Die deutsche Synchronisation, unter Film- und Serienfans immer wieder Anlass für hitzige Debatten. Was bevorzugt man? Die Originalfassung oder die synchronisierte Fassung? Mit oder ohne Untertitel? Um eines gleich zu klären: Die deutsche Übersetzung ist wahrlich besser als ihr Ruf und darf ohne Frage zu den besten Synchros weltweit gezählt werden. Ich behaupte sogar: Oftmals übertrifft ein guter Synchronsprecher sogar die Leistung des Originalschauspielers und ihre Leistung wird in Deutschland vollkommen unterschätzt, was wohl daran liegt, das die Sprecher zwangsweise im Verborgenen arbeiten. Wie variantenreich manche Synchronsprecher mit ihrer Stimme arbeiten, fällt dem Zuschauer oft erst auf, wenn er einen Blick hinter das bekannte Hollywood-Gesicht wirft. Oder wusstet ihr, dass Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Cleese, Dan Aykroyd, Terence Hill, Rutger Hauer und Adriano Celentano alle von Thomas Dannenberg gesprochen werden? Oder dass Christian Tramitz nicht nur Al Bundys Nachbarn Jefferson D’Arcy, sondern auch Bruce Campbell in „Tanz der Teufel 2“ sprach? Jürgen Prochnow lieh Sylvester Stallone in „Rocky“ und „Rocky 2“ seine Stimme und was wäre Robert DeNiro ohne Christian Brückners genialer Reibeisen-Stimme, die er auch Harvey Keitel, Martin Sheen und Warren Beatty leiht?
Nicht nur das Deutschlands Synchronsprecher viel größere Anerkennung verdienen (meiner Meinung nach gehört ihr Name in jeden Abspann), viele Filme und Serien gewinnen auch erst durch die Synchro an Qualität. Bekanntestes Beispiel: die amerikanische Agenten-Serie „The Persuaders“ (hierzulande: „Die Zwei“) mit Roger Moore und Tony Curtis in der Hauptrolle. Im Original eine recht eintönige und unauffällige Actionserie – nachdem Synchron-Gott Rainer Brandt sich der Serie annahm, schuf er damit ein deutsches Kulturgut. Die Welt ohne Sprüche wie „Sleep well in your Bettgestell!“, „Da steigen mir die Tränen unter den Scheitel!“, „Ich entbiete Grüße an den Meister der Mütze!“ oder „Dem hat man mit dem Hockeyschläger die Fontanelle gespalten, die verbleibenden paar Sardellen peitschte er sich mit Brillantine um den Ballon.“ wäre nicht mehr lebenswert und vorstellbar…
Auch so mancher B- oder C-Actioner hätte in Deutschland vorallem zur Blütezeit der Videotheken niemals soviel Erfolg gehabt, wenn die Synchronsprecher vorallem den teils doch sehr dürftigen Schauspielern nicht weitaus mehr Talent drübersynchronisiert hätten. Ihr wißt gar nicht, was für ein Graus so manche VHS-Premiere im Originalton ist…
Sich über die Synchronisation eines Films oder einer Serie aufzuregen ist deswegen recht müssig, da im Prinzip das sehr hohe Niveau der deutschen Synchro besonders im Vergleich zu anderen Ländern keine Selbstverständlichkeit ist. Des Weiteren ist es natürlich auch enorm schwierig einen Film zu synchronisieren. Nicht nur das ein enormer Zeitdruck (z.B. durch weltweit abgestimmte Kinostarts) besteht, der englische Dialog muss natürlich im besten Fall auch lippensynchron sein, er muss sinngemäß übersetzt und auf den Sprachfluß geachtet werden und es darf eben nicht wie eine Übersetzung klingen, wodurch letztlich für den Synchronregisseur nur der Gesamteindruck zählen kann. Und eben nicht einzelne Sätze, die zwangsweise frei übersetzt werden müssen (weil es z.B. eine Redewendung, ein Witz oder eine Anspielung ist, die ein deutscher Zuschauer nicht versteht).
