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Terminator: Dark Fate (USA, 2019)

verfasst am 20.Oktober 2019 von Markus Haage

(© 20th Century Fox)

Fast dreißig Jahre nach der Veröffentlichung von „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ schickt sich eine neue Generation unter der Hilfe der alten Helden an, den Krieg um das Überleben der menschlichen Rasse gegen die Maschinen fortzuführen. Mit „Terminator: Dark Fate“ steht der nunmehr sechste Teil der Filmreihe in den Startlöchern, der zum dritten Mal innerhalb von zehn Jahren versucht das Franchise neu zu erfinden und alte als auch neue Fans zu vereinen.

Aufgrund des Umfangs der Filmkritik, habe ich mich dazu entschieden, diese in zwei Teile aufzuteilen. Der erste Teil des Textes ist selbstredend spoilerfrei.

1. Teil: Visionen von der Apokalypse – Ein Rückblick auf das Terminator-Franchise
2. Teil: Filmkritik – „Terminator: Dark Fate“ im Kontext der Filmserie

Als James Camerons „The Terminator“ im Jahre 1984 veröffentlicht wurde, konnte kaum jemand ahnen, dass der Film sich zu einem kulturellen Phänomen entwickeln würde, welches 35 Jahre später mit „Terminator: Dark Fate“ (2019) noch immer relevant ist. Über die Jahre versuchte man sich mehrmals daran, die Geschichte auf vielfältige Weise sinnvoll weiterzuerzählen. Camerons ursprüngliche Vision wurde dazu nicht nur erweitert oder gar abgeändert, sondern in einigen Ablegern durch inhaltliche Twists basierend auf der Zeitreise-Thematik komplett negiert. Der aktuelle Film, „Terminator: Dark Fate“, der am 24. Oktober 2019 in die Kinos kommen wird, versucht nun wiederum sämtliche Ableger außerhalb Camerons Dilogie zu ignorieren und die Geschichte dort weiterzuerzählen, wo sie für ihren Schöpfer aufhörte.

Alle Terminator-Filme und Serien vor „Dark Fate“. Nicht erwähnt: der Kurzfilm „T2-3D: Battle Across Time“ von Cameron inszeniert. (© MGM, Studiocanal, Sony Pictures, Paramount Pictures, Fox TV)

Letztlich stellt dies natürlich nur abermals den Versuch dar, der bekannten Thematik neue Inhalte und Geschichten abzuringen, anstatt einen definitiven Schlusspunkt zu setzen. Aber auch dies war im Grunde von Anfang an Teil des gesamten Franchise. Ein niemals enden wollender Kampf Mensch gegen Maschine.

1. Teil: Visionen von der Apokalypse
Ein Rückblick auf das Terminator-Franchise


Ursprünge des Untergangs (1984)
James Camerons „The Terminator“ entwickelte sich zu einem überraschenden Kulthit, der besonders auf dem globalen Videomarkt einschlug wie eine Bombe. Der Independent-Film, der für nur rund 6,4 Millionen US-Dollar (inflationsbereinigt 2019: rund 15,6 Millionen US-Dollar) entstanden ist, stellte de facto das erste filmische Werk von Cameron dar, auch wenn er vorab für wenige Tage bereits als Regisseur für Roger Cormans „Piranhas 2 – Fliegende Killer“ („Piranha Part Two: The Spawning“, 1981) fungierte. Camerons visionärer Film hatte viele Einflüsse. Maßgeblich die Episoden „Demon with a Glass Hand“ sowie „Soldier“, basierend auf der Kurzgeschichte „Soldier from Tomorrow“, aus der Anthologie-Serie „The Outer Limits“ (1963–1965). Beide Folgen wurden vom legendären Sci-Fi-Autor Harlan Ellison geschrieben, dem dafür im Abspann von „The Terminator“ als erster Credit auch gedankt wurde. Camerons Vision von „The Terminator“ war aber bereits vor Drehbeginn größer als der fertige Film. In seinen ersten Drehbuchentwürfen finden sich bereits Figuren wie der spätere T-1000 (Robert Patrick) aus der ersten Fortsetzung „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ („Terminator 2: Judgement Day“, 1991).

Animatronic von Arnold Schwarzenegger in James Camerons legendärem ersten Film.
(© MGM)

Auch wenn „The Terminator“ heutzutage als visionärer Kultfilm gilt, war Cameron mit dem Werk nie vollends zufrieden. Es ist seiner Meinung nach aufgrund des niedrigen Budgets ein Film voller Kompromisse, aber gerade dies zeichnet das Werk vielleicht besonders aus und unterstützt den Fokus der Storyline. Der große Zukunftskrieg, das Schicksal der Menschheit, wird auf zwei Personen, Kyle Reese (Michael Biehn) und Sarah Connor (Linda Hamilton), konzentriert. Milliarden von Menschenleben lasten auf ihren Schultern. Und die wirklich wichtige Schlacht wird eben nicht in den Ruinen des zukünftigen Los Angeles geschlagen, sondern in den verdreckten Gassen der (damaligen) Gegenwart. Der Erfolg von „The Terminator“ katapultierte nicht nur Autor und Regisseur James Cameron in die A-Liga Hollywoods, sondern auch dessen Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger, der anfangs für die Rolle weder vorgesehen war, noch besonders erpicht darauf gewesen ist. Eigentlich sollte Lance Henriksen den T-800 mimen, weil dieser als Infiltrator mit seiner dürren Gestalt überzeugender unter der Masse eintauchen konnte. Arnolds Präsenz erschuf aber einen imposanten Kultcharakter des modernen Sci-Fi-Kinos, dessen One-Liner auch fernab der Leinwand aufgegriffen und noch immer verstanden werden. Für Schwarzenegger entwickelte sich der Terminator zur Rolle seines Lebens.

