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Lost in Space – Staffel 1 (USA, 2018)

verfasst am 19.April 2018 von Markus Haage

"Lost in Space"-Logo
(© Netflix)

Netflix hat sich nun einem Sci-Fi-Klassiker angenommen. Mit „Lost in Space“ wagt man sich an einer Neuauflage der Serie „Verschollen zwischen fremden Welten“ (1965–1968). Bereits 2004 wurde ein Pilotfilm für das US-Fernsehen produziert, der allerdings nicht ausgestrahlt wurde. Davor wagte man sich 1998 gar an einer Kinoverfilmung des Stoffes, die allerdings bei Publikum und Kritikern scheiterte. Netflix sah nun dennoch genug Potenzial in dem Stoff, um diesen wiederzubeleben.

Ich bin zu jung, so dass die Originalserie aus den 60ern für mich keine nennenswerte nostalgische Bedeutung besitzt, auch wenn „Verschollen zwischen fremden Welten“ (1965–1968) auch nicht älter als „Raumschiff Enterprise“ (1966–1969) ist. Aber bei „Lost in Space“ gab es nie eine echte Fortsetzung oder Weiterführung der Reihe. Sei es in Form von Spinoffs oder Kinofilmen. Die Serie besitzt zweifelsohne ihre Relevanz (und ihren Charme), als Genrefan und als Teil der großen und Jahrzehnte überspannenden Sci-Fi-Popkultur sollte man zumindest von ihr gehört haben, aber sie bleib eben in den 1960er-Jahren stecken und entwickelte sich nie nennenswert weiter. Demnach bin ich mir nicht einmal sicher, ob man sie tatsächlich in ihrer Gänze gesehen haben muss. In Deutschland wurde die Serie sogar erst 1992 von Kabel eins erstmalig ausgestrahlt. Der Kinofilm von 1998, eine komplette Neuinterpretation, besaß seine Momente, ging aber bereits zum Heimkino-Start dann auch relativ schnell in die Endstation der filmischen Resteverwertung über, nämlich als DVD-Beilage für Filmzeitschriften. Netflix geht mit der Serie ein gewisses Risiko ein. Die Fans der ersten Stunde sind in Rente und als globale Marke funktioniert die Serie wohl nicht. Somit nicht zwingend ein Selbstläufer, worauf man bei der Wiederbelebung anderer Stoffe noch spekulieren konnte.

Neue Freunde in neuen Welten.
(© Netflix)

Es ist demnach schon etwas überraschend, wie konservativ Netflix an das Reboot heranging. Vom Prinzip her, ist es inhaltlich dieselbe Serie. Aufgrund des drohenden Untergang des Abendlandes bricht ein ausgewählter Teil der Menschheit zu neuen galaktischen Ufern auf, um eine neue Erde zu finden. Doch schon beim ersten Flug durchs All geht etwas schief. Die Raumschiffe schmieren auf einem fremden Planeten ab. In der Originalserie sprang man oft von Planet zu Planet, kämpfte mit dem Monster oder zumindest dem Problem der Woche. Hier geht man es noch etwas ruhiger an. Erst am Ende von der ersten Staffel setzt im Grunde die Haupthandlung ein. Zwar könnte schon der erste Planet sich zu einer perfekten Erde entwickeln, doch beinhaltet dieser auf einem Raum von gefühlten einhundert Quadratkilometern nicht nur alle bekannten Vegetationsformen, vom ewigen Eis über Steppe bis hin zur Wüste, sondern auch zahlreiche kuriose Bewohner. Hinzu kommt, dass die unfreiwillige aber eigentlich recht habitabele neue Heimat von einem schwarzen Loch verschlungen wird. Also müssen alle Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen heran, um den Karren aus dem extraterrestrischen Dreck zu ziehen. Dies gilt natürlich vor allem für die Familie Robinson, das Herz der Geschichte. Sie sind es, die „verschollen zwischen fremden Welten“ sind, oder ab Staffel 2 sein werden. Damit die Serie unterhaltsam bleibt, muss Konfliktpotenzial unter den Familienmitgliedern geschaffen werden. Dies kann, je nach Fokussierung, dem Zuschauer einige Momente vermiesen. Denn dem Forschergeist des Jungen muss genau soviel Aufmerksamkeit geschenkt werden wie den jugendlichen Problemen der pubertierenden Tochter oder den Eheproblemen der Eltern. Dies sorgt oftmals nicht nur für ein erzählerisches Ungleichgewicht, sondern wirft auch die Frage auf, für welche Zielgruppe die Serie eigentlich produziert wurde ..?

