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King Kong (USA, 1976)

verfasst am 5.Februar 2004 von Markus Haage

„Es könnte auch noch andere Gründe dafür geben, dass Kohlenstoffdioxid über Normalwert vorhanden ist. Denken sie an den Atem von Tieren.“

Ölkrise 1978: Die OPEC-Staaten drehen den Ölhahn zu, der Westen sitzt auf den Trockenen. Verzweifelt suchen westliche Firmen nach neuen Quellen, so auch das US-amerikanische Öl-Konglomerat Petrox, das ein Expeditionsschiff in den Pazifik schickt, in der Hoffnung auf Milliarden Barrel Rohöl zu stoßen. Doch anstatt das schwarze Öl zu fördern, fördern sie etwas ganz anderes ans Tageslicht…

(© Studiocanal GmbH)

Fred Wilson ist sich sicher: hinter einer riesigen Nebelwolke, abgebildet auf einem alten Navy-Foto aus dem zweiten Weltkrieg muss sich Land verbergen. Und wenn sich dort (bisher unentdecktes) Land befindet, dann kann die Nebelwolke, die diese Neuland verbirgt nur einen Ursprung haben: Abgase – entsprungen aus reichhaltigen Ölquellen, die sich dort befinden müssen („Ich denke diese Nebelwolke entsteht durch Abgase, die aus dem Boden langsam emporsteigen.“). Eine Theorie – aber in Zeiten der Ölkrise muss jedem Hinweis hinterher gegangen werden, auch wenn es für Wilson ein sehr kostspieliger Trip ist, der seine gesamte Karrie aufs Spiel setzt. Jack Prescott, blinder Passagier und Öko-Aktivist, nimmt ihn auch sogleich die Luft aus den Segeln – seiner Meinung könnte der Nebel auch durch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verursacht wurden sein. Und zwar durch die Atmung von Primaten („Es könnte auch noch andere Gründe dafür geben, dass Kohlenstoffdioxid über Normalwert vorhanden ist. Denken sie an den Atem von Tieren.“)! Ebenfalls eine wilde Theorie – doch bereitet sie den Zuschauer zumindest schon einmal auf den Hauptdarsteller des Films vor…

(© Studiocanal GmbH)
(© Studiocanal GmbH)

Prescott, der in den Augen von Wilson nichts weiteres als ein krimineller Hippie ist, wird in Gewahrsam genommen, während das Schiff weiter Kurs auf die mysteriöse Insel nimmt. Doch Prescott bleibt nicht der einzige unerwartete Gast an Bord des Schiffes. Das Schicksal spült die junge Dwan an Bord, die sich in letzter Sekunde in ein Rettungsboot retten konnte. Ihr Luxuskhan hat auf hoher See Feuer gefangen. Alle Passagiere starben, bis auf sie. Durch Zufall wird ihr Boot auf hoher See gesichtet und als sich zeigt, dass die einzige Überlebende eine junge Dame ist, ist die ausschließlich männliche Mannschaft sehr gerne hilfsbereit…

(© Studiocanal GmbH)
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Doch Dwan, sehr zum Missfallen von Wilson, hat nur Augen für Prescott, dem kriminellen Hippie. Schnell bandeln sie miteinander an, doch bevor aus ihrem kleinen Flirt etwas ernstes werden kann, erreicht das Schiff die mysteriöse Insel. Wilson sieht sich am Ziel seiner Träume – er ist tatsächlich der erste Entdecker des Eilandes. Zum Nachwuchs-Columbus reicht es nicht, aber vielleicht um seine leeren Taschen wieder zu füllen. Sein Forscherteam veranlasst sofort erste Testbohrungen um nach dem schwarzen Gold zu suchen. Währenddessen entscheidet sich ein Trupp rund um Prescott und Wilson die Insel näher zu erforschen. Nach kurzem Marsch trauen sie ihren Augen nicht. Sie stoßen auf einen riesigen Wall, errichtet aus Lehm, Stein und Holz. Nach Wilsons Meinung muss dieser von einer untergegangenen Hochkultur stammen, doch ein lautes Trommeln belehrt ihn eines besseren. Die Insel ist nicht unbewohnt…

(© Studiocanal GmbH)
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Was für die Ausbeutung der Rohstoffe schon einmal die erste Hürde darstellen dürfte, wenn es denn Rohstoffe gäbe. Das Forscherteam macht Wilson keine großen Hoffnungen auf reichhaltige Ölvorkommen. Wilson, am Boden zerstört, sieht sich am Ende seiner Karriere. Er hat alles auf eine Karte gesetzt und alles verloren. Doch wie der Zufall so will, verbirgt die Insel ein Geheimnis, welches Ruhm und Reichtum in alle Ewigkeit verspricht. Einen Riesenaffen, von den Einwohner als Gottheit, von Wilson als Kapitalanlage verehrt. Wenn man es schaffen könnte, den Affen in die achso zivilisierte Welt zu befördern, würde dies eine Weltsensation darstellen, für diese die Menschen Millionen zahlen würden! Doch der Affe besitzt leider nicht nur ein äußerst ausgeprägtes Freiheitsgefühl, sondern auch noch ein Herz – ein Herz für Dwan, in der er hoffnungslos verschossen ist…

(© Studiocanal GmbH)
(© Time Inc.)

