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„Avengers: Endgame“ ist der erfolgreichste Film aller Zeiten. Zumindest offiziell.

verfasst am 22.Juli 2019 von Markus Haage

„Avengers: Endgame“ ist nun offiziell der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Zumindest von den nackten Zahlen her. „Endgame“ steht nun durch ein Re-Release mit Deleted Scenes bei 2,79 Milliarden weltweit, während „Avatar“ bei rund 2,78 Milliarden weltweit steht. Somit hat „Endgame“ bisher nur rund 500.000 US-Dollar mehr eingespielt. Knapp, aber eben mehr. Große historische Vergleiche sind eigentlich recht unseriös und anhand dieses Beispiels kann man schnell erkennen, warum dies der Fall ist.

Und da rennen sie zum nächsten Erfolg.
(© Marvel Studios)

„Avatar“ wurde vor 9 1/2 Jahren veröffentlicht. Man könnte glauben, dass diese paar Jahre somit keinen großen Unterschied machen. Doch dies tun sie tatsächlich. Inflationsbereinigt hätte „Avatar“ mit der gleichen Anzahl an verkauften Tickets heutzutage wahnsinnige 500 Millionen US-Dollar mehr eingespielt und würde bei einem weltweiten Einspiel von ungefähr 3,34 Milliarden US-Dollar stehen. Selbst „Endgame“ hätte keine Chance daran zu kommen. „Avatar“ wurde zudem in den USA nur auf maximal 3461 Leinwänden gespielt, während „Endgame“ auf bis zu 4662 Leinwänden lief. In China wurden die 2D-Kopien von „Avatar“ aus anscheinend politischen Gründen früher als geplant von den Behörden aus den Kinos genommen, während „Endgame“ ohne nennenswerte Restriktionen laufen konnte.

Diese Beispiele sollen den phänomenalen Erfolg von „Endgame“ nicht schmälern – bei einem solchen Einspiel wäre dies auch albern –, allerdings die historischen Erfolgsmeldungen in eine gewisse Perspektive rücken und aufzeigen warum solche direkten Vergleiche extrem schwierig sein können, selbst wenn die Kinostarts noch relativ dicht beieinander liegen.

In einem größeren historischen Kontext kommen natürlich viele weitere Faktoren hinzu. Sehgewohnheiten ändern sich, die Konkurrenz durch andere Medien verändert sich ebenfalls. Einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ist „Vom Winde verweht“ aus dem Jahre 1939, der nur in den USA inflationsbereinigt heutzutage ungefähr 1,9 Milliarden US-Dollar eingespielt hätte. Wahrscheinlich sogar noch viel mehr, da man davon ausgehen kann, dass nicht alle verkauften Tickets aus irgendeinem Dorfkino irgendwo in Montana anno 1939 per Hand gemeldet wurden. Allerdings wurde der Film zu einer Zeit veröffentlicht, als nur das Radio und vielleicht noch das Theater eine Konkurrenz zum Kino darstellten. Es gab kein Internet, kein Pay- oder Free-TV, keine Streaming-Portale und ganz wichtig: es existierte noch kein echtes globales Kino. Dies gilt auch für spätere Produktionen. Während des Kalten Krieges war es zumindest schwierig, Hollywood-Filme im Ostblock zu zeigen. Heutzutage startet fast jeder Blockbusterfilm zeitgleich in Polen, Ungarn, der Ukraine oder Estland mit dem Rest der Welt. Vor allem der chinesische Markt spielt eine immer bedeutendere Rolle. Hätten die chinesischen Behörden die 2D-Kopien von „Avatar“ nicht frühzeitig aus den Kinos genommen, wäre der Rekord vielleicht nicht von „Endgame“ gebrochen worden.

Betrachtet man nur den us-amerikanischen Markt, so stellt man fest, dass „Endgame“ bei den verkauften Tickets in den USA nur auf Platz 16 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten steht. Bisher verkaufte „Endgame“ in den USA rund 95 Millionen Tickets. „Avatar“ hingegen 97 Millionen Tickets, „Der weiße Hai“ 128 Millionen Tickets, „E.T. – Der Außerirdische“ rund 141 Millionen Tickets, „Krieg der Sterne“ rund 178 Millionen Tickets und „Vom Winde verweht“ mindestens mehr als 202 Millionen Tickets. Die Bevölkerungszahl in den USA ist aber seit Anfang der 80er-Jahre um fast 50 Millionen Menschen gestiegen! Setzt man die verkauften Tickets in Relation mit der Gesamtbevölkerung, stehen moderne Blockbuster nicht mehr so gut da.

Demnach sind die überschwänglichen historischen Erfolgsmeldungen immer etwas skeptisch zu betrachten. Von den nackten Zahlen her, stimmen sie natürlich. Blickt man allerdings hinter die Zahlen, so muss man feststellen, dass viele, viele Faktoren zur Bestimmung eines Erfolges eine Rolle spielen und die großen historischen Vergleiche eben oftmals recht unseriös sind.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!