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Zurück in die Zukunft II (USA, 1989)

verfasst am 20.November 2010 von Markus Haage

„Marty, du musst mit mir zurückkommen!“
- „Wohin?“
„Zurück in die Zukunft!“

Die Zukunft: Fliegende Autos und Regenbogen-Kappen…
(© MCA/Universal Pictures)

Kaum aus dem Jahre 1955 zurückgekehrt und seine eigene Existenz gesichert, muss Marty zurück in die Zukunft, um die seiner Kinder zu retten! So sah zumindest der Plan aus. Überstürzt fordert Doc Brown Marty auf ihm zu folgen. Denn im Jahre 2015 wird etwas geschehen, dass die Zukunft seiner Kinder maßgeblich beeinflussen wird. Sein Sohn wird sich an einem Überfall beteiligen und dies wird eine Kette von tragischen Ereignissen nach sich ziehen, wenn seine Tochter versuchen wird, seinen Sohn aus dem Gefängnis zu befreien. Marty, vollkommen perplex, versucht sein Bestes – doch der Lauf der Geschichte meint es nicht gut mit ihm. Zwar konnte er Griff Tannen davon abhalten, seinen Sohn anzustiften, doch Biff Tannen, mittlerweile im hohen Alter, entdeckt die Zeitmaschine und düst mit ihr ins Jahr 1955 davon. Dort gibt er seinem jüngeren Ich ein Sport-Almanach, der alle Sportergebnisse der Jahre 1950-2000 voraussagt. Mit diesem Wissen baut sich Biff ein eigenes Imperium auf. Als Doc und Marty ins Jahr 1985 zurückkehren, ist dies vollkommen verändert wurden. Der Mob regiert die Straßen, angeführt von Biff. Dieser hat nicht nur Martys Mutter geheiratet, sondern auch seinen Vater ermordet. Doc und Marty entscheiden sich die Gegenwart zu ändern, in dem sie wieder in die Vergangenheit reisen…

…und wieder geht’s zurück! Und diesmal auch wirklich in die Zukunft. Ins Jahr 2015 um genau zu sein – nur konsequent, endete der Vorgänger doch mit einem genialen Cliffhanger, der ursprünglich gar nicht als Ciffhanger geplant war, sondern nur als Gag. „Wo wir hingehen, brauchen wir keine Straßen!“, sprach der Doc. Und schwupps hob der DeLorean ab – was übrig blieb war ein simples – aber geniales – „To be continued“. Robert Zemeckis und Bob Gale knüpfen mit ihrer Fortsetzung nahtlos an das Ende von Teil 1 an. Nun, ja, fast. Claudia Wells, die Martys Freundin in Teil 1 spielte, konnte leider nicht mehr aufgetrieben werden. Deshalb schnappte man sich einfach Elizabeth Shue und drehte das Ende Einstellung für Einstellung nach. So perfekt, dass es zumindest mir als kleiner Wichtel nie aufgefallen ist.

Ein Brief aus der Vergangenheit, zugestellt in der Vergangenheit.
(© MCA/Universal Pictures)
Marty Jr. ist jetzt der Senior.
(© MCA/Universal Pictures)

