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Cloverfield Paradox, The (USA, 2018)

verfasst am 6.Februar 2018 von Markus Haage

(© Netflix)

Netflix ist marketingtechnisch vielleicht die filmische Überraschung des Jahres gelungen. Beim gestrigen Super Bowl ließ der Streamingdienst einen Spot zum dritten Teil der Cloverfield-Reihe schalten, der auch sogleich verkündete, dass der Film nach dem Super Bowl weltweit online gestellt werden würde. Damit rechnete niemand. Die Investitionen in den Werbeplatz scheinen sich aber gelohnt zu haben. Die (noch) ungewohnte Release-Praxis war eines der bestimmenden Film-Themen der letzten Tage.

Im Weltall hört dich niemand schreien. Außer deinen Kollegen.
(© Netflix)

„The Cloverfield Paradox“ (2018) basiert auf dem Drehbuch „The God Particle“. Ähnlich wie sein Vorgänger „10 Cloverfield Lane“ (2017) war das Projekt ursprünglich vollkommen unabhängig und wurde erst während der Vorproduktion mit der Cloverfield-Welt verwoben. Dies ermöglicht dem jetzigen Franchise ungeahnte Möglichkeiten. War der erste Film letztlich ein Found-Footage-Horror, der die Welt von „Cloverfield“ (2007) für den Zuschauer aus der Ego-Perspektive wie ein sich stetig steigender Schocker eröffnete, war Teil 2 ein teils sehr intimer Psycho-Thriller, der sich erst ganz zum (merkbar angehängten) Finale mit dem Vorgänger verwob. Aber auch hier wusste man nicht genau, ob beide Teile nun eindeutig zusammenhängen oder jeder Film eine neue Geschichte erzählen würde. Quasi eine cineastische Version von „The Outer Limits“. Teil 3 klärt diesbezüglich alle zentralen Fragen und verbindet seine Geschichte nicht nur eindeutig mit dem ersten Teil und legt auch kleine Verweise auf Teil 2, sondern stellt inhaltlich sogar das Ground Zero der Cloverfield-Mythologie dar. Wir haben damit ein neues Franchise, welches sich erzählerisch und inszenatorisch alle Freiheiten nimmt. Jede Perspektive als auch jedes Arrangement (Found-Footage, Kammerspiel, Space-Horror) ist möglich. Damit schuf das Produktionsstudio Bad Robot – sicherlich auch unbewusst! – eines der spannendsten neuen Franchises (Wir wissen eigentlich, dass die gewollte Mystery um „Cloverfield“ ursprünglich schlicht zum Marketing-Prinzip erhoben wurde und Regisseur Matt Reeves selber keine Antworten parat hatte). Bemerkenswert ist auch, dass das Retconning teils sehr pfiffig, kreativ und behutsam vorgenommen wurde. Man muss in „The Cloverfield Paradox“ eben auf die inhaltlichen Details achten (Die Nationalität der Protagonisten, die Konfliktparteien auf der Erde, etc.). Vieles, was offensichtlich erscheint, ist es letztlich nicht, und macht dem Titel alle Ehre.

Irgendwas stimmt hier nicht…
(© Netflix)

„The Cloverfield Paradox“ ist sicherlich bisher der schwächste Film der Trilogie, inszenatorisch als auch erzählerisch. Etwas zu verkopft oder unnötig verkompliziert erzählt, und inszenatorisch auch etwas zu platt, schafft er es dennoch eine spannende, mit einigen (erwartbaren) Twists versetzte Story zu erzählen, die viele Fragen beantwortet, aber natürlich auch neue Fragen (und viele neue Möglichkeiten) bietet. Das Ende, vor allem die letzte Filmszene ist grandios! Anspruchsvolle B-Film-Fans werden sie lieben (mich verleitete es unbewusst zum Klatschen) und dies sollte auch die Hauptzielgruppe der Filmserie sein. Wäre „The Cloverfield Paradox“ nämlich „nur“ „The God Particle“ geblieben, dann wäre die Betrachtung bei der jetzigen Inszenierung wohl anders. So ehrlich sollte man sein. Für „God Particle“ als eigenständiges Werk hätte es einen Regisseur wie etwa Danny Boyle gebraucht, um daraus eben keinen zweiten „Life“ (2017), den ich übrigens auch sehr mochte, sondern ein „Sunshine“ (2007) zu machen. Der Reiz der Filme ist somit in erster Linie die Verbindung zueinander, die gemeinsame Mythologie. Das große Ganze ist genauso wichtig, wie das kleine Einzelne (hier: Der jeweilige Film), und dies stellt ein spannendes, sich ewig neu erfindendes Sci-Fi-Horror-Franchise dar, welches alle Klischees und Konventionen populärer Anthologie-Serien aus dem Phantastischen Genre umarmt, sich aber eben auch nicht scheut, diese aus vollkommen ungewohnten Perspektiven zu erzählen. Das ist schauspielerisch und inszenatorisch nicht immer großes Kino, aber sehr unterhaltsame Fantasy.

Ein inhaltliches Ende dieser neuen Filmserie ist noch lange nicht in Sicht. Die Frage wird nach dem dritten Film nicht nur sein, wann ein neuer Cloverfield-Streifen spielt, sondern auch wo. Teil 4, dessen Geschichte übrigens im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist, befindet sich bereits in Produktion. Ich freue mich drauf.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!