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Justice League (USA, 2017)

verfasst am 11.Dezember 2017 von Markus Haage

(© Warner Bros. Ent.)

Kaum eine andere Großproduktion wurde schon vor dem Drehstart zum Scheitern verurteilt. Die eigentliche Produktionsphase war demnach auch von zahlreichen kreativen Umbrüchen bestimmt. Leider merkt man es dem Film an…

Einer fehlt doch noch…
(© Warner Bros. Ent.)

Als großer Fan vom Gesamtwerk „Man of Steel“ und „Batman v Superman“ (auch wenn ich die Schwächen des Kickstart-Storytellings sowie ein, zwei Fehlinterpretationen/-castings, siehe Lex Luthor, absolut anerkennen muss), ging ich schon mit „Bauchschmerzen“ in die Vorführung. Es war klar, dass man hier nicht Zack Snyders Vision sehen würde, sondern ein Flickwerk, welches vom Studio zerhackt und von Joss Whedon notgedrungen zusammengeschustert wurde. Warner Bros bestand auf den Filmstart, damit die CEOs ihre Boni für dieses Jahr behalten können, und auch Warner forderte eine 120-Minuten-Laufzeit ein, damit der Film öfters gespielt werden kann. Auch wollte Warner mehr Humor und einen leichteren Unterton. Zahlreiche abgedrehte Szenen flogen raus, 20% des Films wurden nachgedreht, um die dadurch entstandenen Logiklöcher notdürftig zu stopfen. Die Komponisten wurden ersetzt, das Design des Films überarbeitet. Diese brutalen Abänderungen haben schon eine eigene Retrospektive für eine Print-Ausgabe verdient (ich bin schon am überlegen … 😀 ).

Da ist er! Und auch gleich wieder weg.
(© Warner Bros. Ent.)

Am Ende kommt ein zwar rasanter Film dabei heraus, der sich inhaltlich oft verstolpert, nicht viel elegant abarbeitet (sowie in „BvS“) sondern eher abhakt und auch nicht wirklich weiß, was er uns denn nun erzählen möchte. Es ist ein Brei aus zuvielen Ideen, der an die Wand geklatscht wird. Hier und da schimmert Snyders Vision noch durch – man erinnere sich an die großartige Titelsequenz oder die vielen kleinen Charakter-Momente, die Hintergründe der Origin-Stories, etc., – aber dies ist nicht mehr Snyders Werk. Dazu hat Whedon seine Ideen reingehämmert, und diese passen nicht zu Snyders Inszenierung. Aufgrund der drastischen Farbkorrektur, um den Film heller und bunter wirken zu lassen, wirken die Kostüme der Helden nun billig. Sie betten sie nicht mehr in Snyders visuelles Gesamtkonzept ein. Die Idee Danny Elfmans Batman-Theme von 1989 oder John Williams‘ Superman-Theme von 1976 anklingen zu lassen, irritiert nur. Hans Zimmers Hauptthema war grandios. Auch dies war Whedons Entschiedung, die keinen inhaltlichen Sinn ergibt. Somit ist es ein Film der erzwungenen Kompromisse durch Außenstehende. Selbst für den eigentlich epischsten Moment der DC-Comic-Geschichte bleibt kaum Zeit: Die Wiedergeburt Supermans. Auf einen solchen Moment muss man hinarbeiten. Es kann nicht sein, dass Supermans Opfer nach 60 Minuten wieder aufgehoben wird. Dass er einfach wieder da ist und zurückkehrt. Ursprünglich plante Snyder zwei „Justice League“-Filme. Es ist davon auszugehen, dass Superman erst im zweiten Teil wieder auftauchen sollte. Doch recht früh soll Warner dies gecancelt haben. Unverständlich. Superman durfte nicht einmal seinen schwarzen Anzug tragen, auch dies wurde erst in der Nachproduktion abgeändert. Es durfte keine Zeit für echte Entwicklungen geben. Alles musste rasant abgehandelt werden, um es einfach nur zu beenden.

„Justice League“ ist ein inhaltlich zerissener Film, bei dem zuviele Köche den Brei wortwörtlich verdorben haben. Es wäre soviel besser gewesen, wenn Zack Snyder seine Vision zumindest hätte beenden können, um das DCEU dann komplett neu aufzustellen. Inhaltlich kein Problem. Die Storyline Flashpoint, die im ersten Flash-Film behandelt werden soll, bietet hierfür die absolute (und unglaublich elegante) Steilvorlage. Auch wäre es grandios gewesen, das DCEU mit einem Dark Age zu beginnen (Snyders Vision) und Supermans Wiedergeburt als Aufhänger für ein Golden Age zu nutzen. Aber wie wir wissen, wollte Warner Bros die harten Abänderungen (und leider auch viele Zuschauer … das DCEU konnte nicht wachsen). Schade. Auch wenn einem „Man of Steel“ oder „Batman v Superman“ vielleicht nicht gefiel, wurde damit eine ganz mutige Umsetzung sinnlos zerstört. Snyders Trilogie, die mit „Justice League Part I & II“ ursprünglich eine Tetralogie war, bleibt unvollendet. Ich glaube übrigens auch nicht, dass Zack Snyders „Justice League“ weniger Geld eingespielt hätte. Im Nachhinein hätte sein Film ohne die vielen Nachdrehs sogar weniger gekostet. Nun, denn. Es bleibt ein Jammer. Sehr schade. Wohin ab jetzt die Reise geht, weiß niemand.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!