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Shape of Water – Das Flüstern des Wassers, The (USA, 2017)

verfasst am 22.Januar 2018 von Markus Haage

(© 20th Century Fox Film Corp.)

Ursprünglich mit einem Budget von fast 100 Millionen US-Dollar ausgestattet, musste sich Regisseur del Toro am Ende mit gerade einmal 19,5 Millionen US-Dollar zufrieden geben. Verglichen mit seiner Vision eigentlich ein lächerliches Budget…

„The Shape of Water“ stellt eine wunderschöne, melancholische als auch sehr nostalgische Liebeserklärung an das Phantastische Kino sowie das Leben an sich, mit all dessen hellen und dunklen Seiten dar. Ein märchenhafter Traum, der tief in einen realen Alptraum gebettet ist. Trostlosigkeit trifft auf Glückseligkeit, große Qual auf das kleine Glück. Ein Film, mit dessen Charakteren, auch den übernatürlichen, man sich identifizieren kann. Menschlich, emotional. Oder wie Del Toro es in seiner Dankesrede bei den diesjährigen Golden Globes selber sagte…

„Since my childhood I’ve been faithful to monsters. I have been saved and absorbed by them, because monsters, I believe, are patrons and saints of our imperfections.“

Die Übernatürlichkeit verstärkt das Natürliche, weil es drastisch auch die tiefsten Abgründe sowie die höhsten Höhen aufzeigen kann. Alle menschlichen Facetten finden sich hier in den Figuren wieder, wohlgemerkt nicht nur bei den positiven Hauptcharakteren. Mut, Feigheit, Stolz, Scham. Getragen wird dies durch einen brillanten Cast, allen voran Hauptdarstellerin Sally Hawkins, die eben nicht dem Bild einer märchenhaften Prinzessin entspricht, aber deren Reise genau dadurch noch märchenhafter wirkt. Auch weil Del Toro seine phantastischen Welten immer wieder mit teils überraschend realen, intimen aber eben sehr menschlichen Momenten versetzt. Das Gefühl einer unglaublichen Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit umhüllt die Figuren seines Films. Als Zuschauer fühlt man nicht einfach nur mit den Charakteren, man fühlt für sich selber mit.

Liebe auf den ersten Blick.
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Passend zum 50er-Jahre-Setting bedient sich Del Toros nicht nur dem klassischen Phantastischen Kino, sondern auch den cineastischen Welten eines Douglas Sirks („Was der Himmel erlaubt“, 1954), und verwebt dies eng mit realen Begebenheiten. Universal Monsters, Red Scare, Kalter Krieg, Suburbia, Jim Crow, die Liste wäre irrsinnig lang. Eine unendliche Fundgrube der Interpretationen für zukünftige Kulturwissenschaftler. Und es wirkt nie aufgezwungen, nicht einmal wie eine Hommage, sondern immer originell. Vielleicht Del Toros größtes Verdienst, die Eleganz und Leichtigkeit mit der er diese eigentlich schwere Geschichte innerhalb von nur 120 Minuten erzählt.

Das Böse vereint.
(© 20th Century Fox Film Corp.)

Del Toro ist sich in seiner Vision so sicher, dass man ihm bei keiner kreativen Entscheidung widersprechen, sondern sich einfach nur von ihm mitreißen lassen möchte. Das Budget betrug gerade einmal 19,4 Millionen US-Dollar. Behält man dies im Hinterkopf, ist es schier unglaublich zu sehen, was Del Toro aus diesem doch eher moderaten Produktionskosten herausholt. Es gibt derzeit keinen Regisseur des Phantastischen Kinos, der von seinen Projekten eine klarere Vision besitzt als Del Toro. Er weiß, was er will und wie er es umsetzen kann. Und dies erlaubt ihm auch mit „kleinem“ Geld große Ideen anzugehen. Der Dank geht somit hier auch an 20th Century Fox, die den Mut besaßen ein solch eigenwilliges Projekt überhaupt zu tragen und auf Del Toro zu vertrauen. Es wäre ein Leichtes gewesen, den Film auf ein massentauglicheres PG-13 herunterzuschneiden. Fox tat dies nicht. Ich hoffe inständig, dass der Zuschauer dies belohnen wird, denn nur so können solche Projekte in der Zukunft umgesetzt werden. Mit „The Shape of Water“ haben wir eine unglaubliche kreative Vision einer phantastischen und zugleich hyperrealistischen und -nostalgischen Welt vorliegen,

Del Toro liefert mit „The Shape of Water“ den Höhepunkt seines schöpferischen Schaffens ab. Ein Meisterwerk, von dem man noch in vielen, vielen Jahren sprechen wird. Ich hoffe zumindest, dass das Gros der Zuschauer den Film mit den gleichen Augen sehen wird wie ich.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!