Fortführungen einer in sich abgeschlossenen Geschichte (1988–1996)
Seit der Veröffentlichung von James Camerons wegweisenden Sci-Fi-Horror „The Terminator“ wurde die Geschichte auf mannigfaltige Weise weitererzählt. Bereits Ende der 1980er-Jahre erschienen in den USA mehrere Comicreihen von NOW-Comics, die sich als direkte Fortsetzung zum ersten Film verstanden und diesbezüglich natürlich keinerlei Handlungselemente aus später folgenden Werken übernehmen konnten. Sie sind deswegen inhaltlich so interessant, da sie den ersten Versuch darstellten die Geschichte logisch weiterzuerzählen. Es existierte noch kein T-1000, zumindest offiziell, dennoch entwickelte man die Terminatoren bereits weiter. Einige wirken aus heutiger Sicht belustigend, andere wiederum findet man in abgewandelter Form in späteren Terminator-Ablegern wieder. Interessant am ersten Run der NOW-Comics war, dass diese hauptsächlich im Jahre 2031 spielten, also eigentlich nach dem Sieg der Résistance gegen Skynet. Schauplätze des Zukunftskrieges stellte nicht nur die Westküste der USA dar, sondern auch Kuba oder der südamerikanische Dschungel.

Nach 17 Ausgaben beendete man diese erste Fortführung der Terminator-Saga und begann unter dem Titel „The Terminator: All My Futures Past“ im Jahre 1990 eine neue, aber nur zweiteilige Geschichte zu erzählen, die kurz vor den Ereignissen in „The Terminator“ spielt. Eine weitere Miniserie unter dem Titel „Terminator: The Burning Earth“, die fünf Ausgaben umfasste, wurde noch im selben Jahr von NOW-Comics veröffentlicht. Diese spielte wiederum nach dem Jahre 2031. Skynet war noch als Mainframe aktiv und entwickelte einen neuen, weiblichen Terminator, während es den Plan schmiedete, den Krieg gegen die Menschen durch ein nukleares Flächenbombardement der Erde endgültig zu beenden. Auch „The Burning Earth“ wagte sich weit in die Zukunft vor und setzte die Handlung im Jahre 2041 an. Die Jahreszahl wird zwar nicht genannt, aber die Soldaten der Résistance sprechen von ihrem vierzigjährigen Krieg und die Promotion von NOW erwähnte zudem, dass die Handlung zehn Jahre nach dem ersten Run angesetzt ist. NOW’s Storylines besitzen unter Fans heutzutage einen gewissen Kultcharakter, auch weil sie nur auf den ersten Film basierend ihre Geschichte erzählen konnten und damit eine gewisse ultimative kreative Freiheit besaßen. Sie gelten aber nicht mehr als Kanon, da bereits „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ den Sieg der Menschen über Skynet im Jahre 2029 datiert. Zwei Jahre vor der Handlung der NOW-Comics.

Die drei Comic-Serien von NOW, die bis in das Jahre 2041 reichen.
(© NOW-Comics)

Cameron schloss mit „The Terminator“ die Geschichte ursprünglich eigentlich ab. Eine Deleted-Scene des Films verriet, dass die Fabrikanlage, in dieser der Terminator am Ende zerstört wurde, zu Cyberdyne Systems gehörte. Die High-Tech-Firma, die letztlich Skynet entwickeln sollte und somit fast den Untergang der Menschheit eingeleitet hätte. Mit diesem Ende hätte sich gewissermaßen ein in sich geschlossener Loop etabliert und somit die eigentliche Storyline beendet. Cameron führte dies aber 1991 mit „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ weiter, indem er Cyberdyne Systems über den Entwickler Miles Dyson (Joe Morton) weiterhin an den übrig gebliebenen Resten des ersten Terminators forschen und somit Skynet entwickeln ließ. Durch die Zeitreise zweier neuer Terminatoren wird die Glaubwürdigkeit der Filmreihe etwas strapaziert, wenn man denn ganz genau sein möchte. In der Theorie müssten mehrere Zeitreisen auf die Nanosekunde genau abgepasst werden, damit keine Seite einen temporären Vorteil hätte. Aber gemessen an der hyperphantastischen Storyline sei dies einmal als Nebensächlichkeit ignoriert. Denn, wie erwähnt, plante Cameron bereits für „The Terminator“, den ersten Teil, den T-1000 einzusetzen. Die Wiederholung bestimmter Handlungselemente, auch wenn diese gegen die innere Logik des Films im Detail verstießen, war somit leider einfach nur eine Konsequenz der Aufteilung der Filmreihe. Ursprünglich gab es nur eine Vision für ein großes Epos. So sagte Cameron noch 2002 in einem Interview für „Hollywood’s Master Storytellers“:

„The whole liquid metal guy was actually part of the original story. The whole first film was really the first act and a half of my original conception of the story. And the second film, although greatly elaborated, was the second half of the original story. Quite frankly starting with a shoe string budget and state of the art effects of the time, I couldn’t figure out how to do it. So eventually we said we’re just gonna have to streamline this and simplify it, and I wrote a more tore, linear, simple version of it.“

Mit „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ wurde im Grunde die ursprüngliche Idee des zweiten Akts von „The Terminator“ beendet. Die Fortsetzung, die zeitweise mit einem Budget von 100 Millionen US-Dollar als der teuerste Film aller Zeiten galt, stellte einen der größten weltweiten Kassenschlager des Jahrzehnts dar. Guns n‘ Roses trugen den Titelsong bei, Videospiele wurden entwickelt, Comic-Adaptionen veröffentlicht, eine Spielzeugreihe produziert und das einprägsame Filmlogo unter dem Kürzel „T2“ auf T-Shirts, Baseballs-Caps, Stickern und Postern verbreitet. „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ war mehr als nur ein Hit, sondern entwickelte sich zu einem popkulturellen Phänomen. Der Sommer 1991 stand ganz im Zeichen des Terminators.

