„Er, der hinter den Reihen geht, sagte auch: Ich werde Auswärtige in eure Gemeinde schicken. Einen Mann und eine Frau. Und diese Auswärtigen werden Ungläubige sein. Und Lästerer des Heiligen!“
Die zornigen Kinder von Gatlin, Episode I.
Burt und Vicky preschen durch die Prärie. In ihren Flitterwochen haben sie den Mittleren Westen durchgequert und sind nun in Nebraska angekommen. Ein Staat bestehend aus Maisfeldern und Scheunen. Dennoch mit Charme, kommen doch so illustre Gestalten wie Marlon Brando, Fred Astaire und Henry Fonda daher, kein Grund also misstrauisch zu sein. Ja, bis sie auf einen ermodeten Jungen stoßen, der die Frechheit besaß, die Straße als sein Sterbebett auszuerkehren. Damit ist der Honeymoon dahin. Jetzt muss der tote Junge den Behörden gemeldet werden. Aber wie das in den U.S. of A nun einmal so ist, ist auf den platten Lande nicht viel mit den Errungenschaften einer modernen Zivilisation anzufangen.
Also geht’s erstmal zur nächsten Tanke, doch der dortige Wart rät ihnen ab in die nächstgelegene Stadt Gatlin zu donnern, die Menschen dort seien äußerst religiös und nicht gut auf Fremde zu sprechen (ach…). Dann eben ab nach Hemingford, aber – oho! – irgendein Schelm hat die Straßenschilder vertauscht und so landen sie trotzdem in Gatlin, einem verlassenen und heruntergekommenen Nest. Trotz Vickys Warnungen ist Burt, in seiner unbeschreiblichen Weisheit, der Überzeugung, dass irgendwo in Gatlin Hilfe zu bekommen sei. Also wird ausgestiegen und die Stadt erkundet – Vicky bleibt indes im Auto. Was beide nicht ahnen können ist, dass alle Erwachsenen Gatlins vor Jahren von einer Horde kindlicher Bauern-Emos ermordet wurden, die nun Jagd auf sie machen…
Kinder flippen aus und zerdreschen die gesamte Bevölkerung einer ländlichen Kleinstadt. Ja, sie lachen – aber es könnte Realität werden! Glaubt man zumindest Ursel aus der Tonne und ihrem Verein von konservativen Propagandisten. Was sich wie ein Wahlkampfvideo reaktionärer Parteien anhört, ist letztlich aber dann doch nur ein kleiner Maistream-Horror der 80er. Und dies ist keinesfalls abwertend gemeint, ganz im Gegenteil. „Kinder des Zorns“ hat sich meiner Meinung nach über die Jahre einen kleinen Kultstatus erarbeitet, und das liegt nicht zwingend an seiner Thematik (Kinder schlachten Erwachsene ab), denn dies war bereits mehrmals vorher Thema abendfüllender Horror-Smasher (siehe „Ein Kind zu töten…“), sondern vielmehr in seiner grundsoliden Umsetzung. Der Streifen prescht voran ohne sich in Längen zu verlieren. Die Story wird geradlinig erzählt, vor einer düsteren Kulisse und von einem überzeugendem Cast getragen. Wie schwer es ist Kinder als mordende Sekten-Brut zu etablieren, werden die nachfolgenden Filme, insbesondere Teil 2, bezeugen.
Mit Kings eigentlicher Kurzgeschichte hat der Film nicht mehr allzuviel zu tun. Die Grundkonstellation ist gleich geblieben, aber spätestens bei der Ankunft in Gatlin gehen beide verschiedene Wege. Kings Kurzgeschichte verfügt über kein Happy-End. Das Schicksal der Kinder bleibt offen (es ist davon auszugehen, das sie weiter umhermeucheln), auch wenn einige von ihnen einen hohen Preis für das Geschehen zahlen müssen. Von daher verwundert es, dass man in der Filmversion auf ein Happy-End zurückgriff, aber auch dieses schützte die „Kinder des Zorns“ nicht vor einer Indizierung, die nun seit fast 25 Jahren anhält. Die einzige jugendfreie Fassung wurde auf das Mindeste reduziert, teilweise ist der eigentlichen Handlung nicht mehr zu folgen. Auch ein ordentliches DVD-Release lässt noch auf sich warten. Die bisherigen (Uncut-)Veröffentlichungen gehen über VHS-Quali nicht hinaus (also nur was für Nostalgiker 😉 ). Dafür darf man sich allerdings darüber freuen, dass die zornigen Kinder insgesamt acht Mal in Erscheinung treten – der siebte Teil, eine Direct-to-DVD-Produktion schaffte es nicht einmal mehr auf den hiesigen Markt, ein TV-Remake des vorliegenden Streifens wird im September über amerikanische Bildschirme flimmern.
Wenn das der Isaac wüßte, was aus seiner Gefolgschaft werden wird. Ach, ne. Der wurde ja mit der Magie der modernen Tricktechnik weggezaubert.
Fatality:
Kurzer, knackiger, dreckiger Mainstream-Horror der 80er. Wer auf das Jahrzehnt steht, wird um die „Kinder des Zorns“ kaum einen Bogen machen können. Vier Schädel. Allein für die Topfschnitte.
‐ Markus Haage
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