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Das Misery-Syndrom: Wie das „Game of Thrones“-Fandom (in Teilen) zu einer Armee von Annie Wilkes‘ mutiert

verfasst am 19.Mai 2019 von Markus Haage

Für die Rolle der Annie Wilkes in „Misery“ (1990) erhielt Kathy Bates 1991 den Oscar in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“. Das Portrait eines obsessiven Fans begeisterte in Rob Reiners Verfilmung des Romans von Stephen King die Zuschauer auf der ganzen Welt. Heutzutage gilt der Film als kleiner Klassiker des Genres mit dem eine ganze Generation von Horrorfans aufgewachsen ist. Das folgende Szenenbild zeigt einen Schlüsselmoment des Films.

Kathy Bates als Annie Wilkes in der Romanverfilmung „Misery“ von 1990.
(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

Wir sehen Annie Wilkes, die den kranken Autoren die Beine bricht, damit dieser länger im Bett verweilen muss, um den Roman ihrer Lieblingsheldin neu zu schreiben. Der Autor ließ die Romanheldin Misery Chastain nämlich in einem unveröffentlichten Manuskript zum finalen Roman der Reihe sterben. Das kann und will Annie nicht akzeptieren. Dies entspricht nicht ihrer Idee von Misery. Dieser Verrat an der Figur muss aus der Welt geschafft werden („Sie dreckiger Mistkerl! Wie konnten sie nur? Sie darf nicht tot sein! Misery Chastain darf nicht tot sein! […] SIE WAREN ES! SIE HABEN MEINE MISERY ERMORDET. Ich dachte, sie wären gut, Paul, aber sie sind nicht gut. Sie sind auch nur so ein verlogener, alter Mistkerl.“).

Als David Benioff und D.B. Weiss, die Showrunner der Serie „Game of Thrones“ (2011–2019), gefragt wurden, was sie am Tage der Ausstrahlung der finalen Episode ihrer Serie tun werden, antworteten sie, dass sie sich betrinken und tagelang verstecken werden. Sie ahnten wohl, dass es unmöglich sei die extrem hohen Erwartungen der globalen Fan-Community zu erfüllen. Über die Jahre, in Bezug auf die Romanreihe sogar über Jahrzehnte, wurde heiß diskutiert, Theorien von Fans entwickelt und jeder Nebensatz in einem der Bücher oder jede noch so kleine Szene in der Serie analysiert. Kaum ein anderes popkulturelles Franchise besitzt eine dermaßen passionierte Fan-Gemeinde. Die Serie ist zu einem globalen Event geworden, welches mittlerweile durchaus mit dem Konsum von Sportveranstaltungen gleichzusetzen ist.

In den Wochen der Ausstrahlung der finalen Episoden in Spielfilmlänge berichtete sogar die Bild-Zeitung fast täglich über die neusten (fiktiven) Entwicklungen innerhalb der Serie. Inklusive Analysen zum Finale und Experten-Meinungen. Alle großen Leitmedien berichteten. Sei es die New York Times, die Washington Post oder der Spiegel. Wohlgemerkt nicht in der jeweiligen Entertainment-Sektion, sondern auf der Hauptseite. Der Guardian, eine der führenden Tageszeitungen in der englischsprachigen Welt, hat zum Serienfinale gar einen Live-Ticker präsentiert.

Die schier unglaubliche Aufmerksamkeit, die „Game of Thrones“ vor allem in den letzten Jahren erhielt, hob die Erwartungen und die damit wohl einhergehenden Enttäuschungen über die Nichterfüllung der eigenen Vorstellungen beim großen Finale in ungeahnte Höhen. Was allerdings spätestens seit dem Halbfinale, der vorletzten Episode „Die Glocken“ („The Bells“), geschah, ist wohl in dieser Größenordnung bisher einmalig in der modernen TV-Geschichte, wenn auch nicht unbekannt: enttäuschte Erwartungen, die sich zuerst in Häme und Spott und dann in Hass umschlugen. Bereits vor drei Jahren hatte die Los Angeles Times zu diesem Phänomen einen Artikel unter dem Titel „Creators, fans and death threats: Talking to Joss Whedon, Neil Gaiman and more on the Age of Entitlement“ verfasst, der unterschiedliche Schöpfer von Popkultur zu den Erwartungen und Forderungen die Fans stellen, befragte.

