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Tron (USA, 1982)

verfasst am 11.April 2010 von Markus Haage

„Zu den Informationen zu denen ich mir Zugang verschaffen kann, werde ich die Welt 900 bis 1200 Mal besser regieren als jeder Mensch!“

Rotleuchtende Byte-Brawler und Pixel-Prügler machen Jagd auf ihre Bit-Brüder – ob Zinseszins- oder Versicherungstechnische-Programme, alle müssen das allmächtige Master Control Programm fürchten. Dieses hat nicht nur zu einem eigenen Bewusstsein gefunden, sondern vernichtet alle Programme die an ihre User glauben und keinen Nutzen für ihn haben. Willkommen in der Welt von „Tron“!

Flynn, vom Computer-Genie zum Weltenretter.
(© Walt Disney Studios. All rights reserved.)

Ed Dillinger, Evil Genius, hat sich dank der Arbeit von Wunderkind Kevin Flynn zum CEO der Computer-Firma Encom hochgearbeitet. Flynns Programme hat er dreist geklaut und sie als sein geistiges Eigentum verkauft – nun sinnt Flynn zwar nicht auf Rache, dazu hat er ein viel zu wohlwollendes Gemüt, aber immerhin auf Gerechtigkeit. Zusammen mit seinen Freunden schleicht er sich in Encoms Rechenzentrum, dort versucht er sich in das firmeneigene System einzuhacken und dort ein Programm namens Tron zu laden, mit dem er die Beweise für den geistigen Diebstahl aus dem Rechner rausholen will. Womit er aber nicht gerechnet hat, ist das Master Control Programm (kurz MCP) – der Zentralrechner, der mittlerweile nicht nur hochentwickelt ist, sondern ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Dieses reicht nicht nur mehr aus um mit Dillinger beim Kaffeekränzchen über ihre eigenen Böswilligkeiten zu philosophieren, sondern auch offen von über die Weltherrschaft zu schwabulieren („Zu den Informationen zu denen ich mir Zugang verschaffen kann, werde ich die Welt 900 bis 1200 Mal besser regieren als jeder Mensch!“). Als das MCP mitbekommt, dass Flynn sich einhacken will, macht er kurzen Prozess. Mittels eines hochentwickelten Lasers wird Flynn digitalisiert und in die Computerwelt materialisiert – somit ist Flynn nun Teil der Cyberwelt, regiert vom allmächtigen MCP. Flynn begreift recht schnell, dass in dieser Welt andere Regeln gelten. Das MCP will seinen Tod – da er in der Realität eine Bedrohung für ihn darstellte. Doch in seinem Größenwahn überschätzt der Master seine Macht. Mit Hilfe seines Programm Trons, dass er in der Realität bereits aktivieren konnte, versucht er das MCP auszuschalten…

Das Böse kommt in Farbe.
(© Walt Disney Studios. All rights reserved.)

„Tron“ gehört persönlich zu den Filmen, dessen Wert man erst nach Jahren wirklich erkennt. Zum ersten Mal sah ich den Film mit acht Jahren, nachdem ich auf irgendeiner schrammeligen Disney-Kassette den Trailer bestaunen durfte. Der Trailer besaß eine surreale Faszination und gerade für ein Kind eine unheimliche Anziehungskraft. Nachdem Muttern bearbeitet wurde, ging es ab in die Videothek des Vertrauens und der Streifen wurde auf die Verleihtheke geknallt. Das Film-Erlebnis war jedoch relativ ernüchternd. Zwar war ich insbesondere von der visuellen Kraft des Films beeindruckt, konnte allerdings mit der Geschichte nicht sehr viel anfangen. Zu komplex in seiner Umsetzung stellte sie sich dar – und das obwohl sie im Grunde viele Elemente einer klassischen Hero’s Journey beinhaltete. Aber von Bits und Bytes hatte ich keinen Schimmer und so schob ich den Streifen jahrelang beiseite und er blieb mir lediglich als verwirrendes Cyber-Abenteuer mit einigen visuellen Highlights in Erinnerung. Erst als der Teaser Trailer zur kommenden Fortsetzung „Tron Legacy“ im Netz veröffentlicht wurde, wurde ich wieder neugierig und gab den Film nach zig Jahren eine weitere Chance. Gott sei dank.

Die Hauptdarsteller: Jeff Bridges, Cindy Morgan und Bruce Boxleitner,
(© Walt Disney Studios. All rights reserved.)

