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V wie Vendetta

verfasst am 25.Oktober 2009 von AFMBE

Alan Moore, dieser Schlingel. Nicht nur, dass der alte Rauschebart tonnenweise geniale Comics verfasst hat, nein, seine Ideen dienen auch immer mehr Hollywoodfilmen als Vorlage – von denen er sich jedes Mal vehement distanziert. So auch bei „V for Vendetta“.

(© Vertigo)

Bei diesem Schmuckstück handelt es sich um einen großangelegten Racheakt – eine Vendetta. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Guy-Fawkes-Masken tragende V, ein mysteriöser, einstmals geschundener Insasse eines Internierungslagers der Norsefire-Partei. Aus tiefsten Herzen wünscht er sich eine Veränderung, eine Revolution herbei! Und was ein waschechter Anarchist ist, weiß auch wie man so etwas erreicht:

„Kein Gerede nur die Tat, stoppt den skrupellosen Staat!
Strommast sägen, Bomben legen, ab und zu ein Attentat!
Sprengt die Knäste, sprengt Paläste,
sprengt die Schweine in die Luft!
Sprengt die Banken, sprengt die Schranken,
jagt die Bonzen in die Flucht!“
– Kein Gerede (Wizo)

So viel zur Rahmenhandlung. Kommen wir mal zum Setting der ganzen Kiste: England ist am Arsch. Nach einem Atomkrieg Ende der 1980er Jahre ergreift die faschistische Norsefire-Partei die Macht und haut das volle Faschismusprogramm raus: Überwachung, Einschüchterung und Verbot von alternativen Lebensstilen. So werden Homosexuelle, Kranke und politische Querdenker kurzerhand in Internierungslager gesteckt, wo sie dann entweder umgebracht oder aber Experimente an ihnen durchgeführt werden. Bis Ende der 90er Jahre wurde diese Situation dann der Normalzustand und das totalitäre Regime hatte sich endgültig festgebissen.

Natürlich ist nicht alles so einfach wie ich es jetzt darstelle, immerhin ist es ein Alan-Moore-Comic (bzw. Graphic Novel). Da gibt es ein gutes Dutzend Charaktere, die allesamt verschiedene (politische) Positionen einnehmen, und natürlich sind, soviel sei hier verraten, all ihre persönlichen Werdegänge auf die eine oder andere Art miteinander verwoben. Da gibt es einen kindesmissbrauchenden Priester, den faschistischen Anführer, dessen treuester Berater ein Computer ist, oder aber den gerechtigkeitstreuen, cleveren Scotland Yard Chef, der V unbedingt das Handwerk legen will. Es handelt sich also eher um einen komplexen, politischen Thriller, der einen sehr sehr spannenden Abschluss findet.

(© Vertigo)

So, aber jetzt schiebe ich hier mal diese Lobhudeleien beiseite und mach mal Butter bei die Fische! Meiner Meinung nach hat „V for Vendetta“ auch ein oder zwei Schwierigkeiten. Da wäre zum Beispiel der etwas unglaubwürdige Background. Ich denke einfach, dass in einem weltweiten Atomkrieg England nicht verschont geblieben wäre, selbst wenn die Schäden  nur durch den Fallout gekommen wären. Jaja, ich Spinner lese Superheldencomics, in denen Zeitreisen, Klone oder Superkräfte aufgrund von kosmischer Macht verliehen werden, bin aber bei so einer banalen Sache gleich pingelig. Aber was soll ich sagen… ist halt unstimmig.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kolorierung der Panels. Und auch hier: Was soll ich sagen… ist halt Geschmackssache. Ich habe mir leider nie die Originalausgaben ansehen können. Die erschienen damals (so ab 1982) noch im britischen Comic-Magazin „Warrior“ in schwarz-weiß. Da dieses Magazin aber 1985 eingestellt wurde, griff DC Comics das Ding drei Jahre später wieder auf, verpasste dem Ganzen einen farbigen Anstrich und veröffentlichte es. Meines Wissens ist sogar David Lloyd, ebenfalls Zeichner der gesamten Reihe, auch für die Kolorierung zuständig gewesen. Ich muss zugeben, dass es mir wegen dieser Methode anfangs schwer fiel die ganzen Charaktere auseinander zuhalten.

(© Vertigo)

Warum Moore den dazugehörigen Film nicht mag, dürfte auf der Hand liegen. Zum einen kommt das anarchistische Anliegen Vs nicht recht zum tragen, dann fehlt eine (für Moore) wichtige Szene mit sinneserweiternden Drogen vollkommen und zum anderen fehlen auch die meisten anderen (politischen) Gesinnungen gänzlich.

Fatality:
Nichtsdestotrotz bleibt „V for Vendetta“ ein Kracher, den man durchaus zwei- oder mehrmals lesen kann/sollte (oder gar muss, wenn das eigene Gehirn die vielen Nebenstränge nicht beim ersten Mal verarbeiten kann).

AFMBE

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