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Filmplakate – Oft kopiert, selten originell

verfasst am 30.März 2010 von Markus Haage

Filmplakate (oder im kleineren Rahmen Video- und DVD-Cover) zu kreieren, ist keine leichte Aufgabe. Mit nur einem Bild muss man die Aufmerksamkeit des potentienziellen Zuschauers gewinnen. Ein Bild muss – im beste Falle – nicht nur einen Hinweis auf den Inhalt des Films geben, sondern seine Stärken hervorheben und eine unbekannte Person aus der Masse der Bevölkerung davon überzeugen, sein hart verdientes Geld und seine Zeit in eben diesen Film zu investieren. Natürlich gilt für Hollywood-Filme – wie für jeden Informatiker – der Leitsatz „Never change a running system. Und wenn man bereits erfolgreich bestimmte Motive etabliert hat, dann versucht man natürlich diesen Erfolg nachzuahmen oder zumindest darauf aufzubauen. So kommt es immer häufiger vor, dass Filmplakate sich vom Aufbau, Struktur und Stil – teilweise sogar Inhalt – vollkommen gleichen, obwohl der jeweils präsentierte Film natürlich einen völlig anderen Hintergrund hat.

Zu den grundlegendsten Übereinstimmungen gehört oftmals der allgemeine Aufbau, die Farbgebung und Struktur eines Filmplakats. Beispiel hierfür ist u.a. die bevorzugte Verwendung der sogennanten Floating Heads (schwebende Köpfe) der Hauptdarsteller, sowie einen Farbkontrast zwischen Blau und Orange.

Als perfektes Beispiel für ein typisches Filmplakat kann hier das Poster von „Avatar“ genutzt werden, welches beide Eigenschaften in sich vereint. Für Camerons 400 Millionen Dollar-Film wollten die Marketing-Strategen von Fox wohl auf Nummer Sicher gehen und keinerlei Experimente wagen…

Die Floating Heads finden sich auf fast jeden Filmplakat. Hierzu werden einfach die Köpfe der Hauptdarsteller genommen und in der Regel über einen markanten Szenenausschnitt des Films gesetzt, bzw. „schweben“ gelassen. Oftmals wird der Kopf auch nur von einer Seite angeleuchtet, so das (i.d.R. die linke Gesichtshälfte) im Dunkeln verschwindet. Die Floating Heads gehören wohl mittlerweile zu den absoluten Klassikern unter den Filmplakaten.

Die schwebenden Köpfe müssen natürlich nicht immer am obersten Rand eines Filmplakats angeordnet sein – ob untereinander, nebeneinander, kreuz und quer – solange sie schweben, kann man wohl nichts verkehrt machen…

Ebenfalls beliebt ist die Anordnung der beiden Hauptdarsteller am linken und rechten Bildrand.

Ein ebenfalls häufig wiederkehrendes Merkmal, das keinerlei inhaltliche Kopie darstellt, ist die Farbgebung eines Filmplakats (wie bereits bei obigen Filmpostern von „Avatar“ zu sehen). Oftmals werden die Farben Blau und Orange verwendet – entweder einzeln oder in Kombination – um das Aufsehen des Zuschauers zu erlangen. Diese beiden Farben harmonieren nicht nur besonders miteinandern, sondern stellen auch den wärmsten und kältesten Farbton dar und bieten somit zusätzlich einen extremen Kontrast. Orange zieht die Aufmerksamkeit des Zuschauers besonders auf sich, da es zusätzlich als warme Signalfarbe gilt. Somit – laut Marketingstrategen – perfekt geeignet, um den potentiellen Zuschauer subtil zum Plakat zu locken. Wie subtil das eigentlich Offensichtliche ist, zeigt sich, wenn man die vielen Filmplakate, die diese Farbkombination nutzen, gegenüberstellt.

Neben diesen generellen Übereinstimmungen gibt es natürlich komplette Plakat-Konzepte, die übernommen werden. Sowohl Stil, Aufbau und Struktur als auch der Inhalt werden kopiert, um Assoziationen zu einem erfolgreichen und etablierten Konzept hervorzurufen. Überraschend hierbei ist, dass dies nicht zwangsweise kleinere oder billige Filme sind, die versuchen Hollywood-Blockbuster zu kopieren, sondern durchaus große Produktionen übernehmen erfolgreiche Konzepte, um eben auf deren Erfolgswelle mitzuschwimmen.

