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„Zurück in die Zukunft II“ spielt nun in der Vergangenheit

verfasst am 22.Oktober 2015 von Markus Haage

Ein merkwürdiger Gedanke: Seit heute spielt „Zurück in die Zukunft II“ in der Vergangenheit.

(© Universal Pictures)

Dies ist ganz persönlich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Denn es ist der erste große Film meiner Kindheit, der sein „inhaltliches Verfallsdatum“ erreicht hat. Ich habe den Film zuerst auf Video gesehen, sammelte aber alle möglichen Zeitungsausschnitte, die ich finden konnte. Ich war noch in der Grundschule, konnte kaum richtig lesen. Die Filmbilder, eine handvoll ausgewählter Promopics vom Set (siehe Bild), brannten sich regelrecht in meinen Kopf ein. Jedes Detail beeindruckte mich. Das Filmposter, welches monatelang als Vorschau im Kino der nächsten Kleinstadt hing, ebenfalls. Aus irgendeinem Grund konnte ich dem Film nicht im Kino sehen. In diesem Alter, ich war 7, war man halt noch von der Gemütslage des genetischen Vormunds abhängig.

Als der Film dann auf VHS erschien, bin ich schnurstracks in die lokale Videothek meines Vetrauens geflizt, die Familienvideothek Jürgens in Schöningen am Elm, direkt über den Baumarkt Holz Janik. Die Videothek existiert seit Juni 2005 nicht mehr. Drei bis vier Stunden wartete ich, bis eines der ausgeliehenen Exemplare wieder zurückkam. Mit meinem hart ersparten Taschengeld (ich erhielt zwei Mark die Woche) lieh ich den Film für einen Tag aus (8 Mark Verleihgebühr, nicht inflationsbereinigt). Die Verleihkraft drückte bei dem Alter (freigegeben ab 12 Jahren) ein Auge zu.

Stolz marschierte ich nach Hause und öffnete die Verleihhülle unterwegs mehrmals, denn auf der Kassette befand sich ein Aufkleber des Filmplakats, die brillante Zeichnung von Drew Struzan. Auf dem Rückweg traf ich eine Angestellte meiner Eltern, die mich fragte, was ich mir ausgeliehen habe. Stolz berichtete ich ihr, dass es „Zurück in die Zukunft II“ wäre. Sie erwiderte, dass der Film ziemlich gut sei. Das wusste ich natürlich, das war mir klar. Eigentlich nicht, aber ich erwartete es einfach. Dieses Gespräch machte mich noch stolzer. Ich strazte wie der Büffel auf der Prärie Richtung Elternhaus. Niemand wusste, dass ich „Zurück in die Zukunft II“ besaß (und niemanden interessierte es), aber ich wusste es. Das reichte aus. Zuhause angekommen, gab es Ärger. Aufgrund der Warterei habe ich einen Friseurtermin verpasst. Der war dringend, aber „Zurück in die Zukunft II“ war dringender.

Der Film versprühte einen gewissen „Sense of Wonder“. Dieser Blick in eine Zukunft, die (aus damaliger Sicht) eine faszinierende Möglichkeit darstellte, war beeindruckend. Gerade, weil sie sich mit dem schnöden Alltag beschäftigte und eben nicht in Großstadtschluchten oder auf anderen Planeten angesiedelt war. Nun wurde dieser Blick von der schnöden Realität eingeholt. Es ist keine Zukunft mehr, es war gestern kurz Gegenwart, ab heute gehört es nun aber inhaltlich der Vergangenheit an. Gefühlt schließt sich damit irgendwie ein Kapitel. Es ist ein wirres, ein merkwürdiges Gefühl, mit etwas Melancholie versetzt, welches man nicht richtig einordnen kann. „Zurück in die Zukunft II“ ist nicht mehr die Zukunft, auch wenn es sich vollkommen falsch anfühlt.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!