George A. Romeros Independent-Film „Die Nacht der lebenden Toten“ („Night of the Living Dead“, 1968) gilt heutzutage gemeinhin als eines der bedeutendsten Werke im gesamten Horror-Genre. Vom kulturellen Impact nur vergleichbar mit Mary Shelleys „Frankenstein“ (1823), Bram Stokers „Dracula“ (1897), Richard Mathesons „Ich bin Legende“ (1954) oder Roman Polanski „Rosemaries Baby“ („Rosemary’s Baby“, 1968). Der Schwarz/Weiß-Film definierte die Figur des Zombies, des lebenden Toten, vollkommen neu und trat eine ganze Welle von Zombiefilmen, vornehmlich aus Europa, los. Heutzutage steht der Film im New Yorker Museum der modernen Künste, welches sich auch für die 4k-Restauration mitverantwortlich zeichnet.
Bei „Die Nacht der lebenden Toten“ handelte es sich aber nicht um eine professionelle Produktion. Es war das Werk von Studenten, im Grunde eine Art Amateurfilm, ohne dass dieses in irgendeiner Art und Weise abwertend gemeint ist, welches über einen Zeitraum von mehreren Jahren entstand. Und so beging man natürlich auch Fehler. Das Copyright wurde sich nicht rechtzeitig gesichert, so dass der Film in den USA im Grunde Public Domain ist und über die Jahre in zahlreichen unterschiedlichen Versionen erschien. Es gibt zwei nachcolorierte Filmfassungen als auch zahlreiche Remakes und Neuinterpretationen. Jeder kann in den USA ein Remake zum Film drehen und den Titel verwenden oder die gemeinfreie Fassung (recht schlechte Qualität) auf DVD oder Blu-ray vertreiben. Es existiert sogar eine Version bei der man in den 1990er-Jahren Filmszenen nachdrehte und diese in den Originalfilm einfügte.
Die Frage des Copyrights beschäftigte sogar schon die Gerichte. Als John A. Russo, Drehbuchautor des Films, 1984 die Verfilmungsrechte an „Verdammt, die Zombies kommen“ („Return of the Living Dead“, 1985) verkaufte, entschied ein Gericht, dass er den Namen verwenden konnte, also die Assoziation zu „Night of the Living Dead„, aber kein offizielles Sequel inszenieren durfte. Gleichzeitig entstand nämlich „Zombie 2 – Das letzte Kapitel“ („Day of the Dead“, 1985), der offiziell nach „Zombie“ („Dawn of the Dead“, 1978) die zweite Fortsetzung darstellte. Russo schrieb auch bereits in den 1970er-Jahre eine Romanfortsetzung zu „Die Nacht der lebenden Toten“. Der englische Titel: „Return of the Living Dead“.
Nun hat Living Dead Media bekannt gegeben, dass sie an einer offiziellen Fortsetzung zu „Die Nacht der lebenden Toten“ arbeiten würden. Das Sequel soll bereits 2019 veröffentlicht werden. Im Presse-Statement ging man direkt auf die „Return of the Living Dead“-Reihe ein, so dass man davon ausgeht, dass es sich wohl um die Verfilmung von Russos Fortsetzungsroman handelt, der inhaltlich mit „Verdammt, die Zombies kommen“ aber kaum etwas zu tun hat, auch wenn er den englischen Titel verwendete. Der Roman spielt zehn Jahre nach „Die Nacht der lebenden Toten“ und die Zombie-Apokalypse konnte abgewendet werden, bis sie eben wieder ausbricht. Damit würde die Reihe erneut in eine neue Richtung gehen. Hoffen wir in eine qualitativ angemessene. Denn selbst Trashstreifen wie „Children of the Living Dead“ (2001) gehören offiziell zum „Night of the Living Dead“-Universum. Aber dies ist eine andere Geschichte, die wir in einer unserer Print-Ausgaben ja schon ausgiebig behandelt haben…
‐ Markus Haage
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