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Sador – Herrscher im Weltraum (USA, 1980)

verfasst am 30.Juli 2009 von Elric

„Lebe schnell, kämpfe gut und habe ein ruhmreiches, schönes Ende!“

Wer schon immer mal wissen wollte, wie das so ist, wenn man Herrscher des Weltalls ist – es scheint sehr unbefriedigend zu sein. Nehmen wir zum Beispiel Sador: Umgeben von unfähigen und hässlichen Figuren ist die einzige Freude, die man so hat, Planeten mit einem Solarkonverter zu sprengen. Kollege Vader hat ja ähnliche Hobbys zwei Jahre vorher auf der Leinwand ausgelebt, aber dafür schlimmes Asthma und keinen neckischen Fleck im Gesicht gehabt und musste sich mit einem popligen Todesstern begnügen, der nicht mal so einen Solarkonverterdings hatte. Versager. Die Geschichte des Films ist schnell erzählt.

(© Warner Home Video)

Herrn Sador gelüstet es an einem verregneten Samstagnachmittag im All gerade mal wieder nach etwas Unterhaltung und er findet einen kleinen, unbedeutenden Planeten mit einer verschlafenen Gemeinde von gewaltverabscheuenden Religionsfreaks, die zwar nicht an die Macht und Jedis glauben, aber an die Varda. Muss so ein Esoterikbuch aus den 70ern sein, in dem Sätze wie „Wer vor sich selbst flieht, holt sich nie wieder ein!“ drinstehen. Solche Weisheiten haut dann regelmäßig irgendeiner der Bewohner raus. Und da Sador der Böse ist und auch so aussieht, massakriert er ein paar Bewohner und stellt ein Ultimatum, das man ihn als Herrscher beim nächsten Besuch doch bitte mit der nötigen Ehrerbietung willkommen heissen möge.

(© Warner Home Video)
(© Warner Home Video)

Die erste Hälfte des Films besteht dann nun darin, das Shad (ein Luke-Skywalker-Verschnitt, kann allerdings außer Reden halten und unter Stress schwitzen wenig) Söldner sammeln soll, die seinen geliebten Heimatplaneten (der bei genaueren Hinsehen – oder weniger genauem Hinsehen aus Pappwänden mit aufgemalten Bildern besteht) retten helfen sollen. Da dem Drehbuchautoren es wohl peinlich war, ganz offensichtlich andere Filme wie „Die glorreichen Sieben“ und eben „Star Wars“ zu verwursten, sollten wenigstens die Söldner etwas besonderes werden. Wir bekommen es mit einer Tochter eines verzauselten Wissenschaftlers, der nur noch aus seinem Kopf besteht, zu tun. Kämpfen kann die zwar nicht, aber „versteht was von Computern“. Der Nächste ist ein irdischer Sternencowboy mit eingebauter Zigarette im Mund und Whiskybar am Gürtel (kein Scherz), der von George „Hannibal Smith“ Smith gegeben wird. Zudem kommt eine Crew um ein Reptilienwesen dazu, die aus einem Harpunier (!!) (der wie QuiQueg persönlich aussieht) und zwei hitzeerzeugenden Zwergen besteht. Da geht doch noch was. Richtig. Die Nestor. Fünf seltsame weisse Zwerge, die sich einen Verstand teilen (und das dann auch noch mit 100000 anderen) und zudem von sich selbst ausgesprochen angeödet sind. Kein Wunder, wenn man weiss, was das Gegenüber von einem denkt, weil man ja selbst das Gegenüber ist. Beeindruckt hat mich die Steuerzentrale ihres Raumschiffs, sieht wie ein Kraftwerk-Konzert, bei dem alles weiss strahlt, aber keine Synthies rumstehen, aus. Man drückt da einfach in ein paar Löcher in einer Glasplatte und das Ding fliegt. Sensationell. Des Weiteren, ein verbitterter Auftragskiller, der sich nirgendwo mehr blicken lassen kann und auf seinem angesammelten Reichtum („Plutonium, Kadmium – ich bin für meine Arbeit immer gut bezahlt worden!“) rumsitzt und eine hormongesteuerte Amazone, die nur spielen will („Lebe schnell, kämpfe gut und habe ein ruhmreiches, schönes Ende!“).

(© Warner Home Video)
(© Warner Home Video)

Was macht man jetzt mit so einem Haufen und einem gar bösen Weltraumherrscher?

Natürlich die erstmal üblichen Weltraumkämpfe, die aber gottseidank so dunkel gedreht worden sind, das man nicht immer alles sehen muss. Dann gibt’s einen Bodenkampf, bei dem sogar Blut fließt, die übliche „Wir verabschieden uns an dieser Stelle von unseren gefallenen Kameraden und machen weiter, weil sie es so gewollt hätten“-Nummer.

War es das? Achso, gegen Ende geht Sador natürlich hopps. Nicht aber ohne vorher eine der abgrundtiefst dämlichen Szenen in der Geschichte des Science-Fiction-Films abzuliefern.

Wir stellen uns jetzt mal vor, wir sind Sador, sind dauergenervt und stellenweise verfaulen unsere Extremitäten. Was machen wir dann logischerweise, wenn wir einen Gefangenen zu Tode gefoltert haben? Richtig. Wir nehmen die Motorsummse, amputieren der Leiche einen Arm und lassen uns diesen vom Dr. Frankenstein unserer Wahl selbst annähen. Drei statt fünf Finger? Kann man nix machen. Dumm nur, wenn der Arm von den Kameraden des Armspenders telepathisch gesteuert werden kann. Also, Motorsäge wieder an und Arm ab. Das ist der Moment, wo man Mitleid mit Sador haben muss, er ist ja schon arm dran mit dem Freak-Haufen, den seine Untergebenen darstellen. Und da ist Arm ab wieder besser.

(© Warner Home Video)
(© Warner Home Video)

Fatality:
Je öfter ich über dieses Meisterwerk aus der Schmiede von Roger Corman nachdenke, desto mehr gefällt es mir. Die grenzenlose Fantasie der Drehbuchautoren würde heute wohl selbst in einem C-Filmstudio für eine Einweisung in eine Entzugsklinik für schwer tablettensüchtige Drehbuchvergewaltiger aussreichen, oder sie würden in den Schreiberstab für Spongebob Schwammkopf aufgenommen werden. Die Schauspieler wirken alle so, als ob sie in verschiedenen Filmen mitspielen. Robert Vaughn als Gelt kämpft mimisch mit dem Einschlafen, wirkt in seinem Raumschiff so, als ob man ihm einen X-Box-Controller in die Hand gedrückt hätte, 20 Jahre bevor das Ding erfunden wurde. Etwas überfordert. Und der schlimmste von allen: George Peppard. Der wusste zwar wohl, in welchem Film er war, aber da er rauchen durfte, hat er nur fröhlich gegrinst und wohl alles getan, was man von ihm verlangt hat. Sogar in einer Kulisse mit seltsamen Gestalten Mundharmonika spielen.

Elric

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