Besonders für Kriegsfilme scheint es in Mode gekommen zu sein, nur noch die Silhouette des Hauptdarsteller oder seiner Einheit darzustellen. Über ihn hängt dann der mächtige Himmel. Ein Synonym für die Geschichte eines Einzelnen gefangen in den übermächtigen Wirren des Krieges, dem Lauf der Geschichte ausgehändigt? Dieses Stilmittel ist durchaus populär und findet sich in unterschiedlichen Varianten wieder…

Die Idee eine Silhouette gegen die unwirtliche Landschaft, am besten bei Sonnenuntergang, stehen zu lassen, findet nicht nur bei Kriegsfilmen, sondern auch bei vielen Dramen Wiederverwendung.

Bei Kriegsfilmen sind aber natürlich auch die Floating Heads populär (wobei hier ein Teil des Oberkörpers immer sichtbar ist und sich in den Himmel des unteren Bildes auflöst) – dann in der Regel in Verbindung mit einer einprägsamen Filmszene.

Oder aber: die heroische Hauptrolle steht mit dem Rücken zum Zuschauer und starrt direkt in Hölle des Krieges – seien es die Ruinen von Stalingrad oder die brennenden Ölquellen Kuwaits…

Wo wir schon einmal beim Thema Silhouette waren. Gerade für Actionfilme oder Thriller bietet sich dieses Konzept an. Im Hintergrund die angeleuchtete Silhouette des Hauptdarstellers, ein übermächtiger Schatten, in diesem sich die weiteren Handlungsträger drängen (Anmerkung „El Benny“ und „Me and Orson Welles“ sind natürlich keine Actionfilme oder Thriller, das Konzept allerdings identisch).

Für den chinesischen Film „Seven 2 One“ übernahm man das identische Design von „8 Blickwinkel“ – bis auf die Füllszenen der Silhouette. Auch Erinnerungen an das Filmplakat zu Michael Jacksons Kinohit „This is it“ werden geweckt – dieses stammt allerdings erst aus dem Jahre 2009.

Zur Vervollstädnigung drei weitere, ähnlich konzipierte Poster.

Auch populär ist ein simpler Shot des Hauptdarstellers, wie er erschöpft mit der Waffe nach unten haltend vom Einsatz kommt. Frei nach dem Motto: Einer muss es ja tun und sich die Bürde auferlangen, für Recht und Ordnung zu sorgen…

Interessant hierbei ist auch das letzte Motiv, bei dem der Held sich mit dem Rücken zum Zuschauer wendet. hat man einen Einzelgänger als Heros der Geschichte, auf dessen Schultern auch noch der Verlauf der gesamten Storyline liegt, so dreht dieser sich gerne vom Zuschauer ab und lässt die Last seines Schicksal auf sich nieder prasseln (gggaaaaannnnzzzzzz subtil erkennbar an seinem gesenkten Kopf)…

Hat man einen modernen Fantasy-Helden mit Schlapphut und Mantel, der nicht lange zögert dem Bösen entgegenzutreten, so stellt man ihn gerne von vorne da – natürlich inklusive Schattenwurf auf sein grimmiges Gesicht…

Bei Sporthelden hingegen bevorzugt man eine Rückenansicht mit einem Blick über die Schulter – so kann diese Person als Mentor dargestellt auf seinen Rücken noch etwas Platz für den führenden Nebendarsteller machen. Üblicherweise sein Lehrling oder Zögling – eine Person dessen Erfolg ohne seinen Lehrmeister nicht möglich gewesen wäre…

Bei Actionfilmen scheint es ebenfalls populär zu sein, den Protagonisten mit seiner Waffe gegen die Stirn haltend – fast schon eine Gebetsstellung – abzulichten. Ob mit einer Person oder mehreren.

Natürlich spielen Waffen generell eine bedeutsame Rolle in Actionfilmen, weswegen auch sehr gerne auf ein Motiv zurückgegriffen wird, in dem der Hauptdarsteller die Schußwaffe seiner Wahl direkt in das Gesicht des Zuschauers hält. Als Beispiel drei inhaltlich gleiche, aber stilistisch unterschiedliche Konzepte.

