„Nicht nur, dass Sie ein Landesverräter sind. Sie sind auch ein mieses Schwein!“
Erinnert Ihr Euch noch an die von Friedrich Merz geforderte Bierdeckelsteuer? Grundgedanke war ein simpleres Steuerkonzept, das die Berechnung der Einkommensteuer auf einem Bierdeckel ermöglichen sollte. Daraus geworden ist ja bekanntlich nix. Tja, hätte der Herr Merz auch mal den ein oder anderen Ninja-Trasher verhaftet, wäre dieses Vorhaben unter Umständen von Erfolg gekrönt gewesen. Denn was das Reduzieren von Inhalten betrifft, macht den Produzenten derartiger Streifen so schnell keiner etwas vor. Lässt man die Details weg, würde das Drehbuch von „Black Ninja – Black Panther“ sogar auf einem Kaffeesahnedeckel Platz finden und selbst dann böte sich noch ausreichend Raum für das wortgenaue Rezitieren der gesamten Reclam-Backlist. Kinderspiel, schließlich haben wir es hier mit dem Auswurf eines gewissen Tomas Tang zu tun, dessen Produktionsschmiede Filmark während der großen Ninja-Schwemme in den Achtziger Jahren etliche dieser Trash-Gurken auf die örtlichen Videotheken losließ. Joseph Lai’s IFD-Klitsche handhabte das ganz ähnlich – nur mit dem Unterschied, dass die IFD-Ninjas immer deutlich besser gekleidet waren, als ihre Filmark-Pendants. Letztere sieht man oft genug mit verknitterten und schlecht sitzenden Kampfanzügen durch die Pampa hüpfen, während bei Lai-Produktionen die Kostüme immer passen wie maßgeschneidert. Aber egal ob IFD oder Filmark, einzig und allein entscheidend ist doch nur, dass sich hinter dem in den Credits gelisteten Tommy Cheng tatsächlich unser Honeybunny und Regie-Wunder Godfrey Ho verbirgt. Yeah!
Helen bekommt unverhofft Besuch von ihrem Onkel, der bei der Armee einen prestigeträchtigen Posten inne hat. Daran hat er derzeit aber nur wenig Spaß, da eine Gruppe abtrünniger Ninjas (die Black Panther) mit der Terrorisierung Thailands beschäftigt ist und dabei ranghohe Tiere des Militärs über den Jordan schickt. Da trifft es sich gut, dass Helens Freund (John) ebenfalls mit den Ninja-Künsten vertraut ist und seine Fähigkeiten nur für hehre Ziele einsetzt. Doch bevor er den Mann mit geheimen Insider-Infos versorgen kann, scheitert die Konversation an den bleihaltigen Gegenargumenten eines cholerischen Taxifahrers, der als Mitglied der Black Panther nur wenig Verständnis für Johns Auskunftsfreude hat. Ein rauchbomben- und teleportationsgeschwängertes Ninja-vs.-Ninja-Scharmützel später liegt Helen samt Onkel darnieder, es folgt das unvermeidliche „Räche unseren Tod!“-Geblubber von den bebenden Lippen eines Sterbenden.
John, nun mächtig angepisst, sattelt prompt die Pferde und begibt sich auf einen Rachefeldzug gegen die schwarzbetuchten Spitzbuben. Tja, und ehe man sich versieht, ist man mittendrin in einem Ho-Heuler, der einem die Zehennägel auf zwölf Uhr stellt. Oder besser gesagt: It’s ninja time!
Nach dem ergreifenden Eröffnungsspektakel made by Godfrey Ho folgt dann auch gleich der obligatorische Stimmungskiller, indem der Zuschauer mit popligem Stock-Footage-Material von Rudis Reste-Rampe konfrontiert wird. Verwunderlich ist das bei Filmen dieser Couleur nicht, schließlich muss man den Fladen ja möglichst kostenneutral auf Spielfilmlänge auswalzen. Als Lückenbüßer durfte diesmal ein käsiger Philippino-Actioner mit Rape’n Revenge-Thematik herhalten. Wenn man sich die Neusynchro des Altmaterials wegdenkt, ging’s in dem Plot ursprünglich wohl mal um einen armen Bauernlümmel, dessen Gattin vom Sohn eines reichen Gutsherrn vergewaltigt wurde. Aus Rache knallt der erzürnte Ehemann den Lustmolch ab, was wiederum den Papi des Gemeuchelten auf den Plan ruft. Praktischerweise kann dieser auf eine mit gelben T-Shirts bekleidete Privatarmee zurückgreifen, die dann auch umgehend auf den Delinquenten losgelassen wird. Doch der weiß sich zu wehren und spielt im Schutze des Dschungels Rambo 1-4 nach (nur leider ohne Blut und coolem Hauptdarsteller).
Nicht unbedingt besser (aber zumindest trashiger) wird die Chose durch die geänderte Synchro, mit der geradezu selbstquälerisch versucht wird, eine Verbindung zwischen Alt- und Neumaterial herzustellen. Mit dem Ergebnis, dass aus dem Gutsherrn ein gewisser Mr. Marshal wird, dessen wunderlicher Angestelltenkreis sich flugs um das terroristische Black Panther-Gesocks erweitert. Denen wiederum will unser mittelloser Rächer der Vergewaltigten nun plötzlich ebenfalls das Handwerk legen, weshalb er laut Drehbuch auch gleich den Rang eines Generals bekleiden darf (zumindest behauptet der Onkel von Helen, dass er ein solcher sei). In diesem Kontext wirkt es dann zwar etwas befremdlich, dass General Vegara (so sein Name) in einer windschiefen Bambus-Hütte hausen muss, aber Logik hat in den unendlichen Weiten des Filmark-Universums eh nix verloren.