Doch trotz des enormen Budgets, musste Cameron für die Fortsetzung gewisse inhaltliche Kompromisse eingehen. Ursprünglich sollte die Eröffnung des Films im Herzen von Skynet stattfinden. Unter dem Kommando von John Connor (Michael Edwards) hätte die menschliche Résistance die Zeitmaschine genutzt, um ihren Krieger zurückzuschicken. Von der Filmversion existieren nur Storyboards. Die Romanadaption griff diesen Handlungsteil allerdings ausgiebig auf und widmet sich dem Zukunftskrieg mit zahlreichen Hintergrundinfos auf den ersten 36 Seiten. Auch für „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ existiert ein alternatives Ende, welches in aller Konsequenz selbst „Terminator: Dark Fate“ negiert. Im Jahre 2029 sitzt Sarah Connor auf einer Parkbank und sieht zu, wie ihre Enkel mit ihrem Vater John Connor bei hellem Sonnenschein spielen. Auch wenn sich Cameron letztlich für die Kinofassung als auch die längere Special Edition, die wenige Jahre später erschien, gegen dieses definitive Ende entschied, welches übrigens auch Teil der Romanadaption ist, plante er wohl bereits mit dem zweiten Teil die Saga tatsächlich zu beenden. Eine Fortsetzung wurde während der Produktion nicht angedacht, auch wenn die Kinofassung letztlich ein ambivalentes Ende offenbarte.

1996 kehrte Cameron zum Terminator-Franchise zurück. Für den Kurzfilm „T2 3D: Battle Across Time“ standen abermals Arnold Schwarzenegger als T-800 sowie Edward Furlong als John Connor vor der Kamera. Beide reisen in die Zukunft, um Skynet erneut zu stoppen und müssen sich hierbei unter anderem gegen den T-1000 und T-1000000 zur Wehr setzen. Der Kurzfilm war als Freizeitpark-Attraktion gedacht und gilt nicht als Kanon, auch wenn er alle bedeutenden inhaltlichen als auch inszenatorischen Elemente aus Camerons Dilogie vereint. Währenddessen produzierte vor allem Dark Horse zahlreiche neue Comics aus dem Terminator-Universum, die teils mit vollkommen absurden Crossovern aufwarteten. Nichts galt als unmöglich. So kämpfte der Terminator in „RoboCop Versus The Terminator“ (1991–1992) nicht nur gegen RoboCop, sondern in „Superman versus The Terminator: Death to the Future (1999–2000)“ auch gegen den Sohn Kryptons. Zumindest das Crossover mit der Kampfmaschine aus Detroit konnte sich einen gewissen Kultstatus erarbeiten und wurde nicht nur als Videospiel, sondern auch als Spielzeugreihe umgesetzt. Selbstredend stellen all diese Geschichten keinen Kanon dar.

Die teils absurden Comic-Crossover des Terminators.
(© Dark Horse Comics/DC)

Die niemals enden wollende Apokalypse (1996–2015)
In den folgenden Jahren wurde es still um das Franchise. Von Mitte bis Ende der 1990er-Jahre dachte Cameron selber bereits wieder über einen dritten Teil nach und führte vor allem mit 20th Century Fox Gespräche über eine mögliche Produktion. Es ist demnach ein Mythos, dass Cameron keinerlei Interesse an einer weiteren Fortsetzung hatte. Dieses entwickelte sich bloß anscheinend erst wieder nach wenigen Jahren Abstand zum zweiten Film und diente in erster Linie einer generellen Partnerschaft mit Fox, für die Cameron bereits das Drehbuch zu „Rambo II – Der Auftrag“ („Rambo: First Blood Part II“, 1985) schrieb und die Filme „Aliens – Die Rückkehr“ („Aliens“, 1986), „The Abyss – Abgrund des Todes“ („The Abyss“, 1989) und später „Titanic“ (1998) und „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ („Avatar“, 2009) inszenierte. Letztlich sprang Fox allerdings als Investor ab, Camerons Film „Titanic“ entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, wodurch sich sein Fokus auf andere Projekte richtete, und neue Investoren erwarben letztlich die Verfilmungsrechte am Terminator-Franchise. Aufgrund der zeitlichen Vorgaben der neuen Rechteinhaber, erschien es Cameron aber nicht als sonderlich lukrativ in kürzester Zeit zu einem dritten Teil zurückzukehren und sagte seine Beteiligung ab. Dennoch empfahl er seinem Freund Arnold Schwarzenegger, der ohne Cameron keinen weiteren Film drehen wollte, an einem dritten Teil nicht nur teil-, sondern die Gage einfach mitzunehmen. Cameron war damit endgültig aus dem Franchise raus und entwickelte eigene Ideen, wie etwa „Avatar – Aufbruch nach Pandora“, weiter.

Der Terminator im dritten Teil.
(© Columbia Pictures)

Die ersten Drehbuchentwürfe zu „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ („Terminator 3: Rise of the Machines“, 2003) sahen eine starke Präsenz Schwarzeneggers vor. In dem Skript von Tedi Sarafian hätte ein weiblicher Terminator, ein sogenannter T-G1, ebenfalls ein Formwandler, John Connor anfänglich ausgetrickst, damit er Skynet durch eine Täuschung per Computer-Hack zum Leben erweckt. Auch hier wäre somit die Apokalypse letztlich eingeläutet wurden. Der Twist hätte der Figur John Connors eine gewisse Tragik gegeben. So wäre er in aller Konsequenz der Tod als auch die Wiedergeburt der Menschheit in Personalunion gewesen. Linda Hamilton wäre als Sarah Connor ebenfalls zurückgekehrt, die nun einen Trupp von Söldner anführt. „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ verstand sich als direkte Fortsetzung zu „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“. Der fertige Film, ein moderater Hit, der kurz vor der politischen Gouverneurs-Karriere von Schwarzenegger in die Kinos kam, entschied sich letztlich dazu, Hauptdarstellerin Linda Hamilton aus der Geschichte zu schreiben. Der Fokus sollte nun auf ihren Filmsohn John Connor liegen, der von Nick Stahl neu interpretiert wurde.