Und wenn der DeLorean erstmal auf die Mattscheibe zugeflogen ist, dann beginnt ein dreistündiger und über zwei Filme verteilter Zeitreise-Trip, der zumindest nach dem ersten Drehbuchentwürfen von Zemeckis und Gale noch als „Paradox“ bezeichnet wurde. Den Titel ließ man schnell wieder fallen, passen tut er zweifelsohne. Die Macher kramen für die beiden Fortsetzungen alles heraus, was Geschichten über Zeitreisen so unheimlich schwer zugänglich machen. Im Grunde stellt der gesamte Film ein einziges Paradoxon dar – welches auch nicht sehr einfach zu verfolgen ist, wenn man es denn hinterfragen möchte. Und dies stellt im Grunde bereits das größte Problem des Films dar – inhaltlich ist der Streifen teilweise sehr undurchsichtig – und dies liegt nicht nur am gewollt offenen Ende. Die Auflösung der Geschichte wird bekanntermaßen erst nach weiteren 120 Minuten im dritten Teil stattfinden – um aber erst zum eigentlichen Finale zu kommen, müssen wir vom Jahr 1985 ins Jahr 2015 reisen. Das erste Etappenziel heißt: Die Zukunft von Martys Kindern retten. Wozu dabei Marty überhaupt benötigt wird, sei einmal dahingestellt. Aber so können wir ihn wenigstens mit in die Geschichte reißen. Das nächste Etappenziel ist ein alternatives Jahr 1985 – hier gilt es hinter das Rätsel der alternativen Zeitlinie zu kommen – und dies führt unsere Helden wieder zurück ins Jahr 1955, wo sie zwangsläufig auf ihre Alter Egos stoßen. Viel Erzählstoff, wenig Zeit. Zemeckis schafft es dieses selbstauferlegte Story-Wirrwarr für seinen Film zu entflechten, auch wenn dies nicht immer sehr sauber gelingt. Die Fortsetzung kann die erzählerische Leichtigkeit des Originals nicht kopieren. Während im ersten Teil jede Szene perfekt saß und nie zu lang oder unplatziert wirkte, ist der zweite Teil hier etwas zu unausgegoren. Zuviel soll in zu kurzer Zeit abgehandelt werden – und dies auch noch bei einem solch komplexen Thema wie Zeitreisen! Im ersten Teil konnten einige Ungereimtheiten mit einem Augenzwinkern weggewischt werden (wie etwa das sogenannte Großvater-Paradoxon – man kann nicht in die Vergangenheit reisen um seinen eigenen Opa zu töten, da man dann nicht geboren wird und demzufolge nicht in die Vergangenheit reisen kann, um seinen eigenen Opa zu töten… Bezieht man dies auf Teil 1, ist der gesamte Film ein einziges Paradoxon), hier ist dies im Grunde aber nicht mehr möglich. Zemeckis und Gale graben sich sehr tief in ihren Zeitreisen-Tunnel ein, dass man als Zuschauer manchmal das Gefühl hat, so dass sie das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr zu sehen. Natürlich bauen die Filme – auch der erste Teil – nie auf einer realistischen Logik auf (den bei Zeitreisen muss man nicht nur die Zeit, sondern auch den Raum überwinden, die Erde bewegt sich schließlich). Das Film-Universum hat seine eigenen Gesetze, befolgt man diese glaubwürdig, so ist auch der Zuschauer überzeugt. Aber diese Gesetze werden nun etwas zu sehr gebeugt…

Die Kleidung im Jahre 1985.
(© MCA/Universal Pictures)

Dies alles liest sich furchtbar negativ und man muss ehrlich sagen, weniger Story wäre hier tatsächlich mehr gewesen, dennoch braucht sich die Fortsetzung vor dem Original nicht zu verstecken. Hat man die Eigenheiten des Films akzeptiert, so kann man sehr wohl und sehr gut unterhalten werden. Wie sein Vorgänger steckt der Film voller liebevoller Details und popkultureller Seitenhiebe, doch was im ersten Teil nur ein wiederholendes Element darstellte und daraus seine komödiantische Kraft zog, wird nun zu einem erzählerischen Mittel. Wieder muss Marty McFly im Cafe einen Verwandten vor Biffs Schlägertrupp retten (diesmal seinen eigenen Sohn), wieder einmal endet dies in einer Verfolgungsjagd. Allerdings besitzen Zemeckis und Gale genug Kreativität um dies spektakulär zu karikieren. Denn im Jahre 2015 benutzt man keine schnöden Rollbretter mehr, sondern Hoverboards, die über den Boden schweben. Der Abschnitt im Jahre 2015 ist auch der interessanteste Teil der Handlung. Es ist wohl die amüsanteste und schönste Darstellung einer futuristischen Welt. Ironischerweise lagen Gale und Zemeckis mit ihren Prophezeihungen gar nicht mal so verkehrt, abgesehen von den fliegenden Autos. Und wenn die Darstellung der Welt natürlich auch etwas in die Tage gekommen ist, muss ich ehrlich sagen, dass ich für die Jacke und die Boots von Marty McFly heute noch töten würde…

