„Böse Geistern gebt gut Acht! Nun zeigt sich eure Höllenpracht. Zeigt euch jetzt bei Tag und Nacht. Der Zauber ruft, erhört die Macht. Im nu ist dann der Schwur vollbracht. Reiset schnell, erscheint uns jetzt! Als Eingang nutzt das Waschklosett!“
Blödelwoche, Knödelwoche.
An der Universität herrscht der Ausnahmezustand: die sogenannte Blödelwoche hat begonnen. Eine Zeit in der die verschiedenen Studenten-Verbindungen sich auf (angeblich) lustige Art und Weise bekriegen. Das Ziel: die sogenannte Blödelkrone zu ergattern. Wer in dessen Besitz ist, hat den Blödel-Olymp erklommen. Oder ähnliches. Somit ein Muss für jede Verbindung, die Wert auf ihren guten Ruf legt. Dies gilt auch für Beta-Zeta, der lässige Abhänger-Studenten-Verbindung von Skip Carter. Diese steht quasi im Kleinkrieg mit den Yuppies der Gamma-Verbindung, welche die Blödelkrone derzeit inne hat. Und dabei sind die Jungs von Beta-Zeta gewillt alles zu tun, um ihr Recht auf die Krone zu erneuern. Von angebohrten Trinkwasser-Leitungen bis hin zu zu Schleudersitzen umgebauten Parkbänken. Nichts ist ihnen heilig. Alles was das Blödelherz gebietet, ist erlaubt.
Darunter hat auch Professor Ragnar zu leiden, dessen Lehr-Kompentenz an der Universität von den Studenten generell nicht sehr hoch eingeschätzt wird. Doch als Professor Ragnar eines Tages ein altes Comic-Heft von einem Studenten konfisziert, entdeckt er darin einen Zauberspruch, der es erlauben soll, die sagenumwobenen Ghoulies aus ihrem sanitären Habitat heraufzubeschwören. Die perfekte Waffe, um sich an dem verzogenenen Studenten-Pack zu rächen.
Professor Ragnar: „Nun zeigt sich eure Höllenpracht, zeigt euch jetzt bei Tag und Nacht! Der Zauber ruft, erhört die Macht: Lux tenenbrae – müsst gebähren, alle böse Macht auf Erden! Verbotene Wörter uralter Zeiten, die Ghoulies aus den Schlaf befreiten. Erhebet euch aus dem tiefen Loch, unten, wo es bebt und kocht. Ihr Mächte aus fragilen Töpfe, gebährt mir Unterwelt-Geschöpfe, die mächtig, stark und grausam sind! Der Himmel weint, die Hölle lacht – der Zauber ist alsdann vollbracht.“
Die drei schwabbeligen Latex-Monster auf dem Höhen-Niveau einer 5l-Biertonne entsteigen sogleich der Unterwelt-Toilette und machen Radau…wie es sich eben für Ghoulies so gehört. Natürlich fröhnen sie sich aber auch an dem auschweifenden Leben eines amerikanischen College-Studenten und hören laute „Heavy Metal“-Musik, trinken Unmengen an Bier und können sich auch dem weiblichen Gschlecht nicht entziehen (aber wer kann das schon..). Zu Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ (kein Witz) bestaunen sie die formschönen Wunder der weiblichen Anatomie, bevor sie mittels Stöpsel den Frauen ihr (zugegebenermaßen sehr ansehnliches) Gesicht lang ziehen. Doch ihr neuer Meister Professor Ragnar, dem sie nun ausgeliefert sind, hat bereits andere Pläne mit ihnen. Von nun an sollen sie die beiden Studentenverbindungen Beta-Zeta und Gamma gegeneinander ausspielen – indem sie passenderweise zur aktuellen Blödelwoche anonym ihre derben Späße beisteuern, deren Hauptanteil aus Mord und Totschlag besteht.
