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Die altehrwürdige Filmzeitschrift cinema wandelt sich!

verfasst am 4.Februar 2019 von Markus Haage

Titelcover einer aktuellen Ausgabe.
(© Hubert Burda Medien)

Die altehrwürdige Filmzeitschrift cinema hat einen neuen Chefredakteur. Dies geschah bereits zum 01. April letzten Jahres. Philipp Schulze löste Artur Jung ab, der das Blatt rund zehn Jahre führte. Die damit einhergehenden Veränderungen sind allerdings schon sichtbar. So setzt auch die cinema nun vermehrt auf digitalen Content in den sozialen Netzwerken und versucht über Videos und Postings ihre (oder mehr) Leserinnen und Leser zu erreichen. Gleichzeitig wird stärker auf Inhalte der eigenen Website verwiesen. Seien es News, Kritiken oder Interviews. Artur Jung bezeichnete die digitale Berichterstattung auch mal als eine Art von Selbstkannibalisierung, womit er natürlich nicht ganz unrecht hatte. Aber vor dieser teils enormen Herausforderung, die richtige Balance zwischen der Veröffentlichung von digitalen und analogen Inhalten zu finden, steht jede Publikation. Übrigens auch wir, als Special-Interest-Magazin.

Wie so viele andere Filmzeitschriften steht auch die cinema unter einem massiven ökonomischen Druck. In den letzten 20 Jahren ging die verkaufte Auflage von 237.000 Exemplaren (1999) auf nun rund 35.000 Exemplare (2018) zurück. Die allgemeine Filmberichterstattung wanderte (ähnlich wie der Gaming-Bereich) schon sehr früh ins Netz ab. Für den Bereich der Filmkritik stellt dies übrigens ein Desaster dar, denn Kulturkritik ist wichtig, ein damit einhergehender Diskurs ebenfalls. Dazu bedarf es aber Zeit, die sich Kritiker, Redakteure und Journalisten nehmen müssen, um ein Werk angemessen zu besprechen. Diese Zeit fehlt nach meiner Erfahrung vor allem bei der Online-Berichterstattung. Die Masse an Publikationen (seien es YouTuber oder Websites) vor allem im Filmbereich sorgt automatisch für eine Inflation von Inhalten, die es wiederum sehr schwer macht diese zu monetisieren und damit angemessene Gehälter zu zahlen, die die Zeit refinanzieren, die man benötigt, um Inhalte sorgfältig aufzubereiten.

Es bedarf sicherlich neuer Wege und innovativer Ideen, um Print-Medien im 21. Jahrhundert relevant zu halten. Auch hat sich der Kino-Markt in den letzten zehn Jahren drastisch verändert. Die cinema stand selbst schon vor der inhaltlichen Frage, ob sie den Streaming-Produktionen von Netflix und Co. mehr Platz einräumen sollte oder eben nicht. Über die siebte Staffel zu „Game of Thrones“ wurde gar als Titelstory berichtet, was allerdings bei den Leserinnen und Lesern nicht zwingend positiv aufgenommen wurde. In aller Konsequenz lagerte man wohl die Berichterstattung aus und gründete mit „SerienMagazin“ eine eigene, neue Publikation für den Serienmarkt.

Ich sehe aber insbesondere bei der cinema, auch aufgrund ihrer langen Historie, große Chancen und inhaltliche Möglichkeiten dauerhaft am Markt zu bestehen. Es wäre traurig, wenn diese Zeitschrift den Weg vieler US-amerikanischer Print-Publikationen aus dem Filmbereich gehen müsste. Denn dort sterben bereits die Nischenpublikationen wie die Fliegen, von denen man aufgrund ihrer besonderen Stellung immer dachte, dass sie sich dem Wandel am ehesten entgegenstellen könnten.

Ich wünsche dem neuen Chefredakteur der cinema viel Erfolg. Wir brauchen mehr relevante Print-Berichterstattung, die den 24/7-Wahn des Netzes entschleunigt, und nicht weniger.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2279 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!