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Howard – Ein tierischer Held (USA, 1986)

verfasst am 3.Januar 2010 von Markus Haage

„Ich bin jetzt einer der düsteren Beherrscher des Universums. Heute nacht wurde der Nexus von Sominus vom Laserstrahl getroffen. Er liegt jenseits von Planeten, es ist das Reich der Dämonen, in die wir düsteren Beherrscher vor Ionen verbannt wurden.“

Lea Thompson und Howard.
(© Universal Pictures)

Abteilung: Guilty Pleasures (die 100ste). Eigentlich wollte Howard nach einem anstrengenden Arbeitstag gerade eine Dose Duckweiser öffnen, durch die Kanäle zappen und nebenbei den Playduck lesen – doch dann erfasste ihn ein Ionenstrahl, ausgesandt vom Planeten Erde und teleportiert ihn von seiner Heimatwelt nach Cleveland. Ausgerechnet Cleveland. Als einziger Enterich schleicht er nun durch die verdreckten Gassen der Metropole, nichtwissend, was ihm überhaupt geschah und wohin seine Reise ihn noch führen wird. Glücklicherweise trifft er auf Beverly, verhinderter Rockstar auf Stufe 1, die er aus den Fängen finsterer Backstreet-Rapists rettet. Sie entscheidet sich Howard erstmal eine Obhut zu verschaffen und nimmt ihn mit nach Hause. Am nächsten Tag gehen beide zu Phil Blumburtt, Freund von Beverly und selbsternannter Forscher von Weltruhm, doch eigentlich nur Hausmeister eines wissenschaftlichen Instituts. Dieser sieht in Howard eine Weltsensation – und seinen persönlichen Durchbruch. Doch in einem so schwierigen Fall müssen härtere akademische Geschütze aufgefahren werden. Man gut, dass Phil schon den Boden von so manchen berühmten Wissenschaftler putzen durfte und so kommt Dr.Jennings ins Spiel. Dieser ist genau genommen für Howards interstellare Zwangsumsiedlung zuständig – wollte er doch mit seiner riesigen Ionenkanone Kontakt zu anderen Dimensionen herstellen. Da Howard mit den Details der Astro-Physik nicht vertraut ist, stellt er unverblümt die Frage, ob man den Vorgang nicht einfach umkehren und ihn zurück nach Hause schicken könnte. Jennings ist sicher, dass dies funktionieren müsste. Gesagt, getan. Ionenkanone wird geladen, alles zum Transport klar gemacht. Doch diesmal geschieht ein noch schrecklicherer Fehler…anstatt das Tor zu Howard Planeten zu öffnen, wurde der Nexus von Sominus (!) vom Laserstrahl getroffen und einer der düsteren Beherrscher der Galaxis (!!) nicht nur einfach auf die Erde transportiert – sondern gar in Jennings Körper!!! Dieser ist fortan nicht mehr derselbe. Schleichend verwandelt sich sein Körper in ein Monstrum, dass nur ein Ziel hat – auch die anderen düsteren Beherrscher auf die Erde zu holen und ein neues Zeitalter der Finsternis beginnen zu lassen. Dafür braucht er – NATÜRLICH – ein Menschenopfer, durch die er die Beherrscher auf Erden wandeln lassen kann. Keine Frage, hierfür muss Beverly herhalten. Zwischen dem Überleben und Untergang der Menschheit steht nun der mutierte Jenning und Howard, die Ente.

