Werbung

Terminator (USA, 1984)

verfasst am 12.Juni 2003 von Markus Haage

„Dieser Terminator ist da draußen! Mit dem können sie nicht verhandeln und mit dem können sie auch nicht vernünftig reden. Er fühlt weder Mitleid, noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor nichts halt machen, vor gar nichts, solange sie nicht tot sind.“

1981: Zwischen Dosenbier und Fahrersitz mixt sich ein junger James Cameron an seinem Arbeitsplatz, einem alten LKW, ein futuristisches Action-Drama zusammen, das Filmgeschichte schreiben wird. Die Zutaten: Nuklearer Holocaust, kybernetische Kampfkolosse, zeitreisende Schlüpferstürmer.

(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Die Zukunft der Menschheit sieht düster aus: Ende der 90er Jahre hat eine künstliche Intelligenz namens SkyNet die atomaren Supermächte gegeneinander ausgespielt und somit einen nuklearen Holocaust provoziert, der fast im Untergang der gesamten Menschheit endete. Drei Milliarden Seelen fuhren gen Himmel. Die Überlebenden, die nicht an Hunger, Radioaktivität oder Seuchen verreckten, mussten sich bald einem neuen Grauen entgegenstellen: den Maschinen, die sich nun emporschwingen über die Erde zu herrschen. In einem erbarmungslosen Vernichtungskrieg standen sie bereits kurz davor die menschliche Rasse vollständig auszurotten. Doch ein Mann, John Connor sein Name, erhob sich gegen die kybernetische Graumsamkeit und rottete die letzten Menschen um sich. Der Beginn der menschlichen Résistance.

(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)
(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

„Los Angeles im Jahre 2029. Die Maschinen erhoben sich aus der Asche des nuklearen Feuers. Ihr Krieg zur Vernichtung der Menschheit hatte jahrzehntelang gewütet, aber die letzte Schlacht sollte nicht in der Zukunft geschlagen werden. Sie wird hier geschlagen, in unserer Gegenwart. Heute Nacht.“

SkyNet hatte mit einem solchen Widerstand nicht gerechnet – der Krieg verschob sich zugunsten der Menschen. In einem Akt der Verzweifelung schickte es einen seiner Killer-Maschinen, den T-800, in die Vergangenheit – um Sarah Connor, Mutter von John Connor, zu töten. Wenn SkyNet es schaffen würde, die Geburt Johns somit zu verhindern, könnte dieser in der Zukunft die Menschen nicht zum Sieg über die Maschinen führen. Doch auch die menschliche Résistance schaffte es einen Beschützer für Sarah zurückzuschicken: Kyle Reese, Fuß-Soldat und letzte Hoffnung…

(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)
(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Beide kommen zeitgleich in Los Angeles an, am 25.Oktober 1984. Und beide wissen nicht, wo sie Sarah Connor finden können. Denn alle relevanten Daten wurden im Atomkrieg zerstört, es existieren in der Zukunft keinerlei Aufzeichnungen mehr. Während der Terminator einfach mordend die Telefonliste aller Sarah Connors in L.A. durchgeht, entscheidet sich Kyle Reese für einen subtileren Weg: Stalking. Da er durch ein Foto zwar weiß, wie Sarah aussieht – aber eben nicht das Aussehen des Terminators kennt, wartet er solange ab, bis dieser sich zu erkennen gibt. Ein riskantes Spiel. In letzter Sekunde schafft es Kyle Sarah aus der Schusslinie zu fischen und mit ihr in das Dunkel der Nacht zu fliehen…

(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)
(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Doch der Terminator gibt nicht so schnell auf. Unermüdlich verfolgt er das Paar, solange bis er seine Mission erfüllt hat und die endet erst mit dem Tode Sarah Connors…

(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Niemand konnte ahnen, das die anfangs wirre Sci-Fi-Story, die sich Cameron in seinem alten Truck erdachte, zu einem absoluten Filmklassiker mutieren würde, dessen Geschichte selbst 25 Jahre später noch Massen in die Kinos lockt. Cameron erschuf nicht nur einen Film, sondern mit der Figur des Terminators ein kulturelles Phänomen, welches von niemand anderen als Arnold Schwarzenegger hätte verkörpert werden können. Schaut man sich heute die ursprünglichen Casting-Optionen für die Rolle der Killermaschine an, so kommt man nicht drumherum ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu vernehmen. Lance Henriksen, genauso wie O.J. Simpson, sollten ursprünglich den Terminator spielen.

(© James Cameron)
(© James Cameron)

Henriksen hätte als düsterer Geselle zumindest als eine Art Prä-T-1000 durchaus durchgehen können. Besonders in Hinblick auf Camerons ursprünglichen Wunsch, den Terminator nicht zu protzig und auffallend wirken zu lassen. Arnold Schwarzenegger hingegen war für die Figur des Kyle Reese, Beschützer Sarah Connors, angedacht. Nachdem Cameron ihn allerdings für Test-Shootings vorspielen ließ, war klar, das nur er den Terminator verkörpern konnte, auch wenn es seiner ersten Idee des Terminators widersprach. Mit Schwarzenegger hatte der Film nicht nur den perfekten Schauspieler für die Rolle – sondern auch ein bekanntes Gesicht. Immerhin spielte der Österreicher vorher bereits äußerst erfolgreich den Keulenschwinger Conan. Für das 8-Millionen-Budget ein wichtiges finanzielles Gegengewicht, das Aufmerksamkeit erregen konnte. Zwar konnte „Terminator“ im Kino beachtliche 78 Millionen Dollar einspielen (inflationsbereinigt 160 Millionen Dollar, Stand: November 2009), aber der eigentliche Erfolg fand auf dem neuen Medium VHS statt. „Terminator“ war einer der ersten Blockbuster-Erfolge auf Video, ein Dauerbrenner in allen Videotheken weltweit. Dieser immense Home-Entertainment-Erfolg, mit dem niemand rechnete (und rechnen konnte), ließ dann auch das 100-Millionen-Dollar-Budget der Fortsetzung stemmen.

