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Little Monsters (Australien, 2019)

verfasst am 4.August 2019 von Markus Haage

(© Splendid Film GmbH)

Während das Blut spritzt und die Gedärme durch die Luft fliegen, klatschen die Schulkinder in die Hände. Sie realisieren nicht, dass um sie herum die Zombie-Apokalypse ausgebrochen ist und das soll auch so bleiben. Komme was wolle. Und wenn es der Weltuntergang ist.

Lupita Nyong’o beschützt ihre Kinder.
(© Splendid Film GmbH)

Tja, das Leben kann hart sein. Nachdem Dave (Alexander England) mit Mitte 30 endgültig realisiert hat, dass sein Traum von der Karriere als professioneller Musiker wohl nie in Erfüllung gehen wird, betrügt ihn auch noch seine Verlobte mit einem älteren Arbeitskollegen. Niedergeschlagen zieht er bei seiner allein erziehenden Schwester ein und kümmert sich um ihren Sohn Felix, der noch in die Grundschule geht. Angetan von dessen Lehrerin Miss Caroline lässt er sich dazu überreden, an einem Tagesausflug zu einem Streichelzoo als Aufsichtsperson teilzunehmen. Anfangs verläuft alles nach Plan, doch nicht unweit entfernt gerät ein Experiment der US Army außer Kontrolle. Zombies überfallen den Park und Dave und Miss Caroline tun alles, damit die Kinder es nicht nur überleben, sondern davon auch erst überhaupt nichts mitbekommen.

Umzingelt von Zombies.
(© Splendid Film GmbH)

Es ist schon bemerkenswert: Der Zombie als noch recht junge Figur der modernen us-amerikanischen Horrormythologie hat in den letzten zehn Jahren die Popkultur vollends für sich eingenommen. Produktionen wie „28 Days Later“ (2002), wenn auch keine Zombies im klassischen Sinn, „Dawn of the Dead“ (2004), „Shaun of the Dead“ (2004) und „Land of the Dead“ (2005) haben den Weg für ein Revival geebnet. Die Adaption der Comicreihe „The Walking Dead“ (2010–) oder eine Big-Budget-Produktion wie „World War Z“ (2013) haben endgültig für den Durchbruch beim Massenpublikum gesorgt. So verwundert es auch nicht, dass mit dem Wandel der Medienlandschaft immer öfters hochkarätige Stars nicht nur in Independent-, sondern auch speziell in Zombiefilmen mitspielen. Was wohl vor dreißig Jahren noch undenkbar gewesen wäre, ist nun schon fast die Norm. Der Zombie ist Teil der Popkultur geworden und kaum ein hochkarätiger Schauspieler scheut sich noch davor in ursprünglichen Nischenproduktionen mitzuspielen. So überrascht auch der Cast von „Little Monsters“ nicht mehr, obwohl er dies eigentlich sollte. Für die Hauptrolle als Lehrerin Miss Caroline konnte Lupita Nyong’o gewonnen werden, die 2014 den Oscar als Beste Nebendarstellerin in „12 Years a Slave“ (2013) gewann und in den neuen „Star Wars“-Filmen als Maz Kanata auftrat. Daneben spielt der Comedian Josh Gad als egozentrischer Schausteller Teddy McGiggle mit, dessen Stimme vielleicht den ein oder anderen Zuschauer aus dem Disney-Animationsfilm „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ („Frozen“, 2013) bekannt ist. Besonders in der englischen Sprachfasssung von „Little Monsters“ kommt sein Sprachtalent auch deutlich zur Geltung. Selten zuvor hörte man in einem Film eine solch absichtlich überzogene und nervtötende Imitation eines Freizeitpark-Maskottchens. Mit diesem Talent mithalten kann der eigentliche Protagonist der Geschichte, Alexander England in der Rolle des Dave, leider nicht. Er bleibt, obwohl eigentlich der zentrale Charakter der Handlung, etwas blass zurück. Dem Unterhaltungswert des Films mindert dies aber zum Glück nicht.

Die Zombies kommen immer näher.
(© Splendid Film GmbH)

Was anfänglich als reine Beziehungskomödie beginnt, wandelt sich blitzschnell und ohne vorherigen Hinweis in eine Zombiekomödie, die als Fundament sämtliche Klischees des phantastischen Kinos zelebriert. Demnach sollte angemerkt werden, dass der Trailer des Films den größten Twist vorab spoilert, allerdings eine Bewerbung ohne diese Wendung kaum möglich wäre. Regisseur Abe Forsythe und seine Special-Effects-Crew halten sich bei der grafischen Inszenierung der Zombie-Apokalypse kaum zurück und überdrehen sie teilweise dermaßen, dass die Komödie in wenigen Momenten inszenatorisch einer Farce gleichkommt. Dies sorgt zweifelsohne für Gelächter und bildet einen derben Kontrast zu den Protagonisten der Geschichte, den Grundschulkindern, die von dieser blutigen Apokalypse bis zum Schluss nichts mitbekommen sollen. Dies ist vielleicht auch besser so, denn besonders zum Finale spritz das Blut in der australischen Sonne besonders rot und auch die ein oder andere Hommage an die großen Klassiker des Zombiegenres lassen sich in einigen Einstellungen erkennen.

Es wäre natürlich recht eintönig, wenn die Geschichte sich letztlich nur um die klassische Bedrohung von Außen, hier den Zombies, drehen würde, weswegen man mit Josh Gads Charakter eine der vielleicht unbeliebtesten Figuren des aktuellen Horrorfilms geschaffen hat und auch die US Army zumindest zeitweilig eine Bedrohung darstellt. Der Kern der Geschichte dreht sich allerdings um Miss Caroline und Dave. Ähnlich wie in „Shaun of the Dead“ stellen die phantastischen Elemente einen gewissen Zusatz dar. Theoretisch könnte man die Untoten auch durch andere Wesen der Phantastik ersetzen. Der Protagonist wird durch diese Bedrohung gezwungen Entscheidungen zu treffen und somit ein Stückchen erwachsener zu werden. Dies ist nicht zwingend neu, aber im Zusammenspiel mit Miss Caroline, die bereits mit beiden Beinen im Leben steht, erfrischend charmant inszeniert.

Zeit erwachsen zu werden, Dave.
(© Splendid Film GmbH)

„Little Monsters“ stellt einen kurzweiligen Horrorspaß dar, der nicht nur mit teils absichtlich derben und kreativen Effektszenen aufwarten kann, sondern auch vom absurden Kontrast der handelnden Figuren (gelangweilte Grundschulkinder und fleischfressende Untote), sowie dem absolut charmanten Spiel von Lupita Nyong’o lebt. Seine B-Movie-Wurzeln vergisst der Film übrigens nie, was insbesondere beim Ende deutlich wird, und dürfte damit vor allem Zombiefans eine Freude bereiten. „Little Monsters“ unterwirft sich zwar den Konventionen des Genres vollends, dies aber eben auf eine sehr humorvolle Art und Weise.

„Little Monsters“ startet am 29. August 2019 in den deutschen Kinos.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!