Eine Ente die fliegt!
(© Universal Pictures)

Von der Masse gehasst, von wenigen Fans geliebt, besitzt „Howard – Ein tierischer Held“ mittlerweile Kultstatus – und dies vollkommen zurecht. Ja, er hat einige merkwürdige Momente, nicht jeder Gag sitzt und manches ist einfach zuviel des Guten – ob es die unzähligen Enten-Witze sind oder gar die teils überzogenen visuellen Gags – man muss weder Howards Kondom sehen, geschweige denn die Brüste einer Enten-Dame, dennoch ist der Film besonders in der Retrospektive ein kunterbunter, nicht einmal ansatzweise ernstzunehmender Fantasy-Spaß für Erwachsene. Richtig – für Erwachsene. Ich bin mir nicht sicher, welchen Weg LucasFilm mit diesem Projekt einschlagen wollte, aber einen Grund für den damaligen kommerziellen Flop haben wir somit schon gefunden. „Howard – Ein tierischer Held“ will beide Lager unterhalten – Kinder und Erwachsene, was noch nie wirklich funktionierte. Kein Wunder also, dass die Zuschauermassen mit diesem absurden Mix aus kindlichen Slapstick-Gags und erwachsenden Humor nicht viel anfangen konnten. Denn der Film basiert eigentlich auf einer recht zynischen und gemeinen Comic-Serie aus den 70ern, die gerade durch ihren Sarkasmus und der rücksichtslosen Hauptfigur Howard auffiel. Zumal Howard nicht ohne Grund sehr große Ähnlichkeit mit Donald Duck aufwies (weswegen der Disney-Konzern auch Klage einreichte und Marvel Howard fortan mit Hosen ausstatten musste, um den Unterschied zu verdeutlichen) und somit mit dem niedlichen Kinder-Comicfiguren aufräumen wollte. Eigentlich war dies nur als ein böser Spaß gemeint, der sich aber als äußerst populär erwies.

Cover der Comicvorlage.
(© Marvel Studios)

Von Howards zynischen und rauen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben – und das was seinen Weg in den Film fand, lässt den gesamten Streifen noch skuriler wirken als er schon ist. Eine klare Trennung zwischen kindergerechten Fantasy-Spass und dreckiger Comic-Verfilmung für Erwachsene gibt es nicht. Und so dürfen wir zwar Howard, den Helden, dabei zusehen, wie er böse Monster mit lilfarbenden Laserstrahlen ins Jenseits befördert (unterlegt von John Barrys sehr gelungenen, heldenhaften Score) – allerdings genauso wie er im Puff die vollgeschwitzten Handtücher wegräumt und zigarre-rauchend seine Zoten reißt.

Howard: „Gleitcreme! Handtücher! Antibiotika!“
[Ein halbnacktes, knutschendes Pärchen stürmt vorbei.]
Howard: „Wüäh. Augen zu und durch. Muss wohl gerade Paarungszeit sein.“

Dieser wilde Mix zieht sich durch den gesamten Film und ehrlich gesagt, selbst 25 Jahre später bin ich mir nicht bei jeder Szene genau sicher, was nun damit bezweckt werden sollte. Aber gerade dies sorgt für die beste Unterhaltung. Manche Dialoge könnten direkt aus Monthy Pythons fliegendem Zirkus stammen – einen Sinn ergeben sie nicht, aber die Situation in der sie eingebettet sind, die Darbietung der Schauspieler (hier insbesondere der deutschen Synchronsprecher) und deren Inhalt sorgt für unglaublichen Nonsense-Spaß…

Heute auf der Speisekarte: Gebratene Ente.
(© Universal Pictures)

[Howard soll von einer wilden Meute in einem Restaurant geschlachtet werden.]
Beverly [zur Bedienung]: „Rufen sie die Polizei! Nein, nicht die Polizei. Rufen sie irgendjemanden – bevor sie Howard wehtun!“
[Jenning mischt sich ein.]
Jenning: „Eine böse Kraft, schlimmer als ihr euch vorstellen könnt, ist dabei die Welt zu versenken.“
Bedienung: „Ach, nein. Wir haben hier Schlägereien alle naselang, Mister.“
[Bedienung geht ab. Howard wird weiter durch das Restaurant gejagt.]
Beverly [zu Jenning]: „Wollen sie nur hier rumsitzen?“
Jenning: „Sie hat die Eier weggeräumt.“