John Connor löst die Apokalypse in Tedi Sarafians unverfilmten Drehbuch zu „Terminator 3“ aus.
(© C-2 Films)

Der nunmehr dritte Film führte einige von Cameron im Vorgänger etablierte Plot Points teils konsequent fort. Der Tag der Abrechnung wurde nur verschoben, konnte aber letztlich nicht verhindert werden. „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ endet mit dem Untergang der Menschheit. Bei Kritikern und Fans löste der Film aber dennoch gemischte Reaktionen aus. Die Schauwerte, das, was ein Terminator-Film auf dem Blatt Papier ausmachte, waren zwar vorhanden, letztlich fehlte es dem Film aber an einer visionären Inszenierung, die ihn vom damaligen Action-Standard abhebte.

Eine weitere Fortsetzung galt auch aufgrund von Arnold Schwarzeneggers politischen Engagement als Gouverneur von Kalifornien als nicht möglich. Er entwickelte sich zum Gesicht der Reihe, auch wenn dies inhaltlich nicht zwingend Sinn ergab, denn schließlich galt der T-800 als Infiltrator. Bereits Cameron etablierte im ersten Film ein unterschiedliches Aussehen der Killer-Cyborgs, damit diese eben nicht einfach äußerlich zu erkennen sind. In einer Albtraum-Sequenz von Kyle Reese (Michael Biehn) sehen wir, wie Franco Columbu als T-800 ein Versteck der menschlichen Résistance infiltriert. Schwarzenegger und Terminator scheinen aber für den Zuschauer wie eine Person miteinander verschmolzen zu sein. Der Versuch die Reihe inhaltlich mit der TV-Serie „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ (2008–2009) fortzuführen, ohne dabei auf Schwarzeneggers ikonische Präsenz zurückgreifen zu können, scheiterte. Nach zwei Staffeln, die 31 Episoden umfassten, war Schluss. „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ ignorierte alle Ereignisse von „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ und verstand sich als direkte Fortsetzung von „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“.

Die Endzeit steht in „Terminator: Die Erlösung“ im Mittelpunkt.
(© Sony Pictures)

Für den mittlerweile vierten Teil der Filmreihe, der zwar inhaltlich eine direkte Fortsetzung des dritten Films darstellt, aber inszenatorisch durchaus als eine Art Soft-Reboot gewertet werden kann, wurde Schwarzenegger noch während seiner politischen Amtszeit ans Set geholt, um für eine Schlüsselszene des Finales als digital verjüngte Person aufzutreten. Es war nicht mehr als ein Cameo, für dieses man letztlich ledig seine Gesichtszüge einscannte, welcher aber zum Filmstart besonders in der finalen Trailer-Kampagne ausgeschlachtet wurde. Bei den Dreharbeiten wurde die Rolle vom österreichischen Bobybuilder Roland Kickinger verkörpert, der Schwarzenegger vorab schon in dem us-amerikanischen TV-Film „Arnold – Sein Weg nach oben“ („See Arnold Run“, 2005) spielte. „Terminator: Die Erlösung“ („Terminator: Salvation“, 2009) blieb weit hinter den finanziellen Erwartungen zurück. Die abermals neuen Rechteinhaber, The Halcyon Company, mussten aufgrund des mageren Einspiels (gemessen an den horrenden Produktions- und Promotionkosten) gar Insolvenz anmelden.

Ursprünglich sollte der Film mit einem bitterbösen und konsequenten Twist enden. John Connor (Christian Bale) stirbt, Marcus Wright (Sam Worthington), ein Terminator-Mensch-Hybrid, nimmt sich im wortwörtlichen Sinne seiner Haut an. Niemand weiß, dass unter der Haut von John nun ein Terminator steckt. Als Connors Frau Kate Brewster und Kyle Reese den Raum betreten, um nach den verletzten John zu schauen, erschießt Markus sie alle. Skynet hat gewonnen. Marcus Wright war immer ein trojanisches Pferd. Sein Kampf gegen die Maschinen als Täuschung einprogrammiert. Er besaß nie einen freien Willen. Dies erklärt auch, warum Connor und Co. es so leicht hatten, in Skynets Komplex einzudringen. Es war von Anfang eine Falle. Gegenüber Entertainment Weekly schien Regisseur McG bereits im Mai 2009 das Ende der regulären Kinofassung zu bereuen:

„It’s the most nihilistic thing of all time. And Christian went f—ing crazy, of course. He was insistent that it be done that way! He wanted the bad guys to win! Can you imagine the oxygen going out of the theater?! What just happened! It would piss you off! But maybe two years from now, you’d think it was ballsy. But in the end, it just felt like too much of a bummer. Maybe we blew it.“

Als dieses Ende im Netz geleakt wurde, liefen die anonymen Fan-Massen Sturm und suggerierten zumindest, dass es für diesen Story-Twist keinen Support von den Zuschauern gab. Die Produzenten folgten dem leider und änderten das Ende ab. Warum das ursprüngliche Ende dem Franchise große Chance gegeben hätte, folgt später. Es sorgte aber auch innerhalb der Produktion für Reibereien. Jonathan Nolan, Drehbuchautor von „Terminator: Die Erlösung“, musste das Projekt vorzeitig aufgrund anderer Verpflichtungen verlassen. Auf seiner Arbeit beruhte aber die Zusage von Bale als John Connor mitzuspielen. Nolans ursprüngliche Vision wurde zum Unmut von Bale nicht umgesetzt.

Marcus Wright, der erste Terminator/Mensch-Hybrid.
(© Warner Bros.)

Auch der vierte Teil kam mit einer Vielzahl an Merchandise-Produkten, zu denen Romane und Comics gehörten, daher. Es wurde quasi ein eigenes, neues Universum erschaffen. In dem Comic „Terminator Salvation: Sand in the Gears“ von IDW Publishing konzentriert sich die Geschichte auf die Anfänge des Widerstands in Detroit. Der Zukunftskrieg unterscheidet sich teils fundamental von Camerons Vision, was letztlich natürlich auch auf die Verschiebung des Tags der Abrechnung in „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ zurückzuführen ist. Damit stellt „Terminator: Die Erlösung“ aber ein interessantes Parallel-Universum im Zukunftskrieg dar, welches versuchte eben diese Zukunft neu zu erfinden. Noch in der großen Eröffnungsszene von „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ basierte die apokalyptische Version der Zukunft auf Camerons Idee. Hier versuchte man nun Camerons Vision aus den 80ern unter den neuen Voraussetzungen in die damalige Moderne zu übertragen. Wie erwähnt, reichte das Box Office nicht aus, um diese Geschichte fortzuführen.

