstehen, der „Prometheus“ oder „Covenant“ schon aufgrund dieser simplen Tatsache ablehnt.

Persönlich gefallen mir beide Filme trotz ihre Ecken und Kanten sehr gut. Aber weshalb und warum, würde dann wiederum in einer Filmkritik münden. Und da halte ich mich noch etwas zurück. Zumindest bis ich „Covenant“ ein zweites Mal gesehen habe. Manche Filme brauchen etwas Zeit, um zu wachsen. Und diese Zeit räume ich Ridley Scott sehr gerne ein.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!