Disney hat ihr Gebot für das altehrwürdige Filmstudio 20th Century Fox um 20 Milliarden Dollar auf 71,4 Milliarden US-Dollar erhöht. Jetzt müssen nur noch die US-Kartellbehörden sowie die Aktieninhaber zustimmen. Dies gilt allerdings als sehr sicher, wie unter anderem das Wall Street Journal berichtet, da die Kartellbehörden eine Übernahme bereits seit mehreren Monaten prüfen und der einzige Gegenbieter Comcast sich extrem hoch verschulden müsste, um mit Disneys Angebot noch mithalten zu können. Auch bei einem weiteren Gegenangebot geht man davon aus, dass Disney noch erhöhen kann, während Comcast dann wirklich an ihre Substanz gehen müsste.
Der Twenty-First Century Fox-Konzern entschied sich zum Verkauf ihrer Filmsparte, weil sie sich nach eigener Aussage in Zukunft vermehrt auf die Bereiche Sport und Politik konzentrieren wollen. Hier steht vor allem der konservative Sender Fox News im Mittelpunkt. Vor allem die sehr lukrativen Filmrechte und das umfangreiche Archiv dürfte Disney zum Erwerb bewogen haben.
Disney besitzt unter anderem bereits den TV-Sender ABC und die beiden Studios Lucasfilms und Marvel Studios (inklusive dem Marvel Verlag). Mit dem zu erwartenden Kauf werden nun auch alle Superhelden, deren Verfilmungs- und Vertriebsrechte Fox besaß, zu Marvel Studios zurückkehren. Hierunter fallen unter anderem die X-Men, Deadpool als auch die Fantastic Four (wobei hier die Rechtslage noch etwas komplizierter ist und Constantin Film ein Mitspracherecht hat). Neben diesen aktuell populären Stoffen würden dann auch die Alien- und Predator-Filme zum Disney-Konzern gehören. Genauso wie die „Planet der Affen“-, „Stirb Langsam“- oder „Avatar“-Reihe. Nur von „Avatar“ entstehen derzeit vier Fortsetzungen mit einem Produktionsvolumen von rund einer Milliarde US-Dollar. Disney betreibt in ihren Parks bereits Attraktionen zum Thema „Avatar“. Es ist stark davon auszugehen, dass sie die Marke „Avatar“ dann weiter massiv ausbauen und pushen werden.
Man muss allerdings nicht befürchten, dass der sehr wahrscheinlich Kauf negative Folgen für die zahlreichen R-Rated-Franchises haben wird. 20th Century Fox wird diese auch weiterhin produzieren können, solange sie nicht unter dem Disney-Banner präsentiert werden. Zum Disney-Konzern gehören auch Touchstone Pictures oder Miramax, die schon vor 20 Jahren dementsprechende Filme produziert haben.
Interessant ist diese News vor allem im Zusammenhang mit Disneys geplanten Schritt ein eigenes Streaming-Network im Stile von Netflix zu gründen. Je mehr Material man besitzt, desto attraktiver wird das Angebot für den Endkunden. Disney kann nun auf ein weiteres massives Archiv von fast einhundert Jahren an Filmproduktionen zurückgreifen. Netflix hingegen ist sehr bemüht massiv eigenen Content zu produzieren, so dass sie in wenigen Jahren wohl überhaupt gar nicht mehr auf die Lizenzierung von Fremdcontent angewiesen sind. Denn Lucasfilms und Marvel Studios haben bereits angekündigt, dass sie ihre Produktionen nicht mehr für Netflix zur Verfügung stellen werden. Was im Kontext der Ankündigung von Disneys eigenem Streaming-Service auch Sinn ergibt.
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Nachtrag: Wir haben die Überschrift editiert. Es gilt branchenintern als sehr, sehr sicher dass Disney Fox übernehmen wird. Die Gründe wurden in dem Text angeführt. Auch andere seriöse Publikationen titeln mit der Überschrift „Disney buys Fox“. So zum Beispiel: The Week, Wall Street Journal oder sogar die altehrwürdige BBC. Natürlich könnten theoretisch die Kartellbehörden dagegen sein, aber wie erwähnt wird hier seit Monaten bereits dran gearbeitet und der Deal kann recht schnell angepasst werden. Auch kann theoretisch Comcast sein Angebot noch einmal erhöhen, aber dies würde laut Branche ein drastisches Risiko für die Firma darstellen. Der Aktienkurs ist zeitweise schon gefallen und Disney könnte am Ende jederzeit noch nachlegen.
So hat Bob Iger, Chef von Disney, in einem Presse-Statement den Erwerb quasi schon bestätigt. So sagte er:
„The acquisition of 21st Century Fox will bring significant financial value to the shareholders of both companies, and after six months of integration planning we’re even more enthusiastic and confident in the strategic fit of the assets and the talent at Fox,“
Rupert Murdoch, Inhaber von Fox, hebt in seinem Presse-Statement den Disney-Konzern als neuen Inhaber sogar schon hervor:
„We are extremely proud of the businesses we have built at 21st Century Fox, and firmly believe that this combination with Disney will unlock even more value for shareholders as the new Disney continues to set the pace at a dynamic time for our industry,“
Update, 27.07.2018: Die Aktieninhaber von Fox haben dem Deal nun auch zugestimmt, genauso wie die US-Justizbehörden. Man geht davon aus, dass im ersten Halbjahr 2019 die Zusammenkunft beider Konzerne stattfinden wird.
‐ Markus Haage
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