Vor diesen Superlativen stand allerdings nur die Idee Camerons, zu der er sich, nach eigenen Angaben, von unzähligen Episoden der US-Serie „The Outer Limits“, das SciFi-Pendant zu „Twillight Zone“, inspirieren ließ. Cameron war seit Kindheitsalter an riesiger Science-Fiction-Fan und verschlang alles, ob Filme, Serien, Comics, Kurzgeschichten oder Romane, die dem fantastischen Genre angehörten. So sah es der Sci-Fi-Autor Harlan Ellison vor, Cameron nach Beendigung des Drehs zu verklagen, da der Film – seiner Meinung nach – zu sehr seinen beiden „Outer Limits“-Geschichten „Soldier“ und „Demon with a Glass Hand“ ähneln würde. Aus Angst vor einer langwierigen Gerichtsverhandlung gab das Produktionsstudio nach. Es wurde sich außergerichtlich geeinigt und Harlans Name als erster im Abspann gespannt. In „Soldier“ wird ein Soldat aus der Zukunft, die durch einen langen Krieg zerstört wurde, in die Vergangenheit, das Jahr 1964, geschickt…

(© American Broadcasting Company)
„The Outer Limits“, „Soldier“ (Erstausstrahlung: 16.09.1964)
(© American Broadcasting Company)

Natürlich finden sich Parallelen, aber auch nur in der sehr losen Grundkonstellation (Soldat aus einer kriegerischen Zukunft reist in Vergangenheit). „Terminator“ ist allerdings wahrlich keine Kopie, sondern kann für sich alleine stehen. Hier wurde aus purer Angst vor einer Klage eine Fehlentscheidung getroffen, die letztlich auch dafür sorgte, dass mittlerweile Filmstudios die Rechte an ähnlichen Stoffen vom Markt aufkaufen, nur um im Nachhinein nicht die Gefahr einzugehen, verklagt zu werden. Es ist absurd, aber letztlich schmälert dies die Qualität des Films natürlich nicht. Schon gar nicht auf narrativer Ebene, denn Cameron schafft es wirklich eine packende Action-Geschichte zu erzählen – mit Elementen des Sci-Fi- als auch Horrorkinos.

(© Stan Winston School)
(© Stan Winston School)

Besonders sticht natürlich das Design des Terminators hervor, welches großartig umgesetzt wurde. Verantwortlich dafür zeichnete sich Stan Winston, der mit aufwendigen Animatronics und Stop-Motion die Killermaschine zum Leben erweckte. „Terminator“ war nicht der Beginn seiner Karriere, aber definitiv der Durchbruch. Winston zieht hierbei alle Register – zumindest die ihm das 8-Millionen-Budget erlauben. Die erwähnten Animatronics und Stop-Motion-Effekte sind nur der Anfang. Hinzu kommen geniale Prothetics, Modellbauten und die gute, alte Rückprojektion, die er auch noch beim zweiten Teil anwendete – interessant hierbei ist, dass nach mehr als 25 Jahren die Effekte natürlich gealtert und als solche zu erkennen sind, aber gerade dies dem Film einen gewissen dreckigen und im Rahmen seines Settings sogar realistischen Charme verleiht. Die Killer-Maschine wirkt mechanisch, sobald ihr menschliches Antlitz verloren geht.

(© Stan Winston School)
(© Stan Winston School)

Wenn man über „Terminator“ spricht, kommt man natürlich nicht drumherum Brad Fiedels genialen Score zu erwähnen. Sein Hauptthema bedarf nicht mehr vieler Umschreibungen. Mittlerweile gehört es zu den bekanntesten Leitmotiven der 80er und mit Abstand zu den besten Synthesizer-Soundtracks aller Zeiten. Leider zog sich Fiedel aus dem Filmgeschäft zurück, für „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ kehrte er allerdings noch einmal zurück.

Fatality:
Über James Camerons Debüt-Hit kann man Bücher verfassen und man würde trotzdem eine Info auslassen, zu der es sich lohnt, ausschweifende Analysen zu schreiben. Der Film hat mittlerweile nicht nur die Fans weltweit für sich gewonnen, sondern auch seine schärfsten Kritiker überzeugt. 2008 erhielt der Streifen ein ganz besondere Ehre und wurde von der US-Regierung als kulturell und filmisch besonders bedeutendes Kunstwerk ins National Archive aufgenommen. Zu recht, denn kaum ein Film schaffte es so überzeugende Art und Weise ein ernstes menschliches Drama mit den Stilmitteln des Horrors und der Science-Fiction zu verbinden. „Terminator“ ist mehr als nur ein genial inszenierter Action-Heuler – er ist einer DER definierenden Filme des 20.Jahrhunderts.

Markus Haage

Werbung
Produkt bei Amazon.de bestellen!
Über Markus Haage 2266 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!