Dies vorweg: es ist absolut legitim Kritik zu üben und selbstredend kann diese auch sehr leidenschaftlich ausfallen. Diskurs ist wichtig, genauso wie Kulturkritik. Und zu jedem größeren Franchise gehört dies auch dazu. Davon leben diese Serien. Egal, ob es „Star Trek“, „Star Wars“ oder eben „Game of Thrones“ ist. Jeder Schöpfer eines Werks weiß dies auch. Sobald dieser sein Werk an die Öffentlichkeit übergibt, muss er damit rechnen, dass es nicht jedem Konsumenten gefällt. Das Phänomen „Game of Thrones“ muss sich wie alle anderen einflussreichen Formate dieser Kritik auch stellen können. Persönlich, falls dies zur Einschätzung des Lesers eine Rolle spielt, bin ich mit der verkürzten Episodenzahl der finalen Staffeln und dem teils drastisch erhöhten Erzähltempo als Fan auch nicht glücklich – die dramaturgischen Probleme, die daraus resultieren, sind zweifelsohne vorhanden –, auch wenn ich mich damit nach der siebten Staffel bereits vor zwei Jahren abgefunden habe und deswegen vielleicht wohlwollender über einige hart kritisierte Punkte wegschaue. Aber selbst seriöse Medien und Kritiker überschlagen sich mit im Tonfall teils irritierend fordernden Kritiken zur Serie. So schreibt die WELT, dass das Ende der Serie selbst Pornoautoren zu platt wäre. Harsche Kritik mussten sich die Showrunner schon immer anhören. Zu jeder Staffel wurde ihnen vorgeworfen, dass sie entweder Sexisten oder gar Rassisten seien oder einfach beides gleichzeitig.

Diese Vorwürfe waren besonders im Kontext des Settings der Serie schon immer recht haltlos, aber nun, kurz vor der finalen Episode, hat die Wut auf die Serie eine neue Qualität erhalten. Es ist ein signifikanter Teil der Fans, die nun Sturm laufen und vor allem in den sozialen Medien nicht mehr nur ihrem Hass freien Lauf lassen, sondern die Showrunner auch noch darüber belehren wollen, wie die Serie (vor allem in Bezug auf das Schicksal der Charaktere) hätte beendet werden müssen. Alle eingebetteten Reaktionen sind natürlich nur exemplarisch. Es lassen sich Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen von Kommentaren und Tweets gleicher Art online finden.

Der Shitstorm, den die Macher über sich ergehen lassen müssen (und den sie erwarteten), gewinnt somit eine fragwürdige Eigendynamik. Der Hass auf die einst so geliebte Serie wird durch wenige Klicks nicht nur schnell millionenfach multipliziert, sondern man versucht auch sich zu überbieten. Jeder weiß es besser. Jeder kann es besser. Und damit die eigene Meinung Gehör findet, muss sie knackig verpackt werden. Am besten reißerisch. Wer am lautesten schreit, wird am ehesten gehört. Es geht nicht mehr nur um die bloße Kritik, die, wie erwähnt, an sich vollends legitim wäre, sondern um die Erfüllung der eigenen Erwartungen. Die Schöpfer sollen die Geschichte gefälligst so beenden, wie sie im Sinne des Zuschauers ist, der die Serie über Jahre konsumiert hat und aus dessen Leidenschaft in einigen Fällen eine Obsession geworden ist. Dies führt nicht nur zu Erwartungen, sondern auch zu Forderungen, und werden diese nicht erfüllt eben zu Wut und Hass („[GAME OF THRONES] this is how you treat YEARS of fan base dedication?!!! […] GAME OF THRONES YOU OWE ME MONEY!“). Wohl eine Art von enttäuschter Liebe.

