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Maniac Mansion

verfasst am 21.August 2009 von Markus Haage

Dr. Fred Edison steht unter dem Einfluss eines bösartigen Meteors – dieser zwingt ihn die Gehirne jungfräulicher Damen zu amputieren! Beruhigen sie sich, es ist ja nur ein Spiel…aber immerhin DAS Spiel!

(© LucasArts Entertainment Company LLC)

Dave, Bernhard, Syd, Michael, Jeff, Razor und Wendy stehen nicht nur vor einem unheimlichen Haus, sondern auch vor einem großen Rätsel: was ist mit Sandy, Daves Freundin, passiert? Die Spuren führen zu Dr.Edison, einem zurückgezogenen Wissenschaftler, der seit 20 Jahren unter dem Einfluß eines bösen Meteors steht. Dieser hat Sandy entführt, um ihr das Gehirn zu amputieren! Hilfreich dabei sind ihm seine Kreationen – die lebenden Tentakel – als auch seine nicht minder wahnsinnige Familie, seine Frau Edna, sowie sein militanter Sohn Fred.
Dave und seine Freunde haben nicht viel Zeit zu verlieren, bis Edison Sandy das Gehirn rauslöffelt! Nur zusammen können sie sie retten – doch dazu müssen sie sich durch die absurden Gemäuer des Maniac Mansions durchkämpfen – und diese führen sie durch Swimming Pools mit Kernreaktoren, Badezimmer mit Mumien und blutverschmierte Küchen. Ihre einzige Hilfe: außerirdische Polizisten…

Man steht kurz vor dem Ziel: den Aufstieg ins Obergeschoss – doch halt! Ein grünes Tentakel versperrt einem den Weg! Was tun? Ganz einfach: man gibt ihm die Wachsfrüchte aus dem Atelier zu essen, sowie die Fruchtsäfte aus der Speisekammer – aber auf keinem Fall die Pepsi, denn diese muss zusammen mit dem radioaktiven Pool-Wasser an die fleischfressende Pflanze verfüttert werden, um an das Teleskop auf dem Dachboden zu kommen, somit kann man die Geheimkombination  für Ednas Tresor herausfinden – vorher muss man allerdings Edna noch ablenken, damit sie aus ihrem Zimmer verschwindet! Dies schafft man nur wenn man die Mumie von Cousin Ted unter der Dusche des Badezimmers von seinem Platz vertreibt, denn direkt dahinter an der Wand geschmiert ist Ednas Telefonnummer…

Will man allerdings wirklich in Dr.Eds Geheimlabor vordringen, so muss dieser erst abgelenkt werden – mit einer Runde „Meteor Mess“, seinem Lieblingsarcadespiel. Leider sind die Spielautomaten in der hauseigenen Videosspielhalle ohne Strom – hier muss nun die Rolle gewechselt werden und Technik-Geek Bernhard ran. Dieser repariert die Automaten, Dr.Ed kann zocken, und der oberste HighScore-Eintrag von ihm ist auch gleichzeitig der Geheimcode für die Labortür. Um dieses zu tun, braucht man vorher allerdings noch die 25-Cent-Münze – da man sonst kein Zugang zum Spiel hat. Diese steckt in einem Umschlag, den man aus oben ernannten Safe erhält…

Falls man überhaupt soweit kommt, und nicht bereits am Anfang in der Küche von Tante Edna geschnappt wird…noch bevor man überhaupt den Hamster in die Mikrowelle stecken oder dem Grünen Tentakel bei seiner Musikkarriere helfen und sich unnötig den Kopf zermatern konnte, wo denn nun das verfluchte Kettensägenbenzin versteckt sein könnte…

(© LucasArts Entertainment Company LLC)

Ziel des Spiels ist es Sandy aus den Klauen des durchgeknallten Dr.Edison zu befreien. Hierbei kann man dieses Ziel über zahlreiche Lösungsmöglichkeiten erreichen. Bis zu drei verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften lassen sich gleichzeitig spielen – jeder von ihnen kann auf unterschiedliche Art und Weise, abgestimmt auf ihre Stärken und Schwächen, Sandy retten. Es können sogar Charaktere sterben (im radioaktiven Pool ertrinken, vom Grünen Tentakel aus Neid getötet werden oder gar durch eine Kernschmelze umkommen – wobei hier das gesamte Spiel endet…) oder mit ihrem eigentlichen Widersachern gemeinsam zusammenarbeiten. Dies verschafft dem Game eine unglaubliche erzählerische Tiefe, die man von einem Pixel-Adventure aus dem dem Jahre 1987 niemals erwartet hätte. Auch wenn ich das Spiel schon unzählige Male durchgezockt habe – auch ich bin heute noch immer wieder über die unzähligen Spiel-Varianten überrascht.

