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Desert Warrior (USA, 1988)

verfasst am 18.September 2010 von Markus Haage

„Wir dürfen nicht aufgeben. Wir werden alle an nuklearer Verseuchung sterben - wenn wir nicht bald frisches Essen, frisches Wasser und eine gesunde Frau bekommen! Dann werden wir sterben! Wir müssen weitersuchen!“

Dritter Weltkrieg vorrüber, genauso wie die Menschheit. Das, was mal die Erde war, ist nu ’ne Wüste. Und die wenigen Menschen, die noch übrig sind, teilen sich auf in radioaktiv-verseuchte Schlägertrupps und heroische Akademiker (naja…können halt lesen…) mit neurotischem Putzwahn. Wem diese extraordinäre Storyline bekannt vorkommen sollte, der übergieße sich bitte jetzt mit Wurstwasser.

(© Best Entertainment AG)

„Zwei Jahrzehnte nach dem dritten Weltkrieg: Aasfresser durchstreifen die zerstörten Ebenen. Ein einziger, hoffnungsvoller Lichtblick taucht auf: die Drohnen! Überlebende, die ständig bedroht werden von bösartigen Nomaden.“

Die Stimme aus dem Off darf natürlich nicht fehlen. Dankenswerterwiese verzichtet man aber diesmal auf das obligatorische Stock-Footage-Material explodierender Atombomben. Nach (gefühlten) drei Milliarden Endzeit-Filmen ein gewisser Fortschritt. Ansonsten: business as usual. Erwähnte Menschheit aus der Einleitung hat sich in zwei Lager aufgespalten – zumindest gilt das für die Sanddüne, auf der dieser Film gedreht wurde. Auf der guten Seite stehen die Drohnen. Sie haben sich ein unterirdisches Paradies erschaffen, dass von einem skurrilen Ältestenrat regiert wird. Wenn sie nicht nach Wasser suchen – das kühle Gold der Apokalypse – forschen sie mit Spielzeugrobotern und Reagenzgläser nach einem wirksamen Mittel gegen Mutationen. Wegen radioaktiver Verseuchung und so. Betonung liegt auf „und so“.

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Die Aasgeier hingegen sind radioaktiv-verseuchte Kuttenträger. Ziellos stratzen sie über die zerstörten Lande – nur mit dem Ziel vor Augen Wasser, Nahrung und Frauen zu finden. Denn ihr Verein darf durchweg als Männerdomäne bezeichnet werden – mit einem Frauenanteil von 0%. Deswegen können sie auch als das tun, was Männer eben gerne tun, wenn sie keine rumqäukende Alte an der Seite haben: Todeskämpfe ausfechten.

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„Wir dürfen nicht aufgeben. Wir werden alle an nuklearer Verseuchung sterben – wenn wir nicht bald frisches Essen, frisches Wasser und eine gesunde Frau bekommen! Dann werden wir sterben! Wir müssen weitersuchen!“

Der Stärkste unter den Freizeit-Gladiatoren ist Zerak, muskelbepackter Hühne mit Augenklappe und Fellunterhose. Er genießt das volle Vertrauen des ewigen Anführers Baktar, der ihn in regelmäßigen Abständen durch die verwüsteten Lande schickt, um Jagd auf Frauen zu machen.

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Doch das, was Zerak in der Regel einfängt, dürfte zum Zweck der Fortpflanzung als suboptimal bezeichnet werden. Denn über der Oberfläche sind alle Frauen verstrahlt – erkennbar an Mettgutresten im Gesicht. Wohlgemerkt, ÜBER der Erdoberfläche. Jetzt wisst ihr bereits, wie geschickt die beiden Geschichten der Drohnen und Assfresser ineinander verwobenen werden. Denn die Drohnen wohnen unterirdisch! Tjajajaja. Es kommt was kommen muss… Racela, prächtiges Drohnen-Mädel mit gebärfreudigem Becken, wird bei einem Ausflug an die Oberfläche von Zerak gefangengenommen und zu Baktar gebracht. Dieser ist ganz angetan von ihr – stellt sie doch eine formschöne, junge Dame dar. Weder verseucht, noch verbraucht. Zum Zwecke der Fortpflanzung und Erhaltung der eigenen Spezies perfekt geeignet! Problem an der Sache: Racela ist jetzt nicht unbedingt so begeistert als Gebährmaschine herzuhalten. Gleiches gilt für Zarek – denn dieser scheint sich in die junge Racela verguckt zu haben…

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Während sich bei Zarek, geprägt durch eine humanistische Erziehung (mehr oder weniger), Zweifel an der moralischen Ordnung seines Handelns breit macht, debattieren die Drohnen in ihrer unterirdischen Festung über die weiteren Schritte. Racela verrotten lassen – oder befreien? Präsident Antarius möchte den Weg der Appeasement-Politik gehen, doch seine Ratsmitglieder stimmen ihn um. Ein Trupp wird losgeschickt, um nach Racela zu suchen.

