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Beast Creatures (USA, 1985)

verfasst am 15.Juli 2006 von Markus Haage

Nord-Atlantik, 1920 anno Domini: Vor der handgemalten Kullisse eines sinkenden Schiffs (soll sein: Luxuskreuzers, sieht aus: wie Banana-Joes Amazonas-Kutter) gerät eine Horde Laiendarsteller vor die unscharfen Kameralinsen einer C-Produktion – und in Seenot. Hoffnungslos und verloren sind sie auf einem Rettungsboot namens „Obelisk“ dem Willen Poseidons  ausgesetzt und stranden  zusammen mit dem übermüdeten Regisseur und dem unterbezahlten Kameramann auf einer Insel des grotesken Puppen-Horrors. Einer TROPISCHEN Insel des grotesken Puppen-Horrors. Im Nord-Atlantik, wohlgemerkt.

(© Rebell Video)

Hier laufen sie umher. Und laufen. Und laufen. Unaufhaltsam. Wie der Duracell-Hase. Doch dann: SÄURESEE! Einer der Darsteller entdeckt einen SÄURESEE und schmilzt mit schmerzverzerrten Gesicht vor sich hin. Dann Langeweile. Sie laufen wieder. Und laufen. Und laufen. Unaufhaltsam. Wie der Duracell-Hase.

(© Rebell Video)
(© Rebell Video)

Wer bis dahin schon abgeschaltet hat und sich selbst durch die krude Schmelz-Attacke nicht begeistern konnte, der ist selber schuld – und verpasst einen der wildesten Trash-Hammer in der Geschichte der Menschheit. Denn jetzt werden unsere schiffbrüchigen Laiendarsteller von den BEAST CREATURES angegriffen!!! Erinnert ihr euch an die tschechischen  Märchenpuppen-Imitate aus dem DDR-Fernsehen? Ihr habt euch als Kinder gefragt: „Die sind so hässlich, wer spielt damit? Was passiert mit denen?“. Hier ist die Antwort: Sie werden als geistesgestörte Zwerg-Kannibalen wiederverwendet. Man steckt sie auf einen schwarzen Stock und haut sie auf die Schauspieler. Fertig ist der Kannibalen-Horror.

(© Rebell Video)
(© Rebell Video)

Die Herstellung dieses Filmes dürfte nicht länger als ein Wochenende im Stadtpark gedauert haben. Requisitentechnisch gibt es nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS was man auch nur annähernd als Requisite im eigentlichen Sinne bezeichnen könnte, ohne dabei die Definition des Wortes „Requisite“ nicht völlig ad absurdum führen zu müssen. Die „Beast Creatures“ sind eine Horde Handpuppen, die starr an Stöcken durch das Bild geschleudert werden. Sämtliche Gore-Effekte bestehen aus 3 Tage alten Schnitzeln (unpaniert) und madriger Erdbeer-Marmelade. Fuck – nicht einmal ein wirkliches Inselgefühl kommt auf, da der Film wohl irgendwo im Herzen der floridanischen Pampa heruntergekurbelt wurde. Aber all dies ist gar nicht mal die Krone der SFX-Schöpfung, sondern vielmehr die Skelette aus dem Biologie-Unterricht (gut zu erkennen: die aufklappbare Schädeldecke), die halbverweste Leichen darstellen sollen…eigentlich.

(© Rebell Video)

„Beast Creatures“ ist Hardcore in 90 Minuten und umfasst ALLE Höhen und Tiefen des inflationären Trashfilms. Wahnsinnige Dialoge, kaputte Darsteller (die allesamt laut IMDB-Listing nie wieder in irgendeinen Film mitspielten), absurde Effekte, krude Musik und gähnende Langeweile. Einfach nur noch debil. Zwischen Lachattacke und kalte Füsse.

(© Rebell Video)
(© Rebell Video)

Wer auf richtig harten Trash steht, sollte sich schleunigst auf die Suche nach den „Beast Creatures“ machen, denn dieses Wunderwerk des abseitigen Films wurde (zumindest in Deutschland) nie auf einem digitalen Silberling gepresst und erschienen lediglich auf Video – anno 1984. Herausgebracht von einer Hinterhof-Firma namens „Rebell-Video“, die es längst nicht mehr gibt (warum wohl?) und von den deutschen Behörden noch im gleichen Jahr auf den Index gesetzt.

Wer den Streifen gesehen hat, darf wahrlich von sich behaupten, in die tiefsten Ecken des Trashfilm-Universums vorgedrungen zu sein…

Markus Haage

Über Markus Haage 2266 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!