„Tron“ ist inhaltlich für Kinder nicht wirklich geeignet, warum es Disney hier dennoch auf eine junge Zielgruppe absah, bleibt mir schleierhaft. Das damalige Box-Office-Ergebnis war demzufolge auch recht mässig. „Tron“ war wahrlich kein Flop, spielte seine Produktionskosten wieder ein, aber er war eben auch kein wirklicher Erfolg und blieb weit hinter seinen Erwartungen zurück. Dieses reichte aus, um den Film seine weitere Existenz zu sichern, aber es war eben nie genug um über das Feiertags-Vormittagsprogramm von Drittkanälen hinauszukommen. Ironischerweise hat sich „Tron“ dadurch allerdings über Jahre hinweg einen Bekanntheits- und sogar Kultstaus erarbeitet. Genug um nach 27 Jahre die genannte Big-Budget-Fortsetzung in die Kinos zu jagen – eines der größten Filmprojekte Disneys der letzten Jahre. Verdient hat das alte Cyber-Abenteuer es zweifelsohne. Man könnte nun meinen, dass der Film seiner Zeit voraus war – in Bezug auf die visuellen Effekte würde ich diesem sogar zustimmen – inhaltlich hingegen ist der Film, wie bereits erwähnt, erst ab einem bestimmten Alter zu genießen. Zumindest galt dies für 80er-Kids, die noch ohne virtuelle Welt existieren konnten. Die Chancen für einen solchen Film heutzutage, wären ungemein größer.

Dunkle Macheschaften hinter dunklen (Computer-)Tischen.
(© Walt Disney Studios. All rights reserved.)

Immerhin schaffte die visuelle Kraft des Films, das Interesse generell aufrechtzuerhalten und natürlich auch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen (so auch bei mir). Die Computeranimationen waren absolut bahnbrechend und in dessen Qualität und Masse (rund 20 Minuten des fertigen Films) vorher noch nie zu sehen. Natürlich muten sie heutzutage etwas verstaubt und klobig an – aber sie passen sich noch immer hervorragend in den Film ein und können auch im Kontext mit der Fortsetzung mithalten. Der Grund hierfür ist recht simpel: es wurden nur recht wenige, extravagante Experimente gemacht. Das gesamte Design des Films stellt sich sehr kühl und minimalistisch dar und die Computeranimationen können sich nicht nur in die Film-, sondern auch die reale Welt hervorragend einbetten. Der Film spielt im Jahre 1981 – von daher ist es nur logisch, dass die dargestellte Cyber-Welt eben auch das Jahr 81 und seine technischen Möglichkeiten widerspiegelt. Auch heute könnte dies mit kleineren Updates noch funktionieren. Insbesondere das Rennen der Lightcars – eine reine CGI-Animation – sticht hierbei natürlich hervor.

Interessant ist übrigens, dass viele Effekte im Film, die oftmals als CGI-Effekt wahrgenommen werden, keine sind. Wie erwähnt, bestehen „nur“ rund 20 Minuten des Films aus Computer-Animationen. Der Rest wurde recht altmodisch per Backlit Animation erstellt. Hierbei werden sämtliche Filmszenen in Schwarz/Weiß abgedreht, die eigentliche Farbe, bspw. die blauen Linien auf den Anzügen, werden dann Bild für Bild nachträglich eingefügt, indem man quasi das Filmbild von hinten auf den gewünschten Bereich anstrahlt. Hat man dies getan, kommt die nächste Farbe, bspw. Rot für die Anzüge der bösen Programme. Dies ist quasi die sehr vereinfacht-ausgedrückte Produktionsweise. In der Realität ist dies natürlich immens aufwendiger und komplizierter, weswegen „Tron“ bis heute der einzige Film ist, der diese Technik so massiv einsetzte. Dadurch erhielt der Film allerdings auch seinen ganz eigenen visuellen (und sehr einprägsamen) Stil.

Blau, blau, blau blüht der Enzian…
(© Walt Disney Studios. All rights reserved.)

Da der Streifen übrigens von Computer-Geeks maßgeblich erstellt wurde (um die Datenmengen für die Produktion zu stemmen, wandte sich Disney an die Computerfirma Triple I, die den einzigen Computer, den 36-Bit-Rechner Super Foonly F-1, besaß, der dies verarbeiten konnte), finden sich im Film auch viele versteckte Gags. So hängt ein gelbes Banner mit der Inschrift „Gort. Klaatu. Barada. Nektu.“ über Bradleys Computer und Pac-Man (damals das populärste Spiel der Welt) tummelt sich auf Sarks Cyber-Karte…

Fatality:
„Tron“ hat sich seinen Kultstatus redlich verdient. Zwar ist er auch noch heute ein etwas schwer zugänglicher Film, aber alleine aufgrund seiner visuellen Kraft hat er sich einen Ehrenplatz in den Annalen der Filmgeschichte verdient. Die Story ist weitaus komplexer als sie auf den ersten Blick erscheint und erhält genug Möglichkeiten um nach 27 Jahren das Franchise neuzubeleben. Es gibt nicht viele Filme, die sich über soviele Jahre halten können und dabei ihren ganz eigenen Charme bewahren. „Tron“ gehört definitiv dazu.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!