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Wenn Comic-Künstler auf einmal Bodyguards brauchen…

verfasst am 20.Juli 2018 von Markus Haage

Wir leben in verrückten Zeiten. Dass Künstler teils harsche Reaktionen auf ihre Kunst erdulden müssen, ist nichts neues und gehört wohl zum Geschäft. Dass sie nun aber Bodyguards zugewiesen bekommen, damit sie an einer Comic Con teilnehmen können, wohl schon. Tom King, bekannter Comic-Illustrator, erhielt Morddrohungen, nachdem er in der aktuellen Ausgabe #50 von Batman aus dem Hause DC Comics die Hochzeit zwischen dem titelgebenden Heroen und Catwoman als Plottwist platzen ließ. Anscheinend freuten sich einige Fans zu sehr auf dieses Ereignis und waren demnach sehr darüber „enttäuscht“, dass es in letzter Sekunde nicht stattfand. Wohl etwas zu sehr enttäuscht. Die Morddrohungen stufte man als real ein und wies King für die derzeit stattfindende San Diego Comic Con einen Bodyguard zu, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet. King nimmt es mit Humor, und die Morddrohungen wohl nicht zu ernst. Dennoch sind diese real (oder zumindest gefallen) und die Zuweisung eines Bodyguards eben eine reale Konsequenz.

King postete folgendes Bild auf Twitter:

Harsche Reaktionen auf Kunstwerke sind normal. Die Geschichte liefert dazu unendlich viele Beispiele. Aber auch den Popkultur-Bereich erreichen diese immer öfters. Rian Johnson, Regisseur von „Star Wars: Die letzten Jedi“ (2017), muss dies seit mehreren Monaten am eigenen Leib erfahren. Darsteller des Films haben ihre offiziellen Accounts in sozialen Netzwerken aufgrund von zunehmender Häme und Spott, als auch extremer Beleidigungen, gelöscht. Nun muss hier natürlich differenziert werden. Hauptdarstellerin Daisy Ridley stellte ihren Instagram-Account ein, nachdem sie sich als britische Staatsbürgerin kritisch zum US-amerikanischen 2nd-Amendment, dem Recht Waffen zu tragen, äußerte. Somit bezog sie nicht nur klar politisch Stellung, sondern mischte sich auch bewusst in eine bereits sehr harsch geführte innenpolitische Debatte ein. Kelly Marie Tran, die im neuen Film Rose Tico spielt, löschte ebenfalls die Inhalte ihres Accounts, nachdem sie zur zentralen Hassfigur vieler Fans erklärt wurde und die Abneigung gegenüber dem Film quasi an ihrer Person erdulden musste.

Viele solcher Hasswellen kommen und gehen. Nicht alle muss man ernst nehmen, aber dennoch gibt es leider auch genug Irre, die nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können. Menschen, deren Passion zu einem Projekt auch leicht in Wahn umschlagen kann. Dies ist nicht neu und existierte schon vor Jahrzehnten. Es gibt zig Fälle, in denen Künstler gestalkt, bedroht oder gar ermodert wurden. Doch hierbei handelte es sich oft um psychisch gestörte Menschen, die einem direkten Personenkult verfallen waren. Im Mittelpunkt der aktuellen Hasswellen geht es eher um ein bestimmtes Kulturprodukt. Dies erschwert den Künstlern auch künstlerische Risiken einzugehen, da beispielsweise viele Publisher oder Studios natürlich auch finanziell auf der sicheren Seite stehen müssen und wollen.

Es wird wohl leider auch in Zukunft noch unzählige solcher Fälle geben. Hoffen wir, dass sich Künstler davon nicht abhalten lassen, weiterhin erzählerische Risiken einzugehen.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!