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„Five Nights at Freddy’s“ (USA, 2023)

verfasst am 5.Januar 2024 von Markus Haage

(© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Eine der erfolgreichsten Videospiel-Reihen der letzten Dekade wurde verfilmt und entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Genrefilme des Jahrs 2023. Wohl kein Standanlone-Werk, sondern der Anbeginn eines neuen Horror-Franchises …

Offizielle Synopsis: Mike Schmidt (Josh Hutcherson) tritt bei Freddy Fazbear’s Pizza einen Posten als Nachtwächter an. Doch gleich im Verlauf der ersten Nacht muss er erkennen, dass die Nachtschicht in dem verlassenen Restaurant alles andere als ruhig werden wird.

Videospiel-Verfilmungen hatten es nie leicht; weder beim Publikum, noch bei der Kritik. Zahlreiche legendäre Flops, einige von ihnen mittlerweile als Kultfilme verklärt, können dies bezeugen. Die Welt ihrer Vorlage war eingeengt; vollständig auf den subjektiven Spielspaß abgestimmt und kaum realistisch auf die Leinwand zu übertragen. Extrem freie Adaptionen erschienen oftmals nur als einzige Möglichkeit; Adaptionen, die diese Vorlage letztlich nur noch referenzieren konnten. Doch in den letzten Jahren scheint sich dies etwas geändert zu haben. Mit Crowdpleasern wie „Mortal Kombat“ (USA, 2021) und Blockbustern wie „Super Mario Bros.“ (2023), einer der erfolgreichsten Filme des letzten Jahres, scheint sich das Blatt zu wenden. Eine Videospiel-Verfilmung bedeutet nicht gleich Flop und muss bei persönlichen Gefallen auch rückblickend nicht mehr als „guilty pleasure“ verklärt werden. Dies mag nicht nur an einer höheren Akzeptanz von Videospielen als reales Hobby in der Gesellschaft liegen, sondern auch am Format selber. Die Welten der Videogames sind weitaus komplexer geworden. Sie erzählen nun komplexe Geschichten, auf dessen Verlauf der Spieler nicht nur Einfluss nehmen kann, sondern als echter Teil der Handlung mitfühlen soll. Das Zeitalter der (relativ) simpel gestrickten „Jump ’n‘ Run“- und „Beat ‚em up“-Games ist längst vorbei. Man mag sie vermissen, aber spielen tut sie kaum noch jemand. Und wenn doch, dann eher aus nostalgischen Gründen.

Demnach überrascht es auch nicht, dass einer der erfolgreichsten Genrefilme des letzten Jahres, der selbst Legacy-Sequels wie „Der Exorzist: Bekenntnis“ („The Exorcist: Believer“, 2023) in den Schatten stellte, die Videospiel-Verfilmung „Five Nights at Freddy’s“ (2023) war. 290 Millionen US-Dollar konnte das Werk nur in den Kinos einspielen. In einem desaströsen Kinojahr ein beeindruckendes Ergebnis, das selbst große Blockbuster wie „The Flash“ (2023) alt aussehen ließ. Der Erfolg war natürlich auch auf die Marke „Five Nights at Freddy’s“ zurückzuführen. Die Vorlage stellt nicht nur ein Game dar, sondern besteht mittlerweile aus einem multimedialen Franchise. Das erste Videospiel wurde 2014 veröffentlicht; ein Instant-Hit in der globalen Gamer-Community. Es folgten fünf weitere Games sowie eine Buchreihe. Ein Phänomen entwickelte sich, welches natürlich auch durch Merchandise voll ausgeschlachtet wurde. Mittlerweile existieren tatsächlich gar Kochbücher zur Spielreihe. Dies ergibt inhaltlich aber immerhin einen Sinn. Eine Verfilmung war demnach stets nur eine Frage der Zeit und wenn man sich diesen Seitenhieb erlauben möchte, in gewisser Hinsicht wurde sie auch bereits 2021 mit Nicolas Cage in „Willy’s Wonderland“ verarbeitet. Zumindest war die Storyline thematisch ähnlich angesiedelt, wenn auch kein Rip-Off. „Five Nights at Freddy’s“ bleibt seiner Vorlage allerdings treu. So viel kann vorab verraten werden.

Der gute Steve (Matthew Lillard) vermittelt die Nachtwächter-Jobs.
(© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

„Five Nights at Freddy’s“ verschwendet anfangs keine Zeit. In einem Prolog wird die Welt des Films etabliert: Ein Nachtwächter einer geschlossenen Erlebnis-Gastronomie wird von animatronischen Maskottchen umringt, einen qualvollen Tod sterben müssen. Er hat keine fünf Nächte bei „Freddy’s“, so der Name des Etablissements, überlebt. Dies soll mit unserem eigentlichen Protagonisten aber natürlich anders sein. Da die Stelle des Nachtwächters nun vakant ist, bewirbt sich der junge Mike (Josh Hutcherson) um diesen Posten. Er braucht Geld, um eine stabile Lebensgrundlage für seine minderjährige Schwester zu schaffen; die raffgierige Tante (Mary Stuart Masterson) will das Waisenkind in ihre Obhut bringen. Und zwar um jeden Preis. Dafür heuert sie sogar Thugs an, die in „Freddy’s“ randalieren und damit für die Entlassung von Mike sorgen sollen. Doch anstatt den Laden zu zertrümmern, werden sie wortwörtlich selber zertrümmert. Zumindest wird dies auf kreative Weise angedeutet, denn „Five Nights at Freddy’s“ versteht sich, zum Unmut einiger Fans, als PG-13-Horror.

