… und aus gegebenen Anlass mal zu etwas vollkommen anderen.
David Letterman hat gestern seine letzte Late Night-Show absolviert. Damit findet ein sehr bedeutender Teil US-amerikanischer Medien- und Popkultur sein Ende. Die Foo Fighters traten dafür gestern in der Sendung auf und ließen nochmal über 30 Jahre „Late Night with David Letterman“ Revue passieren. Was für gigantische Show-Momente dabei waren! Und es wird einem ein bisschen schwer ums Herz. Man sieht Bilder einer längst vergangenen Medien-, Film- und Fernsehkultur.
Letterman begann seine Show bei NBC und sollte der Nachfolger der legendären „Late Night Show“ werden, wurde dann aber für Jay Leno übergangen und zog Anfang der 1990er nach New York und sendete direkt vom Times Square. Der „Rauswurf“ bei NBC ging in die amerikanische Mediengeschichte als „Late Night War“ ein. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind CNBC Europe heimlich nachts schaute, um Jay Lenos Sendung zu sehen. Ich verstand kaum ein Wort, aber die Machart, die Perfektion der Show, die Hollywood-Gäste und die zahlreichen Filmausschnitte zu in Deutschland noch nicht veröffentlichten Filmen begeisterten den kleinen Knirps hier. Das war eine vollkommen andere Welt. Fernab von der institutionalisierten Fliesentisch-Unterhaltung des deutschen Fernsehens.
Letterman bevorzugte ich immer. Er war teils drastischer – wenn er einen Gast nicht mochte, ließ er es diesen auch spüren – hatte die spannenderen Gäste und Themen, bewies sehr oft eine klare Kante und besaß einen teils derberen Humor. Leider konnte man dessen Show in Europa nicht sehen. Aber ein paar englische Tapes mit Best of-Momenten hatte ich mir in den 90ern auf Klassenfahrt in München gekauft (irgend so eine Unterhaltungselektronik-Kette bot immer engl.-sprachige Tapes an). Besondere Bedeutung hat Lettermans Sendung auch, weil sie in zahlreichen Filmen referenziert wird. Andy Kaufmans Auftritt Anfang der 1980er als er vom Wrestler Jerry Lawler „verprügelt“ wurde, ist legendär. Jim Carrey stellte dies im Biopic „Man on the Moon“ grandios nach.
Mit Lettermans Abtritt verabschieden sich jetzt nach und nach die Titanen der 80er und 90er Jahre. Ersetzt werden sie durch eine junge Garde, die sich vor allem multimedial gibt und die klassischen Formate verlassen. Dies ist nicht zwingend besser oder schlechter, aber eben anders. Es ist bloß sehr merkwürdig, wenn man diesen Kreislauf, der schon immer vorhanden war, zum ersten Mal selber mitmacht …
‐ Markus Haage