„Today, I’ve made a judgement: You must die!“
Das Leben des Brian war ja schon bei Monty Python kein Zuckerschlecken. Fiese Römer, Steinigungen, ungewollte Heiligsprechungen…und am Ende wurde man doch nur ans Kreuz genagelt. Was blieb, war die Erkenntnis, dass es sich mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zumindest etwas unbeschwerter stirbt. Deprimierend. Dem Brian in unserem kleinen Kammerspiel ist hingegen gar nicht zum Singen zumute, denn gegen die scharfen Klingen der Ninja Condors ist selbst britischer Humor so stumpf wie ein Messerset aus dem Homeshopping-Kanal.
Brian wurde in seiner Kindheit mit etwas konfrontiert, das man gemeinhin wohl als traumatisches Ereignis bezeichnet: Hilflos musste er die grausame Ermordung seines Vater mit ansehen. Wer die Übeltäter waren und weshalb der Senior sterben musste, bleibt im Dunkeln.
Seit diesem Ereignis ist es um Juniors Seelenheil schlecht bestellt, was schlussendlich zur Folge hat, dass die dunkle Seite der Macht einen neuen Jünger in ihren Reihen begrüßen darf. Unter dem Tarnnamen „White Eagle“ wird Brian Mitglied der Ninja Condors, einer kriminellen Vereinigung, die mit ihren zwielichtigen Machenschaften das ganze Land in Angst und Schrecken versetzt.
Anführer der Truppe ist Luzifer, ein skrupelloser Bösewicht, dessen Sympathiestatus auf einem ähnlichen Level angesiedelt ist wie der seines gehörnten Namensvetters. Illoyalität kann Cheffe auf den Tod nicht ausstehen, seine oberste Regel ist daher so simpel wie unbarmherzig: Wendet sich ein Ninja Condor von der Gruppe ab, stirbt er. Dass dies nicht nur leere Worte sind, merkt Brian recht schnell, als er plötzlich mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Zielperson seines nächsten Auftragsmordes ist nämlich ein gewisser Officer Tyler – der Bulle, der nach der Ermordung von Brians Vater als Erster vor Ort war und sich aufopfernd um der verstörten Jungen kümmerte. Brian hat das nicht vergessen, bekommt Gewissensbisse und verweigert den Tötungsbefehl (was am Schicksal des Cops natürlich nichts ändert).
Der Drückeberger steht fortan unter besonderer Beobachtung, denn Luzifer ahnt, dass sein weißer Adler langsam flügge wird. Als Brian dann tatsächlich versucht, sich zusammen mit seiner Frau Mable abzusetzen, kommt es zur Katastrophe: Mable stirbt durch eine Autobombe, die eigentlich ihrem Mann galt. Der Abtrünnige flieht, doch Luzifers Schergen sind ihm dicht auf den Fersen. In seiner Trauer und Verzweiflung beschließt er, Rat und Unterstützung bei seinem alten Meister zu suchen. Auf dem Weg dorthin bekommt er überraschenden Beistand von einem farbigen Undercover-Cop namens Eddie, der mit den Fäusten genauso gut austeilen kann wie mit seinem losen Mundwerk.
Irgendwann stoßen die Beiden dann noch auf ein talentfreies Statisten-Blondchen, in das sich Brian laut Skript vergucken muss. Und da Liebe bekanntlich blind macht, schwebt White Eagle selig auf Wolke sieben, während die Ninja Condors seine Angebetete nebst Eddie mal eben verschleppen und fachgerecht verschnürt als Lockmittel missbrauchen. Brian, wieder auf dem Boden der Tatsachen und inzwischen auch in Begleitung seines allwissenden Massas, startet einen waghalsigen Befreiungsversuch. Das mutige Unterfangen gelingt zwar, beschert Brians Meister jedoch einen unfreiwilligen Ausflug in die ewigen Ninjitsu-Jagdgründe.
Als Reaktion folgt das, was in guten wie in schlechten Filmen zum Standardrepertoire gehört, nachdem Männer in den Armen ihrer Buddies röchelnd den Löffel geschmissen haben:
Der Vergeltungsschlag beginnt vor dem schwer bewachten Stützpunkt der Ninja Condors. Es treten an:
Es folgt:
Anschließend wird das Scharmützel mit unverminderter Härte in die Räumlichkeiten der Banditenbehausung verlegt. Es folgt:
Nachdem das komplette Interieur fachgeregt zerlegt wurde und zur Entsorgung bereitsteht, verlagern sich die Kampfhandlungen wieder ins Freie. Es treten an:
Es folgt:
Doch was wäre ein Filmark-Heuler ohne finales Ninja-Gekloppe? Ein Frevel, keine Frage. Deshalb dürfen sich Brian und Luzifer zum Abschluss natürlich noch gegenseitig die Bettlaken strammziehen:
Fatality:
Bei Sichtung einer Filmark-Gurke rechnet man ja mit allem…nur nicht mit einem Film, den auch Otto-Normalverbraucher ohne bleibende Schäden überstehen (zumal sich bei diesem Kandidaten auch noch Godfrey Ho persönlich für das Drehbuch verantwortlich zeichnet). Was uns jedoch hier unter der Regie von Kuo-Ren Wu (aka James Wu) vorgesetzt wird, entspricht so gar nicht dem gängigen Brainwash-Gewitter, wie wir es von Producer-Legende Tomas „billig-ist-nicht-billig-genug“ Tang gewohnt sind. Denn „Ninja Condors“ erschüttert die Grundfesten der chinesischen Trash-Mafia gleich mehrfach:
Zum einen wird – und das hat Seltenheitswert – gänzlich auf den Einsatz von Stock-Footage-Material verzichtet. Will heißen: Der komplette Film ist aus einem Guss und enthält keinerlei umsynchronisierte Archiv-Aufnahmen mit sich gegenseitig verprügelnden Philippinos. Dieser Fakt sorgt schon mal dafür, dass die Handlung einigermaßen hirnfreundlich (sprich: nachvollziehbar) daherkommt. Des weiteren besteht die Darstellerriege nicht nur aus talentfreien Vollpfosten, was sich vor allem im Bezug auf die beiden Hauptdarsteller (Brian und Eddie) wohltuend bemerkbar macht. Mehr als gehobenes Daily-Soap-Niveau kriegen die zwei Buddies unterm Strich zwar auch nicht zusammen, aber zumindest agieren sie mimisch variabler als Richard „ich-habe-nur-einen-Gesichtsausdruck“ Harris (seines Zeichens Dauergast in zahlreichen Godfrey Ho-Werken). Als i-Tüpfelchen serviert uns Wu die Chose als überaus schmackhaften Action-Cocktail, der stellenweise fast den Eindruck erweckt, als hätte ihn John Woo persönlich gemixt. Hier weiß vor allem der fast viertelstündige Showdown zu begeistern, der einen Explosions- und Shoot-Out-Overkill per excellence bietet.
Wären die Schauspieler nur etwas authentischer, die Handlung nur einen Hauch solider und hätte sich der Herr Tang nicht in ein gar so beengtes Budget-Korsett zwängen müssen, dann wäre aus „Ninja Condors“ unter Umständen ein echtes A-Movie geworden. Für Filmark-Verhältnisse ist das ganz beachtlich. Dafür und für den immensen Unterhaltungsfaktor packe ich vier Schädel in die Wertungs-Leiste. Und weil das Beste bekanntlich immer zum Schluss kommt, hier noch ein launiger Rausschmeißer:
‐ Odo
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