Zum bereits 83. Mal lud die Filmbörse Berlin in die Hauptstadt ein, um interessierte Filmfans und Sammler zu begeistern. Neon Zombie war erstmalig bei dieser mittlerweile geschichtsträchtigen Filmbörse anwesend.
Am Sonntag, dem 1. März 2020, lud man erneut zur Filmbörse Berlin ein. Bereits zum 83. Mal fand das Sammlertreffen in Tegel statt, welches mittlerweile fast schon als historisch angesehen werden kann. Erstmalig öffnete man für die Berliner Filmsammler am 16. März 1997, also vor 23 Jahren, seine Pforten. Dies geschah noch im Foyer des Kinos Alhambra Too. Während sich im Foyer die interessierten Filmfans durch Berge von Sondereditionen, Filmrequisiten und Memorabilien wühlen konnten, stellte man sogar einen Kinosaal bereit, um eine Trailershow mit den kommenden Kino-Highlights des Jahres 1997 zu präsentieren. Eine andere Zeit. Heutzutage sind Sondereditionen aus aller Welt rund um die Uhr bestellbar, Spypics von Dreharbeiten werden in Windeseile verbreitet, gleiches gilt natürlich auch für die neusten Filmtrailer. Filmbörsen verlieren ihren Zulauf – die Nürnberger Filmbörse wird dieses Jahr ihre Pforten schließen (wobei dies wohl eher am Umbau der bekannten Location liegen soll) – oder entwickeln sich verstärkt zu Meetings. Auch dies besitzt seinen Charme, den man nicht unterschätzen sollte. Die Filmbörse Berlin scheint allerdings allen Stürmen der letzten Jahre – oder eher Jahrzehnte! – standgehalten zu haben, bis Ende des Jahres sind weitere Veranstaltungen angekündigt. Somit würde man das Jahr 2020 mit der dann 86. Filmbörse Berlin abschließen. In der extrem schnelllebigen Zeit heutzutage, eine mehr als nur respektable Leistung. Die Filmbörse Berlin darf sich in der deutschsprachigen Film-Community durchaus als Institution und Konstante verstehen.
Der Charme der Filmbörse Berlin wird dem Besucher schnell bewusst. Auf zwei Säle verteilt findet der Filmsammler Memorabilien aus allen Jahrzehnten. Während sich die Horrorfans, die solche Börsen spätestens seit den 1990er-Jahren populär gemacht haben, im 18er-Bereich die neusten Veröffentlichungen von X-Rated, CMV Laservision oder Capelight Pictures bestaunen konnten, war der familienfreundliche Bereich, dessen Eintritt übrigens immer frei ist, ebenfalls mit Händlern und Ausstellern gefüllt, die Sammlerstücke aus allen Jahrzehnten präsentierten. Ein Filmprogrammhaft zum Fantasy-Klassiker „King Kong und die weiße Frau“ („King Kong“, 1933), hier unter „Die Fabel von King Kong“ geführt, aus den 50er-Jahren, Kinoplakate aus den 60er-Jahren, Kinoaushang aus den 70er-Jahren, Filmbücher aus den 90er-Jahren – jeder konnte fündig werden. Die meiste Zeit verbrachte ich bei einem Händler aus Hannover, der zahlreiche Videotheken-Plakate im Fundus hatte. Letztlich konnte ich für 35 Euro nicht widerstehen und kaufte das Videothekenplakat zu John Carpenters „Sie leben“ („They live“, 1988), das Kinoplakat zur Wiederaufführung von „Die Zeitmaschine“ („The Time Machine“, 1960) sowie das Kinoplakat zu „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt“ („Alien“, 1979). Über die modernen Kommunikationsmittel sprach sich unter meinen Freunden der Kauf schnell herum, sodass ich für sie nicht nur die originalen Plakate zur „Nightmare on Elm Street“-Serie, sondern auch das deutsche Kinoplakat zum Universal Monster-Klassiker „Der Schrecken von Amazonas“ („Creature from the Black Lagoon“, 1954) einkaufen „musste“. Ein Bekannter, der ebenfalls vor Ort gewesen ist, erstand für zehn Euro nicht nur das originale Stickerset zum Kinostart von „Ghostbusters II“ (1989), sondern auch einen Pin, der laut Händler nur unter den anwesenden Gästen der Deutschlandpremiere des Films verteilt wurde. So besitzt jeder Gegenstand auch eine gewisse persönliche Geschichte, über die man sich in der Cafetaria in gemütlicher Atmosphäre treffend unterhalten konnte. Hier sei angemerkt, dass Besucherinnen und Besucher für einen kleinen Preis Speisen und Getränke erstehen konnten.
Leider waren die Besucherzahlen nicht besonders hoch, obwohl Händler als auch Besucher versicherten, dass es üblicherweise immer weitaus voller ist. Ob es an der Berlinale lag, die nur einen Tag zuvor ihren finalen Höhepunkt fand, oder an der hysterischen Berichterstattung über das grassierende Corona-Virus, sei einmal dahingestellt. Zumindest verweigerten einige Besucherinnen und Besucher, als auch Händler und Aussteller, den Handschlag. Vielleicht lag es auch am Mangel an Stargästen. Üblicherweise kann die Filmbörse Berlin seit Jahren mit dem Besuch bekannter Filmemacher und Künstler, von Erotikdarstellerinnen wie Renee Pornero über Genrefilmemacher wie Jörg Buttgereit und Ruggero Deodato bis hin zu Kult-Schauspielern wie Didi Hallervorden, aufwarten. Für die 83. Filmbörse Berlin entschied man sich vielleicht auch absichtlich, keine Gäste einzuladen. Ein Tisch mit einem gerahmten Schwarz/Weiß-Foto wurde in Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Gerhard Heyer aufgestellt.
Für Filmfans aus Berlin und Umgebung stellt die Filmbörse Berlin sicherlich bereits ein fest geplantes Event dar. Als Erstbesucher war ich von der familiären und entspannten Atmosphäre extrem angetan, auch weil für alle Altersgruppen Angebote vorhanden waren. Demnach wird es sicherlich nicht mein letzter Besuch gewesen sein.
‐ Markus Haage
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