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32. Braunschweig International Filmfestival: Cinestrange- und Pagan Horror At Midnight-Reihe (November 2018)

verfasst am 13.November 2018 von Markus Haage

Zum bereits 32. Mal öffnete das Braunschweig International Filmfestival seine Pforten. Zugegeben: Vom Programm her eigentlich nicht ganz unser Genre, doch diesmal gab es für Fans des Phantastischen Kinos eine kleine, aber sehr angenehme Überraschung…

Die Vorstellung von Gasper Noés „Climax“ im Rahmen des Cinestrange sorgte für einen ausverkauften Kinosaal.
(© Neon Zombie)

Das Braunschweig International Filmfestival ist nicht zwingend für Phantastisches Kino bekannt. Dramen, Milieustudien, Kultur-Dokumentationen oder Arthouse-Kino standen in der Vergangenheit oftmals im Vordergrund. Wohlgemerkt sehr erfolgreich. Das Festival gehört mittlerweile zu den prestigeträchtigsten Veranstaltungen im Filmbereich und konnte mit 27.000 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Rekord aufstellen. Für Fans der Genres Horror, Science-Fiction und Fantasy war die Programmauswahl aber damit weniger interessant. Dies änderte sich allerdings in den letzten Jahren. Wenn auch etwas zögerlich, wurden nach und nach neue Schwerpunkte gesetzt und sich inhaltlich geöffnet. Das traditionelle Eröffnungskonzert 2016 begleitete den Sci-Fi-Spielfilm „Matrix“ („The Matrix“, 1999), der mittlerweile als Meilenstein seines Genres gilt. Ein nach anwesenden Besuchern spektakuläres Event. Auch wurden neue Filmreihen innerhalb des Festivals etabliert, die vor allem dem europäischen Horrorkino der Vergangenheit Platz einräumten. So präsentiert Clemens Gerhard, Chefredakteur des 35 Millimeter-Filmmagazins, seit drei Jahren die „At Midnight“-Reihe, eine Werkschau die sich bereits mit den filmischen Umsetzungen der Werke von H.P. Lovecraft oder Edgar Allen Poe beschäftigte, und sich in diesem Jahr dem europäischen Pagan Horror widmete. So wurden neben Klassikern wie „Das weiße Rentier“ („Valkoinen peura“, 1952), übrigens die Deutschlandpremiere der 4k-Restauration, auch die neuseeländische Horror-Anthologie „The Field Guide to Evil“ (2018), ebenfalls als Deutschlandpremiere, vorgeführt, sowie das zentrale Werk des Pagan Horrors präsentiert, nämlich Robin Hardys „The Wicker Man“ (1973) mit Christopher Lee. Natürlich im Final Cut. Eine durchaus spannende Reihe, bei der jeder Film nicht nur eine persönliche Einführung und filmhistorische Einordnung erhielt, sondern auch durch eine Gratis-Sonderausgabe des 35 Millimeter-Filmmagazins begleitet wurde.

(© Braunschweig International Filmfestival)

Leider kollidierte ausgerechnet die Vorführung von „The Wicker Man“ mit der Deutschlandpremiere des südkoreanischen Kaiju-Horrors „Monstrum“ (2018), aber wer Filmfestivals kennt und regelmäßig besucht, weiß, dass sich solche Überschneidungen leider nie ganz verhindern lassen.

(© Neon Zombie)

„Monstrum“ lief wiederum im Rahmen der Cinestrange Nachtaktiv-Reihe. Das Cinestrange Filmfestival gastierte bereits am Elbufer in Dresden als auch im C1-Kino in Braunschweig und konnte in der Vergangenheit mit großen Namen, wie etwa Dario Argento, Joe Dante, John Badham oder John Landis, aufwarten. Nach einer internen Neuordnung der Festivalführung, sowie der Produktion des Spielfilms „Sky Sharks“ (2019), entschloss man sich 2017 zu pausieren und dieses Jahr im Rahmen des Braunschweiger Filmfestivals „nur“ eine Genrereihe zu präsentieren. Diese Form der Kooperation hat sich allerdings gelohnt und wird hoffentlich im nächsten Jahr nicht nur fortgeführt, sondern vielleicht auch noch etwas ausgebaut. Zwei Filme pro Abend wären perfekt. Neben der bereits erwähnten Deutschlandpremiere von „Monstrum“, zeigte man im Rahmen des Cinestrange auch Nicolas Pesces „Piercing“ (2018), präsentiert von der Filmzeitschrift Deadline, sowie Gasper Noés „Climax“ (2018). Letztere Vorführung war sogar bereits im Vorfeld komplett ausverkauft. Zudem lud das Cinestrange-Team zu einer Besichtigung der Marctroplis-Filmstudios und des Filmsets von „Sky Sharks“ ein. Deutschlands kleinstes, aber Braunschweigs größtes Filmstudio. Ein durchaus interessanter als auch humoristischer Rundgang erwartete die zahlreichen und neugierigen Besucher. Wer den Rundgang verpasst hat, kann dies auf Facebook nachholen (die Video- und Audio-Qualität unterlag leider den Streaming-Bedingungen via Smartphone).

Insbesondere das Universum Filmtheater, Spielort der At Midnight- und Cinestrange-Reihe, entpuppte sich als perfekte Location, da dieses noch über die charmante Abspann-Lounge verfügt, die regelrecht zum Verweilen einlädt und es zwischen den Programmpunkten den Filmfans ermöglicht, sich in entspannter Runde zu treffen. Wer es etwas lockerer möchte, sollte die Aftershow-Party im Gewandhaus nicht verpassen, die traditionell am finalen Samstag der Festivalwoche abgehalten wird und alle Besucherinnen und Besucher sowie Filmemacher einlädt. Für Fans des Phantastischen Kinos war das Braunschweig International Filmfestival demnach definitiv einen Besuch wert und sollte in den kommenden Jahren von ihnen auch eine größere Berücksichtigung erhalten.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!