Aber bei der Masse der synchronisierten Werke bleiben Fehler natürlich nicht aus. Schlimm wird es nur wenn eigentlich offensichtlich und absichtlich der Inhalt verändert wird…
10. „Star Wars – Episode I – III“
„Star Wars“ und die Synchro, eine Sache für sich. Grundsätzlich ist die Synchronisation der ersten drei Filme als gelungen anzusehen. Besonders im Hinblick auf die Stimmen. So sind Heinz Petruos Darth Vader und Hugo Schraders Yoda dem Original absolut ebenbürtig, im Falle Yodas vielleicht sogar überlegen. Und auch die Übersetzung der Eigennamen gelang. Aus Tatooine wurde Tatuuin. Aus Jabba the Hutt, Jabba der Hutte (und das klingt schon ziemlich cool), Han Solos Millenium Falcon wurde in Rasender Falke umgetauft – und „Star Wars“ in „Krieg der Sterne“. Der berühmte Satz „May the force be with you!“ (wörtliche Übersetzung: „Möge die Kraft mit dir sein!“) baute man aufgrund des besseren und mystischeren Klangs in „Möge die Macht mit dir sein!“ um, und zumindest im ersten Film ist der Imperator noch der Kaiser. Kaiser? Yo, Kaiser. Das englische Wort emperor wurde sinngemäß mit Kaiser übersetzt, wobei sich natürlich ebenfalls der lateinische Ausdruck Imperator anbot (und seit Episode 5 auch benutzt wird). Das deutsche Wort Kaiser stammt vom lateinischen Titel Caesar ab (eigentlich spricht man das lateinische C wie ein K aus, also Käsar, tut aus offensichtlichen Grunde aber niemand), der sinngemäß als Adelstitel Imperator bedeutet (der Caesar war de facto und de jure der Imperator). Des Weiteren klingt Kaiser altertümlich und passt besser in Lucas’ SciFi-Märchenwelt, während Imperator ein recht technisch-kühler Begriff ist. Somit ist, bis auf ein, zwei kleinere Synchron-Fauxpas, alles in Butter. Bis es 1999 geschah…
Aus dem reißerischen „Krieg der Sterne“ wurde das lahme „Star Wars“. Tatuuin war fortan wieder Tatooine. Jabba, der Hutte, hieß nun wieder The Hutt, und aus Obi Wans Anakin wurde Änäkin. Als ob das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, wurden den Kampf-Droiden der Handelsföderation (besonders im etwas düsteren dritten Teil) teilweise absolut flapsige Sprüche draufsynchronisiert, die nicht einmal Lucas in der Originalfassung verwendete. Am Ärgerlichsten bleibt aber die elende Englisch-Duselei der Prequels. Wenn es bereits deutsche Übersetzungen gibt, die sich über Jahre durch Wiederverwendung in Romanen und Comics im Fandom etabliert haben – und auch akzeptiert wurden! – warum sollte man dann anstatt den Weg des geringsten Widerstands zu gehen nur noch die englischen Ausdrücke benutzen? Zumal dies „Krieg der Sterne“ auch seinen märchenhaften Charakter nimmt, da man die Filme durch die englischen Ausdrücke zwangsweise mit etwas Distanz betrachtet. Es wirkt eben wie ein Fremdkörper. Na, ja, wenigstens leben wir nicht in Italien. Denn die Italiener konnten anno 1976 mit dem Wort „Darth“ nichts anfangen und tauften Darth Vader einfach in Dark Vader um. Dunkel isser ja immerhin.
9. „Star Trek“
Wo wir schon einmal beim Thema Weltall waren. Trekkies (oder Trekker, wie sie neuerdings genannt werden möchten…) sind ja bekanntlich leidensfähig. Im Laufe der mehr als 40-jährigen Geschichte, die das Trek-Universum auf dem Buckel hat, wurden sie schon mit den absurdesten TV-Folgen, Filmen, Comics, Charakteren, Handlungen und Büchern beschmissen. Die deutsche Synchronisation setzte diesen dann immer noch die Krone auf. Bei der Erstaustrahlung wurde die Serie teilweise vollkommen unsinnig synchronisiert.