Um die Verschmelzung der beiden Plots perfekt zu machen, darf John dann noch eine Unterhaltung mit der Wand führen. Dabei muss er aber so tun, als wäre die Wand keine Wand, sondern sein Kontaktmann Vegara, der ihn bei der Suche nach den Black Ninjas…Panthers…was auch immer…unterstützen soll. In modernen Hollywood-Filmen könnte man sich das in etwa so vorstellen wie bei einem Dreh vor Blue Screen, nur mit dem Unterschied, dass es hier keinen Blue Screen gibt und auch keinen CGI-Godzilla, sondern lediglich per copy & paste dazwischengeschnittene Stock-Footage-Gülle, die Tang aus den ranzigen Untiefen der örtlichen Müllkippe gefischt hat. Dies aber nur nebenbei.
Jedenfalls soll John durch Vegaras Hilfe in Marshal’s Umfeld eingeschleust werden, doch das Vorhaben scheitert an Vegaras mangelndem Intellekt. Der versucht seine Undercover-Pläne nämlich tatsächlich dadurch umzusetzen, indem er bei seinem Widersacher persönlich vorstellig wird und artig fragt, ob John bei ihm mitmischen darf („Ich habe einen Freund, den ich gerne eine Weile bei Ihnen unterbringen möchte. Ist das möglich?“ – WTF!!!). Also Plan B: John und Vegara gehen getrennte Wege und versuchen voneinander unabhängig das Ninja-Lager ausfindig zu machen. Ok, natürlich sucht nur John ernsthaft nach den Ninjas, da Vegara im ursprünglichen Film ja überhaupt gar nichts mit Ninjas am Hut hatte. Stattdessen widmet er sich fortan wieder der oben schon zitierten Rape’n Revenge-Story und darf dank Neusynchro zu den unpassendsten Momenten Sätze wie „Ich muss die Black Ninja finden!“ in den Äther rülpsen. Das wirkt nicht unbedingt glaubhaft, ist aber einen Lacher wert. Das Ende vom Lied kann sich jeder denken: Marshal samt Schergen kriegen die Hucke voll, während John das feindliche Lager infiltriert und dem lila Obermotz die Falten aus dem Sack haut.
Erwähnt sei an dieser Stelle noch die sensationelle Karte, die Vegara dem guten John zur Orientierung im Feindesland aushändigt. Ich will ja nicht in Polemik verfallen (ok, vielleicht ein bisschen), aber wenn sich unsere geschätzten Ninjutsu-Recken mit einem derartigen Vorschul-Gekrakel tatsächlich im Gelände orientieren können, dann ist das wohl die mit Abstand superiöseste Ninjability ever. Nicht minder bemerkenswert ist übrigens die Tatsache, dass nach Beendigung einer Filmark-Produktion nichts, aber auch gar nichts in den Müll wanderte, sondern wirklich JEDES Requisit eingemottet und irgendwann erneut verwurstet wurde. Und sei es eine auf fünf Minuten hingerotzte Zeichnung. Jedenfalls staunte der Autor nicht schlecht, als vor kurzem „Der Todeskampf der Ninja“ in seinem DVD-Player rotierte und er dabei folgende Entdeckung machte:
Fatality:
So ein Ninja-Klopper steht und fällt ja immer mit dem eingeflickten Stock-Footage-Material, das für gewöhnlich locker 2/3 des gesamten Films ausmacht. Wenn’s da ordentlich zur Sache geht, hat man sozusagen den Jackpot. Beim vorliegenden Kandidaten knallt es zwar gehörig, doch leider gibt es außer Pulverdampf und theatralisch zusammensackenden Statisten nicht viel zu sehen (keine Shoot-Outs o.ä.). Auf Dauer wirkt das ziemlich ermüdend, womit wir auch schon beim klaren Highlight des Films wären – den Ninjas und deren abgefahrene Super-Kräfte. Neben wohlbekannten Standard-Skillz, wie z.B. sekundenschneller Klamottenwechsel oder spontane Teleportation, kommt diesmal auch der optisch fantas…äh….interessant in Szene gesetzte Unsichtbarkeits-Modus zum Einsatz. Doch auch die überaus nützliche Fähigkeit, zusammengeknotete Bettlaken aus dem Ärmel zu schießen, weiß zu begeistern.
Zwei Dinge möchte ich besonders hervorheben:
1. Das Ninja-Lager
Jawohl, SO und nicht anders muss ein Trainingslager für todesverachtende Ninja-Kampfmaschinen aussehen! Parallelen zu Abenteuerspielplätzen in Eurer Umgebung sind natürlich rein zufällig. Ach, was red’ ich, die Bilder sprechen für sich.
Bemerkenswert auch, mit welcher „Detailgenauigkeit“ John das observierte Lager skizziert:
2. Das Finale
Es hat – sogar bei Tomas Tang-Produktionen – durchaus Seltenheitswert, dass man innerhalb von nur wenigen Minuten eine dermaßen geballte Ansammlung grenzdebiler Ninja-Action serviert bekommt. Wenn ich einen Kaufgrund für dieses Kleinod nennen müsste, dann wäre das eindeutig der Schlussakt. Freuen dürft Ihr Euch auf:
Explosionen:
Rauchende Ninjas:
Schlangenbeschwörende Ninjas:
Breath-taking SFX:
Ulkig dekorierte Sprengfallen:
Todbringende Regenschirme:
Und den wohl überzeugendsten Todesstoß seit Erfindung des Schwert-zwischen-die-Achselhöhle-Tricks:
Drei Schädel für diese mentale Geisterbahnfahrt. Eine bessere Wertung verbietet sich aufgrund des grottigen Stock-Footage-Materials. Trotzdem ein sehenswerter Streifen – schon allein wegen dem Grand Finale.
‐ Odo
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