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Endlich Widerstand: Hollywood-Studios stellen sich gegen Abtreibungsverbot in Georgia!

verfasst am 3.Juni 2019 von Markus Haage

Mehrere Hollywood-Studios und TV-Sender, wie etwa Warner Bros. Pictures, Disney, Sony Pictures, Netflix oder NBC, drohen damit keine Filme oder Serien mehr im US-Bundesstaat Georgia produzieren zu lassen.

Szene aus der dystopischen Serie „The Handmaid’s Tale“, in dieser Frauen entrechtet wurden.
(© Hulu)

Der Staat Georgia ist bei vielen Produktionsstudios aufgrund von teils enormen Steuernachlässen beliebt. Große Teile des Marvel Cinematic Universe entstanden dort. So wird auch „The Walking Dead“ dort seit mehr als zehn Jahren produziert. Das Setting ist für die Serie von enormer Bedeutung. Es ist kaum vorstellbar, dass diese vor einem anderen Hintergrund spielt. Demnach ist die Drohung von AMC den Bundesstaat zu verlassen für die Serie von extrem großer Bedeutung. Ein neues Setting wird auch inhaltliche Konsequenzen haben, aber gemessen an den realen Begebenheiten ist dies natürlich unwichtig.

Hintergrund: Der konservative Bundesstaat Georgia hat ein Gesetz erlassen, dass Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche für Frauen verbietet. Das sogenannte „Heartbeat Bill“ untersagt eine Abtreibung sobald ein Herzschlag vom Fötus zu vernehmen ist. Dies kann unter Umständen bereits in der sechsten Schwangerschaftswoche sein. Dies bedeutet de facto, dass viele Frauen keine Chance mehr haben über legalen Wege eine Abtreibung in diesem Bundesstaat vornehmen zu lassen, da viele Frauen in diesem kurzen und sehr frühen Zeitraum kaum realisieren können, dass sie überhaupt schwanger sind. Man kann es durchaus als ein Totalverbot von Abtreibungen durch die Hintertür bezeichnen, auch wenn die Befürworter darauf hinweisen, dass es in den ersten sechs Wochen noch möglich sei. Hier spielen aber eben viele weitere Faktoren eine Rolle. Die Anzahl der Abtreibungskliniken nimmt in den USA beispielsweise seit Jahren rapide ab. Ebenfalls der Wille zur sexuellen Aufklärung an Schulen. So könnte der Bundesstaat Missouri bald der erste Staat sein, indem es keine Abtreibungsklinik mehr geben wird. Wobei das Wort „Abtreibungsklinik“ an sich shcon perfide ist. In der Regel handelt es sich hier um spezielle Kliniken für Frauen-Hygiene, die dazu gezwungen waren, sich von den regulären Ärztehäusern oder Krankenhäusern abzukoppeln. In den 1990er-Jahren wurden gar Ärzte, die Abtreibungen vornahmen, ermordet. Erst 2015 wurden drei Menschen in einer „Abtreibungsklinik“ in Colorado von einem Fanatiker erschossen.

Der Gouvernour von Georgia hat das Gesetz bereits unterzeichnet. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass dieses Gesetz in den USA vor dem Obersten Gerichtshof Bestand haben muss und eine geltende Grundsatzentscheidung des Supreme Courts von 1973 namens „Roe vs. Wade“, die Abtreibungen als Privatangelegenheit einstuft, eine Durchführung der Heartbeat-Bills kaum ermöglicht. Die (teils radikalen) Abtreibungsgegner hoffen aber, dass durch die nun herrschende konservative Mehrheit des Supreme Courts diese Grundsatzentscheidung aufgehoben werden kann, was de facto das Totalverbot von Abtreibungen auf Bundesebene ermöglicht. Eine Verfassungsklage ist demnach wahrscheinlich, wird aber lange Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die die Studios dem Bundesstaat Georgia nicht geben wollen oder können. Auch weil bereits andere Bundesstaaten weitaus restriktivere Gesetze abgesegnet haben. In Ohio und Missouri wurden ebenfalls sogenannte Heartbeat-Bills eingeführt. In Alabama wurde erst kürzlich ein de facto Totalverbot von Abtreibungen beschlossen. Auch im Falle von einer Schwangerschaft durch Vergewaltigung und/oder Inzest. Das Gesetz in Georgia wirkt zwar auf dem ersten Blick „liberaler“, untersagt aber Bürgerinnen des Staats auch, in anderen Bundesstaaten eine Abtreibung vorzunehmen und sieht sogar vor, Frauen strafrechtlich zu verfolgen, wenn im Falle einer Fehlgeburt der Verdacht besteht, dass diese fahrlässig herbeigeführt wurde. Der Interpretationsspielraum ist gewaltig.

Ein beängstigender Trend, der nicht nur die USA erfasst. In El Salvador musste eine vergewaltigte Frau für 30 Jahre ins Gefängnis, da sie eine Fehlgeburt erlitt und das Gericht der Überzeugung war, dass die 18-Jährige nicht genug für ihre durch die Vergewaltigung herbeigeführte Schwangerschaft gesorgt habe.

Die Drohung der Studios und Sender, sich aus Georgia zurückzuziehen, sollte ernst genommen werden. Aber wenn sie dies tun, haben sie natürlich keinen Einfluss mehr. Es ist von einem langen Kampf auszugehen. AMC hat folgendes Statement veröffentlichen lassen:

„If this highly restrictive legislation goes into effect, we will reevaluate our activity in Georgia. Similar bills — some even more restrictive — have passed in multiple states and have been challenged. This is likely to be a long and complicated fight and we are watching it all very closely.“

Hoffen wir, dass die Studios und TV-Sender nicht einknicken werden. In diesem Sinne: Nolite te bastardes carborundorum, bitches!

Markus Haage

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Über Markus Haage 2272 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!