Die Adaption bemüht sich enorm, sich das erzwungene inhaltliche Korsett der Vorlage passend überzustreifen. Es klappt nicht vollends elegant. Teile der Handlung wirken konstruiert; allerspätestens nach dem ersten mysteriösen Vorfall, der ersten Nacht bei „Freddy’s“, wäre ein jeder Nachtwächter stiften gegangen. Insbesondere, wenn selbst die lokale Polizei vor den alten Schuppen warnt und eindringlich darum bittet, diesen zu verlassen. Aber natürlich gibt der Titel und das Computerspiel die Handlung vor; Mike muss fünf Nächte bei „Freddy’s“ verbringen. Selbst dann, wenn die mordenden Maskottchen mit dem eigenen Kind interagieren. Die Vorlagentreue tut dem Werk nicht immer gut; wirkt wie ein Stolperstein in der Erzählung der Geschichte. Ein Videospiel aus der aktiven Perspektive eines Spielers funktioniert narrativ dann eben doch anders als ein Film, dem man als Zuschauer passiv beiwohnt. Und so ist unser Protagonist dazu gezwungen, fragwürdige Entscheidungen zu treffen, nur damit die Story den Verlauf der Vorlage folgen kann. Und diese greift bekanntlich vollends in die phantastische Trickkiste.

Die Maskottchen sind los!
(© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Der Horror bei „Freddy’s“ wirkt nur anfangs real, bedient sich im späteren Verlauf surrealen Elementen, nur um dann vollends auf eine paranormale Ebene abzudriften. Auch dies ist vorgegeben. Die mordenden Maskottchen sind eben nicht einfach nur Fehlfunktionen, die ein Eigenleben entwickelt haben, sondern gequälte Seelen hinter denen die Geister ermordeter Kinder stecken. Diese stehen immer noch im Bann des Schöpfers von „Freddy’s“, dem ruchlosen Erfinder William Afton. Der Name des Schauspielers sei an dieser Stelle nicht verraten; sein Casting dürfte aber durchaus als perfekt bezeichnet werden. Er leitet „Freddy’s“ immer noch im Hintergrund und versorgt seine Maskottchen mit Nachtwächtern. Hier weicht das Werk aber etwas von der Vorlage ab. In der Videospielreihe soll es Afton sein, der zur (späten) Erkenntnis kommt, dass seine Animatronics zerstört werden müssen. Keine Redemption, eher eine dramaturgische Wendung, die der Figur mehr Tiefe verleiht. Im Film soll Afton hingegen der Bösewicht bleiben. Sicherlich auch mit Hinblick auf etwaige Fortsetzungen. Eine Post-Credits-Szene teast diese in weiser Voraussicht bereits an. Aufgrund des finanziellen Erfolges scheint dies auch nicht einmal mehr Formsache zu sein; die Vorproduktion läuft wohl bereits.

Wird er fünf Nächte bei Freddy’s überleben?
(© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

„Five Nights at Freddy’s“ versteht sich als Anbeginn eines neuen Horror-Franchise; versucht hierbei nur das zu offenbaren, was benötigt wird, um die wilde Geschichte mit all ihren paranormalen Facetten erzählen zu können. Das lähmt den Verlauf der Handlung allerdings; lässt das Verhalten des Protagonisten teils unglaubwürdig erscheinen. Er muss stets zu „Freddy’s“ zurückkehren; eine Entscheidung, die ein Spieler bewusst als Teil eines Games Level für Level trifft, aber innerhalb einer in sich abgeschlossenen Storyline mit dramaturgischen Aufbau nur wenig Sinn ergibt. Die Handlung wirkt teils unnötig träge, mit zu viel Ballast versehen, auch wenn die eigentlichen Highlights unterhalten können. Vielleicht mag dies letztlich auch schlichtweg daran liegen, dass das Werk mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als eigenständiger Film, sondern stets als Anfang einer neuen Filmreihe geplant wurde. Die eigentliche Handlung, und dies beinhaltet auch die makabre Vorgeschichte, werden erst noch folgen. „Five Nights at Freddy’s“ ist ein unterhaltsamer, wenn auch zuweilen unnötig konstruiert wirkender Einstieg in eine Horror-Welt, die sich selber nur eine Regel auferlegt hat: Den Horror jugendfrei zu gestalten, um auch jeden zwölfjährigen Gamer Einlass geben zu können.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!