Dieses Motiv findet so häufig Verwendung, dass ich auf weitere Beispiele verzichte. Es sind quasi die Floating Heads der Actionfilm-Poster und ein jeder Filmfan wird jetzt mindestens noch drei weitere Motive im Kopf haben die ähnlich sind (und sei es nur „From Dusk till Dawn“). Dafür finden sich auch bei den Waffen die…richtig…Ausfüllung der Silhouetten wieder. Poster-Artists scheinen wirklich nicht drum herum zu kommen…

Wenn es allerdings mal richtig knallen soll – und eine ganze Stadt oder gar der gesamte Erdball (!) vor dem Untergang steht – dann verzichtet man gleich auf die Protagonisten und widmet sich dem wahren Hauptdarsteller des Films: der Zerstörung! Entweder vor (bekannter) irdischer Kulisse…

Oder vom Weltall aus…

Haben die apokalyptischen Reiter bereits zugeschlagen, stehen verlassene Autos, Sinnbild für Mobilität der zivilisierten Welt, vor zerstörten Städten…

Für Horrorfilme hingegen, scheint es fast schon in Mode gekommen zu sein, das verschreckte Gesicht eines weiblichen Opfers abzubilden, insbesondere wenn es effektiv schreit – aber zugegeben: der „Frontier(s)“-Version kann ich wirklich etwas abringen. Diesen (ur)alten Konzept wurden inhaltlich zwar nichts Neues hinzugefügt, die Umsetzung ist aber so gut, das sie für sich alleine stehen kann.

Natürlich waren schreiende Frauen schon immer gern auf Horrorfilmplakaten gesehen, bei modernen Motiven geht man dafür allerdings besonders nah ran. Für folgende Beispiele hat man teilweise sogar ein und dieselbe Vorlage genommen (zumindest gilt dies für „The Perfect Witness“ und „Baseline Killer“)…

Vielleicht stand „Das Schweigen der Lämmer“ hier auch ursprünglich Pate, dessen Motiv nach dem fulminanten Erfolg auch für eine Neuauflage des bereits 1986 entstandenen „Roter Drache“ (zuerst veröffentlicht als „Blutmond“, dann „Manhunter“) genutzt wurde…

Beliebt sind natürlich auch Totenköpfe, die im besten Fall aus der natürlichen Umgebung des Plakats geformt werden. Sei es die Trümmerlandschaft Los Angeles’ nach dem nuklearen Holocaust, Pilze, die vor dem Mond aus dem Boden ragen oder nackte Frauen, die vor gleizendem Lichte mit ihren Körper eben einen Totenkopf bilden…

Falls übrigens irgendwem rein zufällig das Poster zu „The Descent“ bekannt vorkommt, ja, auch dieses Motiv gab es bereits lange vorher. Großmeister Dali verwendete es für eine seiner vielen fotografischen Experimente…and guess what? Bereits bei „Das Schweigen der Lämmer“ baute man dieses Motiv in das Plakat ein. Denn der Totenkopf auf dem Rücken der gleichnamigen Motte, besteht aus Dalis Motiv.

Sind Kinder die Täter, so wirkt es umso effektvoller wenn man sie im Rahmen eines Portraitfotos in altmodischer Kleidung oder als niedliche Pausbäckchen ablichtet.

Aber dies ist natürlich nicht zu vergleichen mit den mörderischen Emo-Kids aus unzähligen US-Remakes japanischer Horror-Schocker…

Bei männlichen Thriller-Darstellern, die ebenfalls die Opfer mimen, muss man hingegen aufpassen das ihr Schädel nicht weggepuzzelt wird.

Will man hingegen die Opfer, i.d.R. junge Damen, auf dem Plakat in Bedrägnis bringen und somit werbewirksam ihre missliche, wohl tödliche Lage in der sie sich befinden, darstellen, so presst man sie am besten gleich gegen das Plakat.

Dies funktioniert auch bei Männern, da diese allerdings keinen Busen haben, ist die für Horrorfilme bedeutsame junge männliche Zielgruppe davon oftmals nicht sonderlich angetan.