Unterlegt wird dies mit sämtlichen schrecklichen Schnick-Schnack der 80er Jahre. Kenner unserer Seite werden wissen was kommt: Nebel, Dauerwellen, Mini-Röcke, Leggins, Fliegerjacken, Hosenträger, Neonfarben. Hervorsticht hierbei der Titelsong des Films, für diesen um Hauptdarstellerin Lea Thompson eine Band namens Cherry Bomb gegründet wurde – von George Clinton produziert. Bevor jemand das Video anklickt, als Vorwarnung: Das sind die 80er.

Jennings in einem frühen Stadium seiner Mutation.
(© Universal Pictures)

Wer am Anfang des Videos genau hingesehen hat, wird Tim Robbins erkennen – ja, auch er spielt hier eine tragende Rolle und dies tut er – wie jeder andere Schauspieler – mit sehr viel Übermut. Ein weiteres Markenzeichen des Films: das unsägliche Overacting, bei diesem aber selbst ein Tim Robbins nicht an Jeffrey Jones’ genialen Jenning-Monster herankommt, welches zudem auch noch mit einem brillianten MakeUp versehen wurde. Ein weiterer Pluspunkt des Films. George Lucas steckte sage und schreibe 33 Millionen Dollar in das Projekt und erhoffte sich dafür natürlich nicht nur einen Hit, sondern auch ein neues erfolgreiches Franchise. An der Kinokasse konnten gerade einmal knapp die Produktionskosten eingespielt werden – nur über unzählige TV- und Video-Veröffentlichungen (weltweit) kam man wieder in die schwarzen Zahlen. Nicht genug für eine Fortsetzung, aber genug um sich einen Platz im kollektiven Pop-Gedächnis der 80ies-Kids zu sichern. Erwähnte Spezial-Effekte trugen hierbei natürlich bei, da diese für eine solch ausgeflippte Porduktion mehr als nur über dem Standard liegen. ILM liefert hier eine ihrer besten Arbeiten ab, denn es kommt nicht immer daraufan wie modern oder wegweisend Effekte sind, sondern wie gut sie sich in einen Film einbetten können und bei „Howard – Ein tierischer Held“ gibt es kaum einen Effekt der nicht in das Gesamtbild des Films passt oder nach 25 Jahren an Kraft verloren hat.

Eine Ente geht nie in Rente.
(© Universal Pictures)

Für Lucas bedeutete dieser wilde Mix aus Slapstick, Fantasy, Komödie, SciFi und Comic ein finanzielles Desaster. Eigentlich wollte er mit dem Filmerfolg seine Skywalker-Ranch finanzieren – doch dann muste er aufgrund des Flops seine Animations-Division von LucasFilm trennen. Apples Steve Jobs kaufte es auf um es später gewinnbringend an Disney abzutreten. Dreimal dürft ihr raten, was aus LucasFilms’ ehemaliger Animations-Abteilung heute geworden ist… Pixar. So hat der Film letztlich (im Laufe der Zeit) eine der wichtigsten Animationsschmieden der filmischen Neuzeit hervorgebracht – auch wenn es vollkommen ungewollt war. Lucas hingegen konzentrierte sich wieder verstärkt auf das Fantasy-Genre und erschuf einige Jahre später den ebenfalls völlig unterschätzten „Willow“, sowie seine neueste Division LucasGames – die das Videpsiel-Genre revolutionieren sollte.

Fatality:
„Howard – Ein tierischer Held“ ist kein schlechter Film, sondern ein merkwürdiger Film, der alle Absurditäten der 80er nicht nur in sich vereint, sondern sie auch noch auf die Spitze treibt. Wahrscheinlich nur für Kinder der 80er geeignet, die damit aufgewachsen sind – oder als Schocktherapie für Drogenabhängige.

Markus Haage

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Über Markus Haage 2274 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!