Schwarzenegger als Terminator in „Genisys“.
(© Paramount Pictures)

2015 versuchte man sich an einem erneuten Reboot. Alle Ereignisse aus „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ und „Terminator: Die Erlösung“ wurden vom Prinzip her ignoriert. Der Film lässt es zwar im Detail offen, aber unter Fans gilt es als Konsens, dass „Terminator: Genisys“ (2015) sich als Sequel zu Teil 2 verstand und demnach vor allem die von Cameron etablierte Ikonografie der ersten beiden Filme zelebrierte. Gleichzeitig galt der Film als Reboot der Reihe. Ein inhaltlicher Twist erlaubte es. In dieser neuen Zeitlinie kehrte ein Terminator, abermals gespielt von Arnold Schwarzenegger, bereits vor der „ersten“ Ankunft im Jahre 1984 zurück, um Sarah Connor (Emilia Clarke) als Kind im Jahre 1968 zu beschützen. Der Terminator wurde so zu einer Art Ziehvater von Sarah Connor. Dies warf automatisch sämtliche Ereignisse aus „The Terminator“ und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ über den Haufen. Auch dieser nunmehr fünfte Teil konnte Fans und Kritiker nicht überzeugen. Zwei Fortsetzungen waren zwar angedacht und durch eine Post-Credits-Szene bereits angeteast, aber letztlich nie umgesetzt. Erst lange nach Veröffentlichung des Films, kam ans Tageslicht, dass die Produktion mit massiven internen Konflikten zu kämpfen hatte, sodass selbst Hauptdarstellerin Emilia Clarke froh sei, keinen weiteren Terminator-Film mehr drehen zu müssen.

Unterschiedliche Zeitlinien
Die zahlreichen Film- und Serienproduktionen führten letztlich zu unterschiedlichen Zeitlinien. Alle basieren auf Camerons Dilogie, entschieden sich aber schon frühzeitig vorangegangene Werke zu ignorieren. „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ ließ die Handlung von „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ außen vor. „Terminator: Die Erlösung“ respektierte zwar alle vorangegangenen Filme, versteht sich aber inszenatorisch als eine Art Soft-Reboot und ließ sich alle Freiheiten zur Fortführung der Reihe, indem durch die Verschiebung des Tags der Abrechnung eine neue Zeitlinie geschaffen wurde, sodass selbst John Connor im Film darüber verblüfft ist, wie weit Skynets Technonlogie schon vorangeschritten ist. „Terminator: Genisys“ riss im Grunde alles ein und besaß den Anspruch einen komplett neuen Anfang für ein neues Publikum darzustellen, auch wenn der Film als Basis natürlich massiv von Camerons Werk zehrte (und zumindest theoretisch unerwähnten Platz für Teil 3 und 4 ließ). „Terminator: Dark Fate“ wird wiederum alle Werke nach „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ ignorieren. Immerhin fast dreißig Jahre an Terminator-Inhalten. Selbstredend gilt dieses auch für sämtliche Ableger in Form von Comics, Romanen oder Videospielen, die letztlich aber immer nur Kanon im Kontext der jeweiligen Filmveröffentlichung waren.

Alle möglichen Zeitlinien des Terminator-Universums basierend auf den Filmproduktionen.
(Collage: Neon-Zombie.net, © MGM, Studiocanal, Sony Pictures, Paramount Pictures, Fox TV)

Neue Ikonen für eine neue Apokalypse (2015–2019)
Mit „Terminator: Dark Fate“ versucht man sich nun erneut an einer Art Reboot und Sequel zugleich, welches ebenfalls alle Ereignisse nach dem zweiten Teil ignorieren, aber das Franchise für zukünftige Filme erweitern wird. Die Trailer verraten bereits, dass der Tag der Abrechnung lediglich verschoben wurde. In einer neuen Zukunft, beeinflusst durch die Ereignisse der ersten beiden Teile, kämpft die Menschheit erneut gegen eine künstliche Intelligenz, die sie ausrotten will. Erstmalig seit „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ wird Linda Hamilton als Sarah Connor wieder zum Franchise zurückkehren und vielleicht den Brückenschlag von der alten zur neuen Generation vornehmen. Die Figur John Connor scheint dem Promotion-Material zufolge keine nennenswerte Rolle mehr zu spielen. Dies ist in gewisser Weise auch nur konsequent. Sein Zukunftskrieg hat nie stattgefunden. Seine Rolle als Erlöser geht nun aufgrund der verschobenen Zeitlinie auf eine andere Person über. Aber kann ein neuer Terminator-Film überhaupt ohne John Connor, Dreh- und Angelpunkt des gesamten Universums funktionieren? Die Antwort lautet: ja.