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Es kommt, was kommen muss: Zerak befreit Racela und flieht mit ihr zu den Drohnen, während Baktar die allgemeine Mobilmachung erklärt und beide verfolgt. Doch die Drohnen sind über Racelas Rückkehr nicht zwingend erfreut, hat sie doch den Zerak mitgebracht, der nun ihr Versteck kennt. Laut Gesetz bedeutet dies den Tod!

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Doch Dr.Creo kennt einen Ausweg! Alle Gesetze wurden erlassen, um das unterirdische Habitat vor verstrahlten Menschen zu sichern. Diese Gesetze werden nun nicht mehr benötigt, denn seit Jahren forscht er an einem Serum gegen radioaktive Verseuchung. In Zerak hat er das perfekte Versuchskaninchen gefunden. Und er ist sich sicher: das Serum wird wirken. Vor versammelter Mannschaft tröpfelt er es Zerak direkt in die Schnute, und dieser kann seinen eigenem Auge nicht glauben! Die radioaktive Verseuchung geht zurück, er kann wieder beide Blinzler öffnen!

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Imponiert von Dr.Creos Gehabe, zieht der Rat sein Todesurteil zurück, doch es kommt noch dicker: Baktars Truppen nähern sich. Mit Äxten und Maschinenpistolen bewaffnet, düsen sie in ihren schrottreifen Karren über die Sanddünen. Die Drohnen wissen: dies wird eine Entscheidungsschlacht werden. Zwar besitzen sie Laserpistolen, aber nur Zerak kennt die Kriegstaktiken der Aasfresser genau – und zieht mit den Drohnen in die Schlacht…

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Um Gottes Willen, ich bin mir nicht mal genau sicher, was ich eben gesehen habe. Ist es ein simpler B-Endzeit-Schinken mit ein, zwei bekannten Gesichtern – oder ein knallharter C-Hammer, der mit minimalen Aufwand als Anhängsel einer anderen Produktion mitgedreht wurde. Selbst Big Mamma IMDB gibt hierzu keinerlei Auskunft. Denn der Streifen darf als recht zwiespältig bezeichnet werden – er ist zu gut, um ein reiner C-Smasher zu sein, dessen Requisiten von anderen Filmsets geklaut wurden, aber irgendwie auch zu schlecht um als B-Vehikel daherzukommen. Schlecht bedeutet wohlgemerkt nicht, dass der Film keinerlei Unterhaltungswert hätte. Ganz im Gegenteil. Is’ ’ne Bombe, soviel steht fest. Aber was für eine Bombe? Bei der Betrachtung war ich nur am Rätseln, ob die teils doch sehr ausgefallenen Requisiten nicht doch aus einem anderen Werke stammen. Ein gewisses Déjà-Vu macht sich beim Betrachten breit – irgendwoher kennt man die Hüte und Hütten. Aber eben woher?

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Kommt allerdings noch dicker. Falls man der Überzeugung ist, all diese kunterbunten Kostüme wurden eigens für dieses Werk angefertigt, begegnet einem der unglaublich-hochentwickelte Wissenschafts-Roboter, der Dr.Creo bei der Erforschung für ein Mittel gegen radioaktive Verseuchung hilft. Wie hochgerüstet dieser kybernetische Freund ist, erkennt man daran, dass er einen Kassettenspieler im Rumpf montiert hat. Kinder der 80er wissen es sofort, dies ist kein normaler, metallener Gesprächspartner…

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…dies ist der OMNIBOT 2000! Der feuchte Traum, das Objekt der Begierde eines jeden Kindes der 80er! Im Grunde stellt es nur einen ferngesteurten Wagen dar – mit ein paar zusätzlichen technischen Features (Kassettenspieler, leuchtende Augen, bewegliche Arme). Aber in den Augen der 80er-Kids war er natürlich weitaus mehr – ein faszinierender Freund, mit dem man futuristische Abenteuer bestehen könnte! Sahen die Macher dieses Films wohl so ähnlich und bauten ihn prompt ein.

Natürlich stellen die Requisiten nicht das einzige Highlight des Films dar, auch wenn wir uns nicht sicher sein können, ob sie denn überhaupt aus diesem Film stammen. Es gibt noch zahlreiche weitere Höhepunkte. Die Synthesizer-Mucke erinnert an ein Aerobic-Gewaltvideo der frühen 80er, die Dialoge an einen Hirninfarkt. Somit Schmunzelgarantie. Den wirklichen Höhepunkt stellt natürlich Lou Ferrigno dar, dessen pure Präsenz jeden Film zu einem Meisterwerk macht. So auch diesen.

Fatality:
Lou Ferrigno und der Omnibot 2000 spielen mit – mehr braucht man vom Prinzip her nicht wissen.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2282 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!