John Guillermins Remake von „King Kong“ besitzt nicht gerade den besten Ruf, daraus braucht man wohl kein Geheimnis machen. Über Jahre hinweg musste sich der Film entweder dem Spot oder der puren Ignorranz weltweiter Filmfans und -kritiker aussetzen lassen. Doch in den letzten Jahren stieg das Ansehen des Films. Auf IMDB.com hat der Streifen immerhin eine beachtliche Wertung von 5.6 und liest man sich auf verschiedenen Filmwebsites die Kritiken zum Remake durch, so fällt auf, dass er selten absolut durchfällt. Dies wird verschiedene Gründe haben. Ein Hauptgrund ist aber wohl, dass eine ganze Generation junger Filmfans mit diesem Kong-Film aufwuchs, der aufgrund seines (scheinbaren) Misserfolgs besonders in den späten 80ern und frühen 90ern zum kostengünstigen Standard-Programm der Kabelsender gehörte. Das Remake von 1976 war somit ihre erste Begegnung mit dem Riesenaffen – während die Filmfans von 1976 mit dem Original aufwuchsen, welches seit Jahrzehnten (?) nicht mehr über den Fernsehschirm flimmerte, und Guillermins Version mit diesem maßen. Ist der 70er Kong nun also weitaus besser als sein Ruf? Die Frage kann kurz und knapp beantwortet werden: absolut! Genau genommen war er es auch immer und beschäftigt man sich etwas mit der Veröffentlichung des Streifens, so fällt einem schnell auf, dass der Film keineswegs ein Flop gewesen ist. Er wurde für vier Oscars nominiert und gewann sogar einen für die besten Spezialeffekte. Finanziell blieb er hinter den Erwartungen zurück, machte allerdings auch keine Miesen. Von einem Kong-Fieber zu sprechen, wäre übertrieben, allerdings reichte es immerhin für die Titelblätter der „Bravo“ (dem größten Jugendmagazins Europas) und dem altehrwürdigen „Time Magazine“ aus. Dennoch konnte er die negativen Kritiken nie wirklich abschütteln und man muss diesen auch klar zugestehen, dass der Film viel Potential verschießt und so manch merkwürdige Szene bietet. Wenn Kong die verdreckte Dwan unter einem Wasserfall wäscht und sie mit ihrem Atem trocken pustet, dann wirkt es doch arg kitschig. Wenn das Budget lediglich dafür ausreichte, eine ungelenkige Gummi-Riesenschlange gegen Kong kämpfen zu lassen, anstatt der Urzeit-Monster aus dem Original, hätte man wohl lieber komplett darauf verzichten und mehr auf die Mythologie Kongs eingehen sollen.

(© Studiocanal GmbH)
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Schenkt man diesem aber nicht allzuviel Beachtung, so zeigen sich schnell die Qualitäten des Films. Die Story wurde kongenial in die damalige Gegenwart transportiert. Anstatt eines Filmproduzenten auf der Jagd nach der Sensation, ist es nun ein skrupelloser Öl-Magnat, der die Insel nicht wegen ihrer Legenden, sondern wegen Rohöl finden wollte. Auch die Gefangennahme Kongs ergibt hier weitaus mehr Sinn. Das große Finale spielt diesmal nicht auf dem Empire State Building, sondern auf dem World Trade Center. Die Doppeldecker werden durch Kampfhubschrauber ersetzt und Kongs Tod ist nicht weniger emotional als in der 33er oder gar 2005er Version. Jeff Bridges Charakter Prescott ersetzt hier Driscoll aus dem Original, ebenfalls perfekt in die Story eingewoben. Lediglich Dwan als Darrow-Ersatz kommt etwas zu naiv rüber. Klar, sie soll das kleine, unschuldige und naive Blondchen mimen. Einige Szenen sind aber wahrlich zuviel des Guten. Ebenfalls der Score als auch die Kameraarbeit verleihen den Film seinen eigenen Charme, mit dem er sich vom Original absetzen kann. Die erste Erkundung über die Insel ist grandios in Szene gesetzt. Hier diente Hawaii als Hintergrund. Eine absolut einzigartige Kulisse.

(© Studiocanal GmbH)
(© Studiocanal GmbH)

Leider kann der Film nicht vollends diesen Höhenpunkten folgen – zum einem, weil er sich in seiner Grundstruktur zu sehr ans Original halten will, zum anderen weil einige einzelne kreative Entscheidungen zu sehr herausstechen und das Filmerlebnis trüben. Kong mit einer Blechkrone auf dem Kopf ist, wie der Amerikaner es so schön sagt, einfach over the top…

(© Studiocanal GmbH)

Fatality:
John Guillermins Remake ist weitaus besser als sein Ruf und wird mittlerweile auch von vielen Filmfans für seine Stärken geschätzt. Diese können letztlich nicht über alle Schwächen hinwegtäuschen, ergeben aber ein unterhaltsames, innovatives Remake, das einfach an der ein oder anderen Stelle vollkommen unnötig etwas seine Ernsthaftigkeit verliert. Aber das muss ja nicht zwingend immer was schlechtes sein…

Markus Haage

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Über Markus Haage 2274 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!