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Corona und das Blockbuster-Kino: Bis Mitte 2021 keine großen Kinostarts mehr?

verfasst am 17.Juli 2020 von Markus Haage

Kino, wie geht’s weiter? Nach einer internen Studie der Investment-Bank Cowen geht diese davon aus, dass dieses Jahr wohl gar keine neuen Großproduktionen des Disney-Konzerns mehr in die Kinos kommen und die Corona-Krise bis mindestens Mitte 2021 anhalten könnte. Für das Geschäftsjahr 2020, welches im September 2020 endet, soll Disney keine großen Neustarts mehr ansetzen wollen. So sagte Medien-Analyst Doug Creutz gegenüber The Hollywood Reporter, dass der Disney-Konzern, davon ausgehen muss, dass die US-Kinos bis Mitte 2021 größtenteils geschlossen bleiben werden: „We now expect domestic theaters to be largely closed until mid-2021, […]“. Er weist allerdings auch darauf hin, dass die Krise weitaus länger anhalten könnte: „We had previously assumed that the spread of COVID-19 would be relatively halted, with social distancing requirements significantly lessened by late 2020. We have now extended that timeline out to at least mid-2021; the situation remains very fluid, and we do not rule out the possibility that the impact could last even longer.“ Dies könnte als Worst-Case-Szenario verstanden werden, ist aber durch die realen Entwicklungen der Krise in den USA durchaus denkbar.

Christopher Nolan am Set von „Tenet“.
(© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved., Photo Credit: Melinda Sue Gordon)

Kommende Woche sollte Christopher Nolans Sci-Fi-Actioner „Tenet“ (Budget: 225 Millionen US-Dollar aufwärts) weltweit in den Kinos starten. Der Start wurde nun aufgrund der Corona-Krise mehrmals verschoben. Warner Bros. Pictures ließ schon vor Wochen verlautbaren, dass ein Start nur möglich erscheint, wenn 80% der Kinos wieder regulär geöffnet haben. Davon scheint man weit entfernt zu sein. Die USA verzeichneten erst gestern einen neuen Negativ-Rekord bei den Neuinfektionen: 69.000 registrierte Neuinfektionen an einem Tag. Bisher (Stand: 17.07.2020) sind in den USA mehr als 141.000 Menschen an Corona oder den Nebenwirkungen/Folgen gestorben. Bis zum Winter diesen Jahres gehen US-Experten von mindestens 200.000 Toten aus. Da die weltweite Kino-Landschaft allerdings von den Hollywood-Produktionen getaktet wird und der US-Markt den mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt und Produktionsstandort darstellt, sind diese Zahlen auch für die hiesige Branche mehr als nur besorgniserregend. Es kommen schlichtweg kaum neue Filme in die Kinos. Die Veröffentlichung von Großproduktionen wird aufgeschoben. Dies liegt auch an den immens hohen Marketing-Kosten. Eine Aufsplittung eines Kinostarts in den USA – je nach US-Bundesstaat – würde finanziell kaum einen Sinn ergeben. Auch, weil die Kinos nur unter massiven Restriktionen arbeiten können. In bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien kommt es zudem immer wieder zu erneuten Lockdowns, die einen längeren Run eines Films kaum ermöglichen. Erst diese Woche hat Kalifornien einen erneuten Lockdown veranlasst. Bars, Restaurants, Fitness-Studios und sogar Büros mussten schließen. Kalifornien ist das Epizentrum der US-amerikanischen Film-Industrie, somit auch das Herz des weltweiten Filmmarktes.

Es wird allerorts viel gemunkelt. Sicherlich werden die Streaming-Plattformen langfristig von der Krise massiv profitieren. Netflix stellt neue Rekorde bei den Subscribern auf und nähert sich weltweit der 200-Millionen-Abonnenten-Marke. Mit dem Start neuer Streaming-Dienste von Warner (HBOmax) und Universal (Peacock) wird es auch weitere Vertriebsplattformen für Filme (oder Eigenproduktionen) geben, bei denen das Abwarten auf einen Kinostart sich nicht rentiert. Große Blockbuster wie „Wonder Woman 1984“, „Black Widow“, der neue Bond-Film oder „Tenet“ werden die Krise dank finanzstarker Studios im Rücken, die oftmals Teil großer Medien-Konglomerate sind, wohl aussitzen können. Dennoch: Eine Rückkehr zur Normalität, zum Stand Februar 2020, wird es dieses Jahr wohl nicht mehr geben. Die Krise wird uns noch sehr lange begleiten und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem diese neuen Verhältnisse nicht mehr rentabel sind oder man sich von den alten Verhältnissen (traditioneller Kinovertrieb) aus ökonomischen Druck verabschieden muss. Im Grunde geschah dieses ja bereits. Universal Pictures entschied sich im April diesen Jahres die Animations-Fortsetzung „Trolls: World Tour“ exklusiv auf Streaming-Plattformen zu veröffentlichen. Die Einspielergebnisse waren phänomenal und brachen Rekorde. Möchte man dies als Indiz ansehen, so könnte man auch argumentieren, dass die Studios die Kinos als Teil der Verwertungskette nicht mehr zwingend brauchen. Es ist, wie erwähnt, absolut denkbar, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem selbst große Blockbuster-Produktionen ihren Weg zur Streaming-Premiere finden werden.

Dies ist natürlich Spekulation. Niemand kann derzeit mit Gewissheit wirklich voraussagen, wie sich der Markt entwickeln wird. Demnach schaut jeder gespannt auf das Release von „Tenet“, der nun Ende August starten soll. Das sind gerade einmal drei Wochen. Gemessen an den aktuellen horrenden Infektionszahlen in den USA, erscheint selbst dieser Termin nicht als sicher. Es hat wohl seinen Grund, warum Universal Pictures und Blumhouse den Start der Horror-Fortsetzung „Halloween Kills“ um ein ganzes Jahr auf Oktober 2021 verschoben hat. Niemand glaubt wohl ernsthaft, dass die Lage im Oktober besser sein wird …

Dennoch zum Schluss ein kleiner Lichtblick: die südkoreanische Fortsetzung „Peninusla“, ein Sequel des Zombie-Films „Train to Busan“, startete in Südkorea mit 350.000 Besuchern am ersten Wochenende.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!