Und wem beim roten Handabdruck Erinnerungsfetzen durch die Schädeldecke rasen – ja, auch dies ist ein beliebtes Motiv. Vorzugweise für Thriller und Horrorfilme…

Gerade im schnelllebigen Horrorgenre ähneln sich viele Posterkonzepte. Hat sich ein Film erfolgreich etabliert, so greift man dessen Plakatmotiv auf und variiert es leicht – vollkommen egal, ob es inhaltlich zum Film passt oder nicht. Oftmals handelt es sich hierbei um kleine Independent- oder DtV-Produktionen, die einen populären Film nachahmen. So gleicht sich das Motiv von „Feast“ rein zufällig mit dem DtV-Smasher „Blackout“.

Als 2004 das Remake zu „Dawn of the Dead“ in den Kinos startete, machten sich sogleich mehrere deutsche DVD-Anbieter auf, um ein ähnliches Cover-Konzept zu erstellen. Immerhin: auch wenn es ein Remake ist, so ist es zur Komplettierung der Romero-Saga ein interessantes Konzept, welches als Teil einer Gesamtbox durchaus interessant wäre…

Auch das Konzept von Romeros vierten Teil seiner Zombie-Saga wurde mittlerweile kopiert – auch wenn dies hier etwas freier geschah. Während sich zum Teaser-Plakat zu „Land of the Dead“ nur ein abgerissener Zombie-Arm an einem Gitter festkrallt, rast er im Remake „Day of the Dead“ und dem Indie-Horror „City of the Dead“ aus dem Boden. Stil und Konzept sind natürlich, trotz leicht veränderten Inhalts, dasselbe.

Zombies kommen einen aber nicht nur aus dem Boden entgehen, sondern gröhlen sich auch mal seitlich in ein Filmposter, ebenso wie Vampire.

Wie erwähnt, ist dies im Horrogenre nichts Neues. Bereits in den 1993 brachte VCL den Horror-Thriller „The Ressurected“ hierzulande unter dem Titel „The Evil Dead“ heraus – der englische Titel des Horrorklassikers „Tanz der Teufel“. Um die Verwirrung perfekt zu machen übernahm man sogar das Motiv des zweiten Teils und passte es nur grafisch etwas an…

Warner Bros. dachte sich wohl auch, dass aufgrund des Erfolgs von „Es“ die etwas dröge King-Verfilmung „Tommyknockers“ ähnlich schlicht-genial zu bewerben sei.

Bleiben wir kurz in den 90ern. Nicht nur das geniale Konzept zu „Das Schweigen der Lämmer“ wurde oft kopiert, auch „Basic Instinct“ – ein nicht minder einflußreicher Thriller der frühen 90er – schien auf andere Werke abzufärben. So veröffentlichte man in Deutschland „Deadly Instinct“ kurze Zeit später – weder verwandt, noch verschwägert mit Verhoevens Erotik-Thriller. Jahre später schien das Konzept auch für den US-Markt noch interessant genug zu sein und ein flauer Stephen-Baldwin-Thriller durfte sich dem gleichen Motiv annehmen…

Auch bei durchaus großen, populären Werken kann es unglaubliche Übereinstimmungen geben, die selbstredend alle nur reiner Zufall sind. Das Teaser-Poster zu „Jennifer’s Body“ weist eine verblüffende Ähnlichkeit zum Promo-Plakat zur US-Vampir-Serie „True Blood“ auf. Nachdem Fans im Netz darüber spotteten wurde das Teaser-Poster von Megan Fox’ Horror-Hommage zwar nicht eingestampft, auch nicht offiziell zurückgezogen – fortan entwickelte man allerdings drei neue Plakat-Varianten und lies das Teaser-Poster kommentarlos links liegen…

Es geht auch anders herum: für die kurzlebige Superhelden-Serien „Birds of Prey“, in der die Tochter von Commissioner Gordon das junge Batgirl drillt, besann man sich dem Plakat-Konzept zu „Underworld“…

TV-Shows schauen auch gerne einmal untereinander ab. Das Promo-Plakat zur Erfolgsserie „Emergency Room“ (hier noch mit George Clooney) gefiel den Machern der ebenfalls populären Arzt-Serie „House M.D.“ so gut, dass sie es gleich übernahmen.

Bei Komödien hat sich allerspätestens seit dem Film „American Pie“ ein sehr prägnanter Stil durchgesetzt: oftmals befinden sich die Protagonisten vor einem weißen Hintergrund und der Filmtitel wird in roten Lettern über das Bild gehauen. Man kann durchaus sagen, dass das „American Pie“-Plakatmotiv zumindest für die die 2000er Jahre durchaus bedeutend war, da eben unzählige Direct-to-Video-Komödien, i.d.R. College-Klamotten, nicht nur durch einen ähnlichen Schriftzug, sondern auch ein identisches Konzept ein Stückchen vom Erfolg abhaben wollten.

