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„Tammy and the T-Rex“: Ein Gore-Cut existiert tatsächlich!

verfasst am 1.Juni 2019 von Markus Haage

(© Greenline Productions)

Der phänomenale Erfolg von Steven Spielbergs „Jurassic Park“ (1993) stellte den Zenit einer Dino-Mania dar, die alle Medien einschloss. Jeder wollte von dem Hype profitieren. Universal Pictures schickte den Animationsfilm „Vier Dinos in New York“ („We’re Back! A Dinosaur’s Story“, 1993) in die Kinos, Roger Corman überflutete die Videotheken mit „Carnosaurus“ („Carnosaur“, 1993), der zwei Direct-to-Video-Fortsetzungen nach sich zog, Whoopi Goldberg nahm sich in „T-Rex“ („Theodore Rex“, 1995) einen Dinosaurier als Partner und die Super Mario Bros. durften in der gleichnamigen Verfilmung von 1993 die Erde vor den Reptilien schützen. Selbst Fred Olen Ray und Jim Wynorsky taten sich zusammen, um mit „Die Insel der Riesen-Dinosaurier“ („Dinosaur Island“, 1994) barbusige Frauen aus den Klauen urzeitlicher Bestien zu retten. All diese kuriosen Produktionen konnten nicht einmal ansatzweise an den Erfolg von „Jurassic Park“ anknüpfen, wurden aber weltweit vertrieben. Die Nachfrage war eben dementsprechend hoch. Dies galt auch für das vielleicht merkwürdigste Werk aus dieser speziellen Ära des Films: „Tammy and the T-Rex“, der in Deutschland auch unter dem Titel „Teenage T-Rex: Der Menschen-Dinosaurier“ veröffentlicht wurde.

In diesem Film wird das Gehirn eines Teenagers (Paul Walker) in den Körper eines T-Rex‘ von dem verrückten deutschen Wissenschaftler Dr. Wachenstein verpflanzt. Der „Teenage T-Rex“ nimmt dann Rache an seinen Mördern, einer High School Gang. Natürlich kann der T-Rex die Bösen niedermetzeln, der Körper wird es aber nicht überleben, sodass letzten Endes sein Gehirn von seiner Geliebten (Denise Richards) an einem Computer angeschlossen wird, bis man einen neuen Wirtskörper findet…

Ihr Freund ist nun ein Dinosaurier.
(© Goldlight)

Der Low-Budget-Streifen entstand nach Aussage von Regisseur und Drehbuchautor Stewart Raffill innerhalb von vier Wochen, als ihm ein Kinobetreiber aus Süd-Amerika vorschlug, einen animatronischen T-Rex für eine Filmproduktion zu verwenden. Dieser sollte in Texas an einen Vergnügungspark ausgeliehen werden. Das Problem: Der Film musste innerhalb kürzester Zeit produziert werden und könnte früher verschickt und somit vorab gratis genutzt werden (wohl mit den Vertriebsrechte für Südamerika als Austausch). Raffill, der in seiner Karriere unter Anderem die Regie bei „Das Philadelphia Experiment“ (1984) übernommen und das Drehbuch zum Actionkracher „Passagier 57“ (1992) verfasst hatte, nahm die Herausforderung an. Der Großteil der Drehorte befand sich innerhalb weniger Meilen von seinem Wohnhaus. Das Skript war in weniger als einer Woche verfasst. Gegenüber Bristol Bad Film Club sagte Raffill:

„I was just trying to do a film for people that like wacky movies. In other words, you laugh at the experience that I was facing which is, what the hell are you meant to do with this material? I was sticking all this shit in it, just to make it work. Of course, when you only have a week to work on a script, it is a bit thin! I’m also the biggest plagiarist, I’m constantly asking the cast and crew if they have anything better that they can add.“

In Deutschland wurde der Film auf RTL anlässlich eines Dino-Tages zu später Stunde gezeigt (im gleichen Rahmen lief nachts auch Wynorskys „Die Insel der Riesen-Dinosaurier“). Eine kleine Veröffentlichung auf VHS folgte. Der Streifen blieb hierzulande allerdings weitestgehend unbekannt. Trotz seiner wahnwitzigen Prämisse. Aufgrund des Erfolges von Paul Walker (insbesondere durch das „Fast &“ Furious“-Franchise) ergatterte sich der Film in den USA aber eine Art von skurrilem Kult-Charakter, was letztlich sogar zu einer Legendenbildung führte. Angeblich sollte vom Film ein sogenannter Gore-Cut existieren. Eine weitaus brutalere Fassung, in der Blut spritzt und Köpfe fliegen.

Anatomisch korrekt.
(© Goldlight)

Nun muss dazu erwähnt werden, dass der Film in den USA tatsächlich auf ein massentaugliches PG-13 heruntergeschnitten wurde. Die deutsche Fassung war schon immer brutaler und enthielt einige blutige Szenen, die auch im Trailer zum Gore-Cut gezeigt werden. Das amerikanische Publikum kennt also schlichtweg die ursprüngliche blutige B-Movie-Version nicht. Dieses ging wohl immer davon aus, dass der Streifen schlichtweg eine schräge Fantasy-Komödie war. Von daher schlägt die Nachricht dort weitaus höhere Wellen. Vom Film existierte somit schon immer ein Gore-Cut, eben eine weitaus brutalere Fassung, die am 17. Juni ihre Premiere in den USA feiern wird. Zu diesem Anlass wurde auch ein Trailer zusammengeschnitten, der bereits ein paar kleine Einstellungen des Gore-Cuts präsentiert. Es sei aber darauf hingewiesen, dass zumindest eine Einstellung im Trailer länger (und somit brutaler) ist, als in der deutschen VHS-Fassung. Es könnte somit sein, dass der Gore-Cut quasi die Unrated-Version ist und es nach Deutschland nur eine Rated-Version schaffte, die in den USA gar nicht veröffentlicht wurde. Somit wäre auch der Gore-Cut länger als die reguläre deutsche FSK-18-Fassung.

Im Rahmen des Cinepocalypse 2019-Festivals wird die USA-Premiere in Chicago als 35mm-Kopie stattfinden.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!