Die Independent-Schmiede A24 hat ihre Filme dem Streaming-Service Kanopy zur Verfügung gestellt: https://sfpl.kanopy.com/ Darunter fallen Werke wie „Hereditary“, „Ex Machina“, „It comes at Night“, „The Witch“, „Swiss Army Man“, „Enemy“, „A Ghost Story“ oder auch „Moonlight“ (Oscar „Bester Film 2017“).
Warum das interessant ist? Der Streaming-Dienst Kanopy wird unter anderem von der Öffentlichen Bücherei von San Francisco betrieben (wird also auch indirekt von Steuergeldern mitfinanziert) und steht noch ganz am Anfang der Entwicklung. Auch Universitäten, wie Harvard, Princeton oder Yale, gehören zu den Kooperationspartnern, und bieten ihren Studenten Zugriff auf das Film-Archiv von Kanopy an. Die Nutzer können bis zu acht Filme pro Monat GRATIS streamen. Hört sich wenig an, aber dies sind eben auch acht Filmabende pro Monat. Für mehr Filme fällt eine kleine Ausleih-Gebühr an (Studenten der teilnehmenden Universitäten und Nutzer der Öffentlichen Büchereien erhalten gegebenenfalls günstigere/andere Konditionen). Kanopy bezeichnet dies als eine „Demokratisierung“ des Filmmarktes. Für diese Bezeichnung gibt es gute Gründe, allerdings sollte man auch zur Kenntnis nehmen, dass es zu einer weiteren Aufsplittung und Inflation führen wird.
Dennoch ein interessantes Modell, weil dadurch die zahlreichen Öffentlichen Büchereien als auch Universitätsbibliotheken sich ein eigenes großes (eigenes) Archiv ersparen und direkt zu den Streams von Kanopy verweisen können, die nach eigener Aussage streng nach filmhistorisch relevanten oder inhaltlich/künstlerisch anspruchsvollen Werken vorsortieren. Der Schwerpunkt des Archivs liegt somit auf Independent-Filme und anerkannte Klassiker, wie etwa „Der weiße Hai“, „Zwölf Uhr mittags“, „Mario Bavas Black Sunday“, „Frühstück bei Tiffany’s“, „African Queen“, „Der Elefantenmensch“, „Die Nacht der lebenden Toten“, „Invasion der Körperfresser“, „Der blutige Pfad Gottes, „Nur 48 Stunden“, „Memento“, „5 Zimmer, Küche, Sarg“ oder „Metropolis“. Es gibt aber auch schon neue Produktionen wie „Summer of ’84“, „The Little Hours“ oder „The Disaster Artist“, die erst vor wenigen Wochen in Deutschland veröffentlicht wurden, als auch einschlägige Genreproduktionen wie Lucio Fulcis „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“, Brian Yuznas „Bride of Re-Animator“ oder Romeros „Zombie 2 – Das letzte Kapitel“.
Erst kürzlich hat MGM über einhundert Filme, wie „The Terminator“ (1984) oder die Rocky-Saga, auf YouTube (US) gratis online gestellt. Jetzt greift der „Staat“ ins Streaminggeschäft ein. Hier in Form von öffentlichen Büchereien (zumindest unterstützend). Kurios. Allerdings muss man eingestehen, dass es sich bei Kanopy wirklich um eine hochqualitative Auswahl handelt, die tatsächlich streng auf Inhalte achtet und konsequent ausgebaut wird, und die jeweiligen Urheber selbstredend eine Gegenleistung erhalten.
Ähnliche Portale, wenn auch weniger spektakulär ausgebaut, existieren auch bereits in Deutschland: https://www.filmfriend.de/
‐ Markus Haage
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