Kevin Hennings schrieb in seiner Kritik auf DWDL.de folgendes:

„Wer einen spaßigen, leicht gelaunten Serienabend auf dem heimischen Sofa veranstalten möchte, sollte aber nicht nur Estrins Worten vertrauen, sondern zusätzlich folgende Punkte überprüfen: Möchte ich, dass meine Kinder sehen, wie einer Frau in der ersten halben Stunde mittels Skalpell das Bein aufgeschnitten wird? Möchte ich, dass meine Kinder sehen, wie ein kleines Mädchen langsam in einem See eingefroren erstickt? Oder wie ein anderer Junge in einem brennendem Wald von einem bedrohlichen Roboter ins Visier genommen wird? Sollten Sie einen der Punkte als bedenklich ansehen, sollten Sie “Lost in Space” von Netflix womöglich doch lieber ohne die Kleinen schauen.“

Familie Robinson ist … VERSCHOLLEN IM WELTRAUM!
(© Netflix)

Genrefans werden bei diesen Zeilen wohl etwas schmunzeln. Die besagten Szenen sind sicherlich nicht verstörend oder beängstigend, dennoch steckt eben im Kern der Kritik das erwähnte Grundproblem der Serie: Sie weiß nicht so recht, an wem sie sich richten soll. Der hilfsbereite Roboter ist nun eine äußerst brutale außerirdische Kampfwaffe, die wohl in aller Konsequenz für das Scheitern der ursprünglichen Mission mitverantwortlich zeichnet, allerdings optisch eher an ein Action-Toy aus dem Power Rangers-Universum erinnert. Der Antagonist Dr. Smith ist nun eine psychisch-gestörte Frau, die nur vorgibt Dr. Smith zu sein, und nicht nur mehrmals mordet, sondern auch mit Psychospielchen versucht, die Familie Robinson zu ihren Zwecken zu entzweien. In der Originalserie war der Bösewicht noch weitaus einfacher definiert. Aber trotz dieser eher komplexen Charakterzüge, die ein junges Publikum vielleicht eher irritieren wird, dringt wiederum dennoch ein kleiner Sense of Wonder durch. Der Forschergeist der Serie, die Entdeckung neuer Welten, fasziniert. Gestützt wird dies durch teils beeindruckende Special-Effects, die einer Filmproduktion in nichts nach stehen. Es ist faszinierend mitzuerleben, was für den kleinen Bildschirm bereits Standard ist.

Teils zu „komplex“ und „düster“ für Kinder, aber zu sentimental für Erwachsene. „Lost in Space“ stellt irgendwie einen Hybrid dar, der sich zumindest in der ersten Staffel noch nicht so richtig gefunden hat. Vielleicht auch, weil das Original eben schon fünfzig Jahre auf dem Buckel hat und eine bloße Kopie heute nicht mehr funktioniert hätte. Man versucht Neues, hängt aber natürlich am Alten. Es bleibt abzuwarten, was Staffel 2 aufbieten wird. Denn erst mit dieser beginnt, wie erwähnt, die eigentliche Handlung. Es beschleicht mich das Gefühl, das man die etablierten Nebencharaktere an Bord des Mutterschiffs weitaus stärker in die Handlung mit einbinden und somit den Fokus nicht nur auf Familie Robinson legen wird. Dies ist aber derzeit natürlich nur reine Spekulation. Bleibt man dem alten Schema treu, dass quasi mit „jeder“ Folge ein neuer Planet erforscht wird, so kann man sich sicherlich auf eine flott inszenierte, kurzweilige Sci-Fi-Serie mit vielen Schauwerten freuen. Die Gleise sind dafür zumindest schon einmal gelegt, auch wenn man noch nicht genau weiß, wohin sie führen werden.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!