Aber natürlich weiß der Filmfreund, das ein roter, prägnanter Schriftzug, ein schlichter weißer Hintergrund und die Präsenz der Protagonisten mittlerweile zu fast jeder populären Komödie angefertigt wird. Wie die Floating Heads zu Dramen oder Thrillern, die Blau/Orange-Farbkomination zu Fantasy- und SciFi-Filmen, so gehört das weiß-rote Farbkonzept mit dem schlichten Aufbau zu jeder US-Komödie. Ein mehr als nur bewährtes Konzept…

Insbesondere die unzähligen Spoof-Movies, die mittlerweile am Fließband produziert werden, bevorzugen diese schlichte Variante und erscheinen jährlich mit ein und demselben Poster-Konzept.

Wenn bereits etablierte Stars oder Comedians in der Hauptrolle einen typischen Jederman spielen, dann wird oftmals auf ein simples Portrait der Rolle zurückgegriffen. Der Star ist etabliert, der Rollentypus für den Zuschauer identifizierbar.

Damit der Zuschauer keinerlei Probleme hat, den Rollentypus zu identifizieren, werden oftmals auch gerne die berühmten „My Name is“-Namenschilder eingebaut (und bevor jemand fragt – ja, das Hemd-Model von „My Name is Bruce“ und „The Big Kahuna“ ist exakt dasselbe) – oder gleich die Visitenkarte.

Hat der Star Probleme mit Frauen – entweder weil sie ihn unterdrücken oder seine Gefühlswelt durchwirbeln, so finden sich auch hier einheitliche Konzepte. Wenn es Probleme mit Frauen gibt, so ragen ihre Beine ins Bild und der Manne wird zwischen ihnen eingequetscht, wenn seine Probleme mit Frauen durch sein eigenes lustiges Unvermögen entstehen, so küssen sie ihn wenigstens tröstend auf die Wange.

Allerdings kann man es den unteren Herren nicht übel nehmen, dass sie von zwei weiblichen Schenkel in die Kneifzange genommen werden – ging schließlich bereits James Bond so…bei dem man übrigens für die US-Fassung der jungen Dame eine Jeans-Hose anzog…was aber Thema eines anderen Artikels sein soll…

Im übrigen gilt eine einheitliche Design-Regel auch für romantische Komödien, in denen oftmals ein Herz das Plakat ziert – aufgefüllt mit dem charmanten Lächeln der Schauspieler, die sich zwei Stunden lang lieben und streiten – und für das Happy End wieder lieben dürfen.

Die Verwendung von Großbuchstaben in denen Charaktere oder Filmszenen abgebildet sind, erfreut sich auch für den Titel selber großer Beliebtheit.

Manchmal reichen auch nur noch die Namen…

…oder gar die Köpfe der Hauptdarsteller (insofern sie Stars sind) aus, um einen Film zu bewerben. Weder bei „Stirb Langsam 4.0“ oder bei „Flightplan“ ist die Geschichte erkennbar. Es sind generische Filmposter die nur ein Gefühl vermitteln. Bruce Willis in seiner Paraderolle als cooler Actionheld, Jodie Foster als Gejagte in einem Psychothriller. Bewährte Kost – der Zuschauer weiß, was ihn erwartet, das Filmstudio weiß, dass dem Zuschauer dies gefällt. Bei „Flightplan“ ist es nicht einmal erkennbar, das der Film an Bord eines Flugzeugs spielt. Im Grunde der eigentliche Clou des Films…

Natürlich gibt es nur sehr wenige etablierte Stars, deren Anwesenheit auf einem Filmposter einen Anreiz für die Masse bietet sich den Film anzuschauen. Darunter fallen Bruce Willis, Jodie Foster, Tom Cruise, Denzel Washington, Brad Pitt, Mel Gibson oder als bestes Beispiel Will Smith. Achtet beim nächsten Erscheinen eines Films dieser Schauspieler mal genau auf die Marketing-Kampgane und wie wenig sie (im Vergleich zu anderen Produktionen) auf den Film selber eingeht, sondern sich gekonnt um seinen Hauptdarsteller dreht…

Fortsetzungen sind übrigens auch eine Spezialität für Poster-Artists. Oftmals wird – zumindest für das erste Teaser-Poster – einfach die Zahl des Sequels, in der Regel eine 2, in den Hintergrund gesetzt und der Protagonist mit Wiedererkennungsfaktor davor.