Was das Game besonders unterhaltsam macht, sind unzählige kleine popkulturelle Referenzen und Gags, die dem Spieler oftmals erst nach mehrmaligen Zocken auffallen. Sei es der Playboy-Kalender im Kraftraum, der Tie-Fighter in Freds Zimmer, die Zahlenkombination 1138 (->THX 1138) auf dem Nummernschild des Raketenautos, das Monster aus dem älteren Lucas-Kracher „Rescue on Fractalus“ oder aber ein Konzertplakat des Hobby-Musikers und „Maniac Mansion“-Schöpfers Ron Gilbert. Die Liste ist lang und sollte auch gar nicht alles verraten. Wer weiß, was man beim nächsten Zocken noch selber entdeckt…

(© LucasArts Entertainment Company LLC)

Die beiden bekanntesten und besten Gags – die wohl mittlerweile zu KLASSIKERN der Videogame-Unterhaltung zählen – sind ohne Frage die Kettensäge, sowie der Hamster in der Mikrowelle. Ob man es glaubt oder nicht, aber innerhalb des Spiels kann man den Lieblingshamster von Fred in eine Mikrowelle stecken, sie anschalten und den kleinen Nager zur Explosion bringen. Das matschige Ergebnis lässt sich auch rauskratzen und Fred präsentieren – wobei dieser einen daraufhin allerdings umbringt…

Im Spiel lässt sich auch noch die besagte Kettensäge finden, die aber entgegen landläufiger Meinungen, vollkommen nutzlos ist. Im gesamten Haus findet sich kein Benzin für sie. Trotzdem hielt sich über Jahre (teilweise sogar bis heute!) das Gerücht, dass die Kettensäge zu gebrauchen sei – wenn man eben das Benzin finden würde. Trotz mehrerer offizieller Dementi, auch von Seiten Ron Gilberts, konnten die Gerüchte nicht entkräftet werden, so dass die Macher vom „Mansion“-Ableger „Zak McKracken and the Alien Mindbenders“ einen Kasten Kettensägen-Benzin in diesem Spiel versteckten. Wenn der Spieler allerdings versucht dieses zu benutzen, bekommt er nur die Antwort, dass dies für ein anderes Spiel geeignet sei…

Mittlerweile ist „Maniac Mansion“ nicht nur auf unzähligen Plattformen erschienen – ebenfalls eine Deluxe-Version, von Fans in mühevoller Kleinarbeit grafisch restauriert, schwirrt durchs Netz. Somit ist die grafische Umsetzung des Games auf jeder Plattform dessen jeweiliger Leistung untergeordnet. Für die NES-Version wurde sogar komplett neue Musik komponiert, die allerdings dem ursprünglichen Main-Theme nicht das Wasser reichen konnte. Für die familienfreundliche NES-Variante musste das Spiel auch einige Federn lassen wobei es sich hier aber hauptsächlich um veränderte Dialoge handelt.

Eine kurzlebige Fernsehserie, die allerdings nur lose auf dem Spiel basierte, startete 1991 im US-Fernsehen, das Gerücht um eine Kino-Verfilmung reißt seit Jahren nicht ab. Das Potential zu einem Hit hätte eine Adaption für die große Leinwand auch noch heute.

(© LucasArts Entertainment Company LLC)

Eine direkte Fortsetzung erschien Mitte der 90er unter dem Titel „Day of the Tentacle“, indem von der alten Crew allerdings nur noch Bernhard neue Abenteuer bestreiten musste – diesmal sogar durch Raum und Zeit. Die Fortsetzung besitzt mittlerweile ebenfalls Klassiker-Status und beherbergt ein ganz besonderes Feature: über einen Spielautomaten innerhalb des Games kann man das komplette (!) „Maniac Mansion“ durchzocken…wahrlich eine der schönsten Verneigungen vor diesem bahnbrechendem Videospiel-Klassiker.

Fatality:
„Maniac Mansion“ ist schlichtweg Kult – und definierte ein komplettes Genre neu. Für LucasArts war es der Durchbruch im Gamesgeschäft, für mich und viele andere Game-Fans das ultimative Spiel-Erlebnis. Fünf Schädel für grüne Tentakel, verrückte Wissenschaftler, außerirdische Polizisten, fleischfressende Pflanzen, duschende Mumien und amputierte Gehirne…

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!