Wieder mit dabei: Arnold Schwarzenegger als Terminator, der sich abermals gegen ein weitaus fortschrittlicheres Modell durchsetzen muss.
(© 20th Century Fox)

Die Variablen, die zum Tag der Abrechnung führen, können somit geändert werden. Das Resultat scheint aber immer gleich zu sein. Der Judgement Day wird kommen. Zu diesen Variablen gehört eben auch die Ikone John Connor. In den Terminator-Filmen von Cameron war der Zukunftskrieg nicht der Schauplatz der eigentlichen Handlung. Cameron setzte vollends auf die Atmosphäre, die von diesen bedrohlichen Zukunftsbildern ausging. Es waren qualvolle Erinnerungsfetzen des zeitreisenden Kyle Reese. Albtraumhafte Szenen, die sich wie ein Schatten über die Filme warfen. Eine Ansammlung von grauenerregenden Ikonen. Vor einem abgebrannten Kinderspielplatz grinsen uns Berge von blankgeputzen Schädeln entgegen. Die Silhouette niedergebrannter Hochhäuser bestimmt das Panorama. Hundert Meter weiter beschießen sich Killermaschinen und Soldaten, während John Connor als perfekte Zielscheibe mit Fernglas über dem Kriegsgeschehen thront. Natürlich dient diese Einstellung eben auch nur als ikonenhaftes Bildnis, um Connors Stellung in der Zukunft darzustellen, anstatt sie mühselig zu erzählen. Er ist der Anführer der gesamten menschlichen Résistance und dieses Bild stellt quasi Connors „Überquerung des Delaware“ dar. Ein Gemälde, welches 1851 fertiggestellt wurde und George Washington in heroenhafter Pose zeigt. Wohlgemerkt Jahrzehnte nach dem Tod von George Washington, eben den Anführer der amerikanischen Rebellion und zu einer Zeit (1851), als die sich selbst zerreißenden USA um einen vereinenden Gründungsmythos rangen (nur zehn Jahre später brach der Bürgerkrieg aus).

(© Studiocanal GmbH / Metropolitan Museum of Art, New York City)

Wie bei Washington kennen wir von Connor nur ein Zerrbild, welches sich aus Erzählungen speist. Dieses Zerrbild muss einfach gehalten sein, damit sich jeder Kämpfer der Résistance damit identifizieren kann. Connor ist eine Legende, ein Mythos, eine Ikone, die die Menschen als Identifikationsfigur zum Überleben brauchen. Sie ist aber eben wie jede Ikone auch ersetzbar. Jonathan Nolan versuchte in seinem originalen Drehbuch zu „Terminator: Die Erlösung“ mit dem alternativen Ende dies bereits zu etablieren. Es scheint, als ob man für „Terminator: Dark Fate“ bereit ist, die Vergangenheit abzulegen, um eine neue Zukunft zu erschaffen. Anscheinend auch auf Wunsch ihres Schöpfer James Cameron. Die Promotion-Kampagne von „Terminator: Dark Fate“ suggeriert, wie beim Vorgänger „Terminator: Genisys“, erneut, dass Cameron tief in die Produktion involviert ist. Angeblich soll er die Storyline mit ausgearbeitet und als Executive Producer die Produktion „überwacht“ haben.

Ob dies im Details so stimmt, sei einmal dahingestellt. Das Produktionsstudio spekuliert natürlich abermals darauf mit der Verbindung zu Camerons Dilogie und dessen Involvierung die einflussreichen Fan-Massen weltweit zu befriedigen. Die Trailer verweisen aber bereits auf drastische Änderungen, die erfahrungsgemäß nicht allen Fans gefallen werden können. Der zeitliche Spagat zwischen dem Vorgänger und dem vorliegenden Werk könnte nicht größer sein. Mehr als nur eine Generation an Kinozuschauern ist in der Zwischenzeit heranwachsen. Unterschiedliche Vorlieben, unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Sehgewohnheiten. Die 30-Jährigen von Heute, haben „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ nicht einmal beim Start im Kino sehen können.

2. Teil: Filmkritik
„Terminator: Dark Fate“ im Kontext der Filmserie

Das offizielle Filmplakat zu „Terminator: Dark Fate“.
(© 20th Century Fox)

Offizielle Inhaltsangabe: Mehr als zwei Dekaden sind vergangen, seit es Sarah Connor gelungen ist, den Tag der Abrechnung abzuwenden. Damals hat sie die Zukunft neu geschrieben und das Schicksal der Menschheit in andere Bahnen gelenkt. Dani Ramos (Natalia Reyes) führt mit ihrem Bruder (Diego Boneta) und Vater in Mexico City ein einfaches Leben. Bis ein neuer, hoch entwickelter und tödlicher Terminator – bekannt als Rev-9 (Gabriel Luna) – aus der Zukunft in der Zeit zurückreist, um sie zu töten. Um zu überleben, muss Dani sich mit zwei Kriegern zusammenschließen, mit Grace (Mackenzie Davis), einer Supersoldatin aus der Zukunft, sowie der kampferprobten Sarah Connor (Linda Hamilton). Da trifft das Trio, während der Rev-9 alles und jeden, der sich ihm bei der Suche nach Dani in den Weg stellt, gnadenlos tötet und dabei alles zerstört, auf einen T-800 (Arnold Schwarzenegger). Dieser Terminator aus Sarahs Vergangenheit ist möglicherweise ihre größte Hoffnung aufs Überleben.

Die neue „Mutter“ der Résistance.
(© 20th Century Fox)

Der Erfolg der Terminator-Filmreihe lag vielleicht schon immer in ihrer einfachen Struktur begründet, die eine komplexe Hintergrundgeschichte bediente. Bereits der zweite Teil, „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, verfolgte das gleiche Grundmuster wie der Originalfilm. Zwei Kämpfer aus der Zukunft werden zurückgeschickt, um eine Erlöserfigur in der Vergangenheit zu jagen oder eben zu beschützen. Wie redundant dies vom Publikum wahrgenommen werden kann, zeigte „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ auf, dem man in zeitgenössischen Kritiken schon vorwarf, mit Ausnahme des Endes lediglich eine Kopie des zweiten Teils zu sein. Alle zu drastischen Abänderungen der Geschichte wurden aber vor allem von den Filmfans oftmals abgelehnt. Man möchte wohl dann doch das sehen, was man bereits kennt. Unter diesem Phänomen leiden auch andere populäre Franchises. Nicht nur inszenatorisch, sondern eben auch perzeptorisch. Entfernt sich die Fortsetzung zu sehr von der etablierten Struktur, lehnen viele Fans, die ein solches Projekt benötigt, um finanziell getragen zu werden, es ab. Bedient man das Etablierte, steht der Vorwurf einer bloßen Kopie im Raum. Nur wenige Franchises schaffen es tatsächlich Neues zu etablieren. Fortsetzungen, die eine Filmreihe durchaus neu erfinden, sind somit rar gesät – Filme wie „Mad Max 2 – Der Vollstrecker“ („The Road Warrior“, 1982), „Star Trek 2: Der Zorn des Khan“ („Star Trek II: The Wrath of Khan“, 1982) oder „Aliens – Die Rückkehr“ („Aliens“, 1986) kommen in den Sinn – und stellen für Filmemacher die vielleicht größte Herausforderung dar.