In der finalen Season betrifft dies besonders die Figur der Daenerys Targaryen, der über viele Staffeln hinweg eine Art Erlöserrolle angedichtet wurde, allerdings schon immer Anzeichen besaß, sich zu einem Tyrannen zu wandeln. Ihre finale Wandlung wird von einem Großteil der Fans abgelehnt. Es ist wohl nicht das, was sie sich erhofft hatten.

Auch im Zuge dieses Charakter-Twists tauchten übrigens die Sexismus-Vorwürfe wieder auf. Dies wäre eine Unterstellung meinerseits, aber es wirkt auf mich, als ob die Nichterfüllung der weiblichen Erlöserfigur zu diesen fragwürdigen Äußerungen führten. Die eigene politische Erwartungshaltung an den fiktiven Charakter ist gescheitert. Schuld muss demnach die angebliche politische Einstellung des Schöpfers sein.

Interessant: Es wird auch erwähnt, dass dies nicht im Sinne des Roman-Schöpfers George R.R. Martin sein kann. Argumentativ stellt dies quasi einen roten Faden der Kritiker dar, der uns noch oft begegnen wird. Manche Fans glauben zu wissen, was der eigentliche Schöpfer vorhaben wird (Anmerkung: Im Gegensatz zur Serie ist die Romanreihe noch nicht beendet.).

Selbst Branchenprofis melden sich zu Wort und verlieren jegliche Distanz zum Werk. So hatte die mehrfach oscar-nominierte Produzentin Megan Ellison („Foxcatcher“, „American Hustle“) die beiden Showrunner von „Game of Thrones“ via Twitter öffentlich als „sexist fucks“ („sexistische Wichser“, sinngemäße Übersetzung) bezeichnet. Dies geschah auch hier im direkten Bezug auf die kreative Entscheidung die fiktive Figur Daenerys Targaryen in der vorletzten Episode ein Kriegsverbrechen begehen zu lassen, was anscheinend nicht im Sinne des Fans war. Nach Ellisons Meinung hätte Daenerys wohl ein anderes Ende verdient. Interessant ist auch, dass sie den Autor der Romanvorlage für sich argumentativ einnimmt, als ob dieser ein solches Ende nie vorgesehen hätte (Geogre R.R. Martin arbeitet noch an den finalen Büchern seiner Reihe). Das sich die Romane und die Serie aber bei den Schicksalen der Hauptcharaktere nennenswert unterscheiden, ist höchst unwahrscheinlich, denn diese hatte Martin den Showrunnern bereits vor Jahren verraten. Der Weg dahin wird wohl ein anderer sein, aber das endgültige Schicksal werden Roman- als auch Serienfigur wohl teilen.

Megan Ellison besaß nicht einmal den Anstand, sich dafür unmissverständlich zu entschuldigen. Sie schrieb lediglich, dass sie nicht wüsste, ob die Macher tatsächlich „sexistisch“ seien („I don’t know if they are sexist but…“). Warum auch? In ihrer Welt gehören ihr anscheinend als Superfan die Figuren, deren Enden sie sich wohl bereits selber ausgemalt hatte. Dieser Tonfall scheint demnach angebracht zu sein und spiegelt sich mittlerweile in vielen Publikationen wider. Von der YouTube-Sphäre ganz zu schweigen, in der die Showrunner von populären YouTubern ebenfalls persönlich beleidigt werden, als wäre dies nicht nur ein ganz normaler Umgang, sondern die Macher auch in einer Bringschuld gegenüber dem Fan. Es scheint leider Erfolg zu haben. Über 700.000 Views generierte nur dieses eine Hate-Review, von dem es stilistisch tausende Weitere gibt.

Als ich vor kurzem über dieses Phänomen auf unserer Facebook-Seite berichtete, musste selbst ich feststellen, dass einige wenige Kommentatoren in ihrer Wut oder Enttäuschung in eine Art von automatisierter Ignoranz gegenüber anderer Meinungen oder der Entwertung der Person, die eine gegensätzliche Meinung äußert oder nur dieses Verhalten kritisiert, übergehen. Folgender Kommentar (nun gegen mich gerichtet) entstammte einer solchen Diskussion auf unserer Facebook-Seite.