In der Folge „Weltraumfieber“ leidet Spock unter den Auswirkungen des Pon Farr (quasi der vulkanischen Pubertät), die dem logisch-denkenden Vulkanier mit sinnlichen und sexuellen Emotionen überflutet. Wie sich am Ende herausstellt sind viele Szenen lediglich ein Fiebertraum seitens Spock. Die deutschen Synchronautoren konnten damit nicht viel anfangen und entschieden sich die Folge umzusynchronisieren, was 45 Minuten unfreiwilliger Komik zur Folge hatte. Denn selbst Spocks Fieberträume sind nun Teil des realen Geschehens und es wirkt als würde er 45 Minuten nur schreiend durch die Gegend laufen. Ähnlich verfuhr man mit der gesamten Serie, die das ZDF 1972 einkaufte.
Insgesamt 40 Folgen (!) wurde von vornherein abgelehnt, da sie auf die Mächtigen des Senders zu „kindisch“ oder einfach nur „geschmacklos“ wirkten (und das obwohl die englische Originalversion weitaus ernster war, als das deutsche Synchron-Gulasch im Nachhinein annehmen ließ), die restlichen 29 Folgen wurden alle auf 45 Minuten heruntergekürzt und wie erwähnt teilweise vollkommen umsynchronisiert. Erst Ende der 80er griff Sat.1, selbsterklärter Trek-Sender der 90er, die Serie wieder auf und bearbeitete sie komplett neu. Dieser öffentlich-rechtliche Synchron-Vandalismus betraf allerdings nicht nur die klassische Serie. In so gut wie jeder Folge (und auch den Kinofilmen) finden sich zahlreiche Übersetzungsfehler, so das zumindest Leonard Nemoy himself Fans erlaubte, an der Synchro der Filme von Teil 4 bis Teil 6 mitarbeiten zu lassen. Ein Highlight des Synchron-Gulaschs: In der Nachfolger-Serie „The next Generation“ blickt Beverly Crusher auf ihren Computer und fragt sich „What’s that mist I’m seeing there?“ – sinngemäß: „Was ist das für ein Nebel, den ich da sehe?“. Die deutsche Übersetzung: „Was ist das für ein Mist, den ich da sehe?“ Wie passend.
8. „Prost, Helmut!“
Ivar Combrick, langjähriger Synrchon-Regisseur der Simpsons, bekam Mitte der 80er den Auftrag, die US-Serie „Cheers“ für das ZDF aufzubereiten. Da der Altherren-Verein des zweiten Programms der Überzeugung war, dass die amerikanische Serie für viele Zuschauer zu unverständlich wäre, entschied man sich die Serie komplett umzusynchronisieren. Nicht nur das neue Musik innerhalb der Serie eingefügt wurde, auch die Charaktere erhielten eine neue Identität. Aus dem Ex-Baseballstar und Pubbesitzer Sam Malone (Ted Danson) wurde Kneipier Hubert, Briefträger Cliff hieß fortan Uwe und Nebendarsteller Norman wurde zum titelgebenden Helmut. Selbst die Titelmelodie wurde neueingesungen…
7. „Pulp Fiction“
Machen wir kurzen Prozess, denn überschwengliche Einleitungen bedarf Tarantinos oscar-prämierter Filmsmasher nicht mehr. Als Jules locker in seiner geborgten Unterwäsche im Restaurant sitzt, antwortet er auf die Frage, welche seine Brieftasche sei, mit „It’s the one saying Bad Motherfucker.“
Das in der deutschen Fassung ein Wort wie Motherfucker schwer zu übersetzen ist, dürfte klar sein. Eine direkte Übersetzung (in diesem Sinne: Mutterficker) klingt dämlich, eine sinngemäße ist schwer zu finden. Das man es aber mit „Die auf der böser schwarzer Mann steht.“ übersetzt, sorgt regelrecht für Ohrenkrämpfe. Insbesondere wenn besagte Brieftasche mit eben den Worten „Bad Motherfucker“ dazu eingeblendet wird. Deutsche Synchronautoren, habt endlich Mut zu mehr Schimpfwörter!
