Es ist mal wieder Super Bowl und die US-amerikanischen Filmstudios nutzen das wohl größte Sportereignis der USA, um ihre kommenden Blockbuster-Produktionen zu bewerben. Um euch die Suche zu erleichtern, hat Neon Zombie sämtliche Spots zusammengetragen. Auch die, die streng genommen nicht Teil des Super Bowls sind, aber im Zuge des Bowls veröffentlicht werden.
Weit über einhundert Millionen US-Amerikaner schalten beim Super Bowl jährlich ein. Es ist der Höhepunkt des US-amerikanischen Sportjahres. Nicht einmal die Olympischen Spiele können mithalten. Diese enorme Aufmerksamkeit sorgt auch dafür, dass der Super Bowl noch eines der ganz, ganz wenigen Medien-Events darstellt, der Zuschauer aller Bevölkerungsschichten generationenübergreifend vor die Mattscheibe ziehen kann. Da die Werbeblocks recht „zerstreut“ sind und der Zuschauer natürlich vom Spiel nichts verpassen möchte, ist es auch eines der wenigen Sportereignisse, in denen die Werbepausen tatsächlich noch von einem Millionenheer verfolgt werden. Die Sendezeit für einen 30-Sekunden-Spot soll demnach rund fünf Millionen US-Dollar kosten.
Damit die Spots aber nicht nur mehr ein Produkt präsentieren, entwickelten zahlreiche Unternehmen ihre Werbung weiter. Berühmte Altstars werden vor die Kamera gezehrt und SFX-Companies, die ansonsten für Hollywood-Studios arbeiten, engagiert. Oftmals werden extrem aufwendige Mini-Filme um die Produkte herum inszeniert, die mit dem eigentlichen Produkt nicht mehr viel zu tun haben, sondern im besten Fall natürlich außerhalb der Ausstrahlung für Gesprächsstoff sorgen sollen, um damit die Marke an sich bekannter zu machen. Heutzutage natürlich insbesondere auf den sozialen Netzwerken. Eigene Hashtags werden von PR-Agenturen vorbereitet und bei Ausstrahlung sekundengenau in die Netzwerke geblasen, um dadurch einen Schneeball-Effekt hervorzurufen. Ein schönes Beispiel aus diesem Jahr ist der Super Bowl-Spot des deutschen Automobil-Herstellers BMW mit Arnold Schwarzenegger als Zeus. Zwei Altstars, eine irre und somit einprägsame Geschichte, die irgendwie eine schnelle Herleitung zum Produkt und zur Marke herstellen kann. Arnold gleich Zeus, Zeus gleich Blitz, Blitz gleich Elektro-Mobilität, Elektro-Mobilität gleich BMW. Irgendwas bleibt im Hinterkopf hängen. Interessant: Der Trailer wurde bereits die letzte Woche präsentiert und ist eigentlich nicht offizieller Teil des Super Bowls, aber wurde eben im Zuge des Spiels veröffentlicht. Spekulation: gut möglich, dass man versuchte beim Super Bowl unterzukommen, aber es nicht mehr schaffte. Release-Datum und Aufwand sprechen zumindest dafür.
Auch für die Filmindustrie ist der Super Bowl die perfekte Gelegenheit auf ihre Sommer-Blockbuster hinzuweisen. Schon seit Jahrzehnten buchen sie die Werbeslots zum Spiel – man denke hierbei an den legendären Spot zu „Matrix: Reloaded“ anno 2003 –, heutzutage aber oftmals nur, um auf einen richtigen Trailer in voller Länge hinzuweisen. Heißt: Der Super Bowl-Spot ist der Teaser für einen Trailer, der auf den Netz-Plattformen länger dauert. Da aber nicht jedes Studio das Kleingeld aufwenden kann, um für dreißig Sekunden rund fünf Millionen US-Dollar auszugeben, hat sich unter dem Hashtag #BigGameSpot ein weiteres Phänomen etabliert. Zahlreiche Trailer zu kommenden Serien und Filmen werden am Super Bowl-Tag veröffentlicht, um werbewirksam auf der Welle der Bowl-Spots mitzuschwimmen. Da das Wort „Super Bowl“ aber markenrechtlich geschützt ist, verwendet man dann eben den Begriff „Big Game Spot“. So tat es dieses Jahr zum Beispiel Paramount Pictures mit einem Spot zu „Sonic 2“ („Sonic the Hedgehog 2“, 2022) oder der Abenteuer-Komödie „The Lost City“ (2022). Aber dies sind natürlich nur die kleineren Produktionen. Auffällig: die großen Eventfilme waren dieses Jahr zahlenmäßig nicht so stark vertreten wie in der Vergangenheit. Gehen wir die überschaubare Liste einfach schnell durch…
Sam Raimi versprach, dass er mit „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (2022) den ersten Marvel-Horrorfilm drehen wollte, und dies schien ihm auch gelungen zu sein. Einen dicken Teaser gab es bereits für die Post-Credits-Szene zu „Spider-Man: No Way Home“ (2021). Beim Super Bowl wurde nun nicht nur der erste Spot präsentiert, sondern zeitgleich ging auch der neuste Trailer online, der auch Überraschungen aus anderen Universen erhören (!) lässt. Ist das etwa die Stimme von … *trommelwirbel* … Patrick Stewart? Wenn ja, dann wird Doctor Strange wohl auch die X-Men besuchen.
