Durch die Gazetten des Internets geistert eine Schockmeldung: DIE SIMPSONS werden aufhören zu existieren! Dies ist für die Welt des Zeichentricks quasi gleichzusetzen mit dem Einschlag eines Asteroiden von der Größe von Texas (*inserted random Armageddon reference here and proud about it*). Aber wieso? Ist die Serie nicht mehr erfolgreich? Oh, doch. Sehr sogar.
DIE SIMPSONS gehen dieses Jahr in ihre 24ste (!) Season. Weit über 500 Episoden wurden kreiert und die Popularität steigt stetig. In Deutschland laufen zur besten Sendezeit jeden Tag Minimum zwei SIMPSONS-Episoden. Ähnlich in anderen Ländern. Auch wenn ältere Fans rumjaulen, dass seit der 10ten Staffel die Qualität der Folgen drastisch abnehmen würde, es ist immer wieder eine Freude zu den SIMPSONS zurückkehren. So als ob man immer wieder einen alten Freund besuchen würde. Die Simpsons waren – zumindest für meine Generation – immer da. Ich war sechs Jahre alt, als dass ZDF die ersten Folgen in Deutschland ausstrahlte. Jeden Freitag Nachmittag schaltete man ein, dann übernahm Pro 7 das gelbe Ruder und seit 1996, somit mehr als 15 Jahren, laufen die Simpsons täglich über den Äter. Sie sind fester Bestandteil unserer Kultur geworden.
So trifft es einen alten Fan, der wahrlich mit ihnen aufwuchs, recht hart, dass die Serie trotz internationalen Erfolgs, abgesetzt werden soll. Klar, man ist älter geworden und niemals könnten die neuen Episoden mit den Episoden der Kindheit mithalten. Keine Frage. Dennoch istund bleibt DIE SIMPSONS mit Abstand die qualitativ beste Zeichentrick-Serie, die die Fernsehwelt jemals hervorgebracht hat. SIMPSONS-Fans, die den Folgen ihrer Kindheit (vor Staffel 11) nachheulen, heulen auf sehr hohem Niveau.
Dennoch, es bringt nichts, das Ende ist – zumindest laut Online-Diensten wie Slashfilm.com oder TheWrap.com – so gut wie besiegelt. Fox ist wohl nicht mehr gewillt, für die relativ kostspielige Serie zu zahlen (insgesamt investierten sie bisher runde 3,1 Milliarden Dollar in die Produktion – bei Umsätzen von 3,9 Milliarden). Nach 24 Jahren und über 500 Episoden haben sie ein gefülltes Archiv von bereits produzierten Folgen, die auch noch in den kommenden Jahren sehr viel Profit abwerfen werden. Die Arbeit, die in neue SIMPSONS-Folgen investiert werden müsste, könnten sie in 2 oder 3 andere Shows stecken, die demzufolge größeren Profit abwerfen würden. Andere Fox-Serien wie etwa FAMILY GUY werden nur zu einem Bruchteil der Kosten produziert.
Jeder SIMPSONS-Hauptsprecher erhält von Fox 8 Millionen Dollar pro Season. Somit fallen alleine für die Hauptsprecher jährlich 48 Millionen Dollar an. Des Weiteren erhalten sie einen (kleinen) Teil der Umsätze. Über Jahre hinweg forderten die Sprecher höhere Gagen, da sie nach eigener Aussage am immensen globalen Erfolg der Serie mitverantowrtlich sind. Dies stimmt nur bedingt – in Deutschland bspw. werden die SIMPSONS synchronisiert und Homers dt. Stimme Stimme (gesprochen von Norbert Gastell) halte ich bspw. für weitaus treffender und besser – dennoch sind sie nicht mehr bereit eine Lohnkürzung von 45% anzunehmen. Dies ist nämlich der Vorschlag den Fox ihnen für eine letzte Season unterbreitete. Bedeutet: pro Episode erhält jeder Sprecher nun anstatt 400.000 Dollar eben 250.000 Dollar.
Ich kann nicht genau sagen, wieviel Arbeitszeit man exakt investieren muss, um eine Rolle für eine Episode einzusprechen (die Hauptsprecher sprechen i.d.R. mehrere Rollen, einen Hauptcharakter, sowie ein paar Nebenrollen), allerdings erinnere ich mich an ein Interview mit David Nathan, der deutschen Stimme von Christian Bale (und Johnny Depp), in dem er sagte, dass er für die Synchronisation der Hauptrolle in THE DARK KNIGHT (eben Bale) drei halbe Arbeitstage benötigte. THE DARK KNIGHT ist ein 2 1/2 Stunden Film. Eine Simpsons-Episode dauert im Schnitt 21 Minuten. Inklusive Vor- und Abspann. Ich denke, dass für runde 12 Minuten fertige (!) Synchronarbeit 250.000 Dollar eine ordentliche Summe ist. Insbesondere für eine letzte Season.
Beide Seiten sind hier nicht gerade zimperlich. Fox will die Serie unter den aktuellen Kosten nicht mehr fortführen (obwohl die Kosten plus einem immer noch sehr guten Profit gedeckt sind). Die englischen Stimmen wollen nur eine Gehaltskürzung von maximal 30% hinnehmen und verlangen somit Minimum 280.000 Dollar pro Episode, da sie der festen Überzeugung sind, dass ihre Arbeit zum globalen Erfolg massiv beigetragen hat und sie dieses gehalt verdienen würden (gemessen eben am globalen Profit der Serie). Man kann beide Seiten irgendwie verstehen – aber Leute, hier geht es um die SIMPSONS. Die wirft man nicht einfach so über Bord…auch wenn Fox‘ Beschluss, die Serie einzustellen, wohl bereits Fakt ist.
Ein (ungenannter) Fox-Executive wird auf TheWrap.com folgendermaßen zitiert:
„The cuts proposed to actors are in line with cuts proposed to others involved in the show. The object here is not for the actors to pay personally for the reduction. The cost is that the cast is a component of the show, all of which is being downsized to do a final season.“
Bedeutet: die Verhandlungen – so wenn das Zitat stimmt – drehen sich generell nur noch um EINE finale Staffel.Egal ob die Sprecher die Gehaltskürzung akzeptieren oder nicht.
Morgen läuft die Deadline an die Schauspieler ab. Stimmen die Gerüchte, könnte das Ende bereits sehr nah sein. Hoffen wir, das die Gerüchte falsch sind…
‐ Markus Haage