6. „Magnum“
Der hawaiische Schnauzbart Magnum war für Tom Selleck Fluch und Segen zugleich. Segen, weil die Serie ihm über Jahre Lohn und Brot mit weltweiten Erfolg bescherte. Fluch, weil er durch das Serien-Engagement nicht die Rolle des Indiana Jones’ übernehmen konnte, George Lucas’ und Steven Spielbergs Favorit, und somit nie den Absprung vom Fernsehschirm auf die Leinwand schaffte. Länger als in allen anderen Ländern hielt wenigstens in Deutschland sein Ruhm an, was ihn immerhin dicke Werbeverträge bis in die 90er sicherte. Denn wie auch bei „Cheers“ nahm sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk (hier: ARD) der Serie an und wurstelte sie komplett um, bis abermals RTL Mitte der 90er die Serie ungeschnitten und originalgetreu synchronisiert ausstrahlte. So wurde Magnums Vietnam-Vergangenheit (inkl. Kriegsgefangenschaft) komplett herausgeschnitten, was zu unweigerlich unlogischen Handlungssträngen führte, denn alle Protagonisten, mit Ausnahme von Higgins, kennen sich bereits aus Fucking ’Nam. So geht (Hubschrauberpilot) Calvins Ehe aufgrund seiner unverarbeiteten Kriegs-Traumata zubruch, welche aktiv in den einzelnen Folge aufgegriffen werden. In der Folge „All for one“ verschlägt es die Magnum-Truppe sogar nach Kambodscha, das sich als ein düsterer Trip in ihre eigene Vergangenheit herausstellen wird. Zu hart für den deutschen Zuschauer. Der lässige Privatdetektiv mit ernstem Hintergrund wurde zu Uschis und Petras Abendbrot-Unterhaltung degradiert.
5. „Cocoon“
Wie bei „Pulp Fiction“: kleiner Fehler, größtmöglicher Nervfaktor. Im Grunde ist die Synchro dieses 80er-Fantasy-Klassikers rundum gelungen – ja, wenn da nicht diese einzelne Schlüsselszene am Ende des Films wäre, die diesen (perfekten) Film so schön abgerundet hätte. Die Bewohner eines floridanischen Altenheims entdecken, dass ihr hauseigener Swimming Pool ein Jungbrunnen darstellt. Der Pool wurde von Aliens angelegt, um ihre toten Kumpels (verstorben anno Irgendwann auf Atlantis) wieder zum Leben zu erwecken. Doch anstatt, dass der Anführer der Aliens auf die Palme geht, bietet er der Kukident-Truppe ewiges Leben auf seinem Heimatplaneten an. In einer der letzten Einstellungen entscheiden sich einige, das Angebot der Aliens anzunehmen und werden via Traktorstrahl an Bord ihrer Jacht in den Himmel gezogen. Steven Guttenberg, auch unter dem Namen Mahoney bekannt, schaut vom Bootssteg her gebannt hinterher und verabschiedet sich selbstironisch als Anspielung auf die „Krieg der Sterne“-Filme mit den Worten „May the force be with you!“
Ein perfekter Filmmoment mit dem perfekten Schuß Pop-Kultur. Ron Howard, Oscar-Preisträger für „A beautiful mind“, hat hier einer der einprägsamsten Filmmomente der 80er kreiert. Was spricht also dagegen „Möge die Macht mit euch sein!“ ebenfalls für die deutsche Fassung zu verwenden? Vom Prinzip her gar nichts. Aber die deutsche Synchronregie hat diesen Filmgag wohl nicht verstanden und es folgendermaßen übersetzt: „Hoffentlich lässt die Kraft nicht nach, die das Boot nach oben zieht.“
Häh? Abgesehen von der Tatsache, dass diese Übersetzung mit dem eigentlichen „May the force…“ nichts mehr gemein hat, ergibt es auch inhaltlich keinerlei Sinn (Warum sollten die Aliens den Traktorstrahl abschalten und die Rentner in ihrem Boot auf dem Wasser zerschellen lassen?) und zerstört VOLLKOMMEN diesen magischen, fast schon klassischen Filmmoment. Nerv.