Interessant: Der eigentliche Super Bowl-Spot zeigt uns eine zusätzliche Nahaufnahme von Doctor Strange als … *erneuter-trommelwirbel* … Zombie! Das Vorschaubild präsentiert es bereits.
Noch ein weiterer Marvel-Held: Der titelgebende Moon Knight darf sich in einem neuen Spot präsentieren. Die Serie wird auf Disney+ online gehen.
Die wohl größte Überraschung: unter dem Titel „Die Ringe der Macht“ arbeitet Amazon Studios derzeit an einer Serienvefilmung der Anhänge von „Der Herr der Ringe“ (die Verfilmungsrechte von „Das Silmarillion“ besitzt man nicht). Ein wahnsinniges Budget von fast 500 Millionen US-Dollar wurde für die erste Season freigegeben, die gerade einmal acht Episoden umfassen wird. Allerdings kann man davon ausgehen, dass zukünftige Staffeln etwas günstiger ausfallen werden, da man auf die opulenten Designs natürlich zurückgreifen kann. In der letzten Woche wurden bereits über zwanzig (!) Charakter-Poster sowie einige Szenenbilder veröffentlicht, die für Furore sorgten. Nun folgte im Zuge des Super Bowl der erste Trailer…
Der Film wurde aufgrund der Corona-Pandemie bereits um fast zwei Jahre verschoben, nun soll es aber mit dem Release von „Top Gun: Maverick“ (2022) endlich klappen. Damit dieses auch werbewirksam zelebriert wird, hat sich Paramount Pictures mit Porsche zusammengetan, um das Sequel zu präsentieren. Ja, die Fortsetzung zu Tony Scotts visuell extrem einflussreichen Kult-Actioner „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ (1986) existiert und Tom Cruise wird wieder durch die Lüfte düsen.
Bereits letzte Woche kam ein neuer Trailer, für den Super Bowl hat man aber noch ein paar unveröffentlichte Einstellungen und Szenen zurückgehalten: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ („Jurassic World: Dominion“, 2022) ist der nunmehr sechste Teil der Reihe und holt nach fast dreißig Jahren alle Stars des legendären ersten Teils von 1993 zurück.
Jordan Peele hat einen neuen Horrorfilm unter dem schlichten Titel „Nope“ (2022) gedreht, der sich recht mysteriös gibt. Bereits gestern gab es den Trailer, aber ähnlich wie bei den Dinos hat man für den Super Bowl noch einen Spot mit neuen Szenen/Einstellungen parat gehalten.
Auch Michael Bay ist als Produzent zurückgekehrt. Der Trailer zum Action-Thriller „Ambulance“ (2022) ist unerkenntlich ein Bay-Produkt.
Auch der Streaming-Dienst Netflix hat einen Spot erstellt, allerdings um die Höhepunkte des laufenden Jahres zu präsentieren.
Und zu guter Letzt reist HBO Max in die Vergangenheit, um die Geschichte der L.A. Lakers zu erzählen.
Natürlich existieren noch zahlreiche weitere Spots, die allerdings mit der Filmindustrie wenig zu tun haben, auch wenn sie sich IPs einkaufen oder mit Filmstars besetzt sind (siehe den BMW-Spot). Exemplarisch sei einfach ein Spot des Automobil-Herstellers General Motors mit Mike Meyers als Dr. Evil genannt.
Tja, für dieses Jahr war es das aber bereits. Verhältnismäßig wenig Ausbeute. Vielleicht hat ein Wandel in der Filmindustrie stattgefunden und die fünf Millionen US-Dollar pro Spot sind jetzt doch nicht mehr so lukrativ, wie noch vor wenigen Jahren. Wir werden es nächstes Jahr beobachten können, ob hier ein Umdenken oder neuer Trend eingesetzt hat.
‐ Markus Haage
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