Ein neuer Terminator brutaler als der T-1000.
(© 20th Century Fox)

Bereits mit „Terminator: Die Erlösung“ versuchte man tatsächlich die altbekannte Struktur aufzubrechen. Es gelang nicht, vielleicht auch, weil letztlich der Mut fehlte, bereits angedachte radikale neue Ideen umzusetzen. „Terminator: Genisys“ hingegen bediente sich zwar der bekannten Struktur der Vorgänger als Aufhänger in der ersten halben Stunde, variierte sie aber grundsätzlich, indem sie den Kämpfern aus der Vergangenheit die Möglichkeit der Zeitreise gab und somit die Chance nicht mehr nur passiv der Zukunft ausgesetzt zu sein, sondern sie aktiv zu beeinflussen. Auch dies war nicht von kommerziellen Erfolg gekrönt. Für „Terminator: Dark Fate“ schaltet man inhaltlich nun wieder einen Gang runter, indem man eine Art von Retcon durchführt, um zu den vermeintlichen Wurzeln der Filmreihe zurückkehren zu können. Das offene Ende des Vorgängers, in dieses man zumindest etwas hoffnungsvolles hineininterpretieren konnte („[There’s ] no fate but what we make.“), wird bereits in den ersten Minuten negiert. Das Zeitfenster, um einen dritten Teil vor dem August 1997 zu inszenieren, ist um mehrere Jahrzehnte verflogen. Auch „Terminator: Dark Fate“ spricht nun davon (oder muss aus produktionstechnischen Gründen davon sprechen), dass der Tag der Abrechnung lediglich verschoben wurde, macht aber bereits in den ersten Filmminuten deutlich, dass dies nicht den Sieg über Skynet bedeutet. Der Judgement Day ist als Resultat eine feste Konstante – verständlich, denn ohne ihn gäbe es keine Geschichte mehr zu erzählen –, die Variablen, die zu ihm führen, aber eben nicht, und so befreit sich der Film gleich zu Anfang von einigen Altlasten. Somit haben die Ereignisse im zweiten Teil zu einer Verschiebung des Judgement Days geführt, die einen neuen, aber eben anderen Zukunftskrieg kreiert hat. Skynet ist tot, lang lebe Genisys, oder nun: Legion. Das Schicksal der Menschheit ist damit unumgänglich. Früher oder später wird es zur Auslöschung oder im Terminator-Universum eben zum Tag der Abrechnung führen. Andere Optionen sahen auch die Filmemacher nicht, die damit die Grundlage für einen Neustart der Reihe in der bekannten, alten Geschichte sahen. Man geht auf Nummer Sicher und vermischt die alte DNA der Filmreihe mit neuen Elemente, die dem Zuschauer allerdings aus anderen Interpretationen ebenfalls irritierend bekannt vorkommen.

Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger sind wieder vereint.
(© 20th Century Fox)

Abermals tritt Arnold als T-800 auf, der nun wie in „Genisys“ nicht nur gealtert ist, sondern auch dazu gelernt hat. Diese physische und psychische Evolution ergibt basierend auf der von Cameron bereits vorab etablierten Mythologie absolut Sinn („Denn wenn eine Maschine, ein Terminator, den Wert des Lebens schätzen lernen kann, dann können wir es vielleicht auch.“), auch wenn es irritiert, einer optisch gealterten Killermaschine aus der Zukunft dabei zuzusehen, wie sie Limettenscheiben als Getränkebeilage für Gäste des Hauses schneidet und sich eine Ersatzfamilie gesucht hat. Als vollkommener Kontrast steht ein weiblicher und junger Hybrid aus Mensch und Maschine den Guten nun zusätzlich bei. Eine Idee, die wir vom Grundsatz her allerdings bereits aus „Terminator: Die Erlösung“ kennen, und der neue Gegenspieler, der Rev-9, erinnert an einen Mix aus dem T-1000 aus „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, dem T-X aus „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ sowie dem T-3000 aus „Terminator: Genisys“. Ziel des Antagonisten ist abermals eine unbescholtene Zivilistin aus der Gegenwart, die von ihrem Schicksal noch nichts weiß. In kurzen Rückblenden auf die neue Zukunft erfährt der Zuschauer das, was er im Grunde von der ersten Minute schon weiß: ihr Überleben ist der McGuffin der Geschichte. Selbst die Neuerungen hinterlassen beim Zuschauer somit ein gewisses Déjà-vu und zeigen auf, wie schwer es nach zahlreichen gescheiterten Neu-Interpretationen doch ist, der bekannten Geschichte andere oder neue Impulse zu geben. Insbesondere dann, wenn man sich dazu gezwungen fühlt, diese erneut zu erzählen, weil sämtliche Innovation aus Angst vor Ablehnung durch den Zuschauer nur schemenhaft angedeutet werden kann. „Terminator: Dark Fate“ bewegt sich damit inhaltlich auf bekannten Terrain und geht leider noch keine nennenswerten erzählerischen Risiken ein.

