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Game of Thrones – Eine kurze Meinung zu Staffel 7

verfasst am 21.August 2017 von Markus Haage

So sehr ich die Serie auch liebe, muss ich leider bei der vorletzten Folge der (vorletzten) siebten Staffel feststellen, dass das neue Pacing nicht nur fürchterlich ist, sondern unglaublich viel Potenzial verschenkt. Die Inszenierung ist großartig, die inhaltlichen Höhepunkte ebenfalls. Aber die größte Stärke der Serie war die elegant ausgebreitete, reiche Welt von Westeros, mit all ihren Nebenhandlungen, Charakteren und realwirkenden Distanzen. Dass das Erzähltempo an sich erhöht wird und man sich auf die Hauptcharaktere konzentriert, wäre prinzipiell kein Problem, eher wünschenswert. Das Ende naht, der Winter ist da, der Bürgerkrieg beendet, der Weltkrieg beginnt. Alles kein Problem. Nun rast man aber wirklich nur noch von Höhepunkt zu Höhepunkt und geht hierfür auch inhaltlich teils heftige Kompromisse ein. Das Drama bleibt auf der Strecke, teilweise auch die Logik. Plotlöcher entstehen, das Handeln einzelner Charaktere ist nicht mehr vollends nachvollziehbar. Sie dienen nur noch der Haupthandlung, die von Punkt A nach Punkt B getrieben wird. Die Showrunner wollen die Serie beenden, die Gehälter der Hauptdarsteller explodieren (bis zu 2,6 Millionen Dollar pro FOLGE für einen (!) Darsteller). Ich habe dafür Verständnis. Aber anstatt 80-Minuten-Episoden zu produzieren und die Episodenanzahl auf ein Minimum zu reduzieren (Staffel 8 soll nur noch 6 Episoden enthalten), wäre es besser gewesen drei Staffel mit je 10 Episoden zu produzieren und die Serie genauso elegant zu beenden, wie man sie begonnen hat.

Die fehlende Episodenanzahl und die verlängerte Episodendauer bringen den Erzählrhythmus der Serie komplett durcheinander. Vieles, was man sieht, fühlt sich nicht richtig an. Als Zuschauer ist man teils verwirrt (auch, weil man das Tempo nicht gewohnt ist). Die Höhepunkte sind und bleiben inhaltlich großartig, aber der Weg zu ihnen, selbst ihre erzählerische Abwicklung, wird nun sehr grob vorgenommen. Man höhlt damit die erschaffene Welt aus. Es gibt keine Atempause mehr. Die (unglaublich bedeutende) Liebesgeschichte zwischen zwei Hauptcharakteren, auf die man sechs Staffel hinarbeitete (!), wirkt unglaubwürdig, unnatürlich und innerhalb von 3 Folgen herunterzählt. Die teils bedeutenden Entscheidungen einiger Charaktere sind nicht mehr vollends nachvollziehbar. Die Charaktere erschaffen gar ganze Situationen aus einem für sie unnatürlichen Handeln heraus, die wiederum nur einen Zweck haben: Die Story schnellst möglich zu einem bestimmten Punkt zu bringen, damit diese eben im Eilverfahren weitererzählt werden kann. Die Distanzen zwischen Orten, die eigentlich an komplett anderen Enden liegen, erscheinen nur noch einen Katzensprung entfernt. Es wird gerast und gerast. Es gibt keine Atempause mehr und damit auch keine Möglichkeit bestimme Ereignisse auszukosten oder sacken zu lassen. Die vorletzte Staffel von „Game of Thrones“ rast so sehr voran, dass sie anfängt zu stolpern.

Es ist Heulen auf hohem inszenatorischen Niveau, keine Frage. Die Probleme, die „Game of Thrones“ in der siebten Staffel hat, hätten andere Serien gerne. Aber es war dennoch unnötig. Es hätte der perfekte Serien-Run sein können. Nun stehe ich dem Finale doch etwas skeptisch gegenüber. Nicht, weil ich mich inhaltlich nicht darauf freue, sondern weil ich weiß, dass man es wohl herunterrasseln wird.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!