Professor Ragnar: „Ihr bringt mir die Blödel-Krone!“
Ghoulie: „Knödelkrone?“
Professor Ragnar: „Ruhe! Das ist eure Aufgabe! Damit stifte ich den Krieg aller Kriege zwischen den Bruderschaften an! Diese verdammten Blödel-Könige sollen sich doch alle selbst vernichten!“
Ghoulie: „Sowas dämliches habe ich mein Leben lang noch nicht gehört.“
Keine Frage, es funktioniert und beide Verbindungen beschuldigen sich gegenseitig der Übeltaten, doch Skip Carter findet sehr schnell die Wahrheit heraus. Problem: Professor Ragner ist nun nicht nur selber im Besitz der Blödel-Krone, sondern auch selber zum Ghoulie mutiert…
„Ghoulies 3“ schlägt zurück. Mit brachialer Kraft. Nach dem die beiden Vorgänger im direkten Vergleich als gesittete Gruselfilmchen bezeichnet werden dürften, beginnt nun mit der zweiten Fortsetzung eine wilde Achterbahnfahrt des Nonsense-Humors. Bereits in den ersten fünf Minuten werden sehr derbe Juxereien auf den Zuschauer losgelassen, die sichtlich gestellt wirken und die man so nur in den übelsten Ecken einer Sexklamotte finden würde. Das Schlimme: das erste Opfer ist kein Geringerer als Kane Hodder, Genrefans als der beste aller Jason-Darsteller bekannt. Die Gags sind teils absurd, teils übertrieben, aber immer und grundsätzlich hohl. Vollkommen hohl. Was sie im Grunde erst lustig macht. Sehr sogar.
Wird die Laufzeit mal nicht mit flauen Gags gefüllt, so wird das Restrepertoire einer jeden Sexklamotten heruntergespielt: Brüste. In aller ihrer Schönheit und Eleganz. Nach genauerer Betrachtung kann man wohl sagen, dass „Ghoulies 3“ somit ein „Academy“ im Titel verdient hätte. Nach dem Zotten-Kracher „Police Academy“ sprießten in den 80er Jahren zahlreiche Nachahmer aus dem Boden – alle mit dem Anhängsel „Academy“ im Titel. Ob „Ski Academy“, „Dance Academy“ oder „Stewardessen Academy“ – die Liste ist lang und dürfte die Einträge im Pekinger Telefonbuch zahlenmäßig übertreffen. Somit wäre der Titel „Die Ghoulie-Academy“ passender gewesen. Natürlich erfreuen sich auch die Ghoulies an der weiblichen Schönheit – auch wenn diese eh nur Mittel zum Zweck ist. Das College-Mädels als reine Freizeitbeschäftigung sich ausziehen und eine Kissenschlacht veranstalten, halte ich zumindest für recht unwahrscheinlich. Vielleicht hab’ ich auch nur die falsche Uni besucht. An der TU Braunschweig war jedenfalls tote Hose.
Allerdings war John Carl Buechler dort nicht der Dekan. Hatte ja auch keine Zeit, denn er musste Streifen wie diesen drehen. Die Liste seiner ergötzendwerten Filme ist lang – von „Troll“ über „Underground Werewolf“ bis „Herrscher der Hölle“ – mit „Ghoulies 3“ reiht er einen weiteren Kracher ein. Die Liste seiner FX-Arbeiten ist sogar weitaus länger und beeindruckender und dessen Künste durfte er hier natürlich auch anwenden. Und das macht den Film irgendwie zu etwas besonderen. Denn wie bereits erwähnt, ist „Ghoulies 3“ im Grunde nicht mehr als eine typische College-Klamotte. Ein paar Zoten, ein paar Frotzeleien, eine Prise Over-Acting, eine seichte Handlung, Klischee-Charaktere, etwas Herz-Schmerz. Doch Buechler knallt hier noch die Ghoulies mit rein, haut ein paar Gore-Gags dazu und schafft damit einen vollkommenen absurden und deswegen für B-Fans äußerst unterhaltsamen Film-Spaß. Wer bei Streifen wie „Der Typ mit den irren Blick“ schmunzelt, dem wird hier ein Grinsen auf das Gesicht geschneidert. Wer ein Faible für zotigen Monster-Horror hat, wird ebenfalls nicht enttäuscht – wobei man aber sagen muss, dass die Ghoulies weitaus seltener in Erscheinung treten, als man es zuerst annehmen würde. Macht nichts, denn wenn sie zu sehen sind, dann rasten sie total aus…
Fatality:
„Ghoulies 3“ – frotzig und fotzig. Eine würdige Fortsetzung.
‐ Markus Haage
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