Der Ursprung war ein Beitrag über eine Fan-Petition, deren Sinn im Posting humoristisch mit einem Vergleich zur fiktiven Figur von Annie Wilkes lediglich in Frage gestellt wurde. Aber bereits dieses Hinterfragen führte sofort zu einem aggressiven Verhalten in Form von persönlichen Angriffen. Ad-hominem-Attacken sind nichts Neues, interessant ist aber dennoch, dass man sich nicht nur jeder anderen Ansicht verweigern wollte, sondern dies auch noch öffentlich bekundete. Demnach ist es eigentlich vollkommen sinnlos irgendeine Art von Diskussion zu starten, da eine solche wenigstens zwei Parteien voraussetzt, die zumindest bereit sind miteinander zu reden. Die Kritik an der neuen Staffel hat demnach in vielen Fällen auch nichts mehr mit dem üblichen Diskurs zu tun. Dieser kann nicht mehr stattfinden.

Besagte Petition wurde mittlerweile von weit über einer Million „Fans“ auf Change.org unterschrieben. Diese fordert (natürlich auf beleidigende Art) die achte Staffel von „Game of Thrones“ mit „kompetenten“ Showrunnern neu zu drehen. Es handelt sich hierbei wohlgemerkt um dieselben Showrunner, die seit 2006 an der Serie arbeiten und diese letztlich populär gemacht haben. In der sehr kurzen Begründung zur Petition heißt es wie folgt (Übersetzung):

„David Benioff und D.B. Weiss haben bewiesen, dass sie erbärmliche und inkompetente Autoren sind, wenn sie keinerlei Quellmaterial (hier: die Romane) zur Hand haben, auf das sie sich stützen können. Die Serie verdient eine finale Staffel, die Sinn ergibt.“

Auch größere Medien verweisen nicht nur auf die Petition, sondern unterstützen diese argumentativ auch. So hieß es auf Bento aus dem Spiegel-Verlag:

Immerhin bleibt uns der Trost, dass das letzte Buch vom Original-Autoren George R. R. Martin noch aussteht – und der Geschichte irgendwann ihr verdientes Ende schenken könnte. Vielleicht liegt das perfekte Skript aber auch in einem Subreddit der kreativen Fan-Community, deren augeklügelte Theorien in den letzten Jahren Hoffnungen weckten, in welche Richtung die Serie sich hätte entwickeln können.

Vielleicht müssen wir auch einfach nur die ersten vier Staffeln noch mal gucken, den Figuren, wie sie von Martin gedacht waren, frisches Leben einhauchen, und sie dann in unserem Kopf weiter Leben lassen.

Auch hier nimmt der Autor für sich in Anspruch nicht nur Martins Vision zu kennen, obwohl er selber anmerkt, dass das finale Buch noch aussteht (eigentlich sind es zwei Bücher), sondern scheint auch der Überzeugung zu sein, dass ausgerechnet die Fans ein besseres Ende geschrieben hätten. Die Forderung, die achte Staffel nach ihren Bedürfnissen neu zu inszenieren, wäre demnach wohl nur legitim. Eigentlich ist es aber ein Akt der Barbarei. Selbst wenn man alle Hate-Reviews, alle Rants, alle überzogenen Reaktionen, persönlichen Beleidigungen und den ganzen weiteren inflationären Hass beiseite schiebt, zeigt bereits die bloße Forderung (mit der massiven Unterstützung) dieser einen Petition auf, mit welcher Selbstverständlichkeit und Selbstherrlichkeit einige Fans meinen einen Anspruch auf das Werk des Schöpfers zu haben.

Autor Paul Sheldon (James Caan) ist Annie ausgeliefert.
(© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.)

In einer Schlüsselszene von „Misery“ wird der schwer verletzte Autor von seinem Fan Annie dazu gezwungen, eine Online-Petition zum Neudreh seiner Serie zu unterzeichnen, ähm, dass einzige Manuskript seines finalen Romans über die fiktive Figur Misery zu verbrennen.