4. „James Bond jagt Dr.No“
Dies ist im Grunde kein wirklicher Patzer, aber im Zusammenhang mit der deutschen DVD-Veröffentlichung (Verflucht seist du, Technik der Moderne!) eine der lustigsten Momente der deutschen Synchron-Geschichte. In James Bonds ersten Abenteuer muss er sich gegen den mysteriösen Dr.No behaupten. Dieser hat eine Geheimorganisation aufgebaut um – *trommelwirbel* – die Weltherrschaft an sich zu reißen (o.ä.). So weit, so gut. Natürlich hat seine Geheimorganisation auch einen klangvollen Namen und so stellt er diesen bei seiner ersten Begegnung mit Bond auch folgendermaßen vor: „I’m a member of S.P.E.C.T.R.E. – Special executive for counter-intelligence, terrorism, revenge and extortion!“
Ohne Frage, schwer zu übersetzen. Besonders, da es sich hierbei um ein Akronym handelt. Die deutschen Sychronautoren entschieden sich von daher, der Geheimorganisation ein neues Kürzel zu verpassen, um deren vollen Namen sinngemäß zu übersetzen. Und so lässt Dr.No in der hiesigen Fassung verlauten: „Ich bin Präsident der G.O.F.T.E.R. – Geheimorganisation für Terror, Spionage, Erpressung und Rache!“
Gut, abgesehen von der Tatsache, dass der Name G.O.F.T.E.R. jetzt nicht so schön klingt wie S.P.E.C.T.R.E., Dr.No nur Mitglied und nicht der Präsident ist und S.P.E.C.T.R.E. in Zeichen- und Schriftform natürlich weiterhin im Film auftaucht, eine recht passable Lösung. Wenn da nicht die verdammten Untertitel der DVD wären…
Denn während Dr.No in der deutschen Fassung weiterhin vom umständlichen G.O.F.T.E.R. brabbelt, hat sich die Untertitel-Regie die Mühe gemacht und S.P.E.C.T.R.E. ins Deutsche übertragen. Das Ergebnis: „Ich bin ein Mitglied von S.P.E.C.T.R.E. – Spezial-Exekutive für Contra-Geheimdienst, Terrorismus, Rache und Erpressung.“ Es geht doch… wenn man nur will! In den beiden Bond-Nachfolgern „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Feuerball“ wollte man wohl ebenfalls nicht. Dort heißt S.P.E.C.T.R.E. lediglich PHANTOM (wahrscheinlich sowas wie „Pherein aller narzistischen Terroristen ohne Mutterliebe“ Naja…).
3. „Starship Troopers“
Die Welt der Zukunft: Nach Jahrhunderten von Krieg und Elend, hat die Menschheit es geschafft sich zu vereinen. Es scheint als ob alle Probleme überwunden wären. Eine fast schon nahezu utopische Welt. Fast. Die Menschheit ist zwar vereint und hat ihre Kriege bei Seite gelegt, doch wird sie von einer Militär-Junta regiert, die mit rigorosen Methoden ihre Bürger zum Dienst an der Waffe zwingt. Nur wer Soldat ist/war, darf wählen gehen oder gar Kinder bekommen. Ziel ist, die Menschheit auf die expansionistischen Kriege der Zukunft vorzubereiten, denn mit der Besiedlung des Weltraums hat sich Planet Erde auch neue Feinde geschaffen, die ihren Lebensraum verteidigen…
Vor diesem Szenario ist die Geschichte von „Starship Troopers“ angesiedelt – eine bitterböse SciFi-Satire, die, die Optik und den Inhalt einer Soap-Opera nutzt, um die Naivität seiner Charaktere und der aufgezeigten Gesellschaft wiederzugeben. Das Hochglanz-Bild des Films, in dem zwar Menschen auf grausame Art und Weise sterben, ist lediglich ein gewolltes Mittel zur Verharmlosung des Geschehens, sowie es selber in den filminternen Einspielern von der faschistischen Regierung dargestellt wird. Gerade dies führte letztlich auch zur Indizierung des Films, da der Unterschied zwischen eindeutiger Satire und gewolltem Hochglanz-Gemetzel wohl nicht deutlich genug zu erkennen ist. Zitat aus dem Indizierungsantrag vom 10.03.1999:
„…dass der Film geprägt sei durch massives, exzessives Töten für eine ’gute Sache’ ohne jegliche Hemmschwelle oder Skrupel. Verstärkt werde das Ganze durch entsprechende Soundeffekte und menschenverachtende Kommentare. Andere Mittel als die Lösung durch Gewalt würden erst gar nicht in Erwägung gezogen.“
Das Synchronstudio war wohl derselben Meinung und versuchte den Grundton des Films abzumildern. Zynische Bemerkungen, verharmlosende Dialoge, militärische Reden wurden rigorors abgemildert – oder vollkommen verändert. So tritt Michael Ironside als Lehrer Rasczak im Film auf, der seine Klasse fragt, was die Bevölkerung von Washington zum Theme „Gewalt löst keine Konflikte“ sagen würde. Schülerin Carmen erwidert darauf, dass die Bevölkerung dazu nichts sagen könne, denn Washington wurde im letzten Bug-Krieg zerstört. In der Originalfassung spricht man nicht von Washington und erst gar nicht von irgendeinem vergangenen Bug-Krieg (da der Krieg im Film eh der erste Bugkrieg ist), sondern von Hiroshimas Zerstörung durch die Atombombe.
