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Sakura Killers (Taiwan, 1987)

verfasst am 14.August 2009 von Markus Haage

„Nur ein Ninja kann einen Ninja töten.“

So prangert es vom der alten Verleihhülle (UFA anno 1988)…

„Operation Gen-Manipulation! Durch einen brutalen Ninja-Überfall auf ein streng bewachtes amerikanisches Gen-Labor gerät das geheime Videoband mit den Formeln, die die Welt beherrschen in die falschen Hände. Kein normaler Mensch kommt an die Formeln heran – keiner, bis auf die besonders trainierten Ninjas. Ihr Auftraggeber: SAKURA – ein Mann der keine Gegner hat – bis auf einen: THE COLONEL! Ein tödlicher Wettlauf um das Videoband mit den geheimen Aufzeichnungen beginnt…“

…und schaut man sich dazu das wild zusammengeschusterte Cover an, könnte man fast meinen einen 1-A-80ies-Actionkäse in den Händen zu halten – so richtig mit Dauerwellen und Rauchbomben. Zusätzlich machen knallige Schriftzüge auf der Front den potentiellen Verleihkunden noch heißer. Denn es steht geschrieben: „NINJAS CONTRA USA!“ Konnte ja keiner ahnen, dass die Ninja umherstolpernde Statisten vom Rummelplatz des Lebens sind und die USA hier von einem Schrotflinten-tragenden Alt-Macho dargestellt werden. Also nichts mit Sidekicks gegen Panzer.

(© UFA Video)

Mit Rolle vorwärts (und hepp!) bricht eine Horde Ninja in einem US-Regierungslabor ein. Ziel: Die geheime Formel! Welche geheime Formel? Na, DIE GEHEIME FORMEL! Die, mit der sich das Schicksal der gesamten Menschheit entscheidet (oder ähnlich)! Auf einem ollen VHS-Tape schlummert sie. Nun ist sie in den Händen der Ninja (verdammt!). Glücklicherweise erfährt davon der Colonel (puh…)! Bereits im Ruhestand versetzt, wollte er seine alten Tage auf seiner Ranch verbringen – doch wenn die US of fucking A ruft, musst die patriotische Pflicht erfüllt werden. Bewaffnet mit einer Schrotflinte schießt er die Ninja über’n Haufen, die nebenbei auch noch an den Super-Computer seiner Assistentin ranwollen. Um das Filmbudget zu sparen, schickt der Colonel einen Vertrauten, den Spezialagenten Dennis, nach Taiwan. Dort verbündet er sich mit dem Geheimagenten Sonny und gemeinsam werden sie in die Kunst des Ninjitsu eingeführt (denn „…nur ein Ninja kann einen Ninja töten.“ – hmh, und ’ne Ladung Schrot…) – komplett mit Trainingsmontage, brüllendem Lehrmeister und weisen Sprüchen („Ein toter Kämpfer ist nichts wert.“) – um den Ninja-Pack den Gar auszumachen (Hauptquartier: Stadtpark, Kampfhaltung: gehockt). Während sich Sonny und Dennis durch Taipeh prügeln, muss der Colonel indes die nicht enden wollende (und für den Verlauf der Geschichte vollkommen unbedeutenden) Ninja-Attacken auf seiner Ranch abwehren. Na, gut das man in Filmen nicht nachladen muss…

(© UFA Video)

„Sakura Killer“ greift nach dem altbewährtem Ninja-Rezept, bestehend aus zwei grundsoliden Trash-Knallern. Ein oller asiatischer B-Actioner, der für den westlichen Heimvideomarkt noch nicht verwurstelt wurde – und nachgedrehten Szenen mit amerikanischen Fernsehschauspielern aus der C-Liga. Der asiatische Teil wird komplett umsynchronisiert und umgeschnitten – das Material aus dem Drei-Tages-Dreh mit den US-Schauspielern so arrangiert, als ob beide Storylines miteinander verknüpft wären. In der Regel schickt also irgendein alter Haudegen zwei junge Agenten nach Taiwan – dort darf sich die Geschichte dann in sinnlosen Konversationen und wilden Prügeleinlagen verlieren (plus/minus einer Sexszene unter der Dusche). Bis am Ende der Oberninja in einer Rauchwolke erscheint und an einem Abhang verkloppt wird. Fertig ist die Ninja-Soße.

Diese wird – wie für Deutschland typisch – mit einer (vollkommen) hohlen Synchronisation versüßt, bei der sich lustlose Nachwuchs-Sprecher und -Schauspieler ihr Abendbrot nebenbei verdienen. Allein dies ist schon ein Garant für einen gemütlichen Feierabend. Von den anderen Nebenprodukten einer Ninjafilm-Produktion brauchen wir nicht viel Worte zu verlieren: Saltos, Nebel, Holzmasken, Shuriken, Verfolgungsjagden, Rosengärte, Katanas, Schrotflinten. Der ganze Hokuspokus – verpackt in 90 Minuten.

Wer sich auf die Suche nach dem Streifen macht, wird wohl vergeblich danach Ausschau halten. UFA brachte den Schmontz in den 80ern auf den Verleihvideo-Markt – seitdem gibt es nur noch eine Hongkong-, sowie US-DVD-Veröffentlichung. Wer die Importkosten nicht scheut, der kann als grenzdebiler Ninjafan beruhigt zugreifen – aber natürlich bieten die ausländischen Scheiben keine deutsche Tonspur. Und die ist ja bekanntlich für einen angenehmen Ninja-Abend die halbe Miete…

Markus Haage

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Über Markus Haage 2285 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!