Ähnliches gilt natürlich auch für weitere Sequels…

Oder aber man versucht in cool-lässiger Pose die Nummeriung ins Bild einfließen zu lassen – in der Regel für die erste Fortsetzung ein Victory-Zeichen.

Hat man ein bereits etabliertes Franchise – sei es in Comic-, Buch- oder eben Filmform, so greift man auch gerne auf ein signifikantes Symbol zurück, welches untrennbar mit dem Originalstoff (ob Vorgängerfilm, TV-Serie oder Comicheft) verbunden ist. Bei Ivan Reitmans Film „Evolution“ – der auf keinerlei vorhandenen Material basierte – konnte man durch das veränderte Smiley nicht nur einen Bezug auf das Smiley-Symbol selber, sondern auch auf sein früheres Werk „Ghostbusters“ herstellen, welches ähnlich (nur mit dem Ghostbusters-Symbol) beworben wurde.

Bei diesen Erkennungslogos muss es sich übrigens nicht immer um ein direktes Zeichen oder Symbol handeln – es kann natürlich auch Jasons Hockeymaske sein, die in filmischer Form untrennbar mit dem „Freitag der 13.“-Franchise verbunden ist, oder Indiana Jones’ Hut und Peitsche.

Berühmtes Beispiel für das Poster-Konzept eines bereits populären und etablierten Stoffes, war wohl die 1989er Werbekampagne zu Tim Burtons „Batman“, dessen Startschuß mit einem schlichten, neuen Design des Batlogos erfolgte. Dieses prangerte auch über Wochen über den Times Square und regte so die Fantasie aller Filmfans an. Fotos vom Set oder gar Szenenbilder benötigte man nicht. Man hatte das Batsymbol in realistischer und veredelter Form – den Rest überließ man der Vorstellungskraft der Fans. Seit dem wird jeder neue Batman-Film mit einer neuen Variante des Batlogos angekündigt (Ausnahme: „Batman Begins“ – allerdings wurde hier das neue Batlogo exklusiv im Netz zuerst veröffentlicht und ist Teil des ersten Teaser-Posters). Durchaus die erfolgreichste Poster-Kampagne, die sich nur auf die Darstellung eines Symbols bezieht…

Ähnlich der Logos, gilt ein solches Konzept auch für Zahlen. Kann man eine simple Zahl mit dem Titel assozieren, so kann kaum ein Designer widerstehen, diese Zahl in das Posterkonzept mit einfließen zu lassen.

Insbesondere Filme, die in irgendeiner Verbindung mit dem Teufel, der Hölle, dem Ende der Welt, der Apokalypse stehen, müssen selbstredend die Zahl der Bestie enthalten: 666.

Dadurch weiß der Zuschauer sofort: hier geht es um Ganze, bis zum bitteren Ende. Ein passender Schlußpunkt, um unsere kleine Filmplakat-Reise zu beenden.

Natürlich waren dies längst nicht alle Beispiele für Filmposter, die, dieselben Konzepte nutzen. Ohne Probleme ließ sich diese Liste verzehnfachen – dennoch will ich hier nicht den Eindruck hinterlassen, dass es keine innovativen und inhaltlich kreativen Filmposter gäbe. Die genannten Plakate sind einfach für ein Massenpublikum abgestimmt und verfolgen daher eine recht einfache Struktur, dessen Grundkonzept sich bewährt hat. Deswegen als Abschluß eine kleine Auswahl einiger meiner persönlichen Favoriten der letzten Jahre (lobend erwähnen muss ich an dieser Stelle „Valkyrie“, dessen Designer es wahrlich geschafft haben nicht nur die Marketing-Kampagne mit dem Look des Films zu verbinden, sondern aus einem grauen WW2-Drama einen modern-wirkenden Thriller zu kreieren):

Bis zum nächsten Artikel, dann knöpfen wir uns die recht kreativen Videocover von 80er B-Smasher vor – und ihren großen Vorbildern…

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!