Biff Tannen, Herscher über das alternative 1985.
(© MCA/Universal Pictures)

Das zweite Kapitel stellt eine teils sehr überzogene und groteske Version des eigenen Filmuniversums dar: Das alternative Hill Valley, in dem Biff Tannen mit eiserner Hand regiert. Der Gedanke an sich ist eigentlich sehr interessant, nur gibt sie dem Film einen teils zu düsteren Touch. Es ist fast schon ein Horror-Szenario, in dem Martys Mutter zu einer Alkoholikerin verkommenen ist und sein Vater ermordet wurde. Dieses alptraumhafte Hill Valley wird zwar nur angerissen, aber für den Handlungsablauf ist es natürlich bestimmend. Fortan liegt es an Marty und Doc diesen Alptraum nicht Realität werden zu lassen. Das Interessante daran ist, dass es natürlich prinzipiell keinerlei Sinn ergibt (dadurch das Biff im Jahre 1955 die Zeitlinie verändert hat, dürfte Doc die Zeitmaschine erst gar nicht erbaut haben…) und genau deswegen wäre es interessant gewesen, diese Zeitlinie weiterzuverfolgen. Stattdessen macht der Film einen weiteren Turn und düst zurück ins Jahre 1955. Das Jahr, dass wir bereits in Teil 1 zu überwunden geglaubt haben…

Zurück in der Vergangenheit.
(© MCA/Universal Pictures)

„Zurück in die Zukunft II“ macht es einem nicht leicht. Auf der einen Seite liebt man den Film für all seine kleinen Details, für die Charaktere, die sehr originelle und teils sehr mutige Weiterführung der Geschichte – dennoch übernimmt der Film sich etwas. Manche Dinge sind einfach zuviel des Guten und wirken arg überladen. Besonders das Jahr 2015 wird durch sehr übertriebenes Over-Acting dominiert und ob Michael J. Fox wirklich alle Rollen übernehmen musste – von seinem Sohn über seine Tochter – sei mal dahingestellt. Einige Passagen des Films wirken zu überdreht – ein Fehler, denn somit nimmt der Film sich und seine Geschichte nicht mehr selber ernst. Und dies war eine der größten Stärken des ersten Teils. Als Zuschauer hatte man zwar seine Zweifel, diese teilte man aber mit dem ungläubigen Hauptdarsteller Fox, der es selber nicht fassen konnte, durch die Zeit gereist zu sein. Das wilde hinundherspringen zwischen den Gezeiten nimmt dem Film auch sehr viel Fahrt heraus. Wie erwähnt hätte der narrative Mittelpunkt das alternative 1985 sein sollen, stattdessen geht es ins altbekannte und thematisch schon längst überwundene 1955 zurück – auch wenn dies größtenteils sehr raffiniert und einfallsreich mit Szenen aus dem ersten Teil verwoben wird. Es ist merkwürdig, die Fortsetzung kann für sich allein stehend großartig unterhalten, will aber so gar nicht zum Originalfilm passen. Vielleicht muss man sie einfach als eine Art Add-on ansehen.

Das Hill Valley-Universum funktioniert und unterhält weiterhin, auch wenn es zu sehr expandiert und an seine Grenzen stößt. Für Fans der Reihe keine Enttäuschung, einfach nur – ungewöhnlich gut. Die Betonung liegt auf ungewöhnlich.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2274 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!