Dizzy: „My mother always told me that violence doesn’t solve anything.“
Jean Rasczak: „Really? I wonder what the city founders of Hiroshima would have to say about that.“
Carmen: „They wouldn’t say anything. Hiroshima was destroyed.“
Jean Rasczak: „Correct. Violence has resolved more conflicts than anything else. The contrary opinion that violence doesn’t solve anything is merely wishful thinking at its worst.“
Weiteres Beispiel – ebenfalls von Rasczak zu seiner Klasse:
„This year we explored the failure of democracy, how the social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and imposed the stability that has lasted for generations since.“
Die deutsche Fassung ist nicht nur weitaus harmloser, sondern übersetzt absichtlich falsch und zensiert somit den faschistischen Unterton. Hier spricht man nicht mehr vom Versagen der Demokratie und wie die kampferprobten Kriegsveteranen eine neue, bessere Gesellschaft errichteten, hier schwadroniert man nun über Außerirdische und angeblich vorangegangene Bug-Kriege (die nie stattgefunden haben…):
„Unser Thema war dieses Jahr die politische Entwicklung der Jahrtausendwende. Und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflußt haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten.“
Dies sind nur zwei Beispiele für eine Synchron-Zensur, die (fast) ihres Gleichen sucht. Aber paradoxerweise sollte dieses vielleicht sogar das größte Kompliment an die Filmemacher sein (im Kontext des Films)… wenn der Fan nicht darunter zu leiden hätte.
2. „Stirb Langsam“
Der schlimmste Fall von deutscher Synchronverstümmelung dürfte wohl in Bruce Willis’ Action-Smasher „Stirb Langsam“ zu finden sein. Während bei „Starship Troopers“ „nur“ der Grundton des Films abgemildert wurde, hatte man bei „Stirb Langsam“ de facto die Storyline sogar komplett verändert. Im Original überfällt eine Horde deutscher Terroristen den Nakatomi Plaza, Sitz des global-agierenden Nakatomi-Konzerns. Ziel der Aktion: Die Firmen-Aktien, mehrere Milliarden Dollar wert. Da man anno 1987 deutsche Terroristen aufgrund der gegenwärtige Ereignisse wohl für zu gewagt hielt (Stichwort: RAF), entschied man sich aus Hans Gruber den internationalen Terroristen Jack Gruber zu machen. Sein hünenhafter Handlanger Karl wurde zu Charly. Dies führte zu zahlreichen unlogischen Szenen. Als McLane auf dem Fahrstuhl-Dach einer Unterhaltung der Terroristen zuhört, schreibt er sich die Namen Hans und Karl auf dem Oberarm. In der dt. Fassung ergab dies natürlich dann keinerlei Sinn, so dass man dem Synchronsprecher einfach einen Satz drübersprechen lies, der dies erklären sollte („Euch beiden nenne ich Hans und Karl – wie die bösen Riesen aus dem Märchen.“). Abgesehen von der Tatsache, dass McLane zu dem Zeitpunkt nichts sagen konnte, da er die Kappe des Filzstifts im Mund hatte und die Terroristen ihn so auch bemerkt hätten, gibt es auch keine bösen Riesen aus irgendeinem Märchen die auf den Namen Hans oder Karl lauten. So werden unsinnige und unlogische Szenen konstruiert – nur der Political Correctness halber.
