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Nachruf: Stan Lee

verfasst am 12.November 2018 von Markus Haage

Stan Lee ist im Alter von 95 Jahren verstorben.

Stan Lee auf der Phoenix Comic Con 2014.
(© Gage Skidmore)

Stan Lee (geboren als Stanley Martin Lieber) gehörte als Comicbook-Writer zu den größten, einflussreichsten und kreativsten Kräften der US-amerikanischen Kultur-Industrie und entwickelte sich vor allem in den letzten Jahren zu einer eigenen Ikone der modernen Popkultur. Er erlebte in seinem langen Leben alle Höhen und Tiefen der Comic-Industrie mit und formte diese auch maßgeblich. Bereits in den späten 1930er-Jahren arbeitete Lee für Timely Comics, aus dem später Marvel Comics entstehen sollte. Hier erschuf er Ikonen der US-amerikanischen Superhelden, wie zum Beispiel The Amazing Spider-Man, der unglaubliche Hulk, Doctor Strange, die Fantastic Four, Ant-Man, Iron Man, Black Panther, der mächtige Thor oder die X-Men. Er blieb Marvel über Jahrzehnte treu (auch wenn es mal Differenzen gab), arbeitete zeitweise sogar als Verlagschef, und erschuf damit eine eigene Comicwelt, die mittlerweile auf dem gesamten Erdball von allen Kulturen zelebriert wird und sich noch nicht einmal ansatzweise auf ihrem Höhepunkt befindet. Marvel und Stan Lee waren untrennbar miteinander verbunden. Lee war der Gottvater der Superhelden, der auch nie Angst davor hatte anzuecken.

Stan Lee mit Anfang 20, während seines Dienstes in der US-Armee im Zweiten Weltkrieg.
(© Stan Lee)

Bereits Mitte der 60er-Jahre erschuf Lee mit seinem Partner Jack Kirby die Figur des Black Panther. Ein schwarzer Superheld, dessen mythologische Wurzeln eben nicht in New York oder Smalltown, America, lagen, sondern in Afrika. Zu einem Zeitpunkt als in vielen US-Bundesstaaten Afroamerikaner gesetzlich diskriminiert wurden oder viele afrikanische Länder noch Kolonien darstellten. Lee traute sich anzuecken und Konventionen zu hinterfragen. Die aktuelle Verfilmung des Superhelden, 50 Jahre nach der Schöpfung durch Lee und Kirby, stellt mittlerweile das weltweit erfolgreichste Solo-Abenteuer eines Superhelden im Kino dar. Gerade auch weil die Figur einen Identifikationsfaktor für schwarze Kinder und Jugendliche bot, da die traditionelle Comiclandschaft durch weiße Helden geprägt war. Lee war seiner Zeit sehr weit voraus.

Werbeflyer zur San Diego Comic Con 1975. Lee unterstützte die Convention von Anfang an, auch als sie noch in einem Hotelsaal stattfand.
(© San Diego Comic Con)

Lee (oftmals in Zusammenarbeit mit seinen nicht weniger einflussreichen Partnern Jack Kirby oder Steve Ditko) gab den Superhelden eine neue Persönlichkeit. Hinter dem starken Heros verbargen sich nun oftmals gescheiterte Existenzen, die damit kämpften im „realen“ Leben akzeptiert zu werden. Auch interpretierte er klassische Helden und Schurken der Literatur neu, – so kann der unglaubliche Hulk natürlich durchaus als Hommage an die klassische Horrorfigur Dr. Jekyll und Mr. Hyde verstanden werden –, und transportierte diese damit in die damalige Moderne.

Ohne Stan Lee ist die US-amerikanische Comickultur kaum vorstellbar. Bis ins hohe Alter von 95 arbeitete Lee aktiv an neuen Comicreihen und trat auch in Cameos in Marvel-Verfilmungen regelmäßig auf. Auch besuchte er weiterhin Conventions, die er schon frühzeitig, vor weit 40 Jahren, unterstützte, und hielt über die sozialen Netzwerken regen Kontakt zu seinen weltweiten Fans.

Lee konnte auf eine fast 80-jährige Karriere zurückblicken, die 1939 begann, als er anfing als 17-jähriger Nachwuchskünstler für Timely Comics zu arbeiten. Er hinterlässt nicht nur ein beeindruckendes Lebenswerk, sondern auch eine einzigartige Comic-Kultur, die lange überdauern und Menschen weltweit begeistern wird, die noch nicht einmal geboren sind. Danke, Stan! Excelsior!

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!