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Steht die nächste Film-Revolution an?

verfasst am 17.März 2016 von Markus Haage

Napster-Gründer Sean Parker hat ein Modell namens Screening Room entwickelt, welches Kunden ermöglichen soll, Kinofilme zum Kinostart zuhause auf dem Fernseher (oder im Heimkino) sehen zu können. Die Idee dahinter wird mittlerweile von großen Namen wie Peter Jackson, J.J. Abrams und Steven Spielberg unterstützt.

Was heißt das aber genau? Nun, der Kunde kauft für 150 Dollar eine Art Receiver, der es ihm ermöglicht, auf das Programm von Screening Room zuzugreifen (monatliche Gebühren fallen nicht an). Für jeden Kinofilm muss der Kunde 50 Dollar zahlen (umgerechnet: 44,50 Euro). Der Film ist 48 Stunden abrufbar. Von diesen 50 Dollar gehen 20 Dollar als Ausgleichszahlung an die Kinos (wahrscheinlich über ein GEMA-ähnliches Modell), zusätzlich erhält der Kunde zwei Freikarten für einen Kinobesuch. 20 Dollar gehen an den Vertrieb des Films, 10 Dollar an Screening Room.

Das Konzept ist nicht verkehrt. Gut finde ich, dass bereits in der Grundidee die Unterstützung der Kinos (finanzieller Ausgleich) mit eingeplant ist. Ich befürchte nur, dass dies vor allem den großen Kinoketten zugutekommen wird. Man muss abwarten, inwiefern die wenigen kleinen unabhängigen Kinos miteinbezogen werden. Die Freikarten sollen zudem die Attraktivität des Kinos als klassischen Vorführort erhalten. Ergibt Sinn, denn die Kinos verdienen mit Snacks und Getränken mehr Geld als mit dem Kinoticket.

Manch einer wird nun einwerfen, dass der Preis pro Film zu hoch sei, aber stimmt das wirklich? Eine vierköpfige Familie würde für einen traditionellen Kinobesuch MEHR bezahlen, wenn man alle Kosten einkalkulieren würde (Kinokarten, Snacks, Getränke, Benzinkosten, ggf. Parktickets, etc.). Auch wenn Mutti und Vati mal einen Kinoabend alleine verbringen wollen, hätten sie ähnliche Kosten, da sie einen Babysitter benötigen. Des Weiteren muss mit einkalkuliert werden, dass viele Zuschauer Freunde und Bekannte einladen werden, um einen Film zu sehen und man den Film ggf. innerhalb von 48 Stunden ein zweites Mal sehen kann. Rechne ich alle meine Kosten ein, um Filme wie „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ oder „Guardians of the Galaxy“ zweimal im Kino zu sehen (was ich tat, eigentlich sogar öfters 😀 ), dann wäre ich nicht mehr wirklich weit von der 44,50 Euro-Marke entfernt. Für zwei Kinobesuche von „Star Wars“ kam ich ungefähr auf 34 Euro (alle Kosten einberechnet). Hätte ich mich mit ein, zwei Kumpels getroffen, bin ich mir sicher, dass sie sechs oder acht Euro für Screening Room mit bezahlt hätten. Die Kosten von 44,50 Euro pro Film sind demnach (zumindest in solchen Beispielen) wirklich nicht soviel höher, oft sogar niedriger als ein klassischer Kinobesuch. Man darf auch die ländlichen Gegenden nicht vergessen. Um „Deadpool“ im Kino zu sehen, musste ich 90 Kilometer (hin und zurück) fahren. Eine andere Möglichkeit bestand nicht. Das alleine sind schon um die 9 Euro Spritkosten.

Und dann kriege ich von Screening Room noch zwei Kinokarten geschenkt …

Man muss natürlich auch Raubkopien mit einplanen. Das Abfilmen von einem sauberen Flat-TV ist qualitativ hochwertiger als von einer Kinoleinwand. Auch das gehört zur Kalkulation dazu. Aber wenn ich die Kalkulation richtig verstehe, würden die 20 Dollar, die direkt an den Vertrieb/das Studio gehen rund vier reguläre Kinobesucher ersetzen (denn der Vertrieb erhält nur 50% des Kinotickets).

Heißt: Die Idee ist nicht so verkehrt, wie sie sich anhört und wird deswegen von Filmgrößen bereits unterstützt. Gerade weil sie auch Rücksicht auf die traditionelle Industrie nimmt. Und die Kosten für einen Film, auch wenn sie sich hoch anhören, sind nicht zwingend größer, wenn man sie mal gegenrechnet und aufbricht.

Aber man muss sich dennoch bewusst machen, dass es zur weiteren Isolierung und Individualisierung des Filmvergnügens führen wird. So ehrlich sollte man sein.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!