Annie Wilkes: „Sie müssen die Welt von diesem Schmutz befreien.“
Paul Sheldon: „Ich soll mein Buch verbrennen?“
Annie Wilkes: „Ich weiß, es mag schwierig für sie sein, aber es ist zu ihrem Besten.“

Kurz darauf muss Paul einen neuen Roman unter der Aufsicht von Annie Wilkes und der Androhung von körperlicher Gewalt verfassen. Wohlgemerkt ein Werk, welches vollends den Erwartungen und Vorstellungen des Fans entspricht.

Paul Sheldon: „Was denken sie denn, was ich schreiben soll?“
Annie Wilkes: „Aber Paul, ich denke nicht, ich weiß es. Jetzt, wo sie sich von diesem scheußlichen Manuskript befreit haben, können sie wieder das machen, worin ihre Stärke liegt. Sie werden einen neuen Roman schreiben. […] Ich weiß, sie wollten [die fiktive Hauptfigur] nicht umbringen. Und jetzt machen sie es wieder gut. Es wird ein Buch mir zu Ehren.

Das Werk gehört den Schöpfern, auch geistig, und nicht den Fans. Sie werden eingeladen dieser Welt beizuwohnen und natürlich ist es absolut legitim zu kritisieren oder zu diskutieren, aber es wäre fatal, wenn Fans diese Welten mitgestalten dürften. Egal wie sehr sie in diesem großen Extrembeispiel drohen und beleidigen. Denn dies würde in aller Konsequenz bedeuten, dass wir dann gleich Drehbücher und Romane nach den Erwartungen und Sehgewohnheiten der Fans schreiben lassen können, deren Plotpoints und Schwerpunkte vielleicht noch zusätzlich von Algorithmen festgelegt worden sind, damit sich ja niemand mehr auf den Schlips getreten fühlt. Das wäre der Tod jeglicher Kreativität und würde die ewige Wiederholung auf Basis eines ominösen Massengeschmacks forcieren. Ironie der Geschichte: eine Serie wie “Game of Thrones” hätte es dann wohl auch nie gegeben.

Es ist vielleicht sogar zu befürchten, dass aus wirtschaftlichen Eigeninteresse kreative Köpfe oder Querdenker, die Ecken und Kanten und den Mut besitzen auch drastische kreative Entscheidungen zu treffen, von den Filmstudios, Streaming-Anbietern und Fernsehsendern nicht mehr engagiert werden. Aus purer Angst ihre bloße Präsenz könnte das Produkt (den Film, die Serie) schon beschädigen. D.B. Weiss und David Benioff werden die neue „Star Wars“-Trilogie verfilmen. Eine Meldung, die im Zuge des „Game of Thrones“-Finales bereits zu weiteren hysterischen Reaktionen führte. Natürlich auch von Hollywood-Produzentin Megan Ellison. Zu glauben, so etwas würde von den Studiochefs bei der Wahl der kreativen Köpfe hinter einem Projekt nicht mit einkalkuliert werden, wäre wohl sehr naiv.

„Misery“ endet fast schon versöhnlich. Annie Wilkes‘ Wahn führte sie in den Tod. Der Autor Paul Sheldon überlebte nicht nur, sondern sein neuer Roman, der nicht Teil der Misery-Reihe ist, entwickelte sich zu einem Publikums- und für ihn auch erstmalig zu einem Kritikerliebling. Sheldons Kommentar dazu „Jetzt halt mich nicht für völlig durchgedreht, aber in gewisser Weise hat Annie Wilkes, diese ganze Erfahrung, mir geholfen.“ Eine gewisse Hassliebe zwischen Schöpfer und Rezipient bestand schon immer. Sie können nicht ohne einander auskommen und bedienen sich in gewisser Weise gegenseitig. Möchte man dem ganzen Wahn(sinn) demnach irgendetwas Positives abgewinnen, so kann man vielleicht hoffen, dass der Fan den Schöpfer dazu antreibt, über sich hinauszuwachsen.

Dennoch: Hoffen wir, dass Benioff und Weiss niemals mit ihrem Auto in einem Schneesturm stecken bleiben und von einem einsamen Fan „gerettet“ werden.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2279 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!