Schlimmer wird’s in Teil 3, in dem Hans Grubers Bruder Simon sich an McLane rächen will und ihn durch ganz New York hetzt. In einem Bus wird McLane dies vom FBI offenbart – mit der Zusatzinfo, dass Hans Grubers Bruder früherer Stasi-Offizier der DDR war (durch eine Rückblende auf Teil 1 wird dem Zuschauer zusätzlich noch einmal verdeutlicht, dass es sich auch wirklich um Hans Grubers Bruder handelt). Warum der deutsche Stasi-Offizier Simon nun aber dank deutscher Synchro einen angelsäschischen Bruder hat, wird nicht erklärt. Ebenfalls beim Thema Kraftausdrücke wurde gespart. Während im Original jeder Satz McLanes ein Adjektiv des Fluches „fuck“ beinhaltet, kommt Willis in der deutschen Fassung über ein „verflucht“ oder „verdammt“ nicht heraus. Wobei dieses seinem Charakter als abgewrackter Cop viel näher kommen würde. So verwundert es auch nicht, dass aus dem „Yippiekayeah, motherfucker!“ nur ein „Yippiekayeah, Schweinebacke!“ wurde – im dritten Teil war es dann übrigens nur noch ’ne Schweinenase.
1. Deutsche verstehen keinen Spaß…
Ich will hier ja nicht mit Vorurteilen um mich schmeißen – aber laut meinen gültigen Perso bin ich ja immerhin Bürger der Bundesrepublik Deutschland, somit Deutscher, Kraut, Jerry, Bosch, Preiße und das Vorurteil, dass Deutsche keinen Spaß verstehen, stimmt natürlich nicht. Aber zumindest kann man sagen, dass deutsche Synchronautoren nicht über sich selber lachen können. Deswegen geht Platz Eins nicht an einen einzelnen Film – sondern an ein absolut nervendes Phänomen, welches schon den besten Gag eines Films gekillt hat: das Ignorieren jeglichen Witzes über Deutsche oder die deutsche Vergangenheit. Sobald man Witze über Deutsche reißt, wird dies in der Synchro regelrecht zensiert.
Wenn Cartman in „South Park – Der Film“ im Internet die Vergangenheit seiner Mutter aufdeckt, so findet er im Netz einen Porno, in dem seine Mutter von einem schreiendem Deutschen angekackt wird (wie soll ich es sonst umschreiben?). Stans Reaktion: „Dude, what the fuck is wrong with German people?“ In der deutschen Fassung sind es Engländer. In „Das fünfte Element“ watschelt gleich zu Beginn ein Außerirdischer im Kampfanzug auf einen Forscher zu. Dessen Reaktion „Are you German?“ – auf deutsch kommt nur das lahme „Seid ihr von der Erde?“. Der bereits erwähnte Dr.No sagt über sich selber „I was the unwanted child of a German missionary and a Chinese girl of good family.“ In der dt. Fassung werden seine deutschen Wurzel unterschlagen und ihm ein britischer Vater angedichtet. Kevin Kline, der in „Ein Fisch namens Wanda“ im Stechschritt die erste Strophe der Deutschland-Hymne singt (immerhin einer der lustigsten Filmszenen), bekommt in der dt. Fassung nur noch ein Humpa-Humpa heraus und bei „Snatch“ wird „The German…“ immer mit „Der böse Mann…“ übersetzt. Selbst in einer Nonsens-Komödie wie „Top Secret!“ wird die „Nationalhymne“ der DDR durch irgendeinen bayrischen Schlager ersetzt… Im Original haben sich die Macher immerhin eine vollkommen neue Hymne zusammengezimmert, aber auch hier besaß wieder niemand den Mut es zu übersetzen:
„Hail, hail East-Germany! Land of fruit and grape, Land where you’ll regret if you try to escape! No matter if you tunnel under or take a running jump at the wall! Forget it, the guards will kill you, if the electrified fence doesn’t first.“
Selbst in Weltkriegsklassikern wie „Das dreckige Dutzend“ wurden Witze über Hitler zensiert, in Hitchcocks Propaganda-Klassiker „Foreign Correspondent“ wurde aus den Nazi-Agenten, die radioaktives Material zum Bau einer Atombombe schmuggeln, internationale Rauschgifthändler – und wer die Anarcho-Komödie „Beerfest“ nur auf deutsch gesehen hat, hat die besten Gags verpasst…
‐ Markus Haage
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