Vereint, vielleicht zum letzten Mal.
(© 20th Century Fox)

Vor allem viele us-amerikanische Kritiker verglichen den Film mit „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ („Star Wars: The Force awakens“, 2015) und sie haben sicherlich nicht ganz unrecht. Alte Geschichten und Charaktere werden in ein neues, aber bekanntes Setting gepackt, um als Brückenschlag für eine neue Generation zu dienen. Man muss dazu allerdings anmerken, dass sich der Film, abgesehen von den groben Überschneidungen zu Camerons Dilogie, hierbei teils überraschend zurückhaltend vorgeht. Viele Steilvorlagen, um nostalgische Momente zu kreieren, bleiben ungenutzt. Nicht immer zum Vorteil, denn dadurch verliert der Film an Stringenz. Die erzählerische Konsequenz eines „The Terminator“ möchte man dann doch nicht vollends bedienen, um die wenigen alten Charaktere von Relevanz für mögliche Fortsetzungen zu erhalten. „Terminator: Dark Fate“ hätte vollends Sarah Connors Film sein können, vielleicht müssen. Und auch wenn sie stark im Vordergrund steht, verkommt sie in einigen Szenen zeitweise zur Nebenfigur mit Comic-Relief-Funktion. Ihr Zynismus wird zum Running Gag. Ihre Existenz eine ewige Referenz auf das vorangegangene Werk. Als Zuschauer spürt man somit eine gewisse Unentschlossenheit. Die Macher möchten die alten Figuren nutzen, trauen sich aber nicht, sich vollends von ihnen zu lösen und den Brückenschlag konsequent durchzuführen. Es liest sich sicherlich paradox, aber um den alten Charakteren im neuen Film eine echte Bedeutung zu geben, hätte man ihre Storylines beenden sollen. Ihre Geschichte sollte beendet werden, damit man eine neue beginnt.

Dies geht leider auch auf Kosten der neuen Charaktere. Vor allem Mackenzie Davis, die im Vorfeld viel Kritik einstecken musste, blüht im Film auf und beweist, dass es tatsächlich viele neue Interpretationen der bekannten Thematik noch geben kann. Es sollte ihr Film sein, doch besonders ihre Hintergrundgeschichte geht aufgrund des Fokus auf den alten Charakteren etwas verloren. Selbiges muss man leider auch für die neue Hauptcharakterin Dani Ramos, gespielt von Natalia Reyes, sagen. Sie ist keine Sarah Connor. Nicht, weil sie es nicht sein könnte oder überhaupt müsste, sondern weil dem Zuschauer schlicht der emotionale Haken fehlt. Ihre Wandlung vom naiven Teenager zum Anführer der Résistance kommt fix daher, obwohl die Ereignisse und auch die Opfer, die diese einfordern, ihr weitaus stärker emotionaler zusetzen sollten. Ein Problem, welches sich in späteren Filmen rächen könnte. Wohin mit dieser Figur, wenn sie sich bereits am Anfang des Endes ihrer Wandlung befindet? Dies raubt der Figur damit unheimlich viel Kraft. Somit stellt „Terminator: Dark Fate“ inhaltlich in gewisser Weise Epilog als auch Prolog gleichzeitig dar, ohne sich aber wirklich sicher zu sein, was es vollends sein möchte. Diese Unentschlossenheit macht sich auch visuell bemerkbar.

Mackenzie Davis: Halb Mensch, halb Maschine.
(© 20th Century Fox)

Die wenigen Ausblicke auf die trostlose neue Zukunft erreichen zu keinem Zeitpunkt die visuelle Kraft von Camerons einstiger Vision und wirken zeitweise von McGs Endzeit in „Terminator: Die Erlösung“ inspiriert. Vielleicht liegt dies aber auch nur daran, dass man mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten der Neuinterpretation schlichtweg durchgeführt hat. Ein Großteil der Zukunftsszenen ist wohl erst durch Nachdrehs im Juni diesen Jahres entstanden. Dies würde zumindest ihre einfache Umsetzung und ihre dramaturgisch kraftlose Inszenierung erklären. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, komplett auf sie zu verzichten, da durch ihre Umsetzung sich zudem nun abermals ein festes Bild der Apokalypse beim Zuschauer etablieren könnte, welches Fans, bei Wohlgefallen, religiös einfordern werden. Zu keinem Zeitpunkt legt sich aber ein Schatten der Bedrohung über die Gegenwart des Films, so wie es in „The Terminator“ oder „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ der Fall gewesen ist, als die Visionen von der dystopischen Zukunft einen unausweichlichen Albtraum darstellten. „Terminator: Dark Fate“ kann inszenatorisch nur in wenigen Momenten die visuelle und visionäre Kraft von Camerons Dilogie einfangen und schafft den Spagat zwischen Hyperrealismus und Hyperphantastik nur schwerlich. Etwas, das vor allem Camerons Inszenierung auszeichnete.

Aus Eins mach‘ Zwei.
(© 20th Century Fox)

Der nunmehr sechste Film, und vom Prinzip her fünfte Versuch einer Fortführung innerhalb von 16 Jahren, muss sich wohl als Brückenfilm verstehen. Gemessen an den zahlreichen kommerziell gescheiterten Interpretationen der Vergangenheit, ist dies durchaus verständlich. Einen erneuten fehlgeschlagenen Neustart hätte die Filmreihe nur schwerlich überlebt. Hierfür geht „Terminator: Dark Fate“ über routiniert inszenierte Actionszenen inhaltlich den Weg des geringsten Widerstands und verpasst es leider, den neuen Charakteren den ausreichenden Platz zur Entfaltung zu geben. Denn dort, wo Neues gewagt wird, funktioniert dies tatsächlich hervorragend. Der Star des Films sollte nicht Linda Hamilton als Sarah Connor, sondern Mackenzie Davis als Grace sein. Und so bleibt zu hoffen, dass für kommende Fortsetzungen sich die Filmreihe endgültig vom schwer wiegenden Erbe Camerons befreien und die Geschichte in seinem Geiste, aber nicht nach seinem Ebenbild fortführen kann. „Terminator: Dark Fate“ fungiert als Epilog und Prolog zugleich und hat damit ein Fundament geschaffen, auf dem ein neues Terminator-Universum aufgebaut werden kann. Vor allem gemessen an allen Neuinterpretationen der Vergangenheit vielleicht das größte Kompliment, welches man dem Film machen kann.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!